Musikalische, clowneske Erzählung als lebendiges Denkmal für einen Straßenkehrer auf Kreta (Griechenland) beim internationalen Theaterfestival „Luaga & Losna“ in Feldkirch (Vorarlberg).
Mit Putzwagen, Wasserkübel und Wischmop reinigt der „Straßenkehrer Emillio“ den Bühnenboden, hält immer wieder Ausschau nach dem Schauspieler und Musiker, der eigentlich schon da sein sollte… Und obwohl da schon klar ist, dass er selbst in Wahrheit der Akteur für die kommende Stunde sein wird, nimmst du ihm auch die eher schüchterne, zaghafte, verspielte Annäherung an die Gitarre, das Akkordeon, die Laute … ab.
Der Vielfach-Musiker Andreas Paragioudakis ist beim internationalen Theaterfestival für junges Publikum „Luaga & Losna“ (schauen und hören) im Vorarlberger Feldkirch für das kurzfristig wegen eines Todesfalls in der Familie ausgefallene Teatro Distinto (Italien) mit dem geplanten Stück „Solitarium“ eingesprungen. Und verzauberte das Publikum durch die wenigen erzählten Geschichten und die vielfältige Musik, die er aus den genannten und noch weiteren Instrumenten wie u.a. einer Concertina oder Zungentrommeln „zauberte“. Vor allem aber gelang es ihm das Publikum sanft und sehr entspannt zum Mitsummen, trommeln, stampfen zu animieren. Dazwischen verteilte er Rasseln, Shaker, Glöckchen, Kalimbas und schaffte es so, ein gemeinsames Konzert zu erschaffen.
Seine kleinen, kurzen Erzählungen knüpften an einem realen Straßenkehrer in seiner ersten Heimat Rethymno auf Kreta (Griechenland) an. Für viele ein Außenseiter, sei er im Haus seiner Oma immer willkommen gewesen, zwischen ihm und dem späteren Musiker sei gleich eine inspirierende, ja freundschaftliche Brücke entstanden. Ihm wollte Paragioudakis mit diesem musikalischen Stück, theatralen Konzert eine Art Denkmal setzen. Und sofort kommt Beppo aus Michael Endes „Momo“ in den Sinn und dessen Draht zur Hauptheldin gegen die Herren in Grau, die die Zeit stehlen wollen, und den anderen Kindern.
Und so baut der Musiker, der auch früh schon von Schauspielerei angefixt war, und seinen „Straßenkehrer“ irgendwie auch clownesk anlegt, auch die Traurigkeit der Figur ein über jene Jahre, in denen er fast nie Kinder traf, weil sie das Haus kaum verlassen, ja nicht einmal in die Schule gehen durften. Doch dann endlich…
Für die Entwicklung seines Stückes habe er – so erzählt Paragioudakis im Nachgespräch – auch viel mit Straßenkehrern in seiner jetzigen Heimatstadt Bregenz gesprochen und deren philosophischen Betrachtungen der Welt schätzen gelernt. Ganz beglückt lächelt er noch jetzt, wenn er von der Situation berichtet, wo er mit seinem Fahrrad und dem Anhänger nicht sicher war, ob er zwischen zwei eng geparkten LKW durchkommen würde und den zufällig anwesenden Straßenkehrer fragend anschaute, worauf der gelassen aussprach: „Wenn du willst, kommst du überall durch!“
„Der Straßenkehrer“ ist ein Konzert/Theaterstück, das viel positive Stimmung durch die von Andreas Paragioudakis mit „nebenbei“ Leichtigkeit erzeugte Gemeinsamkeit und Freude über „kleine“ Momente versprüht und eine kräftige Portion Optimismus mit hinaus aus dem Theaterraum nehmen lässt.
Compliance-Hinweis: KiJuKU wurde von Luaga & Losna zur Berichterstattung nach Feldkirch (Vorarlberg) eingeladen.
Ein Familienkonzert
Ab 4 Jahren
Von und mit Andreas Paragioudakis + den mitmusizierenden Zuschauer:innen
andreasparagioudakis
35. Internationales Theaterfestival für ein junges Publikum
Bis 9. September 2023
Feldkirch, Vorarlberg
luagalosna -> feldkirch-2023