„Offene Zweierbeziehung“ von Dario Fo und Franca Rame, gespielt vom „Utopia-Theater im Kellertheater „Experiment am Liechtenwerd“ (Wien).
Zwei bequeme Sessel, zwei Paravents und eine bespielbare Tür. Das reicht auf der Bühne in diesem kleinen, herb-charmanten Keller-Theater. Der Mann entert die Bühne, klopft an diese Tür, nein pumpert, schaut durchs Schlüsselloch. Fleht Antonia an, es nicht zu tun. Und wenn sie schon Pillen schluckt, dann bitte nicht seine Asthma-Tabletten. Versucht durch Schuldeingeständnisse, dass er ein A… ist, die Ehefrau vom Suizid abzubringen. Oder doch nicht wirklich? Meint er’s nicht ernst. Sie vielleicht auch nicht?
So ernst der Beginn, so ist schon sein Schauspiel von einer gewissen humoristischen Note durchzogen. Die verstärkt sich mit dem Auftritt der Ehefrau – aus unerwarteter Position – nein, gespoilert wird hier nicht, woher sie die Bühne betritt.
Andrea Nitsche und Thomas Bauer (Regie: Peter W. Hochegger) spielen flott, humorvoll, mit einem Schuss Selbstironie „Offene Zweierbeziehung“ von Franca Rame und Dario Fo im Theater Experiment am Liechtenwerd (Wien-Alsergrund; 9. Bezirk). Antonia hält das Leben mit dem Ehemann nicht mehr aus, weil er dauernd Affären mit „blöden Weibern“ hat. „Ach, wären dir intelligente lieber?“
Ja, er sei schon ein A…loch, aber könnten sie nicht beide lieber ein „offene Zweierbeziehung“ (so nicht nur Stücktitel, sondern seit der 68er-Bewegung ein oft diskutiertes, propagiertes Konzept) führen. Könnte sie sich nicht auch zum Ausgleich einen Liebhaber suchen?
Nach etlichem Hin und Her tut sie das. Und siehe da, als sie sich schick macht, um diesen Alfred, einen intelligenten Wissenschafter und obendrein Musiker zu empfangen, da beginnt er auszuzucken. Offen also nur für ihn, den Mann. Wenn auch für die Frau, so wäre dieses „offen“ auf Durchzug und ja, nun droht er, sich umzubringen – unter anderem in der Wiederholung der ersten Szene nur nun mit umgekehrten Vorzeichen, also vertauschten Rollen: Er hinter der Badezimmertür, sie davor, ihn abbringen zu wollen… oder ist alles nur vorgespielt – von beiden Seiten?
Vordergründig geht’s um die „offene Zweierbeziehung“ (vor 41 Jahren uraufgeführt), im Kern aber spiegelt das Stück generell das nach wie vor ungleiche Geschlechterverhältnis zwischen Frau und Mann – mit der optimistischen schrittweisen Entwicklung der weiblichen Rolle von der unterbutterten Ehefrau zur selbstbewussteren Gleichberechtigten. Diese Wiederaufnahme des Utopia-Theaters als Gastspiel im „Experiment“ ist sozusagen auch ein „Teaser“ für die diesjährige Sommmer-Tour. Anfang Juni bis in den September hinein spielt „Utopia-Theater – mit größerem Ensemble – kreuz und quer durch Wien auf Plätzen und in (Gemeindebau-)Höfen im Freien ein anderes Stück des Duos Fo und Rame: „Bezahlt wird nicht“. Das italienische Komödienduo verstand es meister:innen-haft, ernste Themen in Satire, Farce zu verpacken – mit Lachen, das mitunter dann doch im Halse stecken bleibt.
Zwei Jahre vor dem 70. Geburtstag des zum Theater umgebauten einstigen Kohlekellers in der Wiener Liechtensteinstraße unweit der U4/U6-Station Spittelau, füllen vor allem (sehr) alte Theaterbegeisterte, nicht wenige sogar älter als das Theater selbst, die mit 49 Sitzplätzen kleinste und älteste Kleinbühne der Bundeshauptstadt. Besucher:innen von denen einige meinen, ein Abend ohne Theater sei kein richtiger!
Seit der Eröffnung zu den Wiener Festwochen 1956 gab es hier mehr als 250 verschiedene Stücke, davon 43 Uraufführungen vornehmlich österreichischer Autor:innen und 79 österreichische Erstaufführungen. Pro Theatersaison sind jeweils 4 Produktionen vorgesehen – mit zusammen mindestens 100 Aufführungen.
Das tourende „Utopia Theater“ ist hingegen noch sehr jung. Erst seit fünf Jahren spielt es vor allem Klassiker von Nestroy, Jura Soyfer – und heuer eben von Franca Rame und Dario Fo.
von Dario Fo und Franca Rame
Regie: Peter W. Hochegger
Schauspiel
Antonia: Andrea Nitsche
Ehemann: Thomas Bauer
26. April 2024
Theater Experiment am Liechtenwerd: 1090, Liechtensteinstraße 132
office@utopia-theater.at
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