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Szenenfoto aus "Tiébélé"
Szenenfoto aus "Tiébélé"
22.04.2024

Live-Musik, Gesang, Malerei führen in den Süden von Burkina Faso

Gastspiel einer belgischen Gruppe beim 10. spleen*graz: In Zusammenarbeit mit Künstler:innen dieses westafrikanischen Landes wird die Tradition des jährlichen Neubemalens von Hauswänden durch Frauen mit der Weitergabe von Kultur verbunden – und szenisch dargestellt.

Zwei Frauen, drei Schüssel, ein großer Kreis auf der Bühne, ein wenig im Hintergrund stehen durchsichtige Kunststoffplatten auf rollbaren Metallgestellen. Aus dem Off kommt Gesang in einer melodiösen afrikanischen Sprache – es ist nicht das in Burkina Faso weit verbreitete Mòoré (Sprache der Mossi), sondern Tiébélé. Das Stück „Tiébélé“ der Gruppe Le Théâtre de la Guimbarde (Regie: Gaëtane Reginster) aus Belgien führt das Publikum in diesen westafrikanischen Staat, genauer ins Titel-gebende Dorf in Kassena, einer Region im Grenzgebiet zum südlichen Nachbarland Ghana – rund 250.000 Menschen, fast gleich aufgeteilt auf die beiden Staaten.

Musik, Gesang, Malerei

Vier Mal spielte die Gruppe beim aktuell laufenden Kinder- und Jugendtheaterfestival spleen*graz in der steirischen Landeshauptstadt. Auf der Bühne des KNOPFtheaters im Kindermuseum #frida & freD spielt die großgewachsene Bérénice De Clercq eine N‘goni – ein Saiteninstrument mit dem Klangkörper eines ausgehöhlten Kürbisses (Musikalisches Arrangement: Zouratié Koné). Ihre Bühnenkollegin Nadège Ouédraogo nimmt die scheinbar leere Schüssel – und siehe da, sie holt daraus so etwas wie Sand hervor, bläst ein bisschen davon in die Luft – eine Staubwolke fliegt über die Bühne. Sie dreht die Schüssel um und spielt mit dem, was sich als feiner Lehm-Sand herausstellen wird, taucht die Hände ein wenig in eine zweite Schüssel – mit Wasser, beginnt ein bisschen zu gatschen, scheinbar herumzu „kritzeln“ mit Lehmsand und Wasser, holt schließlich aus der dritten hölzernen Schüssel in Farbe getauchte Schwämme.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Tiébélé“

Fast in sich versunken wie ein kleines Kind – wären da nicht immer wieder die gemeinsamen Gesänge mit der Kollegin – und natürlich Blicke ins Publikum. Und alles nicht auch „nur“ Vorbereitung dafür, dass die beiden Frauen eine der oben schon erwähnten durchsichtigen, unterschiedlich geformten, Kunststoffwände (Bühnenbild: Laurence Jeanne Grosfils) nach vor in die Mitte des Kreises geschoben, bemalen. Flächige, kreisig, in wilden Handbewegungen, dann wieder klein, zart, exakt Farbe wegkratzen – womit sozusagen Fenster in der Farbfläche entstehen…

Aus der Wirklichkeit „ausgeborgt“

Dieses Spiel ist der Wirklichkeit in der genannten Gegend zwischen den beiden Ländern nachempfunden. Jedes Jahr malen Frauen aller Generationen gemeinsam die Hauswände neu an – flächig und darauf meist geometrische Muster. Sie singen dabei und erzählen Geschichten und Geschichte aus ihrer Kultur und geben sie so von Alten an die Jungen weiter. Unterstützung holten sich die belgischen Künstler:innen für dieses Projekt von Laure Guiré und der Wéléni-Vereinigung in Burkina Faso.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Tiébélé“

Die fünf bemalten Wände ergeben nun eine Häuserzeile im Hintergrund – und werden noch weiter, dieses Mal digital, bemalt – Video-Animation: Mathieu Georis, bis der ebenfalls virtuelle Regen alles überdeckt.

Der poetische, verspielte Mix aus Live-Musik, Gesang und Malerei verzaubert – und bringt so „nebenbei“ eine den meisten Besucher:innen unbekannte Welt näher. Und passt wunderbar zu vielen weiteren (sehr) verspielten Programmpunkten bei diesem Jubiläumsfestival – das alle zwei Jahre über die Bühnen – und immer mehr auch Outdoor gehende „spleen*graz“ findet nun zum zehnten Mal statt.

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Compliance-Hinweis: Das Festival spleen*graz hat Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr … für drei Tage zur Berichterstattung nach Graz eingeladen.

Besprechung von Stücken, die beim 10. spleen*graz gezeigt werden, KiJuKU aber schon davor andernorts gesehen hat

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Tiébélé“
INFOS: WAS? WER? WANN? WO?

Tiébélé

Le Théâtre de la Guimbarde (Belgien)

Regie: Gaëtane Reginster
Schauspiel und Gesang: Nadège Ouédraogo, Bérénice De Clercq
Bühnenbild: Laurence Jeanne Grosfils
Musikalisches Arrangement: Zouratié Koné
Video-Animation: Mathieu Georis
Kostüm: Elyse Galiano
Licht und Technik: Vincent Stevens

Unterstützung des Projekts in Burkina Faso: Laure Guiré und Wéléni-Vereinigung
Künstlerische Unterstützung: Daniela Ginevro

laguimbarde

spleen*graz

10. internationales Theaterfestival für junges Publikum
Bis 24. April 2024
Graz – an acht Spielorten
spleen-graz -> programm