„Umami“ von der Kompanie Freispiel im Dschungel Wien – schon für jüngstes Publikum – dreht sich rund um eine große Zunge.
Eine riesige rote Zunge ragt von hinter einem Vorhang bis mitten auf die Bühne. In einer erhöhten Nische lehnt eine große, allem Anschein nach aus Pappmaschee hergestellte überdimensionale Zitrone. Knapp unterhalb der Decke hängen Stoff-Gebilde, die an Karfiol (Blumenkohl) und Brokkoli erinnern. Auf und unter einem kleinen Tischchen stehen dafür Schalen mit echtem Obst und Gemüse. Dazu lehnt noch ein Cello in seinem Ständer vor einer kleinen Sound-Maschine. So präsentiert sich im Wesentlichen die Bühne samt Drumherum für das folgende nicht ganz ¾-stündige Stück „Umami“ (ab 3 Jahren) von der „Kompanie Freispiel“. Klar es geht ums Essen, um Genuss und vor allem Geschmack, vielmehr Geschmäcker.
In diesem Umfeld beginnen Caterina Vögel und Antonia Luksch zunächst ausschließlich mit mmmhhh und ähnlichen Lauten, die rund ums Essen bekannt sind, ihr Spiel, in dem die eine der anderen Zwiebel, Schwammerl, Melanzani und sich selbst versteckt. Echte Lebensmittel sowie gebaute Objekte wie die genannten und weitere werden Mittel des Schauspiels der beiden Performerinnen. Die haben „Umami“ gemeinsam mit Anna Schmid entwickelt, die auch Regie führte und – gemeinsam mit Kajetan Uranitsch
– das Stück konzipierte.
Brokkoli und Karfiol werden von der Decke runtergelassen und zu Gewändern der Spielerinnen, in ihrem sehr rhythmischen Agieren. Manchmal besingen sie – zu eigener Streichmusik unter anderem Gemüsesorten. Dabei flechten sie so nebenbei ein, dass Karfiol auch unter Blumenkohl bekannt ist so wie Paradeisern als Tomaten und Kartoffeln als Erdäpfel.
Nach und nach belegen die beiden Spielerinnen / Tänzerinnen / Sängerinnen die große Zunge mit echten und nachgebildeten Lebensmitteln vor den staunenden, gespannten, herzhaft lachenden, manchmal auch reinrufenden Kindern, besingen „süß, bitter, salzig sauer, die Zunge liegt auf der Lauer“. Immerhin hat sie viel zu entdecken und schmecken.
Gegen Ende lösen sie den für manche möglicherweise rätselhaften Titel. Denn neben den eben erwähnten vier Geschmacksrichtungen gibt es eben als fünfte umami. Das aus dem Japanischen kommende Wort für wohlschmeckend und würzig, ist in unseren Breitengraden noch nicht so besonders lange bekannt. Mit Schilderungen wie „Schwammerln mit Tomaten würzig angebraten“ oder in Maki bzw. Salami versuchen sie diese Geschmacksrichtung zu veranschaulichen – als Überraschung gibt es am Ende eine mit Umami-Gewürz versehene ansonsten geschmacksneutrale Kostprobe für alle.
In China hat übrigens schon vor rund 2500 Jahren der bekannte Philosoph Konfuzius die Verwendung eines fermentierten Würzmittels aus Fleisch, Getreide, Salzwasser und Ethanol beschrieben, das später aus Sojabohnen hergestellt wurde. Der Begriff selbst kam erst vor rund 100 Jahren vom japanischen Chemiker Kikunae Ikeda (1864–1936) ins Spiel, der 1909 „umami“ als Name für diese fünfte Geschmacksrichtung vorschlug.
Zwei weitere spannende Objekte (Bühne, Ausstattung: Christopher Schulz; Kostüme, Ausstattung: Maren Lencer) lösen wohl bei den meisten erwachsenen (begleitenden) Besucher:innen Assoziationen aus: Eine lässig an einer Ecke des Vorhangs in lehnender Position hingestellte Hose aus zwei Karotten mit dem Grünzeug dazu als Oberkörper. „Karottenhosen“, vor rund 40 Jahren erstmals modern mit Revival 20 und dann nochmals zehn Jahre später.
Und fast unscheinbar weit abseits klebt eine Banane an der Wand. Eine solche vom Konzeptkünstler Maurizio Cattelan „Comedian“ benannte Klebe-Banane wurde im November des Vorjahres als Kunstwerk bei Sotheby’s in New York für umgerechnet knapp sechs Millionen Euro versteigert. Der chinesische Unternehmer Justin Sun, der sein Geld mit Kryptowährungen machte, war der Ersteigerer. Und er aß das Kunstwerk einfach auf – nur die Banane, nicht das Klebeband 😉
Was übrigens schon von einem anderen Künstler mit dem ersten Original in der Ausstellung gemacht worden war – von David Datuna bei der Art Basel Miami Beach, der seine „künstlerische Intervention folgerichtige „Hungry Artist“ (hungriger Künstler) nannte.
Kompanie Freispiel
Performance mit Livemusik; ab 3 Jahren; ¾ Stunde
Konzept: Anna Schmid, Kajetan Uranitsch
Regie: Anna Schmid
Stückentwicklung: Anna Schmid, Caterina Vögel, Antonia Luksch
Performance: Caterina Vögel, Antonia Luksch
Bühne, Ausstattung: Christopher Schulz
Kostüme, Ausstattung: Maren Lencer
Künstlerische Unterstützung: Kajetan Uranitsch
Produktion: Simon Schober
Bis 4. Mai 2025
Dschungel Wien: 1070, MuseumsQuartier
Telefon: 01 522 07 20-20
dschungelwien -> umami
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