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Szenen zu Otto M. Zykans "Mann mit Hut"-Werk
Szenen zu Otto M. Zykans "Mann mit Hut"-Werk
30.05.2022

Mit Gebärden zu Musik „tanzen“

Gehörloser Schauspieler performt und mitunter mit hörenden Kollegen zu schrägen Klängen Neuer Musik eines Kammermusik-Ensembles.

Neue, für Hörende durchaus gewöhnungsbedürftig, Abende stand Neue Musik auf dem Programm des Festivals visuellen Theaters, speziell auch für die internationalen Gäste des von der EU geförderten Projekts „Entwicklung von Fertigkeiten und soziale Inklusion durch Kreativität und Kunst.“ Das Besondere: Die beiden Konzerte waren genauso für gehörlose oder nur sehr schwer hörende Menschen konzipiert.

Für letzteres sorgte nicht zuletzt einer der Schauspieler:innen in den Szenen auf der Bühne, Werner Mössler. Wenn er sein Hörgerät entfernt, hört er gar nichts. Und schon in vielen Proben hat er damit zur Veränderung so mancher Szenen beigetragen bzw. sie angeregt oder gar gefordert.

Dududerdudu

Gespielt wurden „Wind“ und „Dududerdudu“. Letzteres eigentlich nur der Titel eines der Werke des Komponisten, aber auch teils dadaistischen, oftmals polit- und gesellschaftssatirischen Sprachkünstlers und Pianisten Otto Josef Matthäus Zykan (1935 bis 2006). Weitere Kompositionen und Dichtungen Zykans waren etwa „Trio für Solovioline“, „Postdienstverordnung“, „Dummes Friedenslied“ und andere. Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr … durfte einer Probe beiwohnen.

Vibrationen aufnehmen

In einem der Werke spielt Thomas Trsek auf der Geige. Werner Mössler, der gehörlose Schauspieler, kommt auf die Bühne, wundert sich, was da los ist. Er hört das Spiel ja nicht. Seine beiden hörenden Kolleg:innen Rita Luksch und Markus Rupert stoßen hinzu, versuchen ihm in Gebärdensprache zu vermitteln, was sich hier abspielt. Langsam nähert sich Mössler dem Geigenspieler, berührt sanft das Instrument, die Saiten – und spürt Musik…

Ernster bis heiterer (musikalischer) Box-Kampf

In einem anderen Stück, eines musikalischen Kampfes zwischen Geige (wieder Thomas Trsek) und Bassklarinette (Gregor Narnhofer) hatte Mössler eingebracht, dass sich der natürlich für Gehörlose nicht erschließe, weshalb Regisseur Herbert Gantschacher nun Mössler und den hörenden, aber gebärdenden Schauspieler zu dem musikalischen Infight, der mitunter überspitzt, heiter-ironisch ist, eben in dieser Art einen Boxkampf spielen lässt – mit Rita Luksch als Ringrichterin.

Auf der Hut sein/ Hüte aufhaben

Schließlich spielen – und sprechen – sechs Schauspieler:innen nach einer ausgetüftelten grafischen Partitur Zykans eine Geschichte mit Hüten. Und der sehr herausfordernden Übertragung in Gebärdensprache, baut der Komponist und Autor doch auf ein Wortspiel „auf der Hut sein“. Das gerade oben genannte Trio Mössler, Lucks und Rupert spielt vor Notenständern in der ersten Reihe ein Spiel mit drei Hüten und einem Schirm – dahinter „spiegeln“ in Lautsprache Selma Aljović, Denis Kozeluh und Katrin Koch (bei der Probe verhindert – und damit nicht auf den Fotos bzw. im Video) den Text Zykans, der im Vordergrund gebärdet wird.

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„Wind“

Die rechte Hand zur Faust geballt, dreht Werner Mössler einen Halbkreis auf der Bühne, die Musikern zugewandt. Es ist das A im Gebärden-Fingeralphabet – und damit das Zeichen für den sogenannten Kammerton. Letzte Stimmung von Geige, Cello, Klarinette, Horn und Klavier. Auftakt zu „Wind“.

Die Inszenierung geht zurück auf den szenischen Entwurf der Tänzerin Grete Wiesenthal zu einer Komposition von Franz Schreker – entstanden 1908/09, ein Werk, das damals in der Hofoper unter Gustav Mahler nie zur Aufführung gekommen, sondern erst rund 50 Jahre später wieder entdeckt worden ist und in Berlin uraufgeführt wurde.

Das Zusammenspiel von Wort, Musik und Bewegung in dieser Komposition mit Tanz animierte Regisseur Herbert Gantschacher zu einer szenischen Neuinterpretation des Werkes. An die Stelle des Tanzes tritt die visuelle Ausdruckskraft der (Österreichischen) Gebärdensprache. Weiters werden unter dem programmatischen Titel „Wind“ neue szenische Kompositionen der österreichischen Komponisten Herbert Lauermann, Michael Mautner, Werner Raditschnig sowie Viktor Ullmann geschaffen, die musikalisch szenisch auf das Spannungsfeld Musik, Wort, Gesang und Gebärde setzen sowie mit Texten von Theodor Kramer, Kurt Heynicke, Rainer Maria Rilke und Ernst Toller kombiniert werden.

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„Dududerdudu“

Musik und Texte von Otto M. Zykan mit dem arbos-ensemble, dem Kammermusik-Ensemble von ARBOS – Gesellschaft für Musik und Theater

Schauspiel
Werner Mössler, Rita Luksch, Markus Rupert, Selma Aljović, Denis Kozeluh und Katrin Koch und

Musik
Thomas Trsek (Geige) und Gregor Narnhofer (Klarinette und Bassklarinette)

„Wind“

Visuelles Musiktheater mit Gebärden und Musik von Franz Schreker, Herbert Lauermann, Michael Mautner, Viktor Ullmann (bearbeitet von Herbert Gantschacher) und Werner Raditschnig

Es spielen, singen, sprechen und gebärden
Werner Mössler (gehörloser Schauspieler) und Markus Rupert (Schauspieler und Sänger)

Es musiziert das arbos-ensemble
Thomas Trsek (Violine), Gregor Narnhofer (Klarinette in A, Klarinette in B, Bassklarinette, Tenorsaxophon), Hannes HoMarehard (Horn in F), Rupert Schöttle (Cello), Nicon Mladin (Klavier) und Adi Schober (Schlagwerk: 1 Große Trommel 40“, 1 Vibraphon, 1 großes Marimba, 1 Satz Crotales, 2 Chimes, 1 kleines Tam Tam, 1 großes Tam Tam 85 cm Durchmesser, 1 Ududrum aus Gußeisen, 3 Rototom 6“ 8“ 10, 1 Oceandrum)

Inszenierung und Produktion: Herbert Gantschacher
Bühne und Kostüme: Sanzaba Dimna
Lichtgestaltung: Bidpai

Was, wann & wo?

Programm des internationalen visuellen theater festivals Visual 2022 auf der Homepage von ARBOS; dort auch Links zu Live-Streams einiger der Veranstaltungen

arbos.at -> visual_festival_22