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Szenenfoto aus "Karpatenflecken" im Vestibül des Burgtheaters
Szenenfoto aus "Karpatenflecken" im Vestibül des Burgtheaters
02.01.2024

Poetische Geschichtsstunde im Theater über eine „vergessene“ Minderheit

Eindrücke der – bei weitem – jüngsten Besucherin (18) des Stücks „Karpatenflecken“ im Vestibül des Burgtheaters.

Das Stück „Karpatenflecken“ von Thomas Perle spielt derzeit im Vestibül des Burgtheaters. Letzte Woche durfte ich es mir in dem kleinen Saal, in dem 65 Menschen Platz haben und der im linken Flügel des bekannten Theaterhauses liegt, anschauen und habe festgestellt: Ich bin die Jüngste. Zieht es Menschen in meinem Alter nicht mehr ins Theater und wenn nicht, wäre das Stück nicht eine gute Möglichkeit, das ein wenig zu ändern? (Ausführliche Besprechung samt Info-Block wann & wo? in einem Link am Ende dieses Beitrages.)

„Karpatenflecken“ erzählt die Geschichte der „Karpatendeutschen“, einer Minderheit, die sich zwischen dem Mittelalter und dem 19. Jahrhundert entlang der Karpaten angesiedelt hat, also im Gebiet der Slowakei, Rumänien und der Ukraine. Aber was mir am meisten gefallen hat, ist die Art und Weise, wie die Geschichte erzählt wird. Es gibt drei Generationen – Oma, Mutter und Enkelin – die mit minimalen Requisiten und großen Gefühlen zeigen, wie das Leben als „Karpatendeutscher/e“ zu unterschiedlichen Zeiten, die – da es sich um drei nachfolgende Generationen handelt – gar nicht so weit auseinander sind, gewesen ist. Was auffällt ist, dass diese Minderheit in kurzer Zeit verschiedene politische Systeme, von Monarchie bis Diktatur, miterleben musste und das Ende des Eisernen Vorhanges für viele eine Chance geboten hat, nach Deutschland zu gehen.

Viel Düsternis

Viele Szenen im Stück haben eher düster auf mich gewirkt und eine unbehagliche Stimmung vermittelt, wie zum Beispiel, als die Schwester (dieselbe Schauspielerin, die auch die Mutter spielt) der Oma auf Besuch gekommen ist, und als Tisch eine Platte verwendet wird, die sich die Oma und die Tante auf die Knie legen. Auch eine Szene, wo die Oma und die Mutter in der Ecke sitzen und vor sich hinstarren oder sich in einer anderen ein Fernsehprogramm anschauen und dem Ende von Diktator Ceaușescu zujubeln, ist mir gut in Erinnerung geblieben. Genauso wie jene, in der die Oma davon erzählt, wie sie sich in einen rumänischen Offizier verliebt hat und wo ihre Mimik und Gestik auf einmal weicher werden.

Das Stück zeichnet sich auch wegen seiner poetischen Sprache aus, die einen ganz anderen und besonderen Effekt hat, da mit ihr Themen wie Flucht und Heimat beschrieben werden. In 60 Minuten bekommt man eine geschichtliche wie politische Aufklärung und intime Einblicke in eine „vergessenen Lebensrealität“.

Stefanie Kadlec, 18