„Sophie Scholl – Die Weiße Rose“ als Musical von teatro, derzeit noch im Mödlinger Stadttheater, im November in Wien im Vindobona.
Musical – viele lieben diese Theaterform mit Musik. Andere verbinden dieses Bühnen-Genre mit „seichter“ Unterhaltung. Dass auch mit viel Schwung, Tanz und Gesang sehr ernste Themen verhandelt werden können, zeigen gute Produktionen immer wieder. So hat die Gruppe teatro – die seit mehr als ¼ Jahrhundert talentierte Kinder, Jugendliche und erwachsene Profis zu beindruckenden Produktionen zusammenbringt – schon vor mehr als zwei Jahren mit „Anne Frank“ überzeugend die Geschichte des durch ihre Tagebücher weltbekannt gewordenen Mädchens gespielt, die als heranwachsende Teenager mit ihrer Familie in Amsterdam in einem engen Versteck ausharren musste, um der Verfolgung von JüdInnen durch die Nazis, die auch die Niederlande besetzt hatten, zu entgehen. Und dann doch verraten wurde und in einem Konzentrationslager zu Tode kam.
In diesem Jahr läuft – derzeit noch im Stadttheater Mödling, seit mehr als zehn Jahren Stammhaus der großen teatro-Sommer-Produktionen, sowie im November im Wiener Vindobona – „Sophie Scholl – Die Weiße Rose“.
Das Musical (Idee, Bühnenbild und teilweise Musik: Intendant Norberto Bertassi, Buch: Norbert Holoubek und Regie – erstmals – Rita Sereinig) sparen die auch die Vorgeschichte der vielleicht bekanntesten Widerstandsgruppe junger Menschen gegen das Nazi-Regime nicht aus. Sowohl Sophie, die erst spät zur „Weißen Rose“ dazustieß, als auch ihr Bruder Hans waren anfangs ziemlich begeisterte Anhänger:innen von Hitler, den Nationalsozialisten und übernahmen sogar führende Funktionen in der HJ (Hitlerjugend) und dem BDM (Bund Deutscher Mädchen). Zum Leidwesen vor allem ihres demokratisch gesinnten Vaters.
Da auch diesen Stationen von Sophie, Hans und ihren damaligen Gesinnungsgenoss:innen Szenen gewidmet sind, werden auch diese schwungvoll getanzt (Choreografie: Katharina Strohmayer) und gesungen (Musik neben Bertassi: Walter Lochmann, der auch das Orchester leitet und die Lieder arrangierte). Und das führt – zumindest bei der Premiere – dazu, dass das Publikum mit Szenen-Applaus reagiert. Was nicht nur den Rezensenten schon einigermaßen irritierte. Klar, große Leistung, aber …!
Ausgespart wird in der teatro-Version übrigens – entgegen vielen anderen Darstellungen ob auf Bühnen, in Filmen, in Büchern über „Die Weiße Rose“ auch nicht – dass Hans zumindest auch phasenweise eine homosexuelle intensive Beziehung hatte. Dafür wurde er erstmals von den Nazis angeklagt, aber dann doch freigesprochen.
Der zunehmende Konflikt der Protagonist:innen zum Krieg einerseits – Sophies Freund musste in Russland an der Front kämpfen – einerseits und die erwachende Liebe zu Gedankenfreiheit andererseits, ist in dem bunten Szenenbogen schön nachvollziehbar. Kalte Schauer laufen über den Rücken, wenn Originalbilder mit Reden der Nazi-Bonzen eingeblendet – mit nachgesprochenem Ton – eingeblendet werden.
Natürlich kann das tödliche Ende – ein kaltherzig-gruselig agierender Blutrichter Roland Freisler (führender Kopf des Holocaust), echt Angst machend gespielt von Jakob Riegler, der die Ermordung der ersten Mitglieder der Weißen Rose, neben Hans und Sophie Scholl noch Christoph Probst anordnet nicht fehlen. Aber auch deren Stärke – und doch mit Tränen (Anna Fleischhacker), mit der sie – ihrer neuen Überzeugung treu – in den Tod gehen.
Doch damit endet das Musical nicht, sondern mit einem Epilog des gesamten Ensembles, das gegen Angst und Passivität ansingt und tanzt und Mut machen will, allen Rückschlägen zum Trotz für Freiheit und Frieden einzutreten. Und sei es nur mit zunächst kleinen, aber doch wenigstens ersten Schritten.
Auch wenn es Hauptfiguren gibt, auch dieses Musical lebt von einer starken Ensemble-Leistung – auch der Musiker:innen, die stets hinter der Bühne live spielen. Wenngleich vielleicht doch die beiden recht jungen – und damit nah am Alter der echten Scholls – Darsteller:innen Anna Fleischhacker (23) als Sophie (die mit 22 sterben musste) und David Mannhart (gar erst 20) als Hans (mit 25 getötet) eine spezielle Erwähnung verdienen. Noch dazu wo – wie im Bericht über „Mogli – Das Dschungelbuch“ schon geschrieben – die beiden auch noch parallel, an den Samstagen sogar knapp hintereinander, dort noch die Rollen von Bagheera und Shir Khan verkörpern.
Übrigens: Intendant und teatro-„Vater“ Norberto Bertassi schreibt im Programmheft, dass er in Wien-Donaustadt seit eineinhalb Jahrzehnten in der Sophie-Schollgasse wohnt und sich seit damals sein Wunsch, diese vorbildliche Widerstandskämpferin zur Heldin eines Muscials zu machen, verstärkt habe. Und – nicht nur – er bedauert, dass Scholls Geschichte leider heute (wieder) wichtiger geworden und nicht „nur“ eine historische ist.
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unterrichtsmaterial zum film-sophie-scholl-die-letzten-tage
instagram -> chbinsophiescholl
Intendanz / Musik: Norberto Bertassi
Musikalische Leitung / Klavier/ Arrangements: Walter Lochmann
Regie: Rita Sereinig
Choreografie: Katharina Strohmayer
Schauspiel, Tanz, Gesang
Sophie Scholl: Anna Fleischhacker
Hans Scholl: David Mannhart
Inge Scholl: Tanja Petrasek
Lina Scholl: Ruth Kraus-Pizzinini
Robert Scholl: Norberto Bertassi
Liesl Scholl / Ensemble: Antonia Ullreich
Werner Scholl / Ensemble: Timo Petz
Fritz Harnagel / Ensemble: Christoph Ruda
Rolf Futterknecht / Ensemble: Noah Ballwein
Christoph Probst / Ensemble: Philipp Fichtner
Willi Graf / Ensemble: Tobias Hornik-Steppan
Alexander Schmorell / Gestapo: Alexander Hoffelner
Richter Freisler / Gestapo: Jakob Riegler
Cover Sophie Scholl / Gisela / Ensemble: Leonie Ungar
Traute / Ensemble: Belén Edelmann
Kontrolleurin / Ensemble: Lisa Ernstbrunner
Postbeamtin / Ensemble / Dance Captain: Melissa Rüttinger
Rosi / Ensemble: Mirella Sengl
Lehrerin / Ensemble: Antonia Tröstl
Bärbel / Ensemble: Sabrina Zettl
Die Musiker:innen
Gitarre: Wilfried Modlik
Bass: Stephan Först
Querflöte: Katrin Weninger
Substitut: Hanna Mikschicek
Schlagzeug: Wolfgang Wehner
Keyboard: Sandra Kugler
Violoncello: Elisabeth Zeisner
Substitut: Alexander Rauscher
Violine: Katharina Cerny
Reeds: Sonja Equiluz
Posaune: Andreas Grünauer
Kostümbild: Brigitte Huber
Maskenbild: Renate Harter
Projektionen: Christian Ariel Heredia
Lichtdesign: Johannes Felber
Tondesign: Johannes Minichmayr
Regieassistenz: Katharina Führer
Technische Projektleitung: Paul Formanek
Tontechnik/Funkstrecken: David Schieber
Lichttechnik: Domenic Haas
Funkstrecken: Johannes Plattner
LED-Technik: Fabian Fischer
Verfolger: Kevin Hofmann
Technische Unterstützung: Nico Schmidbauer, Michael Wanninger, Clemens Reif
Logistik: Christoph Manß
Organisation: Barbara Auerböck
Lektorat: Doris Friederich
Art Direction: Mick Gapp
2. August 2025
Stadttheater Mödling
2340, Babenbergergasse 5
oeticket -> sophie-scholl
4., 8., 9. 10. November 2025
Vindobona
1200 Wien, Wallensteinplatz 6
Telefon: 01 512 39 03
vindobona.wien -> sophie-scholl
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