„Ungeheuer“ von einem Ensemble aus Tänzer:innen und Musiker:innen nach Hamburg nun beim Wiener Kultursommer – noch zwei Auftritte am Wochenende Ende Juli/Anfang August.
Auf der Bühne in der Muthsamgasse (Wien-Penzing) zwischen Volksschule und Park eine große Alufolien-Höhle mit einem leuchtend-grellem Lichtschlauch und ein paar kleinere solcher glänzender Berge zwischen eisig und felsig (Bühnenbild: Raphaela Andrade). Davor Dutzende Kinder aus Kindergärten und Summer-City-Camps – nicht nur auf den Sesseln, sondern auch auf der steinernen Brüstung vor dem Park.
Plötzlich kommen die Tänzer:innen (Franca Luisa Burandt, Franklyn „Slunch“ Kakyire und Verena Steiner) und Musiker:innen (Vincent und Yvonne Dombrowski) – nein nicht auf die Bühne, sondern vom Eingang her, hinter dem Publikum. Als sich die (jungen) Besucher:innen umdrehen und auf der einen Seite zwei rosa Jump-Suits (Pyjamas), einer davon mit weißem Fell vor dem Oberkörper sehen. Auf der anderen Seite nehmen sie drei Gestalten wahr mit bunten Dingen an ihren Kostümen, die vielleicht bekannt vorkommen, hier aber verfremdet wirken: Gummi-Putzhandschuhen vom Hals abwärts und in den Haaren, grüne Putzwaschel und dann gar die rosa Putz-Mob-Frisur.
Schon der erste Eindruck: Schräg und urlustig. Und dann: „Buhhh!“ als würden sie einander schrecken wollen. Klar, das Stück, das die fünf dann doch auf der Bühne spielen, tanzen, singen, musizieren heißt ja „Ungeheuer“. Die drei Tänzer:innen erschaffen jeweils einen eigenen Charakter – Fussel, Tikka und Sloncho – mit eigenen Fortbewegungsarten, Geräuschen und Superkräften. Die seien hier aber jetzt nicht verraten, folgen doch immerhin noch beim Wiener Kultursommer zwei Aufführungen (31. Juli und 1. August – Link unten in der Info-Box). Entwickelt wurde „Ungeheuer“ für Hamburg, wo es kürzlich beim dortigen Kultursommer erstmals live zu sehen war, nachdem es wegen der Corona-Lockdowns zuerst nur online gestreamt wurde.
Obwohl eines der Kindergartenkinder vor Beginn der Aufführung als eine der Pädagoginnen den Titel nannte, gemeint hatte: „Ich fürchte mich vor Ungeheuern“, war danach nicht das Geringste davon zu merken. Im Gegenteil, viele der Kinder entdeckten ihre Lust, daran, die unterschiedlichen Geräusche, die die „Ungeheuer“ auf der Bühne von sich gaben, zu „spiegeln“, nachzumachen und sie sozusagen wieder zurück auf die Bühne zu brüllen, krächzen, quietschen…
Gegen Ende der rund einstündigen Aufführung schlichen sich immer mehr Kinder ganz nahe an den Bühnenrand heran. Als das Trio – die beiden in rosa blieben fast die gesamte Zeit mit Musikinstrumenten in ihrer „Tonstudio“-Höhle – einander selbst erschrecken spielte, meinten einige Kinder vor der Bühne: „Warum habt ihr Angst?!“
Der beste Beweis dafür, dass die Grundidee der künstlerischen Leiterin Verena Steiner, die in der Folge gemeinsam mit ihrem Ensemble erarbeitet wurde, aufgegangen ist: Lust am Spiel mit Ungeheuerlichem, Monströsen, Monstern. Und die Verwendung von aus dem häuslichen Alltag durchaus bekannten Dingen (Kostüme: Natascha Dick) lässt vermuten, dass so manche der Dutzenden Kinder zu Hause sich den einen oder anderen Putzhandschuh, -Lappen oder was auch immer schnappen werden, um ein eigenes lustiges Monster zu erschaffen – vielleicht auch Eltern oder Geschwister damit erschrecken wollen und sie einladen, mit ihnen weiter zu spielen.
PS: Übrigens schaute eine Zeitlang auch eine Schulwartin in Putzhandschuhen aus einem der Fenster ganz fasziniert und selig lächelnd zu.
Koproduktion: Kampnagel Hamburg
Künstlerische Leitung, Choreografie & Tanz: Verena Steiner
Tanz: Franca Luisa Burandt, Franklyn „Slunch“ Kakyire (plus Co-Choreografie)
Co-Choreografie: Angela Kecinski (Co-Choreografie)
Sounddesign & Musikperformance: Vincent & Yvonne Dombrowski
Bühnenbild: Raphaela Andrade
Kostüme: Natascha Dick
Dramaturgische Beratung: Franca Luisa Burandt & Su Jin Kim
Künstlerische Supervision: Jochen Roller
Künstlerische Produktionsassistenz: Uta Engel
31. Juli 2021
10.30 Uhr
1100, Oberlaa, Kurbadstraße
kultursommerwien -> Ungeheuer Samstag
1 August 2021
10.30 Uhr
Kaiserwiese: 1020, Oswald-Thoms-Platz
kultursommerwien -> Ungeheuer Sonntag