„Finstergewächs“ der Gruppe „Spitzwegerich“ im Schubert Theater Wien öffnet viele (Gedanken-)Räume.
Im Dunkeln siehst du nicht und im Licht? Ist es so, muss es so sein? Kann es sich nicht genau andersrum abspielen, darstellen? Das sind vielleicht die offensichtlichsten Fragen, die sich während und nach dem Besuch von „Finstergewächs“ im Wiener Schubert Theater stellen (könnten). Was ist fix, was nicht, was könnte genauso gut anders sein als zunächst vermutet? Mit Licht und Schatten, Sprache und Objekten – so manche davon „nur“ auf Folien gezeichnet und mit Hilfe guter alter Overhead-Projektoren an die Rückwand geworfen – richtet die Gruppe „Spitzwegerich“ Wirbelstürme in den Köpfen des Publikums an. Dazwischen aber wiederum auch ziemliche Stille. Ruhe wie fast im sprichwörtlichen Auge des Orkans.
Gemeinsam entwickelten Manfred Engelmayr, Natascha Gangl, Birgit Kellner und Maja Osojnik die genannte Performance an deren Beginn viele Diskussionen standen. „Wir wollten jedenfalls (Gedanken-)Räume öffnen“ sagt nach der Voraufführung für Medienvertreter_innen Natascha Gangl zu Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr … Sie war letztlich für die Textfassung der guten Stunde zuständig. „Aber wir haben alles gemeinsam erarbeitet – Gedanken, Texte, auch Bilder. Es war ein echt demokratischer Prozess.“
Der witzig beginnt und immer wieder auch sehr humorvolle, neben tief nachdenklichen Momenten umfasst. Während die Genannte vorne auf der Bühne zwischen Objekten geschlossener Blüten Fragen stellt wie „hast du die Geldbörse, Schlüssel, sicher zugesperrt, den Herd abgedreht…?“, gießt im Bühnenhintergrund Birgit Kellner ein Stück Erde – aus der Maja Osojnik und Manfred Engelmayer emporwachsen.
Die zitierten Fragen, die wohl jede und jeder kennt – sei als FragendeR oder GefragteR oder sich selbst fragend – werden zunehmend enger und beängstigender – in der Art wie „Hast du auch ein Foto vom abgedrehten Herd gemacht und dieses auch überprüft…?“ Es geht in die Richtung, ob du dein Leben unter Kontrolle hast. Oder auch, ob das was du meinst zu sehen auch so ist oder…?! Längst geht es nicht mehr um die scheinbar banalen Dinge wie oben zitiert. Sondern schlicht um alles. Alles oder Nichts?!
„Sagst du manchmal nicht was du denkst, aus Angst vor den Konsequenzen? Sind die Konsequenzen schlimmer als der Status quo? Glaubst du Worte zu verwenden, die alle verwenden, macht es leichter dich zu verstehen? (B geht zu OHP) Was für Worte kommen dir, die du niemals aussprechen würdest? Was für Bilder kommen dir, die du niemals teilen würdest? Was behältst du für dich? Was versteckt du?“
Eingebaut sind Gedanken und Gedichte – ob von Paul Celan, von dem das Team sich auch den Titel der Performance ausgeborgt hat oder Calibans Monolog aus Shakespeares „Der Sturm“, der damit beginnt, sich nicht vor den Geräuschen der Insel fürchten zu sollen – Anspielungen auf Bilder berühmter Maler. Und ein Moment der fast totalen Finsternis – die es auszuhalten gilt. Sowie solche gleißenden Lichts, in dem wenig bis nicht zu sehen ist. Dafür öffnen sich da und dort und noch an anderen Stellen Augen! Und Gedanken.
Stückentwicklung: Spitzwegerich
Text: Natascha Gangl
Musik und Komposition: Manfred Engelmayr, Maja Osojnik
Mit: Manfred Engelmayr, Natascha Gangl, Birgit Kellner und Maja Osojnik
Bühne, Kostüm, Figuren und Projektion: Birgit Kellner, Christian Schlechter
Objektbau, Lichtdesign und Produktionsleitung: Felix Huber
Objektbau: Maxe Mackinger
Dramaturgische Beratung: Aslı Kışlal
Bis 17. Dezember 2021
14. bis 16. Januar 2022
Schubert Theater: 1090 Wien, Währinger Straße 46
Telefon: 0676 443 48 60 (Mo-Fr, 10-18 Uhr)
info@schuberttheater.at
schubert theater -> Finstergewächs
Juni 2022 zu Gast beim DramatikerInnen Festival in Graz
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