„Bremer Stadtmusikanten“ in zwei Versionen beim Theaterfestival Jungspund im Schweizer St. Gallen.
Die Geschichte von vier ausgemusterten Tieren, die zueinander finden, sich gemeinsam auf den Weg machen und damit noch allemal was Besseres als den Tod finden, ist eines der bekanntesten Volksmärchen, die die Gebrüder Grimm in ihre Sammlung aufgenommen haben. Gerade im Kindertheater gibt es unzählige Versionen davon. Beim Jungspund-Festival im Schweizer St. Gallen kam es sogar zweifach vor. Das Züricher „Theater Kolypan“ gastierte damit im Figurentheater der Festivalstadt.
In „Toto, Laura & die Stadtmusikant:innen“ durchaus auch als Straßentheater tauglich – mit offenem Koffer, Plakat und Klein-Instrumenten, empfängt Gustavo Nanez das Publikum fröhlich umhergehend auf einer bunt angemalten Ukulele spielend, bevor’s auf die Bühne geht. Wenn alle sitzen – in diesem Theater übrigens mit höhenverstellbaren Sitzen, so dass sich Kinder in die Höhe hebeln können, um auch über vor ihnen sitzende Größere gut sehen zu können, greift der Musiker und Schauspieler zur E-Gitarre. Kaum hat er, der sich als „Toto“ vorstellt, ein Lied angestimmt, stolpert eine Frau (natürlich eine Schauspielerin – Martina Binz), die ihr ganzes Hab und Gut in und an einem Einkaufswagen eines Supermarktes mit sich führt, auf die Bühne. Zieht den Stecker, um ihr Handy mit Strom zu versorgen und telefonieren zu können.
Stecker raus, anderer rein. Und das noch einmal und wieder und … der Streit um den Stromzugang endet mit dem gegenseitigen Erzählen des Schicksals, auf der Straße zu leben, kein Zuhause zu haben, von niemandem gemocht zu werden. In diese Rahmenhandlung bauen die beiden stimmig das Märchen ein (Regie: Max Merker). Im Kern geht es ihnen gleich wie den vier Tieren, die von ihren Besitzer:innen verjagt oder gar mit dem Tod bedroht werden.
Für die vier Tiere reichen ins Einkaufswagerl gesteckte Karton-Köpfe bzw. Maske und graziler Tanz der Schauspielerin bzw. ein Irokesen-Hut für ihren Kollegen. Ein paar Schmankerl an Veränderungen bauen sie in dieser Bremer-Stadtmusikanten-Version ein, so kommen Veganer vor, die die Tiere retten wollen und die Räuber werden hier zu Gästen eines großen Waldfestes – darunter ausgerechnet jene Menschen, die so grausam waren, dass Esel, Hund, Katze und Hahn flüchten mussten.
In die – sehr musikalisch – gespielte Geschichte von den vier ausgemusterten Tieren und den beiden in Obdachlosigkeit und Hunger gedrängten Menschen mischt das Duo sehr viel Humor, die das triste Leben erträglich machen und Lebensmut sowie Kampfeswillen, sich nichts gefallen zu lassen und in der intensiven Freundschaft Halt zu finden, um doch überleben zu können.
Mit dem klassischen Märchentitel stellte „Theater fabula!“ seine Version in einem 10-Minuten-Ausschnitt beim „Schaufenster“ vor, bei in der Lokremise zehn Gruppen Auszüge aktueller Arbeit präsentierten. Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr … hatte die Vollversion (Text u.a. sowie Regie Frauke Jacobi, Co-Leiterin des Figurentheaters St. Gallen) im Vorjahr beim Vorarlberger Theaterfestival für junges Publikum „luaga & losna“ (schauen und hören) gesehen – zur Stückbesprechung geht’s hier oben.
Compliance-Hinweis: Die Berichterstattung kann nur erfolgen, weil das Festival „Jungspund“ Kinder I Jugend I Kultur I und mehr … für vier Tage nach St. Gallen eingeladen hat.
Toto, Laura & die Stadtmusikant:innen
Theater Kolypan Zürich
Ab 6 Jahren; 50 Minuten
Von & mit Martina Binz, Gustavo Nanez Ñañez
Regie: Max Merker
Bühnenbild: Gustavo Nanez
Produktionsleitung, Konzept: Angela Sanders
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