Ausstellung in der Wiener Innenstadt, Eröffnung mit Liedern und Jugendlichen, die hier in Workshops dafür gezeichnet und gemalt hatten.
Vorsichtig wie eine zerbrechliche Kugel hält eine linke Hand eine ganz besondere Kugel – mit viel blau und einigen grünen Flecken darin – unsere Erde; übrigens aus einem anderen Blickwinkel als dem meist (in unseren Breitengraden) üblichen. Tara (17) hat dieses Bild gemalt. Es ist eines von rund 300 Bildern von Kindern und Jugendlichen aus mehr als 100 Ländern der Welt. Und derzeit – bis 28. September 2024 – in Wien im „Erlebnis Europa“-Informationsraum der EU in der Innenstadt (siehe Infos) zu sehen.
„Pieces for Peace“ (Stücke oder auch Teile für Frieden) nennt sich die Aktion der Organisation CITYarts aus New York. Mittlerweile haben mehr als 10.000 Kinder und Jugendliche in mehr als 120 Ländern solche kleinformatigen Bilder gemalt. Gerahmt und hinter Glas hängen sie an gelben Filzwänden mit der die Ausstellung über die Erde wandert.
Die gerahmten Bilder stammen von jungen Menschen aus anderen Ländern – in 25 davon war die Ausstellung bereits. In der obersten Reihe hängen (noch) ungerahmte Bilder. Diese sind in Workshops im Juli entstanden, von denen einige in verschiedenen Schulen – von Favoriten bis zur Seestadt in der Donaustadt gezeichnet und gemalt wurden. An einem Workshop nahmen Jugendliche aus verschiedenen Ländern teil, die in Wien Zuflucht gefunden haben – organisiert vom Don Bosco Sozialwerk, wo sie Deutsch- und anderen Unterricht haben.
Bevor es ans Zeichnen und Malen geht, stehen in den Workshops Stationen-Spiele auf dem Programm. In einem großen Topf wird symbolisch für den Frieden gekocht – welche Zutaten braucht es dafür – das überlegen sich die Teilnehmer:innen, schreiben’s auf Zettel und das kommt dann rein und wird mit einem Kochlöffel umgerührt 😉 Andere Stationen beschäftigen sich puzzle-artig mit internationalen Friedenssymbol vom Ölzweig über die Taube bis zum (gefalteten) Kranich und zur Regenbogen-Fahne als Zeichnen der Vielfalt einerseits aber auch des bunten Neu-Entstehens wenn Gegensätze wie Regen und Sonne zusammenkommen.
So wie Tara hatte auch Ahmed sein Bild bevor er zu zeichnen begann schon im Kopf, verrät er Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… Hatte sie mit Buntstiften gemalt, so zeichnete er mit Bleistift Plamen am Strand, ein Segelboot auf einem von nur kleinen Wellen bewegten Wasser, sozusagen friedliches Meer unter heller Sonne und fröhlich fliegenden Vögeln.
Apropos friedliches Meer – so heißt übersetzt der dalmatinische Gruß unter Seefahrer:innen. Dieses „Mirno More“ hat sich eine Initiative ausgeborgt, die heuer zum 30. Mal stattgefunden hat und von einem österreichischen Skipper erfunden worden ist, der jahrelang im Damaligen Jugoslawien gearbeitet hat. Kollegen und Freunde, die jahr(zehnt)elang friedlich zusammengearbeitet hatte, waren durch den geschürten nationalistischen Hass aufeinander in dem zerfallenden Land zu Feinden geworden. Wie könnte verhindert werden, dass dieser Hass auf Kinder übergehe, die vor diesem Krieg nach Österreich geflüchtet waren, stand am Beginn der Aktion. Denn auf einem Segelboot müssen alle zusammenhelfen, damit das Schiff über die Wellen gleiten, an- und ablegen kann.
Ebenfalls in der Woche des Weltfriedenstages (21. September) fand heuer die Jubiläums-Ausgabe von Mirno More statt. Wieder segelten mehr als 1.000 Menschen, darunter Hunderte Kinder und Jugendliche aus gut zwei Dutzend Nationen mit unterschiedlichen Kulturen, Sprachen und Religionen gemeinsam zwischen kroatischer Küste und Inseln. Auf 100 Booten.
Vor mehr als 40 Jahren (am 21. September 1981) beschloss die Generalversammlung der Vereinten Nationen: „Dieser Tag soll offiziell benannt und gefeiert werden als Weltfriedenstag (International Day of Peace) und soll genützt werden, um die Idee des Friedens sowohl innerhalb der Länder und Völker als auch zwischen ihnen zu beobachten und zu stärken.“
Zurück zu den Bildern für den Frieden, die derzeit in der Wiener Innenstadt zu sehen sind: Esra muss nach ihrem Bild einigermaßen suchen – denn so wie sie eine fliegende Taube zwischen Meer und Himmel gemalt hatte, haben das so manch andere Kinder und Jugendliche auch gemacht.
Umrahmt wurde die Eröffnung der Ausstellung am Vorabend vor dem Weltfriedenstag unter anderem von zwei Gesangsauftritten aus dem künstlerisch-kreativen Bereich der Salesianer Don Bosco Österreich. Helene Billinger, Sophie List, Isabella Rubel und Maximilian Cichra (mit Gitarre) sangen „Für die Liebe“ (Berge) sowie „Für immer Frühling“ (Soffie).
CITYarts, gegründet von der in New York lebenden Künstlerin Tsipi Ben-Haim. „Wir wollen die Stimmen der Kinder und Jugendlichen dieser Welt hören und wahrnehmen. Ihre neugierigen, wissbegierigen, kreativen Fragen und Ideen, ihre Vorstellung von einer besseren zukünftigen Welt sollen die Erwachsenen mehr berücksichtigen als bisher“, ist ihr auch gegenüber Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… ausgedrückter Wunsch. Dafür initiierte sie und ihre Mitstreiter:innen unterschiedlichste Projekte mit Künstler:innen. In New York waren und sind dies vor allem Wandbilder und Mosaike, die mit dazu beitragen, dass Jugendliche ihr Viertel als ihre Heimat empfinden.
Nach Nine-Eleven, also dem 11. September 2001 mit den Flugzeugattacken u.a. die Zwillingstürme des World Trade Centers in New York weitete CITYarts die Projekte über die Grenzen der eigenen Stadt, ja der USA hinaus aus, um Brücken zwischen möglichst vielen Kindern und Jugendlichen der Welt zu bauen; nicht zuletzt durch die Aktion „Pieces for Peace“.
Übrigens: Während in der Ausstellung alle Bilder ohne Namen der Kinder und Jugendlichen zu sehen sind, finden sich auf der Website – siehe Info-Box – (fast) alle Bilder samt den Namen der Schöpfer:innen – sortiert nach Ländern von Afghanistan (da allerdings von geflüchteten Jugendlichen in einem Workshop des EU-Parlaments) bis Zimbabwe.
(Stücke/ Teile für Frieden)
Ausstellung bis 28. September 2024
Täglich 10 – 18 Uhr
Erlebnis Europa Raum: 1010, Rotenturmstraße 19
cityarts -> pieces-for-peace-exhibition
Erlebnis Europa-Raum der EU in der Wr. Innenstadt
Seit 30 Jahren segeln Hunderte oft sozial benachteiligte Kinder auf rund 100 Booten (beim ersten Mal 17 Kinder auf drei Schiffen) zwischen kroatische Küste und Inseln. An einem Tag Mitte der Woche bleiben alle Boote in einem Hafen und es gibt an Land verschiedene Stationen von Gemeinschaftsspielen und -aktivitäten.
mirnomore