Flashmob am Wiener Stephansplatz in mehr als zwei Dutzend Städten zum Welt-DownSyndrom-Tag.
Wien, Stephansplatz, 21. März 2022. Strahlender Sonnenschein auch noch am späten Nachmittag, wenngleich doch ein bisschen kühl. Tourist:innen tummeln sich rund um den Dom. Am niedrigeren Turm ist ein blau-gelbes Banner mit der Aufschrift „Stop War“, also „Stoppt den Krieg“ – in den Flaggenfarben der Ukraine zu sehen und lesen.
Davor wird eine große Lautsprecherbox mit einem Stromkabel versehen, ein paar Leute kleben einen gelben Streifen auf den Boden. Alles deutet wohl auf eine Performance hin. Dem ist so. Einige vor allem junge Menschen kommen mit handgeschriebenen Karton-Tafeln. „Happy WDSD“, ist auf einer zu lesen. Nein, die Abkürzung steht nicht für eine Casting-Show, sondern – auch das ist zu lesen – für: World DownSyndrom-Day. Trisomie 21 – Menschen, die im 21. Von 23 der menschlichen Chromosomenpaare eines mehr, ein drittes haben. Daher fiel die Wahl dieses UNO-Welttages auch auf den 21. März (drittes Monat für drittes Chromosom).
Das soll aber nicht im Mittelpunkt stehen, denn – wie eine andere Teilnehmerin auf ihrem Plakat den Umstehenden und damit auch den Kameras zeigte: „Zählst du noch oder liebst du schon? Liebe zählt keine Chromosomen“ ist zwischen einigen aufgemalten Herzen zu lesen. Sie und auch die anderen legen ihre Tafeln auf den Boden vor der gelben Linie. Dahinter versammeln sich – Menschen mit und ohne DownSyndrom, üben einige Tanz-Moves und sind schon ganz heiß darauf, bis endlich die Musik aus dem Lautsprecher ertönt: „Back on my Feet“ von Kimberose.
Dazu tanzen in 29 Städten der Welt Menschen an diesem WDSD, so verkündet Hana Zanin Pauknerová, die künstlerische Leiterin des Vereins „Ich bin O.K.“, der seit Jahrzehnten in Wien inklusiven Tanz ermöglicht, fördert und Aufführungen durchführt. Und dann wird’s nicht nur den Tänzer:innen warm von denen so manche nach und nach auch Jacken ablegen. Auch den „nur“ zuschauenden wird’s wenigstens ums Herz warm. Und sie verstehen auch gefühlsmäßig Forderungen auf einigen der nun auf dem Boden liegenden Tafeln vielleicht besser wie: „Das Recht auf Kunst für ALLE!“ oder „Aktive Inklusion durch Tanz!“
Einer dieser Top-Tänzer ist Simon Couvreur, der als Wiener Sprecher auch zahlreiche Medienauftritte absolvierte. Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr … erzählt er an seinem Arbeitsplatz auf dem Badeschiff strahlend: „Der 21. März ist für uns Menschen mit DownSyndrom ein besonderer Tag, weil wir da in vielen Ländern fast gleichzeitig zeigen, welche Fähigkeiten wir haben, miteinander feiern, tanzen und aber auch zeigen, wie wichtig Inklusion ist.“
Er tanzt seit gut 18 Jahren – schon lange auch auf höchstem Niveau.