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Die Künstlerin Maryam Haidari mit Bildern ihrer Ausstellung
Die Künstlerin Maryam Haidari mit Bildern ihrer Ausstellung
13.11.2022

Brennender Fluss und dunkle Sonne

Ausstellung von Bildern einer in Wien lebenden Künstlerin, die erst aus Afghanistan und dann aus dem Iran flüchten musste.

Auf vielen der farbkräftigen Bilder an den Wänden im Sprachencafé am Wiener Einsiedlerpark (beim Verein Station Wien) sorgen kleine Spiegelstückchen für strahlende Effekte. „Spiegel stehen in unserer Kultur für Sonne. Afghanistan (und Gebiet der heutigen Staaten Iran, Tadschikistan, Usbekistan und Turkmenistan) hieß früher „Chorasan“ – das Land der aufgehenden Sonne“, erläutert Maryam Haidari, die Malerin dieser dennoch sehr unterschiedlichen rund eineinhalb Dutzend Gemälde – in der Regel mit Acrylfarben – und eben Spiegelteilen.

Voller Widersprüche

Die finsteren Jahr(zehnt)e der gewalttätigen Machthaber, zuletzt wieder sei mehr als einem Jahr der neuerlichen Herrschaft der Taliban ließen in ihr den aufs erste scheinbar widersprüchlichen Titel für diese Ausstellung entstehen, sagt sie am Rande der Vernissage zu Kinder I Jugend I Kultur I und mehr… Die Gegensätze zwischen zerstörerischem Istzustand der Gesellschaft in ihrem ersten Heimatland und der schwierigen aber ungebrochen vorhandenen Hoffnung schlagen sich in etlichen der Bilder und ihrer Titel nieder: „Brennender Fluss“, „Fegefeuer/Paradies“ etwa.

Auf einem der Bilder ist die Hälfte eines Frauenkopfes und -oberkörpers komplett mit einer der bekannten türkis-blauen Burkas übermalt. Das vergitterte Sichtfenster wird hier zu einer Ansammlung von Gitterstäben eines Gefängnis-Fensters. Und der Burka-Stoff ist von blutigen Ritzen übersät. Die zweite Gesichtshälfte, die im Stil an Picassos Kubismus erinnert ist von einem Blick aus Trauer und Trotz gekennzeichnet.

Immer wieder Hoffnung

Ein anderes Frauengesicht ist zentrales Element in einem Strudel von Wasser-Farben – als ein Tropfen im Ozean – stellvertretend für eine Schülerin und die wiederum für alle bildungshungrigen Mädchen der Welt. Ins beim Malen dickflüssige Weiß hatte die Künstlerin in persischer Schrift Wörter für Freiheit, Frieden, Kindheit, Hoffnung reingeritzt als unerlässliche Bestandteile für die Lösung der Aufgaben vor der die Menschheit steht.

Odyssee

Geboren und die ersten Lebensjahre aufgewachsen in Kapisa, nördlich von Kabul, Maryam Haidari mit ihrer Familie in der ersten Taliban-Herrschaft zunächst in den Iran. Dort begann sie als Teenager mit 15/ 16 Jahren ihre Leidenschaft für Kunst zu entdecken, wie sie dem Journalisten erzählt. Sie wollte eine Kunstschule besuchen, was für Flüchtlinge aus Afghanistan, die im Iran wie Menschen zweiter Klasse behandelt werden, nicht möglich war. Zugestanden wurde ihr Weiterbildung in Mathe und Physik, was sie auch absolvierte und eine Ausbildung in Frühpädagogik. Aber Kunst und Kultur ließ sie nicht los und so machte sie sich vor rund sechs Jahren auf Weg nach Wien, wo sie seither lebt. Und sich derzeit um eine Ausbildung als Elementarpädagogin bewirbt. Auch das ist ihr ein großes Anliegen, denn „omid ayande“ – Kinder sind eine Hoffnung für die Zukunft der Menschheit.

Maryam Haidaris Bilder sind Ausdruck ihrer Stimmungen und Gefühle ebenso wie ihres Kampfeswillens um eine demokratische, freiheitliche, friedliche Zukunft (nicht nur) ihres ersten Heimatlandes und um Gleichberechtigung für alle Mädchen und Frauen dieser Welt.

Kurs- und Begegnungsraum

Am Freitag (11. November 2022) fand die Eröffnung der Ausstellung statt, die nun rund zwei Wochen läuft – siehe Infoblock. „Station Wien“, wo die Bilder zu sehen sind, ist ein gemeinnütziger Verein, der unter anderem „Mama lernt Deutsch“-Kurse plus Kinderbetreuung in der Kurszeit anbietet, aber auch Sozialberatung, sich als Kontaktepool versteht u.a. mit Lernbuddys, und als Begegnungsraum, sowie dem schon genannten Sprachencafé zum Austausch und Reinschnuppern in verschiedenste Sprachen.

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INFOS: WAS? WER? WANN? WO?

Dunkle Sonne

Austellung von Maryam Haidari

Bilder: Frau auf dem Teppich, Sleeping Maro, Chayyam, Frau im Garten, Brennender Fluss, Stürzende Frau, Meerestropfen (Öl, alle anderen Acryl), Burkasso, Innere Sonne, Equality, Goldtropfen, Schmelzender Mensch, Phönix, Verstümmelung, Fegefeuer/Paradies, Träume eines dunklen Geistes

Bis 23. November 2022
Diienstag bis Donnerstag: 17 – 20 Uhr
Freitag: 14 – 17.30 Uhr

Station Wien
1050, Einsiedlerplatz 5/Eingang Gießaufgasse

stationwien