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Szenenfoto aus "Der Prank - April, April!"

Ein Aprilscherz mit turbulenter, teils actionreicher Kettenreaktion

„Reingelegt, April, April!“ Scherze am ersten Tag des vierten Monats haben eine lange Tradition, obwohl es keine gesicherte Erklärung gibt, was es mit Streichen und diesem Datum auf sich hat. Viel bekannter – und nicht auf diesen einen Tag beschränkt – sind vor allem unterschiedlichste Streiche mittels Videos in der Online-Welt, genannt Prank. Ein neuer Kinofilm verbindet Prank und Aprilscherz – in einer turbulenten Komödie mit etlichen Action-Szenen und heißt folgerichtig „Der Prank – April, April!“

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Der Prank – April, April!“

Im Zentrum stehen zwei, zeitweise drei Kinder bzw. junge Jugendliche: Lucas Roosen (gespielt von Noèl Gabriel Kipp), Xi Zhōu (Max Zheng) und Charly (Maïmouna Rudolph–Mbacké). Xi wohnt als Gastschüler aus China bei Familie Roosen. Ständig filmt er (fast) alles mit seinem Smartphone, nutzt es (scheinbar) auch zur Übersetzung, bis er – so viel sei gespoilert – zu erkennen gibt, dass er hervorragend Deutsch versteht und spricht. Er lässt sich einen Streich am 1. April einfallen.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Der Prank – April, April!“

Knapp die Story

Da es in fast allen Ankündigungen des Filmverleihs verbreitet wird, sei dies auch hier  „verraten“. Der Freund der erwachsenen Tochter der Roosens, Caro (Jana McKinnon), träumt von einer Rap-Karriere, sein Geld verdient Schaaf (Cedric Eich) als Pizza-Bote. Xi tauscht einen der Pizzakartons aus. Doch in diesem – so stellt sich heraus – sind gebündelte Geldscheine und das nicht zu knapp. Schutzgeld, Mafia, Verwechslungen, Verfolgungen, Schlägereien, ein tollpatschiges Polizei-Duo (Polizist Kurtz: Philippe Graber, Polizistin Lendel: Tilla Kratochwil). Rasant, turbulent, hektisch, spannend, fast gefährlich – durchbrochen allerdings von einer kräftigen Portion Humor und Komödiantik.

Junge Schauspielkunst

Die jungen Schauspieler:innen – Noèl Gabriel Kipp und Maïmouna Rudolph–Mbacké hatten schon aus anderen Film- bzw. auch Theaterarbeiten Erfahrung, Max Zheng ist eine Neu-Entdeckung -, die den Film weitgehend tragen, brauchen keinen Vergleich mit ihren erwachsenen Profi-Kolleg:innen zu scheuen. Als schauspielendes Crew-mitglied konnte (für die Rolle der Miss Nelly im „Clan“ rund um den Pizza-Chef) Patricia Pembele aka „Die P“, eine bekannte Hip*Hoperin gewonnen werden.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Der Prank – April, April!“

Inspiration von den Kindern der Drehbuchautoren

Mitverantwortlich für den Dreh auf Augenhöhe der Kinder bzw. jungen Jugendlichen (geboren zwischen 2009 und 2012) war sicher auch, was Regisseur Benjamin Heisenberg in einem Interview für das Medienheft des Filmverleihs sagte: „Mein Koautor Peer Klehmet und ich haben beide zwei Söhne. Als wir anfingen, den PRANK zu schreiben, waren sie im Alter unserer Protagonisten und wir wurden von ihnen und ihren

Freunden mehr als einmal gepranked. Diese Streiche und Practical Jokes waren ein fester Bestandteil ihrer Welt, befeuert durch Social Media und YouTube, wo Pranks ein eigenes Unterhaltungsgenre geworden sind. Das hat uns inspiriert, eine Geschichte zu entwickeln, die die Energie und Kreativität dieser Streiche aufgreift, sie in ein turbulentes Abenteuer verpackt und gleichzeitig zeigt, wie Kinder und Jugendliche mit Mut und Einfallsreichtum – ein bisschen bigger than life – über sich hinauswachsen können.

Energie und Dynamik der Kids

Wir haben die Geschichte zusammen mit unseren Jungs entwickelt und immer wieder mit ihren Freund:innen diskutiert. Diese Gespräche haben uns geholfen, die Charaktere und die Handlung nah an der Imaginationswelt der Kinder zu halten. Figuren wie der chaotische Austauschschüler Xi Zhou oder der rappende Pizzabote Schaaf sind von eigenen Erlebnissen und den Gesprächen mit den Kindern und Jugendlichen inspiriert…

Wir wollten die Energie und Dynamik der Kinder spürbar machen – sowohl visuell als auch emotional. Die Kamera ist sehr viel in Bewegung, folgt den Charakteren durch Straßen, Parks und U-Bahnhöfe, sodass das Publikum förmlich mit ihnen rennt, ohne dabei in einen Handkamera-Doku-Stil zu verfallen. Gleichzeitig war es mir wichtig, einen Film zu machen, der Kinder ermutigt, mutig, kreativ und ein bisschen rebellisch zu sein – und Erwachsenen zeigt, wie wichtig es ist, diese Qualitäten nicht zu verlieren.“

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Still (STandfoto) aus dem Film "Im Schatten von Wien"

„Wir waren schon tot, bevor wir überhaupt geboren worden sind“

Auch wenn der Sozialarbeiter freundlich und empathisch die beiden Buben zu fragen beginnt – die Szene in dem kahlen Büro mit kräftiger Schreibtischlampe vermittelt schon, die beiden haben Angst. Verstehen offenbar die Sprache nicht. Just als Fabian – der Einfachheit halber hat er im Film seinen echten Vornamen – versucht zu erfragen, welche Sprache die beiden mitbringen, stürmen zwei Polizisten in den Raum und nehmen die Jungs gewaltsam mit.
So beginnt der knapp mehr als 20-minütigen Film „Im Schatten von Wien“, entstanden im Projekt „Demokratie, was geht?“.

Still (Standfoto) aus dem Film
Still (Standfoto) aus dem Film „Im Schatten von Wien“

Gedreht von Profis hinter der Kamera, gespielt zum Großteil von Jugendlichen aus den beiden großen Wiener Gemeinde-Wohnhausanlagen Am Schöpfwerk (Meidling, 12. Bezirk) und Rennbahnweg (Donaustadt; 22. Bezirk). Diese Jugendlichen waren es auch, die in Workshops ihre Ideen für die Story sowie für viele der Szenen einbrachten. Aus den Inputs der Jugendlichen schrieben Ibrahim Amir und Mahir Yıldız das Drehbuch; Letzterer führte auch Regie.

Still (STandfoto) aus dem Film
Still (Standfoto) aus dem Film „Im Schatten von Wien“

Erstmals gespielt – sehr überzeugend

Yousef und Mo – so die beiden Buben im Film – sind beide geflüchtet – und so manches aus der Story hat auch mit den jugendlichen Darstellern zu tun. Abdulsattar Qasimi, der den späteren jugendlichen Yousef überzeugend und ganz und gar nicht laienhaft spielt, obwohl dies seine erste Arbeit vor der Kamera war, hat afghanische Wurzeln. Die Familie seines Kollegen Ali Saykhan Khazaev, ebenso hervorragender Darsteller des jugendlichen Mo, kommt aus Tschetschenien. Zu Interviews mit diesen beiden geht es in einem eigenen Beitrag.

Die beiden eingangs geschilderten Buben – die Protagonisten im Kindesalter – wurden natürlich von anderen gespielt, von Yasir Arman sowie Valerian Vallant. Auch sie beeindrucken – insbesondere wie sich die Angst in ihren Augen, in ihrer Mimik spiegelt.

Die beiden Jungs im Film, schon kurz nach der Flucht trotz der dabei aufgesammelten Traumata brutal be- bis misshandelt, werden im Verlauf der Story Kleinkriminelle. Zentral dreht sich die Story trotz der Action-Szenen aber um die Frage von Ver- und Misstrauen.

Still (STandfoto) aus dem Film
Still (Standfoto) aus dem Film „Im Schatten von Wien“

Versuch, Freunde gegenseitig auszuspielen

Der Polizist in Zivil, der seinen Namen auf Antonio geändert hat, versucht erst im Verhör Mo dazu zu bringen, Yousef zu verraten. Als der sich nicht darauf einlässt, besucht der Polizist jene Moschee, in der er Yousef trifft und dessen Vertrauen gewinnen möchte. Er sei ja selber vor 35 Jahren nach Österreich geflüchtet…

Still (STandfoto) aus dem Film
Still (Standfoto) aus dem Film „Im Schatten von Wien“

Doch Yousef lässt sich darauf nicht nur nicht ein, er erkennt und sagt, dass Antonio ja zu einer ganz anderen Zeit geflüchtet wäre, wahrscheinlich sogar mit dem Zug angekommen sei und die Lage von Yousef, Mo und den anderen gar nicht verstehe. „Weißt du, wir haben keine Chance, wir waren schon tot, bevor wir überhaupt geboren worden sind…“

Respekt

Apropos Antonio und Namensänderung. Als Yousef mit Mo neben den Abstellgleisen eines Bahnhofs dahingeht und sich über die „Drecksratten da“ beschwert, meinte Mo: „Ein bisschen Respekt, du bist zu Gast bei den Ratten, immerhin schauen sie nicht so komisch, wenn sie deinen Namen hören!“

Im Bühnengespräch nach dem Film erläuterte Mo-Darsteller Ali Saykhan Khazaev, dass es zu diesem Satz kam, weil er immer wieder erlebe, dass Leute komisch reagieren, wenn sie seinen Namen oder den so mancher Freunde zum ersten Mal hören… – Erlebnisse von Alltags-Rassismus.
Und das bezieht sich dann nicht nur auf die Namen – sondern auf das Gefühl, nicht dazugehören zu dürfen.

Die große Filmpremiere mit Hunderten begeisterten Kino-Besucher:innen bildete da übrigens ein Gegengewicht – ebenso wie schon die Arbeiten mit den Profis an dem Film.

Nächstes Mal dreht sich’s um Mädchen

Großer Jubel des vollbesetzten Saals für den Film und die darstellerische Leistung der Jugendlichen, die fast ausnahmslos zum ersten Mal vor der Kamera spielten. Immer wieder jedoch gab’s Bedauern, dass sich praktisch alles um Burschen drehte. Der Grund: Für die Workshops hatten sich fast ausschließlich solche gemeldet. „Demokratie, was geht?“ ließ jedoch anklingen, der nächste Film solle sich vor allem um Mädchen drehen.

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