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Das "Techno-Kastl mit seinen Snsoren zur Vermessung der jeweiligen Baustellen

Innovative junge Weltmeister

Volle Übersicht auf der Baustelle, laufende Dokumentation – das kann die Hard- und Software des jungen Vorarlberger Unternehmens Sodex (Software driven Excavator) mit mittlerweile 15 Mitarbeiter:innen. Für ihre Erfindund gab’s vor Kurzem – Ende November – eine internationale Auszeichnung, eine Art Weltmeistertitel: Smart Construction Innovation World Cup bei der BIM World in München – unter 150 Unternehmen aus vier Dutzend Ländern.

„Unsere Geräte produzieren einen digitalen Zwilling der jeweiligen Baustelle“, beginnt Ralf Pfefferkorn, einer der drei Jungunternehmer die Antwort auf die Frage von Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… „Was heißt volle Übersicht und Dokumentation? Und ist das ein Abgehen von eurer ursprünglichen Idee von autonomen Baggern?“

Bei einigen Schulbewerben

Dazu eine Zwischenbemerkung: Ein Bagger, der wie autonome Autos, eben ohne Fahrer:in auskommt und selbsttätig ein Loch gräbt oder was auch immer die Aufgabe ist, erledigt war – seit Jahren – das Ziel von Pfefferkorn, Raphael Ott, anfangs Flavio Schuricht, später Bernhard Gantner. Erst mit einem kleinen, dann einem größeren Modell-Bagger landete das Trio im Spitzenfeld von Schulbewerben. Vor drei Jahren gewannen sie das – wegen Corona nur online ausgetragene – Bundesfinale von Jugend Innovativ in ihrer Kategorie, Engineering II. Da hatten sie einen echten Bagger im Schulgarten ein eineinhalb Meter tiefes Loch graben und insgesamt 9 Kubikmeter Erde ausgraben lassen. Vom ursprünglichen autonomen Bagger war das Sodex-Team – den Namen hatten sie von Anfang an, später gründeten sie das gleichnamige Unternehmen – auf die Idee gekommen, ein mobiles System zu entwickeln, mit dem jeder herkömmliche Bagger recht rasch so umgerüstet werden könnte, um autonom zu arbeiten.

„Nach der Schule und meiner Bundesheerzeit haben wir dann mit Unternehmen gesprochen und haben unser Konzept abgespeckt und uns auf die digitale Vermessung von Baustellen fokussiert“, sagt Ralf Pfefferkorn im Online-Video-Gespräch mit KiJuKu, während der Jungunternehmer im Auto von Südtirol nach Vorarlberg zurückfährt – selbstverständlich mit Freisprecheinrichtung.

Screenshot aus dem Online-Video-Interview: Ralf Pfefferkorn und rechts unten in der Ecke KiJuKU-heinz
Screenshot aus dem Online-Video-Interview: Ralf Pfefferkorn und rechts unten in der Ecke KiJuKU-heinz

Umorientierung

KiJuKU: Wieso die Umorientierung und was heißt das konkret?
Ralf Pfefferkorn: Wir haben mit mehr als 100 Unternehmen aus der Baubranche, vielleicht sogar 150 gesprochen. Dabei kam heraus: Sie haben als Abrechnungsgrundlage umfangreiche Nachweispflichten, müssen die Baustelle und ihren Fortschritt laufend dokumentieren. Dafür müssen sie Leute zur Baustelle schicken. Mit unserem digitalen Baustellen-Zwilling und den laufenden Laser-Scans so alle zehn Minuten erledigt sich das automatisch.

KiJuKU: Das heißt, der Bagger kriegt ein Kastl mit Sensoren, die laufend messen und dies festhalten?
Ralf Pfefferkorn: Die Hardware-Grundlage ist eine Kiste mit ungefähr 40 mal 40 Zentimetern, robust verpackt – sie ist ja im Baustelleneinsatz – mit Sensoren. Die vermessen alles rundum digital und dies wird automatisch aufgezeichnet und via Cloud übermittelt. Du kannst dann jederzeit nachträglich den Baufortschritt überprüfen.
Übrigens nicht nur Bagger, jede Baumaschine kann ebenso damit ausgestattet werden wie auch LKW.

Ein Teil des Sodex-Teams – bei einer anderen Preisverleihung (Klein- und Mittelbetriebe-Bewerb): Edim Međuseljac, Maximilian Fenkart, Raphael Ott, Ralf Pfefferkorn, Bernhard Gantner, Larissa Hermann, Eric Gangloff
Ein Teil des Sodex-Teams – bei einer anderen Preisverleihung (Klein- und Mittelbetriebe-Bewerb): Edim Međuseljac, Maximilian Fenkart, Raphael Ott, Ralf Pfefferkorn, Bernhard Gantner, Larissa Hermann, Eric Gangloff

Selbe Preisliga

KiJuKU: Was, wenn sich die Baustelle – vorübergehend – in einem Funkloch befindet?
Ralf Pfefferkorn: Kein Problem, die Daten werden in dem Kastl gespeichert – bis zu einigen Wochen – und sobald es eine Internetverbindung gibt, werden sie – und das automatisch – übermittelt. Der Fahrer oder die Fahrerin muss nur zu Arbeitsbeginn einen großen grünen Knopf drücken und die digitale Vermessung läuft automatisch.

KiJuKU: Wie teuer ist so ein System?
Ralf Pfefferkorn: Das kann ich nicht sagen.

KiJuKU: Ungefähr auch nicht, liegt es im fünfstelligen Bereich?
Ralf Pfefferkorn: Ja, jedenfalls liegen wir aber in der selben Preisliga wie mit manuellen Vermessungsgeräten – deswegen kann ich auch keinen Preis sagen. Wir verkaufen diese Hardwarekiste und eine jährliche Lizenzgebühr für die von uns entwickelte Software.

Ohne teurer zu sein können wir eine viel höhere Transparenz, Auflösung der Fotos und das noch viel schneller bieten.

KiJuKU: Wie viele Unternehmen haben euer System bisher gekauft?
Ralf Pfefferkorn: Wir haben derzeit 30 Kunden – das sind aber alles große Unternehmen mit vielen Baustellen und mehrere 1000 Mitarbeiter:innen.

KiJuKU: Wieviel Konkurrenz gibt es da am Markt?
Ralf Pfefferkorn: Wir sind die einzigen, die so ein System anbieten.

KiJuKU: Und völliger Abschied vom autonomen Bagger?
Ralf Pfefferkorn: Das war in den Gesprächen mit den Unternehmen kein Thema, außerdem ist Europa von Automatisierung und Digitalisierung im Verkehr noch weit entfernt. Und wir haben mit unserer jetzigen Lösung und dem europäischen Markt noch ein großes Feld vor uns.

KiJUKU: Danke – und nochmals Gratulation zu dieser neuerlichen Auszeichnung.

Follow@kiJuKUheinz

Jeder-bagger-kann-dann-alleine-autonom-graben <- damals noch im Kinder-KURIER

Sodex bei Jugend Innovativ 2019 <- ebenfalls im Kinder-KURIER

… und-autonomer-bagger <- damals auch noch im KiKu

sodex-innovations

Bildmontage aus Fotos von Stücken an den beiden Eröffnungswochenenden und im Hintergrund sehr blass Screenshot von der neuen DschungelWien-Homepage

Gemeinsames Suchen mit jungem Publikum

„Suchbewegung statt eines Spielzeitmottos“ – so nannte Anna Horn in einem längeren Gespräch mit Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… irgendwann das, was Kinder, Jugendliche und erwachsene Zuschauer:innen in der am vorletzten September-Wochenende startenden neuen Saison im Theaterhaus für junges Publikum im MuseumsQuartier erwartet. Seit 1. Juli leitet sie den Dschungel Wien – nach Gründungsdirektor Stephan Rabl (12 Jahre) und Corinne Eckenstein (sieben Jahre), die aber schon von Beginn hier viele Stücke inszenierte und im Oktober beim Puls-Festival „Kingx & Qweens“ mit ihrer neuen Gruppe „Unusual Beings“ präsentieren wird.

„Wir haben übrigens fix nur die erste halbe Spielzeit geplant, um schneller auf aktuelle Herausforderungen reagieren zu können. Und wir möchten viel mit sehr jungen und neuen Künstler:innen arbeiten. Dafür kooperieren wir unter anderem mit Ausbildungs-Einrichtungen. Die bisherige Dschungel-Akademie mit Studierenden der Theater-, Film- und Medienwissenschaften der Uni Wien wird fortgeführt, aber interaktiver ausgebaut. Und wir arbeiten neu mit der Universität für Angewandte Kunst – den Abteilungen Sprachkunst, Transmediale Kunst und Wissenstransfer – zusammen. Studierende können fächerübergreifend an eigenständigen Projekten arbeiten, die sie im Jänner präsentieren. Dabei können sie ausprobieren, ob sie in Sprache und Spiel ihr Zielpublikum gut erreichen. Es bleibt ihnen freigestellt, ob sie für Kinder oder für Jugendliche produzieren wollen.“

Foto einer früheren U20 Poetry-Slam-meisterschaft
Am ersten der beiden Eröffnungs-Wochenende findet auch die U20-Poetry-Meisterschaft wieder im Dschungel Wien statt: 23. September 2023, 17.30 bis 19.30 Uhr

Prozess-orientiert…

… ist auch ein weiteres Projekt: Magma in Zusammenarbeit mit dem Drama Forum Graz und MUK (Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien. Dabei sollen „Theatertexte und -formen für ein diverses und mehrsprachiges Publikum entwickelt“ werden. Einzelkünstler:innen aus den Bereichen Text und/oder Theater sollen einander kennenlernen, sich zu Teams zusammenfinden, von Profis als Mentor:innen unterstützt, Konzepte erarbeiten. Nach mehreren Monaten haben zehn Teams die Chance, ¼-Stunden-Teaser zu zeigen, die Hälfte davon soll begleitet werden, um an ihrem Ding weiterzuarbeiten und es als Projekt für Förderungen einzureichen. Ein Stück wird der Dschungel Wien aus Eigenmitteln mit dem jungen Team produzieren. Sozusagen eine Variation des bisherigen Nachwuchsbewerbs „Try-Out!“ an diesem Theaterhaus.

Sujefoto zu
Sujetfoto zu „Wind“ von makemake produktionen – zu sehen am ersten Eröffnungswochenende

Diversität

Diese Suche danach, was ein junges, diverses, mehrsprachiges Publikum interessiert – oder interessieren könnte – betont Anna Horn in dem Gespräch mehrfach; wobei Diversität auch schon bisher ein großes Anliegen im Dschungel Wien war. „Wir haben extra ein Team „Next Generation“ angestellt, die normal gezahlt werden und eigene Projekte entwickeln werden. Und wir wollen von Kindern und Jugendlichen, die (noch) nicht ins Theaterhaus kommen, wissen, was sie gerne sehen würden. Dafür werden wir gezielt in Schulklassen gehen und das erfragen.“

Foto zu
Foto zu „Obstacles in our Sky“ – zu sehen am ersten Eröffnungswochenende

Neue Bühne

Neben den drei bisherigen Bühnen kündigt die neue künstlerische Leiterin eine vierte an, „eine digitale Bühne“ (unterstützt aus den Mitteln der Digitalisierungsförderung). „Hier entstehen laufend neue Videoproduktionen und hybride Formate für unsere Zuseher:innen. Jährlich wird eine Produktion offline aufgeführt und somit eine Brücke ins Theater geschlagen. Die Verknüpfung von digitaler und physischer Realität, die Kinder und Jugendliche tagtäglich begleitet, wird Teil des Programms am Dschungel Wien“, heißt es dazu auf der – nach etlichen Wochen gänzlicher Abwesenheit – neuen, nun wieder erreichbaren Homepage. Diese schreit den User:innen stark entgegen, ihr Motto dürfte übrigens auch Suche sein –  aufgrund (noch?) geringer Übersichtlichkeit. Update: Drei Tage später taucht wenigstens die Übersicht – auch in lesbarerer Schrift – auf, auch wenn es noch für Verwirrung sorgt, wenn Stücke groß und fett von September bis April angekündigt werden, obwohl es zwar in diesem Zeitraum, aber nur zwei- bis höchstens drei Mal in Blöcken an wenigen Tagen gespielt wird..

Neue Festivals

Neben dem schon eingangs erwähnten Puls-Festival (10. bis 13. Oktober 2023) – im Rahmen des schon seit einigen Jahren laufenden EU-Projekts ConnectUp, wo fünf Koproduktionen von jeweils zwei Theatern aus verschiedenen Ländern gezeigt werden -, findet das internationale Roma-Festival „E Bistarde – vergiss mein nicht“ (1. bis 9. November 2023) heuer im Dschungel Wien statt (bisher Amerlinghaus). Eröffnet wird es mit dem Stück „Land ohne Land“ von Simonida Selimović. Dramaturgin ist Elif Bilici, die im Dschungel Wien nun in der Theatervermittlung tätig ist und – gemeinsam mit Armela Madreiter und Thomas Perle eine der fünf Werkstätten leiten wird, jene mit dem Titel „Auf der Suche“ (ab 14 Jahren). Jugendliche werden sich auf die Suche nach der Vielfalt in der Stadt machen, nicht zuletzt bei den (Enkel-)Kindern von Gastarbeiter:innen. Mehr zu den Werkstätten in der Info-Box am Ende des Beitrages.

Illustration aus dem Bilderbuch
Illustration aus dem Bilderbuch „Hören“ von Romana Romanyschyn und Andrij Lessiw

Im Zusammenhang mit Internationalität nennt Anna Horn als „ein besonderes Anliegen ein ukrainisches Sachbuchkino übers Hören“: Laut, leise, flüstern: голосно, тихо, пошепки. Das Bilderbuch Hören!/ чути von Romana Romanyschyn und Andrij Lessiw ist 2017 auf Ukrainisch und vier Jahre später auf Deutsch erschienen – Details in der Infobox. Dieses Bilderbuchduo ist übrigens auf KiJuKU schon vor einem halben Jahr mit seinem aktuelleren Buch „Als der Krieg nach Rondo kam“ erschienen.

Kunst als Kinderrecht

„Kinderrechte, Aktivismus und Theater als Kunst und Kultur für Kinder ist mir ein großes Anliegen, pädagogische Konzepte sind gut, aber Kunst kann mehr“, so Anna Horn im KiJuKU-Gespräch. „Und ich erlebe, die Stadt Wien hat auch ein offenes Ohr, dass Kinder und Jugendliche Kunst und Kultur erleben können, die mehr Mut und Freude machen.“

Eröffnungs-Wochenenden

Eröffnet wird die neue Saison an zwei Wochenenden 23./24. September bzw. 30.9./1.10. 2023 unter anderem mit „Wind“, einem neuen Stücke von makemake produktionen, der U20-Poetry-Slam-Meisterschaft, „Ostacles in our Sky“ (Johanna Heusser und Roxy Birsfelden, Schweiz), einer Party mit EsRap. Am Wochenende drauf spielt das Puppentheater „Das Helmi“ aus Deutschland „Der Schöne und die Biest“ (Kinder) und „Leon, der Profi“ (Jugendliche) sowie „Die komische Tür“ (Nils Strunk und Lukas Schrenk) sowie Samstagabend (30. 9.): „Voting Ball Wem gehört die Bühne?“. Details in der Info-Box am Ende des Beitrages.

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Mehr Informationen
EsRap – auf dem Programm der Eröffnungsparty im Dschungel Wien
23. September 2023, ab 21 Uhr
Screenshot der neuen Dschungelwien-Homepage
Screenshot der neuen Dschungelwien-Homepage