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Schauspielszene aus "Heroes" aus echten Einvernahmen bei der Fremdenpolizei
Schauspielszene aus "Heroes" aus echten Einvernahmen bei der Fremdenpolizei
23.04.2022

Szenen heftiger Wirklichkeit – und von kraftvollem Widerstand

Professionelle Theaterkunst, aber auch verblüffende junge Talente beim 2. Internationalen Roma-Theater-Festival „E Bistarde – Vergiss mein nicht“ in Wien.

Neben Auftritten internationaler professioneller Künstler:innen (Rumänien, Unganr, Serbien, Österreich) bietet/bot das – bis einschließlich Sonntag, 24. April 2022 laufende 2. Roma-Theater-Festival „E Bistarde – Vergiss mein nicht“ auch eine Open Stage an. Künstler:innen verschiedenster Sparten brachten Raps, Gedichte, Szenen zum Besten.

Dabei verblüfften zunächst einmal drei, die von sich sagen, dass sie allesamt keine Schauspielerinnen sind mit einer argen, aber durchaus nicht ungewöhnlichen Szene bei der Fremdenpolizei. Anais (gespielt von Diana Dworzack) ist geflüchtet, weil sie Frauen liebt und das in ihrer Heimat (hier spielen sie Serbien) nicht nur verpönt ist, sondern auch bestraft wird.

Das ist aber dem Inspektor Müller ziemlich wurscht. Zaklina Radosavljević spielt den ziemlich fies auf die gar nicht so laute Tour, nur sehr untergriffig. Er will Anais nötigen, Details ihres Sexuallebens darzulegen. An das diese sich nicht einmal zu denken gewagt hatte. Dazwischen die Dolmetscherin, die schon beim Gedanken an lesbische Liebe die Augen verdreht, dargestellt von Valentina Eminova.

Auf Deutsch und Romanes spielt das Trio eine Szene – die so gar nicht ausgedacht ist. Sandra Selimović von „Romano Svato“ hatte für das Theaterstück „Heroes“ vor sieben Jahren Interviews mit Menschen geführt, die von der Fremdenpolizei befragt, viel mehr meistens verhört worden waren. Solche Szenen also erleben mussten. Sie hatte das Stück inszeniert und mit den drei Newcomerinnen dramaturgisch gearbeitet. Gemeins mit ihrer Schwester Simonida hatte sie das Festival organisiert.

Rapp

Valentina Eminova, in der beschriebenen Szene auf der Bühne im Hof des Wiener Amerlinghauses als zurückhaltende Übersetzerin, explodierte hingegen später bei einem Solo-Auftritt als kämpferische Rapperin.

Trans, Queer, LGBTQ+

Fast zu Füßen lag das Publikum selbst auf dem nasskalten Boden als Antonella Lerca Duda, Trans-Künstler:in aus Rumänien in der weißen Robe die Bühne betrat und nach oben sprach – gerichtet in die Galerie des Hofes, aber noch viel weiter nach oben, zum Boss, zu Gott. Mit dem Hinweis an diesen, wie viele queere Menschen getötet werden, und dass er sie wenigstens in den Himmel aufnehmen müsse.

Bruder/Schwester im Geist, die/der non-binäre Text-Künstler:in Katjugravu rezitierte eigene Texte über die Begrenztheit von Körpern, Mata Granata rappt über Ausbeutung und gesellschaftliche Diskriminierung.

Der Text-Artist Maurice Reintgen lud mit einer schrägen Kurzgeschichte das Publikum ein, sich in mögliche Gedankenwelten eines IT- und Social-Media-Herrschers wie Elon Musk hineinzuverfügen. Der sich gerade jetzt auf den Weg in den Zirkel der russischen Obrigkeit begibt. Dort wittert er Geschäfte – aus den Trümmern der Ukraine. Es gibt in Top-Unternehmerkreisen immer wieder den Spruch, am billigsten zu investieren ist es, solange noch viel Blut fließt.

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INFOS: WAS? WER? WANN? WO?

2. Internationales Roma-Theater-Feestival

Bis 24. April 2022

23. April, 19 Uhr
Filmstreaming Bibi Sara Kali
(Romanes und Deutsch mit englischen Untertiteln)
1070, Amerlinghaus

20.45 Uhr: „Marionobots“ – Marionetten und Roboter
1070, Amerlinghaus

24. April 2022
„Bambina, the Queen of Flowers“
(Rumänisch mit englischen Untertiteln)
Theater Akzent: 1040, Theresianumgasse 18

romanosvato.at/ebistarde