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Uschi Nocchieri als Bertha von Suttner und Peta Klotzberg als aus dem Roman entsprungene Martha Althaus

Kann für Frieden gekämpft werden?

Bertha mal 2 sozusagen. Vier Künstler:innen gestalten rund eineinhalb Stunden rund um Bertha von Suttner. Gegen Ende September fand der Abend am Wiener Schulschiff statt. Dieses trägt den Namen der österreichischen Friedens-Nobelpreisträgerin (1905 verliehen im Jahr darauf überreicht). Knapp vor dem Nationalfeiertag wird das Programm wiederholt – dann hoffentlich mit mehr Publikum. Wobei der zahlenmäßig geringe Besuch hat erst einige der Schüler:innen ermutigt, sich in jener Phase, in denen die Künstler:innen die Zuschauer:innen um ihre Meinungen und Haltungen befragen, zu Wort zu melden. Das haben sie im anschließenden Interview verraten.

Der Abend beginnt mit einer fiktiven Szene, in der die Protagonistin, gespielt von Uschi Nocchieri, ein Hotel betritt um in der Halle zu den Anwesenden zu sprechen – darüber, dass eigentlich viele den Frieden wollen, aber nur wenige sich dafür engagieren. Später zitiert Martin Ploderer in der Rolle von Alfred Nobel, aus dessen Brief an Bertha von Suttner, die für ihn gearbeitet hat. Er greift darin ihre Idee eines Preises für Friedens-Engagement auf.

Romanfigur wird lebendig

Breiten Raum nimmt – auf der Bühne (die anderen Szenen spielen im Publikums-Raum) sehen und hören wir sozusagen Bertha von Suttner zu, wie sie Sätze für ihren berühmt gewordenen Roman „Die Waffen nieder!“ schreibt. Die Hauptfigur, die aus der Ich-Perspektive erzählt, ist Martha Althaus. In deren Rolle schlüpft Peta Klotzberg – die Romanfigur wird sozusagen lebendig, verselbstständigt sich, tritt auch in Widerstreit mit der Autorin, fragt sarkastisch, ob diese glaube, mit einem Buch wirklich was gegen Kriege und deren Betreiber ausrichten zu können… – Gedanken, die sich Suttner vielleicht auch selbst gemacht hat.

Und sie lässt uns teilhaben an ihrem eigenen Wandlungsprozess. Die Martha bedauert anfangs kein Bub/Mann geworden zu sein, der auf dem Schlachtfeld zum Helden hätte werden können. Um aus zahlreichen – kriegsbedingten – Todesfällen in der Familie zur Friedenskämpferin zu werden.

Der Abend wird musikalisch untermalt und begleitet – Komposition: Moritz Polin, bzw. bekannte Hits wie „Imagine“ (John Lennon); Klavier: Julia Meinx – zum Teil zum Mitsingen – wofür der „Imagine“-Text auf den Tischen aufliegt.

Fragen und Diskussionen

Sind Frieden und Kampf – auch wenn letzterer für ersten geführt wird – nicht ein Widerspruch? Wieviel Harmonie verträgt der Mensch? Warum bin ich (nicht) Teil einer Friedensbewegung? Mit diesen und weiteren Fragen spielen die Künstler:innen den Ball ans Publikum, binden sie die Diskussion ein, unter anderem darüber, ob einschlägige Computerspiel Gewalt fördern oder auch Aggressionen abbauen könnten und so manch andere.

Daran beteiligten sich vor allem die Schüler:innen – sowohl die 13- als auch die 16-Jährigen. Und alle vier Befragten (Alina, Louis, Rosa und Stefan) fanden insbesondere diesen Teil am interessantesten, schätzten die Tatsache, „dass unsere Meinungen gefragt und geschätzt werden“.

Wer Bertha von Suttner war, wussten alle schon zuvor – es ist nicht nur die Namenspatronin des schwimmenden Schulgebäudes an der Donauinsel. Es gibt eine eigene Ecke in einem der Gänge mit Infos über die Friedens-Nobelpreisträgerin. Aber manche erfuhren auch einiges Neues, andere hatten schon in einem einwöchigen Projekt in der Klasse sich selber sehr viel über Suttner erarbeitet.

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Doppelseite aus dem Bilderbuch "Als der Krieg nach Rondo kam"

Die Dunkelheit mit Licht besiegen

Ein kleines, von innen heraus leuchtendes weißes Figürchen namens Danko, das vielleicht aus Glas sein könnte, ein pinkfarbener Hund, der wirkt als wäre er aus einer langen Luftballonschlange geformt worden (Fabian) und das aus bemaltem Papier gefaltete Vögelchen Sirka sind die Hauptfiguren in dem Bilderbuch „Als der Krieg nach Rondo kam“.

Ihre Heimat ist – wie der Name nahelegt – kreis- oder auch kugelrund und bunt. Viele Pflanzen, sogar solche, die in einem Gewächshaus fröhlich singen, kennzeichnen die Landschaft dieser Stadt. Sirka, das Vögelchen, zieht es in die weite Welt hinaus und bringt für seine Freund:innen viele Geschichten mit.

Doppelseite aus dem Bilderbuch
Doppelseite aus dem Bilderbuch „Als der Krieg nach Rondo kam“

Verletzlich

Die jüngsten Erzählungen Sirkas sind – niederschmetternd. Die nächste Doppelseite grau bis schwarz, düster, Panzer rollen und eine furchterregende Schrift: „Der Krieg kommt in die Stadt“. Obwohl klein, zart und zerbrechlich versuchte das Trio sich dem Ungeheuer entgegenzustellen, mit ihm zu reden, doch „ein Stein traf Danko in der Brust, genau da, wo sein Herz war, und sein Körper überzog sich mit Rissen. Feuerfunken flogen gegen Sirka, und die Ränder ihrer Papierflügel verbrannten. Direkt vor Fabian wuchs eine schwarze Blume und durchbohrte seinen Fuß. Der Krieg verschonte niemanden“.

Mit Waffen nicht zu stoppen

Nun versuchten die drei Freund:innen mit gleicher Münze heimzuzahlen, mit Steinen und Nägeln auf den Krieg zu schießen… Das beeindruckte diesen genau gar nicht. Da hatte Danko eine Idee: Er ging zum Gewächshaus, strahlte die letzten noch nicht verwelkten Blumen mit der Lampe seines Fahrrades an. Die Pflanzen reckten und streckten sich, wuchsen schnell und als Danko kräftig in die Pedale trat, um das Licht ja nicht ausgehen zu lassen immer höher und stärker. Und als ein Lichtstrahl auf den Krieg fiel, erstarrte der kurz.

„Plötzlich ging Danko ein Licht auf: Der Krieg bekam Angst, weil er und die Blumen trotz allem gesungen hatten, weil selbst der kleinste Lichtstrahl die Dunkelheit vertreiben konnte…“

Die beiden Künstler:innen Andrij LessiwRomana und Romanyschyn, die das Bilderbuch
Die beiden Künstler:innen Andrij LessiwRomana und Romanyschyn, die das Bilderbuch „Als der Krieg nach Rondo kam“ gestaltet haben

Kein Buch über den Krieg in der Ukraine

„Als der Krieg nach Rondo kam von Romana Romanyschyn und Andrij Lessiw ist bereits 2015 in der Ukraine erschienen. Obwohl als Reaktion auf den ein Jahr zuvor begonnen Krieg Russlands – Krim und Ostukraine – „handelt es nicht vom Krieg in der Ukraine“, sagen die beiden Künstler:innen in einem Interview, das auszugsweise übersetzt vom Gerstenberg Verlag veröffentlicht wurde. „Es geht um Krieg als Volkskrankheit der Welt. Es sagt Kindern, wie wichtig es ist, keine Angst zu haben, stark zu bleiben, mit Freunden und deinem eigenen Volk zusammenzubleiben und die Hoffnung zu bewahren.“

Bewussten haben sie die drei Hauptfiguren – so weiter in dem Interview – „aus empfindlichen Materialien gefertigt. Es ist leicht, sie zu verletzten – ihre Welt zu zerstören“.

Arabischer Spruch, der besagt, dass Wissen Licht bedeutet und Unwissenheit zu Finsternis führt
Dieser arabische Spruch – annäherend im lateinischen Alphabet transkribiert: El Elmu Nur Wel Shechlu Zalam besagt: Wissen ist Licht, Unsissenheit/Ignoranz beudetet Finsternis.

Hell und dunkel

Darin erläutern sie auch ihr Farbkonzept: „Es beginnt mit hellen Farben, mit viel Licht, zeigt das friedliche Leben der Stadt… Dann ändert es sich unerwartet; die Farben werden dunkler; das Licht ist ausgeschaltet. Wir haben sogar weißen Text diagonal auf dunklen Hintergründen platziert, um das Lesen unbequem zu machen, so wie der Krieg unser Leben unbequem macht.

Und am Ende des Buches, wenn der Krieg vorbei ist, kehrt das Licht zurück. Hell und dunkel sind hier die Hauptsymbole; die Dunkelheit des Krieges wird durch das Licht besiegt, das von der Bevölkerung von Rondo erzeugt wird. Das Licht ist ein Symbol für Bildung, Kultur und gute Ideen.“

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Titelseite des Bilderbuchs
Titelseite des Bilderbuchs „Als der Krieg nach Rondo kam“