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Doppelseite aus dem Bilderbuch "Der Frieden ist ausgebrochen"

Der Friede und seine Freund:innen

Eigentlich sollte, so schreibt der Autor im Nachwort, ein lustiger Text entstehen rund um eine Figur, die durch sein neues Bilderbuch hüpft und auf jeder Seite andere Schuhe trägt. Dann aber kam der 24. Februar 2022, der Tag an dem der russische Machthaber Wladimir Putin seinen Soldaten befahl, das Nachbarland Ukraine zu überfallen. Zwei Jahre vorher hatte Willi Weitzel in diesem Land einen Film für die Sternsinger gedreht – „Willi in der Ukraine“.

In diesem nennen Anja und Marta in einem Kinderschutzhaus auf die Frage nach ihren drei größten Wünschen unter anderem: „Dass endlich der Krieg aufhört.“ Den gab es nämlich nicht erst seit dem Vorjahr, schon 2014 besetzten russische Soldaten die Halbinsel Krim, außerdem wurden die zwei Oblaste (Bezirke) Luhansk und Donzek versucht aus der ukraine rauszulösen.

Also, weg mit der ersten Idee und hin zu einem Bilderbuch über Krieg – und vor allem das Gegenteil, nämlich Frieden – für schon sehr junge Kinder. Und das noch dazu mit dem aufs Erste vielleicht sogar verwirrenden Titel, wird doch „ist ausgebrochen“ im allgemeinen Sprachgebrauch eher eben für Krieg verwendet. Mit der gegenteiligen Formulierung, die das kleine Mädchen vom Spielplatz mit nach Hause genommen hat, beginnt das Frage-Antwortspiel zwischen einem Kind und dessen Vater.

Und als sie ihn danach fragt, wo denn der Friede ausgebrochen wäre, meint der Vater: „Höchstwahrscheinlich in irgendeinem Menschen. Denn der Frieden sitzt in uns Menschen drin.“ Als „Freundinnen“ nennt er noch „Freiheit, Gerechtigkeit und Liebe“.

Doppelseite aus dem Bilderbuch
Doppelseite aus dem Bilderbuch „Der Frieden ist ausgebrochen“

In der Folge wird noch versucht den in Ländern angestachelten Hass auf Nachbarvölkern als Erklärung für Krieg heranzuziehen. Und der Autor baut den Spruch des früheren deutschen Bundeskanzlers (1974 bis 1982) Helmut Schmidt (SPD, Sozialdemokratische Partei Deutschlands) in die Geschichte ein: „Lieber 100 Stunden umsonst verhandeln, als eine Minute schießen.“

Das Bilderbuch lebt mindestens genauso stark von den großen bunten – oder auch beim Gegenteil, wenn’s um Krieg geht, düsteren – Bildern von Verena Wugeditsch. Vor allem die Stimmungen der Augen von Tochter und Vater beeindrucken sehr.

Auch wenn das Ziel war/ist, angesichts gerade des Kriegs in der Ukraine das rundum in Medien ständig präsenten Thema selbst für jüngste Kinder aufzubereiten, so ist der Erklärungsbogen vom Streit auf dem Spielplatz bis zum Krieg doch ein wenig zu grob gezeichnet.

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Titelseite des Bilderbuchs
Titelseite des Bilderbuchs „Der Frieden ist ausgebrochen“