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Sophie Zheng und ihr Stoff gewordener Entwurf

Ausgefallene, kreative Mode-Designs aus Kinder- und Jugendhand

„Da hab ich eine Blume gefaltet und in die Mitte vom Entwurf des Kleides geklebt. Es soll eine Art Seerose sein – nur in blau. Bei diesem Entwurf hab ich mich nicht besonders bemüht, bei anderen hab ich mich viel mehr angestrengt und manche gefallen mir viel besser. Aber die Jury hat dann eben genau diesen ausgewählt, der nicht mein bester war. So hab ich jetzt schon zum achten Mal gewonnen, neun Mal hab ich mitgemacht“, freut sich die 15-jährige Sophie Zheng im Gespräch mit Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… – übrigens nicht ihrem ersten. In manchen Jahren landete sie mit einem ihrer Mode-Designs sogar schon auf dem sprichwörtlichen Treppchen, unter den drei Hauptpreisträger:innen bei Kids in Fashion (gewertet wird in drei Altersgruppen 4 – 10, 11 – 14 sowie 15 – 21 Jahre).

Drei Phasen

Dieser riesige kreative Mode-Entwurfsbewerb für Kinder und Jugendliche, veranstaltet von den Wiener Jugendzentren, fand in diesem Jahr bereits zum 30. Mal statt. Aus den – in den vergangenen Jahren immer mehr als 2000 – Einsendungen – wählt eine Jury jeweils rund 60 aus. Diese besonders außergewöhnlichen kreativen, schrägen, ver-rückten, aus dem Rahmen fallenden Designs, die sich vor renommierten weltbekannten Designer:innen nicht verstecken brauchen, werden in den Sommerferien in Werkstätten von Mode-Schüler:innen geschneidert und sollen möglichst nahe an die Zeichnung, die nicht selten auch eine Collage mit unterschiedlichen Materialien ist, herankommen. Dritter Akt im Bewerb: Jugendliche Model tragen in einer Show zu Musik diese Kleidungsstücke und „laufen“ damit über den Laufsteg. Nachdem alle Kreationen präsentiert worden sind, gibt’s einen weiteren Durchgang, bei dem die jungen Designer:innen, die an diesem Abend anwesend sein können, mit ihren Models über den Laufsteg wandern, manche liefen dieses Mal ihren Models fast davon.

Im Rathaus

Bei runden Jubiläen stieg die Gala, die immer wieder in andren Locations stattfand, meist im Wiener Rathaus, dieses Mal im überdachten Teil des Arkadenhofes. Wer mit welchen Entwürfen Hauptpreisträgerin oder -träger geworden ist, findest du in einem eigenen übersichtlichen Beitrag mit den dazu passenden Fotos. Dort gibt es auch eine Galerie aller realisierten Designs und – nach Altersgruppen unterteilt – aller Gewinner:innen, die die Entwürfe dafür eingeschickt haben. Diese knapp mehr als 50 Gewinner:innen (außer den neun Hauptpreisträger:innen) allerdings in der Liste nur mit Vornamen – so wollen es die Jugendzentren.

Hakerln für den Weihnachtsbaum

So wie die eingangs zitierte Sophie Zheng machen viele Kinder und Jugendliche (fast) jedes Jahr bei Kids in Fashion mit. Aber auch für diese war einmal die Premiere. Zum ersten Mal hatte Annelie Schmid (14) im Vorjahr Mode-Entwürfe für den Bewerb gezeichnet. „Da war ich sehr aufgeregt“. Heuer hat sie nicht nur mit Farben Gewänder gestaltet. „Ich weiß es nicht mehr genau, aber so acht bis zehn Zeichnungen hab ich schon eingeschickt. Mit dem, der ausgewählt worden ist, bin ich schon zufrieden.“ Das grün gemalte Kleid wird von goldenen S-förmigen Kurven durchzogen – aufgeklebt hat die Jungdesignerin jene Hakerln mit denen Kugeln und anderer Schmuck bzw. Süßigkeiten an die Zweige von Weihnachtsbäumen gehängt werden. Im echten Kleid gib das so natürlich nicht, da wurden metallene Ketten eingenäht.

Regenbogenbunter Umhang

Zum allerersten Mal hat Mia Kujovič mitgemacht. „Unsere Werklehrerin hat uns in einer Supplierstunde von Kids in Fashion erzählt, wir haben alle was dafür gezeichnet. Dass mein Entwurf ausgewählt worden ist, war doch eine Überraschung für mich“, lacht die 14-Jährige strahlend in die Kamera neben ihre Zeichnung eines regenbogenbunten Umhangs, an dessen unteren Ende sich auch Streifen in unterschiedlichen Grautönen finden.

Zerlegte und neu gestaltete Blume

„Ich hab eine Blume gebastelt, die dann zerschnitten und als Kleid auf ein Blatt geklebt“, erinnert sich Miloude Amgalantuul an den Entstehungsprozess für seinen mit der Verwirklichung ausgezeichneten Entwurf. „Es war das erste Mal, dass ich gewonnen habe, mitgemacht hab ich schon so ungefähr vier Mal.“ Nach der Gala läuft der Neunjährige mit dem großen Oberteil des Entwurfs neben dem Laufsteg her, ein Freund trägt den unteren Teil des Kleides in einem Sackerl. Die Designer:innen können gegen einen Unkostenbeitrag für das Material ihre umgesetzten Kreationen immer erwerben.

Unterschiedliche Stoffe…

… hat Melisa Gjocaj auf den prämierten Entwurf geklebt. „Ich hab mich einfach von den vielen Stoffen, die da herumgelegen sind, inspirieren lassen und daraus verschiedene Teil des Kleides collagiert. Und bin zufrieden, dass dieser Entwurf genommen worden ist“, vertraut sie dem Journalisten an.

Von Mina Kulbaya (14) wurde auch eine Collage genommen. „Eingeschickt hab ich mindestens drei Entwürfe, einen von den anderen fand ich schon schöner. Aber es freut mich trotzdem, dass wenigstens einer genommen wurde.“ Sie möchte übrigens nicht beim Modedesign bleiben, sondern „ich will entweder Kindergärtnerin oder Ärztin werden“. Und vielleicht modische Kleidung für Mediziner:innen entwerfen? „Vielleicht, aber jedenfalls muss es trotzdem praktisch und hygienisch sein!“

Designte jenes Gewand, das er selbst als Model vorführte: Tobias Vorwahlner
Designte jenes Gewand, das er selbst als Model vorführte: Tobias Vorwahlner

Doppelrollen

Unter den jugendlichen Models hatten in diesem Jahr zwei davon Doppelrollen. Der 18-jährige Tobias Vorwahlner war im Vorjahr schon Model, kam damals sozusagen auf den Geschmack des Bewerbs und schickte heuer einen eigenen Entwurf ein. Der wurde genommen. Und genau dieses verwirklichte Design durfte er dann am Laufsteg präsentierten. Derzeit besucht er eine HAK (Handelsakadmie), „aber ich will später schon was mit Mode machen, wollte aber keine längere Schule besuchen, sondern so schnell wie möglich die Matura machen und dann im Ausland Modedesign studieren“, verrät der KiJuKU.at

Auch Leon Moder (16) trat sowohl als Model als auch als Designer in Erscheinung. Wobei gleich zwei seiner Entwürfe ausgewählt – und noch dazu mit einem Hauptpreis bedacht worden sind. Er gewann die Kategorie der Ältesten (15 – 21 Jahre). Wobei er selber durchaus auch andere seiner eingereichten Design favorisiert hätte, wie er dem Reporter verrät. Seit drei Jahren zeichnet der Schüler eines Gymnasiums in Hollabrunn Mode-Entwürfe und möchte nach der Matura auch im Ausland einschlägig studieren – „am liebsten in Paris – oder in Antwerpen“.

Zeitungs-Latzhose

In einer Latzhose im Design aus Zeitungs-Ausschnitten wartet Morrison Osayi in der Volkshalle des Wiener Rathauses hinter (oder vor – je nach Sichtweise) des Arkadenhofes darauf, noch geschminkt und zurecht frisiert zu werden. Das alles passiert im Backstage-Bereich mit rund einem Dutzend Arbeitsplätzen für die Meister:innen der Fächer Frisuren und Make-Up. Der HTL-Schüler aus der Donaustadt (Elektrotechnik) posiert zunächst mit seinem Model-Kumpel Florian Lenger, der schon eine Wuschelkopf-Perücke trägt – und dann mit einem speziellen Gast der Jubiläums-Gala: Andreas Posch hatte bis zu seiner Pensionierung vor zwei Jahren jahrzehntelang Kids in Fashion für die Wiener Jugendzentren organisiert.

Tragbare Geometrie

Würfel, Quader und andere dreidimensionale geometrische Figuren trägt das Model Paula Rauscher. „Ist das nicht schwer?“, fragt KiJuKU. „Nein, die Teile nicht, die sind recht leicht, das Schwierig ist der enge, schwere Lederbody“, verrät die junge Frau. An diesem doch recht festen Kleid sind die vielen kleinen und großen bunt überzogenen Kartonformen fixiert. „Aber es macht Spaß so etwas Kreatives tragen zu dürfen, was sich ein zehnjähriges Kind ausgedacht hat!“

Maya Florentina Filimon - modelte nciht nur, sondern sang umwerfend eine Opern-Arie
Maya Florentina Filimon – modelte nciht nur, sondern sang umwerfend eine Opern-Arie

Opern-Arie im Rosenkleid

In einem Kleid voller Stoffrosen wanderte Maya Florentina Filimon nicht nur über den Laufsteg. Sie hob unvermittelt zu singen an. Und wie. Mit ihrer Live-Stimme füllte sie den großen Arkadenhof des Wiener Rathauses. Es waren Momente, in denen fast sämtliche Tuscheleien und Tratschereien im Publikum aufhörten als die 12-Jährige Giacomo Puccinis „O mio babbino caro“ (Oh, mein lieber Vater“ in den Nachhimmel losließ – zart, zärtlich und doch so kräftig. Kids-in-Fashion-Mastermind, der dieses Projekt während seiner Zivildienstzeit in einer Einrichtung der Jugendzentren (Bassena Am Schöpfwerk) erfunden hatte) war auf die junge Sängerin bei der ORF-Sendung „Die große Chance“ aufmerksam geworden – und engagierte sie für die 30-Jahr-Gala.

Tanz-Act

Aus einer der Einrichtungen der Wiener Jugendzentren, dem Musischen Zentrum, kam eine Art Vorband zur Gala. Junge Jugendliche tanzten „L‘officina della danza“ (Tanz-Workshop), eine Choreografie, die ihre Workshopleiterin Alessandra Tirendi gestaltet hatte.

Um auch von weiter hinten gut sehen zu können - Schulterplatz
Um auch von weiter hinten gut sehen zu können – Schulterplatz

Schnappschüsse

Damit Kinder auch in hinteren Reihen gut sehen konnten, nahmen manche auf den Schultern Erwachsener Platz.

TV-Interviews

Die Wiener Jugendzentren bespielen – gemeinsam mit Jugendlichen – seit vielen Jahren eine eigene Sendung auf dem Community-Sender Okto-TV. CU televison (gesprochen see you!) covert unter anderem jedes Jahr Kids in Fashion. Drei Jungreporter:innen (Kamera: Zeynep Büjüktanir), Tonmeister Salawat Barakanov und Moderatorin Jasmin Ledum führten zahlreiche Interviews – und schnappten sich auch den KiJuKU-Journalisten, „weil Sie doch Kids in Fashion schon so lange, von Anfang an, begleiten“.

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Zu einer Überblicks-Story über alle Gewinner:innen und Hauptpreisträger:innen

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Von Kindern und Jugendlichen gezeichnet, von Modeschüler:innen geschneidert - realisierte beste Designs - von jugendlichen Models auf dem Laufsteg vorgeführt

And the winners are…

Neben jeweils drei Hauptpreisträger:innen in den drei Altersgruppen haben weitere 51 Kinder und Jugendliche gewonnen – aus ihren Entwürfen wurden Kleidungsstücke für den Laufsteg. Hier Die Fotos davon – bei den Hauptpreisträger:innen mit ihren Designer:innen, die bei der Gala dabei sein konnten; und danach alle von den jugendlichen Models vorgeführten Gewänder in der Reihenfolge ihres Auftritts.

Top 3 bei den Jüngsten 4 – 10 Jahre

Hamdya Ahmed (8 Jahre)

Neila Krasniqi (9) – konnte bei der Gala nicht dabei sein, wurde aber von ihrer Schwester vertreten

Sahin Khan (10) – konnte bei der Gala nicht dabei sein

Der umgesetzte Entwurf von Sahin Khan (10), bei der Gala verhindert
Der umgesetzte Entwurf von Sahin Khan (10), bei der Gala verhindert

Hauptpreisträger:innen bei den 11- bis 14-Jährigen

Aseel Najm (14)

Theo Ellinger (12)

Selma Yusein (11)

Die ältesten Hauptpreisträger:innen (15 – 21 Jahre)

Leon Moder (16), von dem gleich zwei Entwürfe ausgewählt und umgesetzt worden sind und der selbst als Model einen anderen umgesetzten Entwurf vorgeführt hat

Maya Kofler (16)

Ylvie Stockinger (15)

Die weiteren Gewinner:innen

In der Kategorie 4 – 10 Jahre
Adea, Anna, Conor, Constantin, Fozid, Hermine Maria, Isabella, Karim, Laurent, Lena, Leonardo, Leonie, Louis, Melisa, Miep, Miloude, Mina, Naca, Samuel, Sophie, Valentin, Zoe

In der Kategorie 11 – 14 Jahre
Amelie, Anneli, Ariana, Artur, Arthur, David, Dominik, Edema, Elida, Ema, Havin, Helene Katinka, Jonathan, Julia, Kathi, Lee, Leo, Limar, Klara, Mayar, Mia, Marie, Sumeja

In der Kategorie 15 – 21 Jahre
Alma, Elena, Floria, Ivanna, Sara, Selina, Sophie, Tobias

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Zu einer Story samt Interviews geht’s hier unten

Galerie der Models mit den realisierten Entwürfen aller Gewinner:innen – viiiiiiiele Fotos

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Elida Çulhacı mit dem Stern auf dem Haarreifen vor dem Spiegel

„Nehme erst Farben und Material, dann zeichne ich meine Entwürfe“

Vor der Schule Hoefftgasse und dem Abgang zum Jugendzentrum (Wien-Simmering – 11. Bezirk) befindet sich aktuell eine Baustelle. Im Jugendzentrum – wie in den Jahren zuvor eine Werkstatt. Nähmaschinen, Tische mit Stoffen, Farben, Scheren, Nadeln. Ein Kleiderständer mit fertigen Kostümen. Schneiderpuppen mit halbfertigen Gewändern. Von einem Berg mit Stoffen und (halb-)fertigen Objekten schlängelt sich eine Stoff-Schlange bis auf den Boden und zu Füßen eines hellrosa luftigsten Kleides.

Regelmäßige Leser:innen von Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… kommt das Ambiente vielleicht aus Reportagen vergangener Jahre einigermaßen bekannt vor. Genau – wie auch schon dem Untertitel zu entnehmen -, Treffpunkt Werkstatt für die rund fünf Dutzend besten von 2300 Mode-Entwürfen von Kindern und Jugendlichen.

Phase 2 von „Kids in Fashion“ – in diesem Jahr übrigens zum 30. Mal – und daher findet die Gala, bei der jugendliche Models die kreativen Kleidungsstücke am Laufsteg vorführen, wieder einmal im Wiener Rathaus statt – in diesem Fall im Arkadenhof (5. Oktober 2024 – Details siehe Infobox am Ende des Beitrages).

Stern von und für Preisträgerin

KiJuKU darf den Schneider:innen aber nicht nur auf die Finger, Nähmaschinen, Scheren und so weiter schauen und mit ihnen reden. Zu dem Reportagenbesuch kommt auch eine Preisträgerin. Elida Çulhacı kommt – und wird überrascht. Leo Oswald, der Erfinder und künstlerischer Leiter dieses größten Modedesign-Nachwuchs-Bewerbs, wahrscheinlich nicht nur Österreichs, setzt der 12-Jährigen einen silbernen Haarreifen mit großem glitzernden Stern auf den Kopf.

Einen solchen hat sie dem Model auf ihrer Zeichnung ins Haar gezeichnet. Und flugs ziehen die Werkstätten-Leiterinnen – Verena Draxler und Nina Mittendrein – vom Kleiderständer auch schon das bereits genähte Kleid nach dem Entwurf der jungen Modeschöpferin aus der Reihe jener schon fertigen Gewänder auf dem Kleiderständer.

Auf dem dunklen Stoff finden sich kleine und größere runde, ovale aufgenähte Objekte, eine Art Bommel in verschiedenen Größen und Farben. Und dies entspricht ziemlich genau dem Entwurf.

Farben und Material zurechtlegen und dann…

„Im Jugendzentrum (einem anderen, dem Si:Ju, aber auch im selben Bezirk) hab ich mir Farben und Material geholt, zurechtgelegt und dann zu zeichnen und kleben angefangen“, schildert Elida Çulhacı dem Journalisten. „Ich hab auch noch zwei andere Entwürfe eingeschickt, aber dieser hat mir schon am besten gefallen.“ Eigentlich hätte sie, so erzählt sie später im Gespräch mit Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr aber auch den Schneiderinnen, „gern noch Teddybären-Schuhe für dieses Kleid gehabt, aber ich hab nicht gewusst, wie ich die zeichnen soll“.

Und, so verrät sie, „ich zeichne auch zu Hause und schon lange immer wieder Models mit eigenen Mode-Designs“. Ob sie dann nicht auch – wie sowohl die Werkstätten-Leiterinnen oder die Praktikant:innen – nach der vierten Klasse in eine Modeschule wechseln möchte, will KiJuKU wissen. Und schon beginnt sie die Fachleute zu fragen, wie denn die Schule sei, was sie da alles können müsse…

Schon mit der Klasse teilgenommen

Nina Mittendrein, eine der beiden Werkstätten-Leiterinnen in diesem Jahr, hat in Graz in der Modeschule auf dem Ortweinplatz maturiert und vor wenigen Wochen die Bühnen-Kostüm-Meisterklasse in der Wiener Herbststraße absolviert. „Das war richtig magisch, ich hab nicht nur neue Techniken gelernt, sondern auch eine neue Perspektive auf Material-Wahl und überhaupt aufs Nähen gewonnen“, strahlt sie richtig, als sie das dem Reporter erzählt. Und vertraut Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… auch an, dass sie schon mit ihrer Klasse in der Mittelschule Zeichnungen für Kids in Fashion eingeschickt hatte. „Wir haben zwar nichts gewonnen, aber es war für uns schon eine große Sache, Entwürfe zu einem Bewerb nach Wien einschicken zu können.“

Nicht immer einfach

Ihre Kollegin als Leiterin – die sind dafür zuständig, dass die Zeichnungen und das möglichst originaltreu und das noch dazu tragbar verwirklicht werden – ist Verena Draxler. Sie hat das Kolleg in der Modeschule Herbststraße abgeschlossen – und nebenbei noch geringfügig als Ankleiderin in der Volksoper gearbeitet. . Im Vorjahr war sie schon als Praktikantin in der Kids-in-Fashion-Werkstatt an der Umsetzung beteiligt. Sie näht gerade mit einer der Maschinen Teile für ein luftig-lockeres pinkfarbenes Tüll-Kleid. Dutzende Längsnähte gilt es in diesen so rutschigen Stoff zu nähen – auch wenn’s mühsam ist – das Kleid soll ja dem Entwurf entsprechen. Übrigens, neues Wort gelernt: Biesen heißen in der Fachsprache diese vielen Nähte, die fast unzählige lange, kleine Säumchen ergeben.

Rosen

Das sei aber noch gar nichts gegen – beginnen die beiden Leiterinnen und dazu noch von drei Praktikant:innen – und holen ein dunkelrotes Kleid mit schier unzähligen aufgenähten Stoff-Rosen hervor. „Das wird was ganz Spezielles, für eine special Guest, wir dürfen aber noch nicht verraten, wer das sein wird. Das soll eine Überraschung bei der Show werden!“

Jedenfalls haben – so berichten die drei – mehrere an den Rosen und diese auf das Kleid genäht. Ein paar hätten sie, gestehen sie, unten in Richtung Saum auch angeklebt. Und, so verraten sie ebenfalls, es hätten noch mehr Rosen werden sollen, aber erstens sei der Stoff ausgegangen und zweitens ist das Kleid so schon ziemlich schwer. Und immerhin muss ja jemand damit auch über den Laufsteg gehen können.

Taschengeld für eigenes Mode-Label

Die schon kurz erwähnte Praktikantin, Amelie Ullrich, besucht nun – nach der Matura an der Grafischen – das Kolleg an der Modeschule Herbststraße. „Da müssen wir 160 Stunden Pflichtpraktikum machen – und das mach ich jetzt eben hier, ich wollt immer schon was Kreatives machen. Als Kind hab ich mein Taschengeld gespart, weil ich später ein eigenes Modelabel gründen wollte“, erzählt sie Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr…

Im Nebenraum sitzen zwei weitere Jugendliche von der Herbststraße. Sie malen Linien auf blaue Stoff-Quadrate. Auf einigen dieser Jeans-blauen Stoff-Quadrate klebt dünner, feiner, gitterartiger Stoff. Vanessa und Adrian bringen dem Journalisten noch einen weiteren Begriff bei: „Hexenspucke“. Eine spezielle Schicht auf diesem Stoff, auch Viledon benannt, haftet nach dem Bügeln auf einem anderen Stoff.

„Wen interessiert was du trägst?“

Dass Kleider Leute machen wie es der Schweizer Schriftsteller Gottfried Keller in einer Novelle vor 150 Jahren geschrieben hat, ist zwar nicht fein, eine Sache von Vorurteilen – und dennoch kommt es viel zu oft immer wieder vor. Da helfen auch die vielen kreativen Outfits, die sich Kinder und Jugendliche für Kids in Fashion einfallen lassen, nicht so viel wie es wünschenswert wäre.

Dem Thema widmet sich eine Performance im Theaterhaus für junges Publikum im Wiener MuseumsQuartier, dem Dschungel Wien, zur Saison-Eröffnung (21. bis 24. September 2024 – Details siehe Info-Box).

„Who cares what you wear?“ („Wen interessiert was du trägst?“) will die Zusammenhänge von Kreativität, Mode, gesellschaftlichem Wandel und gerechter Nachhaltigkeit sichtbar machen, wie es in der Ankündigung der Koproduktion mit der Austrian Fashion Association – basierend auf einer Idee und in Zusammenarbeit mit Fashionclash und Mayke Roels (Niederlande) heißt. Begleitend sollen auch Workshops mit Mode-Designer:innen stattfinden.

Ob da eventuell auch einige der (sehr) jungen kreativen Designer:innen von Kids in Fashion angefragt werden? KiJuKU hat dies jedenfalls beim Dschungel angeregt…

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Siegerin in der jüngsten Altersgruppe (4 bis 10 Jahre), Theodora Devuyst, mit jenem Model, das ihren Stoff gewordene Zeichnunge auf dem Laufsteg präsentierte

Laute, bunte, aber auch nachdenklich machende Mode

In knapp weniger als einem Jahr, genauer geschrieben am 5. Oktober 2024 steigt die dann 30. Kids-in-Fashion-Gala – anlässlich des runden Jubiläums dann zum dritten Mal im Wiener Rathaus. Das wurde gegen Ende der diesjährigen 29. Show in der Mensa der Wiener WirtschaftsUniversität bekanntgegeben.

Zuvor führten jugendliche Models rund fünf Dutzend meist farbenfrohe, jedenfalls sehr kreative Gewänder – nicht nur aus Stoff – auf dem Laufsteg vor. Es handelt(e) sich wie immer um die verwirklichten Entwürfe von Kindern und Jugendlichen, die in diesem Jahr sogar mehr als 3000 schräge, ver-rückte Designs an die Wiener Jugendzentren eingeschickt haben.

Jedes Jahr in der Top-Liga

Sozusagen Stammgästin mit ihren Entwürfen ist Sophie Zheng, mehrmals schon stachen ihre Designs der Jury ins Auge und wurden in den Sommermonaten von Modeschüler:innen in den Werkstätten verwirklicht. Sogar Preisträgerin war sie in mehreren Jahren; heuer nicht, aber wieder erregte eine Zeichnung von ihr so viel Aufmerksamkeit, dass sie Stoff wurde. Zwei riesige Tränen von den Augen ausgehend, werden zu einem riesigen Kleid. „Weinen war mir zu der Zeit als ich den Entwurf gezeichnet habe, sehr wichtig!“, verrät die nunmehr 14-Jährige Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… im Bereich der Ausstellung aller ausgewählten Designs. Um das Kleid tragbar zu machen, wurde in der Werkstatt aus den Tränen nicht das ganze Kleid, sondern diese wallern über einem Kleid in der Farbe der gemalten Tränen – tatsächlich unter den Augen wurden zwei feine, leichte Stofftücher fixiert, die bis zur Höhe des Kleidsaumes unter dem Knie immer breiter werdend „fließen“.

Dino als Hai 😉

Ihre gleichaltrige Freundin Xu Xueli sorgte sowohl bei Schneider:innen als auch bei Jennifer Zenz, die als Model die zum Gewand gewordene Zeichnung präsentierte, für Verwirrung. Was alle als Haifisch sahen – das Model hatte sogar für die Stunden im Backstage-Bereich entsprechende Patschen mitgebracht – hatte die Designerin als Dinosaurier angelegt.

Laut und bunt

Modelkollegin Yasmin Bozkurt hatte beim Backstage-Besuch von KiJuKU schon bunte Würfel im Haar. Die sind die passende Kopfbedeckung zum aus verschiedenfärbigen Quadraten bestehenden Kleid, die in vielen bunten, langen Fransen enden. Modeschöpferin dieses Kleides war Isabella Gawin (9). „Mein Kleid sollte laut und bunt sein“, erläutert die Designerin dem Journalisten den Hauptbeweggrund für ihre Zeichnung. „Und ich mag diese viereckigen Formen“, ergänzt sie die zentralen Elemente ihres Mode-Entwurfes, der zu ihrer Freude auch verwirklicht wurde; was sie, ihre Schwester und die Eltern überhaupt erst zum Besuch der KiF-Gala brachte.

Ozeanisch

„Ozean überhaupt und Quallen besonders faszinieren mich“, so Valentin Steiner (13), der mit diesem Entwurf die mittlere Alterskategorie gewonnen hat. „Ich habe aber gleich mehrere Bilder eingeschickt und bin froh, dass wenigstens eines genommen worden ist. Und das sogar 1. Platz wurde.“

Als Stift

Das Werkzeug zum Inhalt gemacht hat Milena Gulshadayan. „Ich hab beim Zeichnen auf meinen Schreibtisch geschaut, überlegt und mir dann gedacht, ich mal ein Kleid als Buntstift.“ Und so spazierte bei der Show ein Stift über den Laufsteg 😉

Noch warten die Models auf den Großteil ihrer Gewänder
Noch warten die Models auf den Großteil ihrer Gewänder

Models

KiJuKU schaute und hörte sich auch wieder ein wenig im Backstage-Bereich um, wo die Models, die die Gewänder am Laufsteig vorführen oft schon seit Stunden unterwegs sind. Bis alle kunstvollen Frisuren angefertigt sind – immer wieder auch Elementen aus den Kinder- bzw. Jugendzeichnungen angereichert, jede und jeder geschminkt ist – das dauert schon so seine Zeit.

Constantin Ruf (15) modelt seit rund fünf Jahren. Auftritte vor Publikum hat er aber auch als Schauspieler mit Theatergruppen. Die schon weiter oben erwähnte Yasmin Bozkurt hat schon 2019 bei Kids in Fashion ge-modelt. Heuer präsentierte sie ein Kleid mit bunten Würfeln auf dem Kopf (Zeichnung: Isabella Gawin). Sie sieht, „wenn ich mir die Entwürfe jetzt und vor der Pandemie anschaue, schon zum Teil ganz andere Perspektiven. So ein Kleid mit Riesentränen (Sophie Zheng) hätte es vorher wahrscheinlich nicht gegeben“, meint sie, die seit kurzem als Hortpädagogin arbeitet, weil sie Kinder mag und mit diesem Beruf „etwas total Sinnvolles tun kann“.

Wenngleich sie in einem ganz anderen Bereich tätig ist, schätzt Model-Kollegin Jennifer Zenz (19) aus genau demselben Grund ihren Job: Sie hat die Lehre als Orthopädie-Technikerin absolviert. „Ich wollte etwas im medizinnahen Bereich, aber jedenfalls etwas Handwerkliches machen. Ob Prothesen oder angepasste Rollstühle – du erlebst wie du mit deiner Arbeit das Leben von Menschen einfach erleichtern kannst.

Moderationsduo

Natürlich moderierten auch dieses Mal wieder Jugendliche die KiF-Show: Zum ersten Mal die 21-jährige Ronja Rößner und schon zum dritten Mal Fatih Yalcın – und sowieso in sehr kreativen, bunten Outfits. Es war übrigens – wie schon eingangs erwähnt – die bereits 29. – samt Ankündigung, dass die nächstjährige Jubiläums-Show im Wiener Rathaus über die Bühne gehen wird – 5. Oktober 2024, Arkadenhof mit Backstage-Bereich in der Volkshalle.

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Zwei Dutzend Fotos von den ausgewählten Zeichnungen

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Vier Dutzend Fotos von der Gala

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Weitere Schnappschüsse

Die jugendlichen Moderator:innen Ronja Rößner und Fatih Yalcın leiten gemeinsam mit Leo Oswald, dem KiF-"Vater" die Preisverleihung ein

Das sind die Top-Jung-Designer:innen und ihre verwirklichten Mode-Entwürfe

Hier eine Übersicht iüber die Hauptpreisträger:innen des diesjährigen (2023) Modedesign-Nachwuchsbewerbs Kids in Fashion.

Top 3 bei den Jüngsten (4 bis 10 Jahre)

Platz 1 bis 3 in der mittleren Altersgruppe (11 – 14 Jahre)

Die ersten 3 bei den Ältesten (15 – 21 Jahre)

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Lila Noelle Raab im Interview mit KiJuKU-Praktikantin Stefanie Kadlec

„Wollte was Feministisches und Freches“

Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… interviewte vor der Show einige der jungen Designerinnen und Designer – siehe Hauptartikel zu Kids in Fashion 2023 (Link unten am Ende dieses Beitrages). Danach fragte KiJuKU eine junge Modeschöpferin, die dadurch auffiel, dass sie auf dem Rücken ihres Oberteils einen Spruch trug, der selbst gestaltet aussah…

KiJuKU: Wie alt bist du und wie fühlt es sich an so einen Preis gewonnen zu haben?
Lila Noelle Raab: Ich bin 16 und find’s echt cool, denn ich habe ehrlich gesagt gar nicht damit gerechnet. Meine Lehrerin hat den Entwurf eingesandt, ich war ziemlich überrascht und deshalb freue ich mich umso mehr.

Lila Noelle Raab im Interview mit KiJuKU-Praktikantin Stefanie Kadlec
Lila Noelle Raab im Interview mit KiJuKU-Praktikantin Stefanie Kadlec

KiJuKU: Wie bist du zu der Idee für deinen Entwurf gekommen?
Lila Noelle Raab: Da bin ich zu Hause gesessen, wir hatten die Aufgabe „schwarz-weiß“. Mein Model hat bei dem Entwurf eigentlich nur zwei Abdeckungen auf den Brüsten, also eigentlich oberkörperfrei. Das konnten sie aber wegen der Kinder nicht ausführen. Ich wollte eine feministische Seite darstellen und mit Kreativität verbinden.

KiJuKU: Möchtest du auch beruflich Mode designen?
Lila Noelle Raab: Ich habe tatsächlich vor, Modedesign zu studieren, aber ich bin mir mittlerweile nicht mehr ganz so sicher, weil mich auch andere Sachen interessieren, zum Beispiel Tätowieren. Ich weiß noch nicht, in welche Richtung es geht.

KiJuKU: Hast du das erste Mal mitgemacht und wie lange hast du an dem Entwurf gearbeitet?
Lila Noelle Raab: Ja, das erste Mal. Ich habe gar nicht so lange daran gearbeitet. Die Idee habe ich in meinem Kopf gehabt und einfach auf Papier gebracht.

Lila Noelle Raab im Interview mit KiJuKU-Praktikantin Stefanie Kadlec
Lila Noelle Raab im Interview mit KiJuKU-Praktikantin Stefanie Kadlec

KiJuKU: Ist das sonst beim Zeichnen auch so?
Lila Noelle Raab: Ich habe meistens eine Emotion in mir, die bringe ich einfach auf Papier. Dann entwickelt sich alles, das war bei meinem Entwurf auch so. Ich hatte keine genaue Idee, sondern eine Emotion.

KiJuKU: Und die Emotion war bei deinem Design?
Lila Noelle Raab: Ich glaube Neugier und eine Frechheit wollte ich darstellen.

KiJuKU: Bist du heute besonders gestylt oder bist du immer durchgestylt?
Lila Noelle Raab: Ich liebe Mode und ich bin oft sehr bunt angezogen. Das würde ich normal auch tragen.

KiJuKU: Du hast hinten etwas draufgeschrieben, den Spruch „maybe you should eat some makeup so you can be pretty on the inside too“ (Vielleicht solltest du etwas Make-up essen, damit du auch von innen hübsch bist)
Lila Noelle Raab: Ja, den Spruch habe ich selber draufgestickt.

KiJuKU: Was ist deine Definition von einem guten Style?
Lila Noelle Raab: Man soll sich trauen und einfach das anziehen, was einem gefällt. Nicht auf die anderen achten. Hauptsache es gefällt einem selbst.

Stefanie Kadlec, 17 und
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Mayvi und Angee, zwei jugendliche Models, im Interview mit KiJuKU-Praktikantin Stefanie Kadlec

„Wir wollen nicht tragen, was alle gerade trendy finden“

Nach der Show herrschte großes Gedränge am Eingang zum Backstage-Bereich. Wie schon im Vorjahr konnten junge Designer:innen, die das wollten – bzw. deren Eltern – die Stoff gewordenen Kleidungsstücke sehr günstig erwerben. Den meisten Models, die die kreativen Gewänder präsentiert hatten, war ihr vorheriger Job noch durch buntes Make-Up anzusehen. Kinder I Jugend I Kultur I und mehr… nützte die Gelegenheit und sprach zwei der Models an. Mayvi (15) und ihre Schwester Angee (18) stellten sich einem gemeinsamen Interview.

KiJuKU: Wie seid ihr dazu gekommen, heute auf dem Laufsteg zu sein?
Angee: Ich habe letztes Jahr durch meine Schule mitgemacht. Dieses Jahr wurde ich angefragt, ob ich noch einmal mitmachen möchte, und ich habe mich wieder dafür interessiert. Dann habe ich auch gleich meine Schwester mitgenommen.
Mayvi: Wir wurden beide aufgenommen und jetzt sind wir zum Glück heute an diesem Abend dabei.

KiJuKU: Und ihr interessiert euch generell für Mode?
Angee: Ich schon, weil ich auch auf eine Modeschule gehe und generell in der Zukunft mehr mit Mode zu tun haben möchte, also auch in der der Modebranche bleiben will.

Mayvi und Angee, zwei jugendliche Models, im Interview mit KiJuKU-Praktikantin Stefanie Kadlec
Mayvi und Angee, zwei jugendliche Models, im Interview mit KiJuKU-Praktikantin Stefanie Kadlec

KiJuKU: Auch als professionelles Model arbeiten?
Angee: Wenn es sich ergibt, warum nicht, wenn nicht, auch okay. Aber ich designe und zeichne auch gerne.

KiJuKU: Habt ihr selber heuer Mode-Entwürfe eingeschickt?
Angee: Ich habe nichts eingeschickt, ich bin bei „Kids in Fashion“ nur Model. Die letzten Jahre habe ich paar Mal eingeschickt, meine Entwürfe wurden aber nicht genommen, weil sie wahrscheinlich zu kompliziert waren oder nicht dazu gepasst haben.

KiJuKU: Was macht für euch einen guten Style aus?
Angee: Auf jeden Fall, wenn man sich richtig wohlfühlt in der Kleidung und dass man das auch ausstrahlen kann. Dass man es auch einfach mit Freude trägt. Ich möchte nicht unbedingt das tragen, was „trendy“ ist, weil ich nicht gleich aussehen will wie alle anderen.Mayvi: Da kann ich nur sehr zustimmen, das gilt auch für mich.

Stefanie Kadlec, 17 und
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Bildmontage aus drei Fotos: Die beiden Jungdesignerinnen mit dem Kids-in-Fashion-Erfinder sowie Monia mit einer der extra angefertigten Federn und Nadine mit ihrem schon umgesetzten Design des bunten Federnkleides

Bunte Federn, Heißklebemuster und Wattekreise…

Wer gerne in Bergen von Stoff wühlen würde, fände hier eine Art Paradies. Hier ist in einer Ecke des großen Raumes im J.A.M., einem der Standorte der Wiener Jugendzentren liegen sie ballenweise. Die „Jugendräume am Muhrhoferweg“ in Wien-Simmering fast schon am Rande der Stadt verwandeln sich einige Wochen der Sommerferien Jahr für Jahr in eine kreative Schneider:innen-Werkstatt. Meister:innen ihres Faches sowie Mode-Schüler:innen, die hier Praktikumswochen absolvieren, bilden die zweite Phase von „Kids in Fashion“ (KiF) dem wohl kreativsten Modedesign-Nachwuchsbewerb (nicht nur) in Österreich.

Kinder I Jugend I Kultur I und mehr… durfte die Werkstatt besuchen – und dabei zwei der jungen Designer:innen treffen, deren Entwürfe verwirklicht und bei der Gala im Oktober von jugendlichen Models am Cat-Walk vorgeführt werden: Nadine Zarrougui und Monia Fattoum. Die beiden 12-Jährigen hatten im 5er-Haus, dem Jugendzentrum in der Grünwaldgasse (Wien-Margareten), ihre Modedesigns gestaltet – nicht zum ersten Mal. Beide haben im Vorjahr und auch heuer jeweils gut ein halbes Dutzend Entwürfe für den Bewerb eingeschickt, erzählen sie Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… Und fanden andere Entwürfe fast noch besser als jene, die verwirklicht wurden/werden.

Dreidimensional

Sowohl Zarrougui als auch Fattoum zeichneten weniger, sondern arbeiteten mit Material und erstellten somit dreidimensionale Entwürfe. Erstere klebte auf eines der Blätter bunte Federn. Und siehe da, der bereits Kleid gewordene Entwurf ist beim Lokalaugenschein fast schon fertig, die Schneidermeisterin Elisabeth „Lisi“ Kappel tauchte mit dem Kleid aus vielen Lagen eines feinen, durchscheinenden, gitterartigen Stoffes (Organza) auf. Da entfuhr der Designerin ein „wowh, das ist ja sogar mehr als ich erwartet habe“, zollte sie den Schneiderinnen (in diesem Jahr werken ausschließlich Frauen in der Werkstatt) großes Lob, wie sie aus dem Entwurf ein wirkliches Kleid angefertigt haben.

Das war auch viel Arbeit, mehrere Tage werkten einige daran aus Stoff diese vielen Federn herzustellen. Wie solche Federn gestaltet werden, zeigte Lisi später selber an einer der Nähmaschinen und anschließend mit Schere und Messer. Dafür durften sich die beiden Jung-Designerinnen eine Farbe aussuchen, beide wählten schwarz.

Making of Federn

Zwei solcher Organza-Lagen legte Lisi übereinander nähte sie an zwei Stellen in der Mitte knapp nebeneinander zusammen, sodass eine Art Schlauch entstand. Durch diesen fädelte sie einen umwickelten Draht, der oben und unten raussteht, um Schlingen bilden zu können. Nun schnitt sie aus dem viereckigen ganzen Stücke eine ovale Form aus, die an ein Baumblatt oder eben eine Feder erinnert, legte das Ding auf eine starke Kartonunterlage und schnitt mit einem scharfen Messer heftig und rasant jede Menge Streifen von der Mitte weg hinein. Hochgenommen und schon ergibt sich – noch dazu bei ein bisschen Bewegung – das Bild wehender Federn.

Frech

Monia Fattoum schildert: „Ich hab vor allem Entwürfe mit viel Glitzer gemacht und viel wo ich einfach Zeugs draufgeklebt hab auf die Zeichnungen“. Darunter hat ihr der eine oder andere besser gefallen als jener, den die Jury ausgewählt hat. „Der ist schon ein bisschen frech“, schmunzelt sie ein wenig verschämt vor dem großen Tisch, auf dem Entwürfe auf Stoff übertragen werden, Modeschülerinnen aus unterschiedlichsten Stoffen Teile für die verschiedensten Gewandstücke schneiden.

Das „Freche“: „Ich hab mit Heißkleber nur viele Kurven und Linien auf die Zeichnung der Figur aufgetragen, darunter gar kein Kleid gezeichnet, also auf die nackte Haut“ sozusagen, beschreibt die Modeschöpferin ihren Entwurf. Die schon genannte Werkstätten-Co-Leiterin – neben Alice Schanovsky, die demnächst eine weitere Meisterinnen-Ausbildung (Herrenschneiderei) angeht, gesteht, „dass wir dem Model aber schon ein – weißes – Kleid anziehen“, das kann sie auch schon herzeigen. Darauf wird dann Monia Fattoums Design in einer schillernden Silikonmasse aufgetragen – nach dem Muster des Entwurfs.

Schule für Freund:innen, Sport und Bio

An Schule gefällt den beiden „vor allem Freundinnen und Freunde treffen“, Nadine findet darüberhinaus „Biologie ist schon geil“, ihre Schulkollegin Monia mag „vor allem Sport und wieder Sport“. Erstere spielt auch liebend gern mit Freundinnen und Freunden Volleyball, Monia daneben auch Fußball. Und beide tanzen gerne.

Watte, keine Sägespäne…

Bella Neller (16) schneidet einen Kreis nach dem anderen aus einem nicht leicht zu schneidenden Stoff aus Dacronwatte (wie sie in Pölstern oder auch Kuscheltieren zu finden ist). „Die werden dann mit Farbe besprüht“, erklärt die Herbststraßen-Modeschülerin und zeigt dem Journalisten den Entwurf von Fabienne Linke. Diese vielen bunten Wattekreise werden dann zwischen zwei durchsichtige Schichten eingeschlichtet und dieses dann zum Kleid, das der Einsendung der 12-jährigen Designerin entspricht.

Weiters werken am Tisch die 16-jährige Wilhelmine Kohlmayr und Verena Draxler, erste jugendliche Schülerin, Zweitgenannte macht ihre Ausbildung im Kolleg, nachdem sie zuvor Kultur- und Sozialanthropologie studiert hatte, „aber das war mir alles zu theoretisch und ich wollte nun was Praktisch-Handwerklich-Kreatives lernen“, verrät sie dem Reporter. Sie schneidet Zacken in einen Karton – und der wird die Basis für Elemente im von der Jury ebenfalls ausgewählten Entwurf des zehnjährigen Theodor Adevuysi. Diese Streifen werden mit hellbraunem Stoff beklebt oder überzogen, erläutert der künstlerische Leiter von Kids in Fashion, Leo Oswald, die folgenden Schritte. Der Jungdesigner hatte zwar handschriftlich angemerkt, dass die hellbraune Farbe aus Sägespänen sein sollte, aber das wäre doch kaum realisierbar, meint der Erfinder des Mode-Bewerbs der Wiener Jugendzentren; ein Interview mit ihm, geführt von Stefanie Kadlec, die derzeit bei Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… in den Journalismus schnuppert, ist hier unten verlinkt.

Mehr als 3000 Einsendungen

Zum 29. Mal haben Hunderte Kinder und Jugendliche Zeichnungen mit Mode-Entwürfen an die Zentrale der Jugendzentren geschickt. In diesem Jahr langten mehr als 3000 Designs ein, deutlich mehr als in den vergangenen Jahren wo es immer so rund um die 2.200 Entwürfe aus Kinder- und Jugendhänden (4 bis 21 Jahre – in drei Alterskategorien) waren. Eine Jury wählt dann immer rund fünf Dutzend Designs aus, heuer genau 63. Damit gewinnen weit mehr junge Modeschöpfer:innen als nur die jeweils drei Erstplatzierten der Kategorien 4 bis 10 Jahre, 11 bis 15, sowie 16 bis 21 plus zwei Sonderpreise, die nach München gehen, wo es seit vielen Jahren eine Kooperation mit gleichsam einer Schwesterorganisation der Wiener Jugendzentren gibt. Apropos Ausland, Leo Oswald, der KiF-Erfinder und selbst seit Jahrzehnten Modekünstler, verriet Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr…, dass „heuer eine Klasse aus Hamburg (im Norden Deutschlands) Entwürfe eingeschickt hat und die wollen sogar extra zur Gala nach Wien in die Mensa der WU (Wirtschaftsuniversität) kommen“.

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Jungdesignerinnen, KiF-Erfinder und Werkstätten-Co-Leiterin

„Kinder können wahnsinnig kreativ sein“

KiJuKU: Wie würden Sie den Designwettbewerb „Kids in Fashion“ beschreiben, den Sie für Kinder und Jugendliche erfunden haben und nun für die Wiener Jugendzentren künstlerisch leiten?
Leo Oswald: Das Projekt hat eine lange Geschichte. Ich habe vor circa 40 Jahren bei den Wiener Jugendzentren begonnen als hauptberuflicher Modemacher im Zivildienst. Dort habe ich meinen eigenen Beruf natürlich sehr gut einbringen können. Ich habe schon viel mit Kindern und Jugendlichen für Modeshows gearbeitet und verschiedene Veranstaltungen gemacht. Dann kam mir die Idee, meine beruflichen Kontakte, Friseure und professionelle Leute aus dem Make-Up Bereich, zusammenzubringen und in dieses Projekt zu involvieren. Eigentlich waren alle ziemlich schnell begeistert.
Was mir als Grundidee so gut gefallen hat – man sieht es ja auch oft in der Kunst – , war, dass Kinderzeichnungen manchmal so toll wie die eines modernen Künstlers sind und dasselbe habe ich mir auch bei der Mode gedacht. Manchmal haben Kinder Ideen, die sind so kreativ und frei, dass es im Endeffekt, wenn es professionell umgesetzt wird, ausschauen könnte als wäre es irgendein verrückter großartiger Designer in Paris. Das ist die Idee dahinter, die mir da am meisten Spaß macht.

Die beiden Designerinnen mit dem Kids-in-Fashion-Erfinder und den schwarzen Federn
Die beiden Designerinnen mit dem Kids-in-Fashion-Erfinder und den schwarzen Federn

KiJuKU: Sie haben gesagt, dass Sie verschiedene Kontakte haben, um die Entwürfe der Kinder und Jugendlichen umzusetzen. Wie genau sieht Ihr Team aus?
Leo Oswald: In der Werkstätte in Simmering sind meistens zwei oder drei MeisterInnen. Das sind meistens AbsolventInnen der Bühnenklasse der Modeschule Herbststraße und dann kommen auch einige ModeschülerInnen dazu, die ein Pflichtpraktikum für ihre Ausbildung machen müssen. Wir sind jetzt im Moment mit zwei Meisterinnen und drei Praktikantinnen da. In nächster Zeit kommt noch eine Meisterin dazu und im August noch mal drei Praktikantinnen. Heuer nur weiblich besetzt. Der einzige angemeldete Männliche ist leider ausgefallen.

KiJuKU: Was ist die Kernbotschaft, die Sie mit ihrem Wettbewerb vermitteln möchten?
Leo Oswald: Die Kernbotschaft ist eigentlich genau das, dass Kinder wahnsinnig kreativ sein können und dass das mit professioneller Unterstützung extrem High Fashion sein kann. Das ist das Lustige daran.

Leo zeigt, wie Theodors Entwurf umgesetzt werden könnte
Leo zeigt, wie Theodors Entwurf umgesetzt werden könnte

KiJuKU: Ein Teil des Wettbewerbs ist die Fertigung der Entwürfe und der andere ist die Show. Was gibt es Wichtiges, zu der Show zu wissen?
Leo Oswald: Bei der Show geht es darum, dass junge Leute eine Chance bekommen. Das können halbprofessionelle Jungmodels sein, die noch nie auf einem Laufsteg waren, das können Mädchen und Burschen von der Straße sein, die sich einfach mal selbstbewusst zeigen wollen in lustiger und kreativer Mode. Wichtig dabei ist auch die professionelle Unterstützung bei der Frisur und dem Make-Up. Wir proben dann ein bisschen und machen einen Catwalk mit leichter Choreografie. Es ist dann ganz spannend, diese Show zu beobachten, und die Kinder sind wahnsinnig stolz, wenn sie die Jungmodels mit Make-Up und Haaren fertig gestylt auf dem Laufsteg bewundern können.

KiJuKU: Wann findet die Show statt?
Leo Oswald: Die Show findet am 7. Oktober statt in der WU-Mensa (Wirtuscahftsuniversität, sozusagen das Restaurant dort). Einlass ist um 18.30, da gibt es die Ausstellung der Zeichnungen und um 19.30 ist dann die Show.

Das Interview führte Stefanie Kadlec, 17, die derzeit bei KiJuKU in den Journalismus hineinschnuppert.