Ein Besuch im Schwimmbad der neuen Heimat der Zwillinge Martha und Mischa steht am Beginn des dritten Detektiv-Abenteuers der beiden und ihrer sechs neuen Freund:innen. Die „Glorreichen Acht“ haben schon in Band 1 Hunde aus einem unerträglichen Heim gerettet, danach aufgedeckt, dass angeblich glückliche Hühner gar nicht so frei leben konnten.
Doch haben sie nun eine Zeitreise unternommen? Immerhin heißt der neue Krimi „Ein Fall für Martha & Mischa“ im Haupttitel „Die Drachen sind los“.
Zunächst wird Boris belächelt, als er von einem solchen erzählt, den er in einem Gebüsch im Freibad von Krähfeld entdeckt hat. Hahaha, sicher eine Eidechse und ähnlich lauten die Kommentare all jener, denn er davon berichtet. Doch dann erwacht der detektivische Spürsinn. Mareike entdeckt auf dem Recyclinghof einen Mann, der alte Käfige abliefert und in seinem Transportauto einen Gecko sitzen hat. Irgendwo im Wald tauch auch eine Schlange auf, die sicher nicht zu den heimischen Arten zählt…
Die Kinder beginnen im Internet über Echsen, Schlangen &Co zu recherchieren, holen sich in einer Buchhandlung ein umfangreiches Werk dazu, erfahren, dass sich auch wer anderer kürzlich Lektüre über derartige Tiere besorgt hat…
Illegaler Tierschmuggler, dem einige seiner Viecher entkommen sind?
Wie in den beiden ersten Bänden – wobei jeder für sich unabhängig gelesen werden kann; was zur Story als Vorgeschichte notwendig ist, wird zwanglos da oder dort vom Autor:innen-Duo Petra Hartlieb und Hubert Flattinger so nebenbei eingestreut.
Beibehalten wird das Erfolgsrezept je abwechselnd eines der flott zu lesenden Kapitel aus der Sicht von Martha und das folgende von Mischa erzählen zu lassen. Ebenso sind wieder – neben den Portraitzeichnungen des jeweils erzählenden Kindes in den dem Kapitel entsprechenden Stimmungen – kleine oder mittelgroße Zeichnungen von Ulrike Halvax in Schwarz-weiß-grün – siehe Beispiele auf den hier veröffentlichten Doppelseiten, die den ohnehin schon leicht lesbaren Text nochmals auflockern.
Dieses Mal aber gibt es am Ende eine überraschende Wendung, und möglicherweise einen „Cliff-Hanger“ für das nächste Abenteuer, weil doch nicht die Herkunft aller Tiere, die vorkommen, geklärt wird.
Zwar gab es nicht – wie bei einer anderen Version mit musicalartigen Songs im St. Pöltner Landestheater – am Ende „Zugabe!“-Rufe. Aber dennoch großen, fast nicht enden wollenden Jubel nach der Premiere von Erich Kästners „Emil und die Detektive“ im großen Haus des Theaters der Jugend in der Wiener Neubaugasse (Renaissancetheater). Rund zwei Stunden (eine Pause) spielte das Ensemble eine Fassung von Sarah Caliciotti und Frank Panhans (letzterer hatte auch bei der St. Pöltner Version mitgewirkt).
Flott und mitreißend spielt das großartige Ensemble die Geschichte von Emil, dem Buben aus der eher ländlichen Kleinstadt, der ins große Berlin fährt und im Zug vom „feinen“ Herrn Grundeis, der später unter noch weiteren Namen in Erscheinung tritt, beklaut wird. Und auf der Suche nach diesem in der Großstadt, um wieder an sein Geld zu kommen, Freund:innen findet, die natürlich den Dieb überführen und so ein Happy End – durch den Zusammenhalt der Kinder aus der Groß- und der ländlichen Kleinstadt samt Verfolgungsjagd durch das ganze Theater – herbeiführen.
Zwei Besonderheiten weist die Wiener Inszenierung (Regie: Frank Panhans, Dramaturgie: Sarah Caliciotti) auf. Erich Kästner (1899 – 1974), der Autor des Romans – und vieler anderer Kinderbücher (u.a. „Pünktchen und Anton“ – in der vorigen Saison vom Theater der Jugend gespielt; „Das fliegende Klassenzimmer“ – Neuverfilmung vor einem Jahr im Kino; „Konferenz der Tiere“ – im Vorjahr vom Linzer Theater des Kindes gespielt) – tritt in Erscheinung. Uwe Achilles, spielt diesen und erzählt, er hätte eigentlich ganz was anderes schreiben wollen und sei sozusagen zufällig in diese Geschichte gestolpert… Wie alle anderen – außer Jonas Graber, der durchgehend den Emil Tischbein spielt und sein Gegenspieler, der ihn beklaut (Frank Engelhardt), schlüpft Achilles in mehrere Rollen. Lachstürme löst er mit der karikierten in Berlin auf Emil wartenden Großmutter aus – da erinnert er irgendwie an die filmische Mrs. Doubtfire.
Zweite Besonderheit: Wenn Emil schläft, plagen ihn Albträume, weil er in Neustadt als Mutprobe einem großherzöglichem Denkmal eine rote Nase aufgesetzt und einen Schnurrbart gemalt hat. Die Figuren, die in diesen Träumen auftauchen, zeichnen sich durch riesige Köpfe aus – mit vergrößerten Gesichtern vom Polizisten und den anderen Mitspieler:innen. Designt von Kostümbildnerin Anna Katharina Jaritz, haben Paoletta Chalupar und Katrin Vogler aus der Kostümabteilung des Theaters der Jugend diese Riesenhäupter gebaut – mehr dazu in einer eigenen Story, unten verlinkt.
Mit diesen Köpfen zu spielen und manches Mal auch zu tanzen war für die Schauspieler:innen eine ordentliche Herausforderung, wie einige von ihnen nach der Premiere im Small-Talk mit Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… gestehen. Aber, so fügen die kürzest Befragten auch an, „wir hatten gutes Training dazu“ – von Wieda Shirzadeh, die das Bewegungs-Coaching leitete.
Und wenn wir schon bei den Dingen sind: Beachtlich und ebenfalls teils riesig sind die Bauten des Bühnenbilds – ob’s der Zug, der Bahnhof, dessen oberer Stock später zur Straßenbahn wird oder das Hotel sind (Bühnenbild und Video: Ulv Jakobsen).
Sehr beachtlich ist auch die Wandlungsfähigkeit der Schauspieler:innen, die in ihren jeweiligen Rollen oft ziemlich gegensätzlich agieren und kostümmäßig ausstaffiert sind. Das gilt insbesondere für Tara Michelsen, die einerseits die freche, quirlige Cousine Emils, Pony Hütchen ebenso verkörpert wie die eher voluminöse Dauerquasslerin im Zugabteil von Emil und Grundeis; ebenso aber für Benita Martins, die einen ähnlichen Spagat spielen darf – die Professorin genannte zurückhaltende Schlaueste der Detektivband sowie die Bäckerin Wirth, die bei Friseurin Ida Tischbein, jedes rechtspopulistische Gerücht gegen die Großstadt Berlin auskotzt – mit Anleihe von Trumps Katzen- und Hundefresser-Sager. Steigende Kosten und geringe Einnahmen der Friseurin werfen „nebenbei“ Schlaglichter auf vergangene und aktuelle Ungleichheiten.
Gar auf vier Rollen bringt es Stefan Rosenthal als Neustadts Wachtmeister Jeschke, Zug-Schaffner, „Kleiner Dienstag“, der bei den Detektiven den Telefondienst zu Hause machen muss – alte Zeiten, kein Handy, nur Festnetz mit Wählscheiben-Apparat und ganz wenigen Fernsprechern – und schließlich als verkleideter Page im Hotel, damit die Detektiv:innen an den Dieb herankommen können.
Von der gluckhennen-artigen Mutter Ida Tischbein über eine recht grantige Berliner Kellnerin bis zur toughen Bank-Kassiererin reicht der Bogen, den Sophie Aujesky spielt. Zwischen jeweils drei Rollen switchen auch Marko Kerezović (Detektiv Gustav mit der Hupe, einer der Jungs in Neustadt und dort auch Bahnhofsvorsteher), Konstantin Mues Bœuf (Detektiv Mittenzwey, Junge in Neustadt, Polizist) sowie Nikolaus Lessky (Detektiv Mittendrei, Junge in Neustadt, Beamter am Bahnhof Friedrichstraße).
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