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Szenenfoto aus der Erich-Kästner-Revue im Theater Forum Schwechat
Szenenfoto aus der Erich-Kästner-Revue im Theater Forum Schwechat
16.03.2024

„Nur wer hat, kriegt noch geschenkt…“

Realsatirische-historische Revue zu Ehren des 50. Todestages von Erich Kästner im Theater Forum Schwechat.

50 Jahre tot und so manches so aktuell! Die Rede, pardon hier natürlich Schreibe, ist von Erich Kästner. Ende Juli (29.) jährt sich sein Todestag. Das Theater Forum Schwechat nahm dies zum Anlass, aus vielen seiner Texte Szenen und Lieder zu einer „historischen Revue“ zu bauen. Ein Quartett – zwei singende Schauspielerinnen auf und zwei Musiker vor der Bühne – bringt vieles in Erinnerung und für viele im Publikum auch so manch Unbekanntes zu Gehör.

Szenenfoto aus der Erich-Kästner-Revue im Theater Forum Schwechat
Szenenfoto aus der Erich-Kästner-Revue im Theater Forum Schwechat

Von den bekannten Kinderstücken kommen vor allem Szenen aus „Emil und die Detektive“ vor und die Botschaft aus „Pünktchen und Anton“. „Das doppelte Lottchen“ wird nicht direkt – aber auf einer anderen Ebene immer wieder sichtbar, wenn Gudrun Liemberger und Manuela Seidl in so manchen Szenen gleichsam zwillingshaft auftreten. Ansonsten schlüpfen die beiden in der Revue, die über Inserts, Audio-Aufnahmen aus dem Off und Zwischentexten Stationen von Kästners Leben erzählen, mehrmals in die Rollen zweier Frauen, die in seinem Leben eine große Rolle – neben seiner Mutter – spielten: Seidl spielt die Lebensgefährtin Luiselotte Enderle und Liemberger jene Geliebte Friedl Siebert, mit der er einen gemeinsamen Sohn (Thomas) hatte.

Neben literarischen Texten zitiert die Revue an mehreren Stellen auch aus Kästners Briefen, holt ihn von eventuellen Denkmal-Sockeln und zeigt ein realistisches Bild des Menschen im bekannten Dichter.

Szenenfoto aus der Erich-Kästner-Revue im Theater Forum Schwechat
Szenenfoto aus der Erich-Kästner-Revue im Theater Forum Schwechat

Vierte Wand durchbrochen

Genial ist das Zusammenspiel der beiden mit Gabor Rivo am elektrischen Klavier (und musikalische Gesamtleitung) und Christoph Burko, der vor allem Kontrabass, aber auch viele andere kleine Instrumente und Klanggeräte spielt und damit Atmosphärisches erzeugt. Womit auch die Barriere zwischen Bühnen- und Publikumsraum – die Musiker sitzen vor der Bühne – überwunden wird.

Leider zeitlose Themen

Ob Pazifismus – satirische gereimte Zeilen gegen Kriegswut – oder immer wieder auch den Gegensatz zwischen Arm und Reich – Kästner, vor seinen Kinderbüchern als Lyriker berühmt und heute dafür oft kaum bekannt: Die Revue bringt’s über die Rampe. Zusammengetragen und -gestellt sowie inszeniert hat Marius Schiener.

Vielleicht am Sarkastischsten auf den Punkt bringt das zuletzt genannte Thema „Weihnachtslied, chemisch gereinigt“:
„Morgen, Kinder, wird’s nichts geben!
Nur wer hat, kriegt noch geschenkt.
Mutter schenkte euch das Leben.
Das genügt, wenn man’s bedenkt.
Einmal kommt auch eure Zeit.
Morgen ist’s noch nicht so weit…“

Aber auch im „Knigge für Unbemittelte“ ließ sich der Dichter bitterböse aus:
„Ans deutsche Volk, von Ulm bis Kiel:/ Ihr esst zu oft! Ihr esst zu viel! / Ans deutsche Volk, von Thorn bis Trier: / Ihr seid zu faul! Zu faul seid ihr! / Und wenn sie euch den Lohn entzögen! / Und wenn der Schlaf verboten wär! / Und wenn sie euch so sehr belögen, / dass sich des Reiches Balken bögen! / Seid höflich und sagt Danke sehr.“

Aber auch „an Millionäre“ dichtete Kästner eine „Ansprache“, die drastisch beginnt und als Conclusio folgende Zeilen beinhaltet:
„Ihr helft, wenn ihr halft, nicht etwa nur ihnen.
Man kann sich, auch wenn man gibt, beschenken.
Die Welt verbessern und dran verdienen –
das lohnt, drüber nachzudenken.“

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INFOS: WAS? WER? WANN? WO?

„Es gibt nichts Gutes, außer man tut es!“

Realsatire; historische Revue anlässlich des 50. Todestages von Erich Kästner
Zwei Stunden, eine Pause

Regie: Marius Schiener
Auf der Bühne: Gudrun Liemberger und Manuela Seidl
Musikalische Leitung und Klavier: Gabor Rivo
Kontrabass: Christoph Burko

Regieassistenz: Amy Parteli
Technische Leitung: Werner Ramschak
Bühnenbild: Werner Ramschak, Daniel Truttmann, Barbara Strolz

Wann & wo?

Bis 21. März 2024
Theater Forum Schwechat: 2320, Ehrenbrunngasse 24
Telefon: 01 707 82 72
forumschwechat -> Erich-Kästner-Revue