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Eda vor dem Premierenkino

Vielsprachige junge Film-Protagonist:innen im Interview

Zur offiziellen Premiere des Films „Favoriten“ von Ruth Beckermann ins größte Kino Wiens, das Gartenbaukino gegenüber dem Stadtpark kamen neben Promis wie Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Justizministerin Alma Zadić, Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler natürlich auch die Regisseurin und fast ihr gesamtes Filmteam. Aber natürlich auch Lehrerin Ilkay Idiskut sowie einige ihrer ehemaligen Schüler:innen – Eda Dzhemal, Hafsa Polat, Manessa Lakhal, Majeda Alshammaa, Ibrahim Ibrahimovič und Dani Crnkić.

Vier davon gaben Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… kurze Interviews. Zunächst wollte KiJuKU von allen wissen, wie dies war, so häufig im Unterricht und bei Exkursionen gefilmt zu werden – und dann ein bisschen über ihre weitere schulische Laufbahn sowie ihre Pläne für danach.

Eda antwortete auf die Frage nach der (fast) ständigen Kamera-Begleitung so: „Das hat sehr viel Spaß gemacht. Die waren bis zu drei Mal pro Woche bei uns.

KiJuKU: Wenn ihr beim Lernen oder bei Prüfungen gefilmt wurdet, war das auch so einfach?
Eda: Manchmal war es schon schwierig, auch weil wir nicht genau in die Kamera schauen durften. Wir mussten so tun, als wenn die Kamera nicht da wäre. Manchmal konnte ich mich dann nicht so gut konzentrieren, wenn sie uns gefilmt haben. Und ich war so schüchtern und konnte dann nicht alles sagen, wenn die Kamera da war.

KiJuKU: Wurde es mit der Zeit leichter, weil sie – wie du gesagt hast – ja so oft da waren?
Eda: Schon, weil wir uns dann gut kennengelernt haben, die sind auch voll nett und ich mag sie alle.

KiJuKU: Was machst du jetzt?
Eda: Ich gehe ins Laaerberg Gymnasium, schon in die zweite Klasse.

KiJuKU: War die Umstellung von Volksschule auf Gymnasium schwierig?
Eda: Nein, ich hatte alles 1er nur einen 2er.

KiJuKU: Welche Gegenstände magst du am liebsten?
Eda: Werken, Sport und Biologie.

KiJuKU: Gibt’s auch Fächer, die du weniger magst?
Eda: Deutsch – ich mag es, Deutsch zu sprechen, aber naja … – der Rest sei vom Mantel des Schweigens verhüllt.

KiJuKU: Sprichst du außer Deutsch noch andere Sprachen?
Eda: Türkisch und Bulgarisch, aber weniger Bulgarisch. Meine Schwester kann da mehr – sie hat sich sogar die Schrift selber beigebracht. Meine Eltern kommen aus Bulgarien aus einem Dorf, in dem Türkisch gesprochen wird. Sie haben oft Bulgarisch gesprochen, wenn sie etwas zueinander gesagt haben, das wir nicht hören sollten. Deswegen haben wir begonnen, es auch zu lernen, aber ich kann viel besser Türkisch als Bulgarisch.

Nach der Schule möchte Eda „entweder Make-Up-Artistin oder Tierärztin werden“

Interviewpartnterin Hafsa
Interviewpartnterin Hafsa

Wissenschafterin

Auf die Frage nach der Kamera-Begleitung antwortete Hafsa: „Es war spannend, weil ich die ganze Zeit gewusst habe, dass wir in einem Film sein werden. Aber bei Prüfungen hat es schon ein bisschen nervös gemacht. Falls ich was falsch mache oder sage, dann könnte das im Film sein!“

Befragt nach der weiteren Schullaufbahn erzählte Hafsa: „Ich gehe jetzt in die zweite Klasse im Gymnasium Waltergasse.“

KiJuKU: Wie war die Umstellung?
Hafsa: Es war ein ganz anderes Level.

KiJuKU: Schwieriger?
Hafsa: Volksschule war im Vergleich dazu ein kleines Teil, am Anfang war’s schon schwieriger, aber jetzt bin ich’s schon gewohnt.

KiJuKU: Was sind die Lieblingsfächer?
Hafsa: Sport, Deutsch mag ich nicht so sehr.

KiJuKU: Hast du noch mehrere Sprachen?
Hafsa: Ja, neben Deutsch kann ich noch Türkisch und Englisch.

KiJuKU: Was ist der Traumjob nach der Schule?
Hafsa: Mein Traumjob ist, Wissenschafterin zu werden.

KiJuKU: Und in welchem Bereich?
Hafsa: Physik und Chemie.

Interview-Duo Ibro und Dani
Interview-Duo Ibro und Dani

Manchmal peinliche Situationen

Dani erinnert sich an die drei Jahre Volksschule mit Kamera so: „Manchmal hat es schon nervös gemacht. Es gibt natürlich immer wieder peinliche Situationen und wenn du dabei gefilmt wirst und die Kamera sehr nahe kommt, ist das nicht nur angenehm.“

KiJuKU: jetzt besuchst du welche Schule?
Dani: Das Joseph-Haydn-Gymnasium im 5. Bezirk.

KiJuKU: Wie war der Umstieg?
Dani: Ein bisschen schwierig, weil man neue Freunde finden musste. Die Umstellung auf mehrere Lehrerinnen und Lehrer war am Anfang auch ein bisschen schwierig, aber ich hab mich schon schnell daran gewöhnt.

Büro, Polizei, Fußball

KiJuKU: Hast du schon Berufswünsche?
Dani: Ich will im Büro arbeiten oder Polizist werden.
Ibro: Ich will auch im Büro arbeiten – und Fußballer werden.

KiJuKU: Spielst du schon lange Fußball in einem Verein?
Ibro: Seit ich sechs Jahre bin und jetzt bin ich elf.

KiJuKU: Welche Position spielst du vor allem?
Ibro: Linker Flügel.

KiJuKU: Wie oft trainierst du in der Woche?
Ibro: Drei Mal – und am Wochenende hab ich noch ein Match.

KiJuKU: Das geht sich alles neben der Schule aus?
Ibro: Jaja.

KiJuKU: du gehst in welche Schule?
Ibro: Ins Gymnasium Pichelmayergasse.

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Hier unten geht es zu eienr Besprechung des Films „Favoriten“

Szenenbild aus dem Film "Favoriten"

Meist auf Augenhöhe mit den Kindern

Musik erfüllt das Klassenzimmer, alle sind in Bewegung – zu englischen Sätzen. Voll fröhlich, angespannt und doch entspannend – eine internationale Klasse in der größten Ganztags-Volksschule Wiens Quellenstraße (vormals Bernhardtstalgasse). Ein engagiertes Filmteam – Kamera fast immer auf Augenhöhe der Kinder – begleitete die rund zwei Dutzend Schüler:innen UND ihre engagierte Lehrerin über fast drei Jahre lang. – von der 2. bis zur 4. Klasse.

Szenenbild aus dem Film
Szenenbild aus dem Film „Favoriten“

Nun kommt „Favoriten“ wie der Film nach dem gleichnamigen Bezirk heißt, in dem diese Schule liegt, in die österreichischen Kinos. Premiere hatte er schon beim weltberühmten Festival in Berlin, hat aber auch das heimische Filmfestival Diagonale in Graz vor Monaten eröffnet, war bei Festivals in Argentinien, Korea, Mexico, Hong Kong, der Türkei und vielen anderen Ländern.

Lernen, spielen, Exkursionen

Fast zwei Stunden lang sind die Kinder und ihre Pädagogin beim Lernen, Spielen, bei Ausflügen ins Hallenbad, aber auch in eine Moschee ebenso wie in die größte Kirche, den Stephansdom – zu erleben. Ihre Fragen, Berufswünsche, aber auch so manche Konflikte und Reibereien wie sie in jeder Klasse bzw. Gruppe vorkommen, sind zu sehen und hören – sowie der (versuchte) Umgang das jeweilige Problem zu lösen.

Szenenbild aus dem Film
Szenenbild aus dem Film „Favoriten“

Gelobt, ja gehypt wird der Film nicht zuletzt von vielen Menschen für die diese Einblicke in eine sehr multikulturelle Klasse recht neu sind. Die solche Kinder und Klassen nicht kennen, sondern sie nur – aus medialer Bezeichnung – als „Brennpunktschulen“ bzw. -klassen „kennen“ – oder eben nicht wirklich kennen. Aber auch jene, die solche Klassen und Schulen kennen, freuen sich, weil der Film die Kinder und ihre Lehrerin nicht als Problem behandelt, sondern sie – großteils – realistisch-positiv vor die Kamera holt; und nicht über sie sondern mit ihnen filmisch erzählt.

Keine Nachfolgerin

Und so „nebenbei“ kommen so manche Probleme des Schulsystems zur Sprache – das Fehlen von Unterstützungskräften aus Bereichen wie Psychologie, Sozialarbeit aber letztlich auch Lehrkräften selbst. Monatelang ist bekannt, dass die voll-engagierte Lehrerin mit Herzblut, Ilkay Idiskut, schwanger ist und etwa drei Monate vor dem Ende der vierten Klasse in Mutterschutz geht. Dennoch steht gegen Ende des Films der tränenreiche Abschied mit dem Satz, dass sie den Kindern nicht sagen kann, wer sie ab dem folgenden Tag unterrichtet. Ganz am Schluss ein Insert, dass wenige Tage danach doch eine klassenführende Lehrkraft gefunden wurde! Und das, so ist aus der Schule mit 32 Klassen und rund 750 Schüler:innen zu hören, „wahrscheinlich auch nur, weil der Film gedreht worden ist, sonst hätt’s vielleicht bis zum Schulende keine klassenführende Lehrkraft gegeben“.

Leider beschämende Momente

Trotz aller wertschätzenden filmischen Begleitung dieser drei Jahre muss kritisiert werden, dass es einige Momente und Szenen gibt, in denen Kinder sehr beschämt werden. Klar, sie kommen / kamen sich realistischerweise im Schulalltag mitunter vor. Aber muss beispielsweise minutenlang gezeigt werden, wie ein Kind verzweifelt unter deutlichem Prüfungsstress eine mathematische Aufgabe – trotz Hilfsversuchen – nicht lösen kann? Reicht es nicht, wenn so eine Situation in der Klasse passiert? Kann sie dann nicht besser wenigstens dem Schnitt zum Opfer fallen – gab es doch aus drei Jahren sicher Gigabyte an gedrehtem Material?

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Hier unten geht es zu einem Beitrag mit kurzen Interviews mit vier der Kinder aus dem Film

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