Die ersten aufgeregten Kinder in ihren grünen T-Shirts mit dem Spruch „wir stellen die Uni auf den Kopf“ stellten sich im Gang neben dem Arkadenhof schon eine halbe Stunde bevor es losging an. Ziemlich genau um 10 Uhr setzte sich dann der beträchtlich lang gewordene Zug – meist in Zweier-Reihe – in Bewegung. Die Stiegen hinauf zum großen Festsaal der altehrwürdigen Universität Wien an der Ringstraße.
(Groß-)Eltern und andere Verwandte hatten dort schon auf den Sesseln Platz genommen. Das vierköpfige Blas-orchester spielte eine Fanfare und unter kräftigem Applaus betraten die Kinder, die nun zwei Wochen an den verschiedenen Wiener Unis und am Fachhochschul-Campus in Favoriten studiert hatten, den großen Saal. Um sich auf den Boden vor der hölzernen, beeindruckenden Kanzel zu setzen. Mittlerweile hatten sie alle gerollte Urkunden mit Goldband in den Händen, die ihnen im Vorraum zum Festsaal von den freiwilligen Mitarbeiter:innen der Kinderuni überreicht worden waren.
Neuerlich spielten die vier Musiker:innen eine Fanfare – und ehrwürdige Vertreter:innen einiger der beteiligten Universitäten marschierten in ihren schwarzen Talaren in den Festsaal – angeführt von Zeremonienmeisterin Sonja Schreiner von der Uni Wien mit dem immerhin aus dem Jahr 1558 stammenden Rektors-Stab, Lehrende an der Kinderuni von der ersten Stunde an. Für die 22. Ausgabe sprachen – in echt kurzen, knackigen Reden Manuela Baccarini (Vize-Rektorin, Uni Wien), Jasmin Gründling-Riener (Vize-Rektorin TU – Technische Uni), Evelin Süss-Stepancik (Vize-Rektorin FH Campus) sowie Michael König (WU – Wirtschaftsuni) und Franz Kainberger (Medizinischen Uni).
Zwar nicht von Anfang an, aber seit vielen Jahren wird der erste von (meist) vier Sponsionsdurchgängen simultan in Österreichische Gebärdensprache übersetzt – dieses Jahr von Patricia Brück – die auch für Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… vor dem Start der Feier Kinder-Uni in dieser Sprache vorzeigte – siehe Video. Dort ist danach auch das erste der zwei wichtigen fragenden Versprechen (Sponsion) zu sehen, die die ehrwürdigen Uni-Vertreter:innen an die Kinderuni-Student:innen jedes Jahr stellen: „Wer von euch nie aufhört, Fragen zu stellen…“ die/der solle die Hand heben. Gefolgt davon, wer nie aufhört, Antworten auf diese Fragen zu stellen…
Der siebenjährige Marvin Paučić studierte an der Technischen Uni – über Roboter und Algorithmen sowie „Grüße aus der Zukunft“, zeigt er dem Reporter auf seinem Studienausweise. Während er mit seiner Urkunde für ein Foto posiert zeigt er mit der anderen Hand, dass er die Kinderuni liebt – in seiner Erstprache die Gebärde für „I love you“. Bevor er seine Mutter ins Bild holt, mit der aus Fingern ein Herz bildet.
Die beiden Geschwister Koray (noch zehn) und Soraya (9) Taus-Yeşil bevorzugten Geschichten als ihre Lehrveranstaltungen. Ersterer griechische Mythologie. „Ich liebe das, unsere Mutter hat uns früher immer griechische Sagen vorgelesen, aber ich hab da schon einiges Neues erfahren zum Beispiel über Halbgötter.“ Seine Schwester belegte Lehrveranstaltungen über fabelhafte Geschichten – „die mag ich am liebsten“.
Jedenfalls mache es Spaß, „gemeinsam auf die Kinderuni zu gehen – zusammen ist alles am besten“, versichern die beiden dem Reporter auf dem Weg zurück in den Arkadenhof – nachdem zuvor in der „Schreibstube“ neben dem Festsaal Helfer:innen der Kinderuni in ihren gelben T-Shirts die Urkunden aller nunmehrigen frischgebackenen Absolvent:innen fein säuberlich ausgefüllt hatten.
Wie immer gab’s die Titel Magistra bzw. Magister universitatis iuvenum (Kinder Universität) und für jene, die schon den zweiten Sommer studiert hatten ein angehängtes „zum Quadrat“ das ebenso zielsicher Lachen des vollbesetzten Festsaals nach sich zog wie das „multiplex“ für all jene, die schon mindestens zum dritten Mal an den Hochschulen der Kinderuni Wien studiert hatten.
Am Samstag endet die diesjährige Kinderuni Wien mit mehreren Durchgängen von Sponsionen. Die jungen Studierenden müssen geloben, dass sie nie aufhören Fragen zu stellen und Antworten auf diese zu suchen. Dafür gibt’s die Titel Magistra oder Magister der Kinderuni (universitatis iuvenum).
Aber schon am Montag startet die diesjährige Kinderuni on Tour in einem Simmeringer Park, die Woche drauf beim Wasserturm in Favoriten usw. Bis Ende August finden in Parks der Bezirke 10, 11, 15, 21, 22 und 23 Experimente und Forschungen statt – Details siehe Info-Box.
Gleich bei der ersten von mehreren Sponsionsdurchgängen, mit denen die 21. Kinderuni Wien am Samstag (22. Juli 2023) abgeschlossen wurde, tauchten Doktor:innen-Hüte auf. Einen großen trug der achtjährige Maximilian auf dem Kopf, der den Infopoint der Kinderuni in der Aula des altehrwürdigen Gebäudes der Universität Wien an der Ringstraße als Hintergrund für ein Foto wählte. Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… vertraute er an, dass ihn besonders zwei Lehrveransaltungen beeindruckt hatten: „Uhu, Kauz & Co – die geheimnisvolle Welt der Eulen“ an der Veterinärmedizinischen Uni sowie „Das Klima und ich – kann man das malen?“ im Universitätszentrum Althanstraße (ehemalige Wirtschaftsuniversität). In der laaaangen Schlange in jenem Gang des Arkadenhofes von dem aus es hinauf in den großen Festsaal geht, war auch eine Jungstudentin mit einem Haarband mit fast winzig kleinem Dotori:innen-Hütchen zu sehen.
Nach der feierlichen Sponsion, zu der wir ein, zwei Absätze später kommen, leuchten die Augen der 12-jährigen Jasmin als sie von ihrer Lieblings-Lehrveranstaltung bei der heurigen, ihrer immerhin fünften Kinderuni, schwärmt: „Das war eindeutig eine über Gentechnik, weil wir da selber im Labor Experimente durchführen durften, wir haben Gene einer Tomate untersucht.“
Genauso euphorisch schildert Clara (11) vom „Grundkurs Chirurgie, wo wir selber eine Wunde vernähen konnten – mit einer wirklichen Operationsnadel aber auf einem Schaumstoff“. Serena (13) hatte es ebenfalls die Medizin besonders angetan, das Krankenhaus für Kuscheltiere nennt sie, die ihre fünfte Kinderuni hinter sich hat, gegenüber dem Reporter.
Clara, eine der freiwilligen Helfer:innen in den gelben T-Shirts hielt das Schild mit der 10-Uhr-Sponsion hoch und dann bewegte sich hinter dieser Schilderträgerin die schon genannte laaaaange Schlange der Kinderuni-Studient:innen – in 4er-Reihen – hinauf zum großen ehrwürdigen Festsaal mit seiner tribünenartigen Kanzel. Hier erhalten auch erwachsene Studierende Ihre Sponsions- bzw. Promotionsurkunde. Vor dem Eingang zum Festsaal bekam noch jede und jeder je eine papierene Rolle – die Urkunde, die später nach der feierlichen Zeremonie in der „Schreibstube“ ausgefüllt werden sollte.
Im Saal warteten schon (Groß-)Eltern, Geschwister und andere Begleitpersonen auf den Sesseln auf den Einzug der Kinderuni-Studierenden. Und als die alle auf dem Boden vor den Sesseln gemütlich Platz genommen hatten, ertönten Fanfarenklängen des Musik-Quartetts für die Vertreter:innen aller sieben an der diesjährigen Kinderuni Wien beteiligten Hochschulen: Sebastian Schütze (Rektor Uni Wien), Kurt Matyas (Vizerektor TU), Doris Damyanović (Vizerektorin Boku – BodenKultur), Jürgen Rehage (Vizerektor VetMed), Michael König (WU – Wirtschaftsuniversität), Franz Kainberger (MedUni) sowie Elisabeth Haslinger-Baumann (Vizerektorin FH – Fachhochschul-Campus Wien) sowie als Zeremonienmeisterin Sonja Schreiner von der Uni Wien und von Anfang an Lehrende auch bei der Kinderuni.
Jede und jeder der Würdenträger:innen hielt sich in den Reden äußerst kurz und doch immer inhaltsreich, so wurde betont, dass sich alle beteiligten Uni-Lehrer:innen über die Neugier, Wissbegierde, aber auch die Fröhlichkeit und das Lachen dieser jungen und jüngsten Studierenden gefreut haben.
Und dann ging’s um die Sponsion, das sich vom lateinischen Wort für geloben bzw. versprechen ableitet. Die Kinderuni-Student:innen wurden gebeten, aufzuzeigen, wenn sie versprechen, nie aufzuhören, Fragen zu stellen. Und noch ein zweites Mal, ob sie auch immer weiter nach Antworten auf diese Fragen suchen wollen.
Dafür wurden/werden sie jedes Jahr mit dem Titel Magistra bzw. Magister universitatis iuvenum (der Kinderuniversität) ausgezeichnet. Und – der durch die Reihen der Erwachsenen gehende Lacher ist DER sichere Wett-Tipp – wer schon zum zweiten Mal bei der Kinderuni war, kriegt ein „zum Quadrat“ an diesen Titel angehängt. Die dreifach-Studierenden erhalten den Zusatz „multiplex“ und darüber geht nicht mehr – außer eine Fanfare 😉
Übrigens: Der erste Durchgang der Kinderuni-wien-Sponsion wird traditionellerweise simultan in Gebärdensprache übersetzt. Dolmetscherin Elke Schaumberger stellt davor extra für die KiJuKU-Kamera die Worte Kinder-Uni und Sponsion dar – siehe Video.
Bereits zum fünften Mal steht in seiner Urkunde neben dem genannten Titel das auch schon erwähnte multiplex, denn Tobias war in diesen Sommerferien zum siebenten – und damit zum letzten Mal (6 bis 12 Jahre) – Kinderuni-Student. Mittlerweile ist er 13 geworden und damit für weitere Kinderunis zu alt. Von Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… befragt, was in all diesen sieben Jahren das Spannendste war, nennt er „einen Workshop heuer an der FH, da durften wir echt löten – einen elektronischen Würfel“.
Dieser Workshop gefiel auch dem elfjährigen Riad am besten, der zum vierten Mal studiert hat. Er ergänzt aber noch: „Sehr gut hat mir auch „Chemie macht Spaß“, wo wir echte Experimente machen durften, am besten war das mit einem echten Feuerball.“
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