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Nicole Leitenmüller, Bürgermeisterin von Lembach (OÖ) präsentiert das von ihr iniitierte Pilotprojekt für die Kinder von vier Gemeinden

Auch Industriellenvereinigung: Frühkindliche Bildung statt Herdprämien

„Hochwertige frühkindliche Bildung ist das Fundament für lebenslanges Lernen, soziale Integration und individuellen Bildungserfolg. Ein qualitativ hochwertiges, ganztägiges, ganzjähriges, flächendeckendes Angebot an frühkindlicher Bildung, sorgt nicht nur für optimale Förderung von Anfang an, sondern ermöglicht Eltern auch einen raschen Wiedereinstieg ins Berufsleben. Es gilt daher das österreichweite Angebot an Kinderbildung und -betreuung weiter auszubauen.“ Das sagte und forderte Gudrun Feucht, Bereichsleiterin für Bildung und Gesellschaft in der Industriellenvereinigung (IV) am Tag der Elementarbildung (24. Jänner) als eine von mehreren Referentinnen unter dem Titel „Beste Bildung von Anfang an – Perspektiven und Potenziale der Elementarbildung“.

„Elementarbildung muss als erste Bildungseinrichtung anerkannt und durch ein bundesweites Qualitätsrahmengesetz, einer Ausbildungsoffensive für Elementarpädagoginnen und Elementarpädagogen und ein nachhaltiges Finanzierungsmodell zwischen Bund, Ländern und Gemeinden gestützt werden“, sagte die IV-Bereichsleiterin und meinte weiter: „Damit wäre die Grundlage geschaffen für einen Rechtsanspruch auf Kinderbildung und -betreuung für alle Kinder ab dem 1. Geburtstag, sowie für ein zweites verpflichtendes Kindergartenjahr.“

Rechnet sich auch wirtschaftlich

In einer schon vor längerem erschienen Broschüre kritisiert die IV, dass Österreich lediglich 0,7 Prozent des BIP (Brutto-InlandsProdukt) in Elementarbildung aufwende, während vergleichbare Länder das Dreifache investieren. Denn Ausgaben für den Bereich der professionellen Kleinkind-Bildung und Förderung würden sich auch mehr als „rentieren“. Nicht nur für die Kinder selbst – und deren gesamte Persönlichkeit sowie berufliche Laufbahn, sondern auch für die Volkswirtschaft.

Unter anderem verwies die bekannte Ökonomin und Leiterin von EcoAustria, Monika Köppl-Turyna, auf die bekannte Studie des Nobelpreisträgers James Heckmann. Der hatte mit seinem Team einen Return on Investment von 1:7 bis 1:8 berechnet. Das heißt ein Dollar oder hierzulande eben Euro in die vorschulische Bildung investiert ergebe im Laufe der Jahre sieben bis acht Euro „Gewinn“ – durch höheren Einkommen der Kinder in ihrem späteren Leben, durch früheren Jobeinstieg der meist Mütter samt Einkommen und Steuern und so weiter.

Aus der Praxis

Sehr oft sind insbesondere am Land und in kleinen Gemeinden kaum bis zumindest nicht genügend Kindergarten- oder Krippenplätze zur Verfügung. Kinder kommen damit nicht in den Genuss dieser frühen Förderung und ihre – meist – Mütter können oft nicht einmal Teilzeit arbeiten.

Die junge (34 Jahre) Bürgermeisterin von Lembach in Oberösterreich (an vorletzter Stelle was Angebote für Kinder unter drei Jahren betrifft) und selbst Pädagogin war aus ihrem Büro via Online-Video zur Tagung zugeschaltet. Nicole Leitenmüller (ÖVP) berichtete, dass es gelungen sei im Rahmen eines Pilotprojektes, dass ihre und drei weitere Gemeinden (zwischen 400 und 1500 Einwohner:innen) gemeinsam einen Bildungscampus für Null- bis 14-Jährige zu schaffen. Eine der kleinen Gemeinde allein könne solche Einrichtungen nicht stemmen. Außerdem zeige sich, wenn das Angebot erst da ist, nützen es Eltern eher als sie überhaupt einen Bedarf angeben.

Personal

Ein Problem sei jedoch auch, ausreichend Personal zu finden. Der Kind-Pädagog:innen-Schlüssel müsse verringert werden. Seit Jahren verlangen die Betroffenen am Tag der Elementarbildung einen Schlüssel von 1 zu 7 – also sieben Kinder pro Pädagog:in. Klara Landrichinger von Teach for Austria nannte eine Verringerung des derzeitigen Schlüssels (bis zu 25 Kinder pro Gruppe) auch als einen oder DEN Schlüssel, um den Beruf attraktiver zu machen. Und mehr Absolvent:innen von BAfEP (Bildungsanstalt für Elementarpädagogik) dazu zu bewegen, auch wirklich im Kindergarten zu arbeiten.

Gruppenfoto von Referentinnen und Funktionärinnen der Industriellenveeinigung (von links nach rechts): Jana Streitmayer-Raith (IV), Gudrun Feucht (IV), Isabella Nowotny-Hengl (Vorstandsmitglied Junge Industrie), Monika Köppl-Turyna (EcoAustria), Klara Landrichinger (Teach for Austria), Marina Wittner (IV), Sara Grasel (SELEKTIV)
Gruppenfoto von Referentinnen und Funktionärinnen der Industriellenveeinigung (von links nach rechts): Jana Streitmayer-Raith (IV), Gudrun Feucht (IV), Isabella Nowotny-Hengl (Vorstandsmitglied Junge Industrie), Monika Köppl-Turyna (EcoAustria), Klara Landrichinger (Teach for Austria), Marina Wittner (IV), Sara Grasel (SELEKTIV)

Appell an politische Entscheidungsträger:innen

„Isabella Nowotny-Hengl, Vorstandsmitglied der Jungen Industrie, appellierte an die politischen Entscheidungsträger, frühkindliche Bildung als Einstieg in einen erfolgreichen Bildungsweg und als Chance der erfolgreichen Vereinbarung der Familie mit beruflichen Karrieren zu verstehen, und die entsprechenden Rahmenbedingungen zu schaffen.“ (Dieser Absatz ist aus der Medieninformation der IV, da KiJuKU zu diesem Zeitpunkt bereits auf dem Weg zu einer weiteren Veranstaltung am Tag der Elementarbildung war, der sich unter dem Titel „Über Sprache sprechen“ unter anderem der Mehrsprachigkeit von Kindern widmete; Bericht darüber folgt in den nächsten Tagen.)

Fragt sich nur, ob die Industrievereinigung mit diesen ihren Erkenntnissen und Forderungen den Verhandler:innen der von der IV-Spitze gewünschten FP-VP-Koalition ins Gewissen reden werden / können.

kijuku_heinz

Kindergärten fördern die Neugier und Wissbegierde von Kindern

Es braucht viel mehr Pädagog:innen für Kindergärten!

„In Österreich wurde zwar im Schuljahr 2023/24 mit 338.583 Kindern zwischen 0 und 6 Jahren in einer elementaren Bildungseinrichtung ein neuer Höchststand bei der Betreuungsquote erreicht – 2010/11 waren es nur 265.466 Kinder. Dennoch hinkt der Ausbau bei Kinderbetreuungsplätzen den Bedürfnissen – besonders berufstätiger Eltern – hinterher.“ Dies stellt das „Hilfswerk“ anlässlich des Tages der Elementarbildung am 24. Jänner fest und fordert „einmal mehr eine breit angelegte Personaloffensive im Bereich der Gewinnung und Ausbildung von Pädagoginnen und Pädagogen sowie eine Aufwertung der Ausbildung und Tätigkeit von Assistenzkräften im elementarpädagogischen Bereich.“

Ohne zusätzliches Personal werde Österreich die Barcelona- Ausbauziele nicht erreichen, besonders jene in Bezug auf Kinder von 0 bis 3 Jahren (ein Drittel aller Kinder ist das Ziel). „Auch die Umsetzung der Bildungsziele im Sinne einer qualitätvollen Begleitung frühkindlicher Bildungsprozesse wird nur schwer möglich sein“, sagt Isabella Ecker, Fachbereichsleitung für Kinder, Jugend und Familie beim „Hilfswerk“.

Mehr Personal und mehr Geld braucht es außerdem für frühkindliche Sprachförderung und Bildungsarbeit sowie für Integrationsmaßnahmen zur Unterstützung von Kindern mit Migrationshintergrund.

Erfolgreiche Bildungslaufbahnen beginnen im Kindergarten

„Die Zeit vor dem Schuleintritt ist entscheidend für die kognitive Entwicklung, denn dann erlernen Kinder Fähigkeiten besonders schnell. Die in dieser Phase gesammelten Erfahrungen beeinflussen die Struktur des Gehirns nachhaltig. In der Kleinkindgruppe und im Kindergarten wird also das kognitive Fundament für das gesamte spätere Leben gelegt“, erklärt Ecker.

Spielerisch gelingt es Kindern am besten, neue Lernerfahrungen zu machen. Dabei erlangen sie wichtige Fähigkeiten wie Fantasie, Frustrationstoleranz, Impulskontrolle und Kooperationsfähigkeit. Wenn sie in unterschiedliche Rollen schlüpfen oder Alltagsgegenstände zweckentfremden, fördert dies ihr abstraktes Denkvermögen.

Kindergärten sind daher wichtige Lern- und Lebensräume, in denen Kinder durch individuelle Förderung und intensiven Kontakt mit Fachkräften die Welt entdecken und begreifen. Diese fachlich fundierten Erkenntnisse lassen sich in Österreich in der Realität allerdings kaum umsetzen. Denn es fehlt an pädagogischem Personal und damit auch an Zeit für die individuelle Betreuung und Begleitung jedes einzelnen Kindes.

Ausbildungsoffensive mit Anreizen

Das „Hilfswerk“ fordert daher eine Ausbildungsoffensive im elementarpädagogischen Bereich. Sie soll Anreize schaffen, in die Ausbildung einzusteigen – etwa in Form einer Übernahme der Ausbildungskosten oder durch finanzielle Unterstützung während der Ausbildung. Auch über die Einrichtung von Stipendien für Quereinsteiger:innen sollte nachgedacht werden.

Die Entlastung des pädagogischen Personals von organisatorischen und bürokratischen Tätigkeiten müsste außerdem dringend umgesetzt werden. Dadurch würde mehr Zeit für die eigentliche pädagogische Arbeit mit den Kindern zur Verfügung stehen. Zudem ist das Hilfswerk von den positiven Effekten überzeugt, die eine Einführung eines einheitlichen Berufsbildes, inklusive österreichweit anerkannter einheitlicher Ausbildung von Assistenzkräften, hätte.

Vereinbarkeit von Familie und Beruf

In dieses Bild passt auch, dass Österreich seit eineinhalb Jahrzehnten bei der Erreichung der Barcelona-Ziele, speziell für die Altersgruppe der unter Dreijährigen, säumig ist. Während sich fortschrittlichere Staaten der Europäischen Union längst eine Betreuungsquote von 45 Prozent in dieser Altersgruppe als neues Ziel bis 2030 gesteckt haben, bemüht sich Österreich immer noch, den für 2010 angepeilten Zielwert von 33 Prozent zu erreichen.

Investitionen in Elementarpädagogik zahlen sich aus

Angesichts all dieser Herausforderungen braucht es aus Sicht des Hilfswerks mehr statt weniger Investitionen in die Elementarpädagogik. Dass sich dies auch wirtschaftlich rechnen würde, bewies Nobelpreisträger James J. Heckman. Der Return on Investment (ROI) bei der Bildung und Betreuung von Ein- bis Sechsjährigen liegt demnach bei 7:1. Das bedeutet, dass jeder dort investierte Euro nach wenigen Jahren durch höhere Steuereinnahmen und Sozialversicherungsbeiträge das Siebenfache an Ertrag bringt.

„Die Politik muss gerade in Zeiten von Sparbudgets Prioritäten setzen und entscheiden, wo mit Steuergeld am meisten bewirkt werden kann. Ein mächtiger Hebel für eine positive und nachhaltige gesellschaftliche wie wirtschaftliche Entwicklung liegt aus Sicht des Hilfswerks in der Elementarpädagogik“, so Ecker abschließend.

Das Hilfswerk Österreich…

… ist mit seinen Landes- und Teilverbänden einer der größten gemeinnützigen Anbieter gesundheitlicher, sozialer und familiärer Dienste in Österreich. Im elementarpädagogischen und außerschulischen Bereich betreuen rund 2.400 Mitarbeiter:innen ca. 20.500 Kinder und Jugendliche in mehr als 500 Einrichtungen.

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neboe.at

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Bildmontage: Fahne an der Wiener Rathausfassade: Die Zukunft der Stadt geht in den Kindergarten sowie Dolores Bakos, Gemeinderätin, NEOS Wien, Christoph Wiederkehr, Vizebürgermeister, Karin Broukal, Abteilungsleiterin MA 10 Stadt Wien Kindergärten, Brigitta Schwarz, Leiterin Fachbereich Städtische Kindergärten und Horte, MA 10, die die Fahne hissten

„Die Zukunft der Stadt geht in den Kindergarten“

Während die möglichen künftigen Regierungs-Partner über Daheimbleib-Geld für Elternteile bei jungen Kindern verhandeln (Stichwort Herdprämie), weisen am Freitag, dem 24. Jänner, dem Tag der Elementarbildung, viele Organisationen auf die Wichtigkeit dieser ersten Stufe der Bildung hin. Und zwar in erster Linie für die Kinder selbst, was sie dort – gemeinsam mit anderen Kindern – unter Anleitung von dafür ausbildeten Profis lernen können. Aber natürlich auch, damit ihre Eltern – da in Österreich mit häuslicher Kindererziehung meist noch immer Frauen beschäftigt sind, also diese – gut und beruhigt ihren Job ausüben können.

Um ein ewig langes Scrollen zu vermeiden, werden hier die Beiträge anlässlich dieses Tages, der Kindergärten und ihre wichtige (Bildungs-)Aufgabe würdigt, auf mehrere Beiträge aufgeteilt, die auch nicht alle gleichzeitig veröffentlicht werden.

Fahne an der Wiener Rathausfassade: Die Zukunft der Stadt geht in den Kindergarten
Fahne an der Wiener Rathausfassade: Die Zukunft der Stadt geht in den Kindergarten

Fahne

An der Fassade neben dem Eingang Lichtenfelsgasse des Wiener Rathauses wurde sogar eine Fahne mit dem Spruch „Die Zukunft der Stadt geht in den Kindergarten“ gehisst – vom Vizebürgermeister und u.a. Bildungsstadtrat (Christoph Wiederkehr), der für Kindergärten zuständigen Abteilungsleiterin Magistratsabteilung (MA 10, Karin Broukal), der Leiterin des Fachbereichs städtische Kindergärten und Horte (Brigitta Schwarz) sowie einer Gemeinderätin (Dolores Bakos, Neos)

„Der Kindergarten ist nicht nur der erste Kontakt für unsere Kinder mit dem Thema Bildung, er ist auch der wichtigste. Denn im Kindergarten wird die Zukunft jedes einzelnen Menschen geprägt. Hier bekommen unsere Jüngsten das Rüstzeug für die weitere Bildungslaufbahn und erlernen die Grundlagen für das Zusammenleben in der Gesellschaft!“, meinte der Vizebürgermeister.

Bildungs-Grundstein

„Der Grundstein ihrer Entwicklung und das Vertrauen in die eigene Fähigkeit wird im Kindergarten gelegt – begleitet werden die Jüngsten dabei von bestens ausgebildeten pädagogischen Mitarbeiter:innen. Mit diesen Erfahrungen werden die Kinder von heute in einigen Jahren als Erwachsene die Zukunft unserer Stadt mitgestalten“, so die Abteilungsleiterin.

Dolores Bakos, Gemeinderätin, NEOS Wien, Christoph Wiederkehr, Vizebürgermeister, Karin Broukal, Abteilungsleiterin MA 10 Stadt Wien Kindergärten, Brigitta Schwarz, Leiterin Fachbereich Städtische Kindergärten und Horte, MA 10 mit dem unteren Ende deer langen Fahne, die sie zuvor an der Fassade des Wiener Rathauses hissten
Dolores Bakos, Gemeinderätin, NEOS Wien, Christoph Wiederkehr, Vizebürgermeister, Karin Broukal, Abteilungsleiterin MA 10 Stadt Wien Kindergärten, Brigitta Schwarz, Leiterin Fachbereich Städtische Kindergärten und Horte, MA 10 mit dem unteren Ende deer langen Fahne, die sie zuvor an der Fassade des Wiener Rathauses hissten

Beide nutzten die Gelegenheit aber auch, „dem gesamten Personal an den Wiener elementarpädagogischen Einrichtungen“ zu danken, „das tagtäglich Unglaubliches leistet, um den Bildungserwerb unserer Kinder sicherzustellen!“

Tag der Elementarbildung…

…  geht auf die Initiative Raphaela Kellers zurück, die mit der Gründung des „Österreichischen Berufsverbandes der Kindergarten- und Hortpädagog_innen“ (ÖDKH) am 24. Jänner 2018 diesen Aktionstag ins Leben gerufen hat. Mit dem vierten TdEB (2021) ist der ÖDKH im Netzwerk elementare Bildung Österreich NEBÖ aufgegangen.

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