Umfrage in neun europäischen Ländern im Vorfeld einer Abstimmung im EU-Parlament zeigt starke Zustimmung für rechtlichen Waldschutz.
Vier von fünf Befragten in Österreich sind über die Zerstörung und Schädigung der weltweiten Wälder besorgt, 83 Prozent sprechen sich für ein EU-Waldschutzgesetz aus, das es Unternehmen untersagt, Waren aus waldschädigendem Anbau zu verkaufen. Dies ergab eine Umfrage des Marktforschungsunternehmens Globescan im Auftrage mehrerer Umwelt- und Verbraucherorganisationen, darunter WWF EU Office, Ecologistas en Acción, Envol Vert, Deutsche Umwelthilfe, CECU, Adiconsum, Zero, Verdens Skove und Fern. Im Juli wurden in Österreich 1000 Menschen befragt, ebenso viele in weiteren acht EU-Ländern: Tschechischen Republik, Frankreich, Deutschland, Italien, den Niederlanden, Portugal, Spanien, Schweden.
Die Umfrage fand im Vorfeld der Abstimmung über ein neues EU-Waldschutzgesetz im Europäischen Parlament statt. Europaweit sind 82 Prozent der Ansicht, dass Unternehmen keine Produkte verkaufen sollten, die auf Waldzerstörung zurückgehen und 78 Prozent befürworten gesetzliche Verbote von Produkten aus Waldzerstörung.
Die österreichische Menschenrechtsorganisation Südwind sieht in den Umfrageergebnissen einen klaren Auftrag für eine Nachschärfung des aktuellen EU-Gesetzesentwurfs und kritisiert die anhaltenden Aufweichungsversuche. Am 13. September soll im Europäischen Parlament zum neuen EU-Waldschutzgesetz abgestimmt werden. „Mit Minimalkompromissen und immer neuen Schlupflöchern wird kein gutes Gesetz gelingen“, sagt Joachim Raich, Südwind-Experte für Waldschutz. „Der politische Auftrag ist klar: Die Abgeordneten zum EU-Parlament sind gut beraten, die Forderungen der Bevölkerung nach einem strengen EU-Waldschutzgesetz ernst zu nehmen und den aktuellen Gesetzesentwurf entsprechend nachzuschärfen“, so Raich. Die neue Globescan-Umfrage zeigt in allen Untersuchungsländern eine eindeutige, über alle Parteienzugehörigkeiten und Generationen hinwegreichende Übereinstimmung für strenge Regeln gegen Entwaldung.
Mehr als acht von zehn Östereicher:innen (84 %) sind der Meinung, dass das Gesetz nicht nur gegen die Entwaldung vorgehen sollte, sondern Unternehmen auch dazu verpflichten sollte, keine Produkte mehr zu verkaufen, die andere wichtige Ökosysteme wie etwa Savannen und Feuchtgebiete zerstören. Darüber hinaus sollte es laut 83 Prozent für Unternehmen verboten sein, Produkte zu verkaufen, die die Landrechte von Indigenen verletzen.
Drei von vier Österreicher:innen (75%) geben an, gegen Unternehmen vorgehen zu wollen, die Produkte herstellen oder verkaufen, die Abholzung vorantreiben. 39 Prozent würden ganz aufhören, bei diesen Unternehmen zu kaufen, 36 Prozent geben an, ihre Einkäufe reduzieren zu wollen und fast jede und jeder Fünfte (18%) würde sogar so weit gehen, Bekannte davon zu überzeugen, ebenfalls nicht mehr bei diesen Unternehmen zu kaufen. Diese Boykotts- und Reduktionsbereitschaft liegt in Österreich über dem Durchschnitt der neun Untersuchungsländer.
Unternehmen in Europa sind aufgrund ihrer Importe zusammengenommen der zweitgrößte Verursacher weltweiter Entwaldung. Laut Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) ist die industrielle Landwirtschaft für fast 90 Prozent der Abholzung von Tropenwäldern verantwortlich. Fast 1,2 Millionen EU-Bürgerinnen und Bürger forderten bereits im Dezember 2020 in einer Petition eine strenge Verordnung, um die importierte Entwaldung zu stoppen.
Hier kann die ganze Umfrage – in englischer Sprache – runtergeladen werden.
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