Ausgehend vom bekannten Grimm’schen Märchen „Schneewittchen“ baut(e) das Theater Forum Schwechat (wieder) eine bunte musical-artige Mischung.
Die Anzahl der Zwerge verwirrte zunächst einmal einige Kinder im Publikum: „Das sind ja nur vier!“, tönte es aus einigen Mündern junger Zuschauer:innen. Wenige Sekunden später stellten sie selber fest: „Nein, doch 7!“
Der „Trick“, vielmehr die Erklärung: Drei der vier Zipfelbemützten haben ein zweites Gesicht auf dem Hinterkopf, einen weiteren Namen, die ihre Eigenschaften aussagen: Hero und Flink (Lisa Ernstbrunner), Klaps und Troll (Isabella Rubel), Adonis und Purzel (Benjamin Plautz) sowie Tröpfchen (Simona Milenkova). Letztere geht immer irgendwie ab, schläft ein – oder fehlt beim Durchzählen. Letzteres vor allem, weil sie sich um die neue Gästin im Zwergenhaus kümmert – die schon wieder…
… genau, auf einen der drei bekannten, hinterhältigen Mordversuche der bösen neuen Königin hereingefallen ist… Was die Kinder übrigens der immer wieder geretteten Königstochter – die trotz der Zurufe, nicht den breiten Gürtel zu nehmen und schon gar nicht vom Apfel abzubeißen – als Dummheit auslegen.
Um übrigens nach dem Stück von der beim Ausgang stehenden Theaterintendatin Manuela Seidl aus einem Korb Schoko-Münzen entgegenzunehmen – ganz ohne Skepsis. Und das obwohl der Korb jenem ähnelt, den die Königin, die hier Marlen heißt, zu nehmen. Obendrein hatte sie an jenem Vormittag an dem Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… die Vorstellung besuchte, ein ähnliches Kleid an wie die fiese neue Frau des Königs (Kostüme: Sigrid Dreger).
Schneewittchens Vater hatte die Theaterintendantin, die – wie jedes Jahr – das Märchen umschrieb (Regie und Choreografie führte) und mit Elementen aus verschiedenen bekannten Märchen-Filmen anreicherte, Dagobert genannt. Was die Inspiration für die Schokomünzen ebenso war wir für viele Elemente im Bühnenbild (Barbara Strolz, Thomas Fischer-Seidl, Werner Ramschak & Daniel Truttmann) mit Dollar-Zeichen und Geldsäcken.
Der Darsteller einer der Zwerge, der in der Persönlichkeit des Adonis eifersüchtig auf den neuen Mann an der Seite Schneewittchens ist, spielt auch den naiv-verspielten König Dagobert (Benjamin Plautz) – mit einer wunderbar witzigen Seifenblasen-Maschine. Zwei verschiedene Figuren – abgesehen von den drei Zwergen mit „doppelter“ Persönlichkeit durch einfaches Umdrehen – spielt auch Simona Milenkova: Den einzigen ein-seitigen Zwerg (Tröpfchen) sowie die Jägerin. Die hier aber schon fast zwei Mal auf das Mädchen geschossen hätte, bevor sie’s dann doch nicht übers Herz bringt.
Nicht ganz eine Doppelrolle spielt Philipp Fichtner; zwar tritt er anfangs als belustigender Hofnarr auf, aber da war er, der Prinz Kristoff von Eisköniginnnenland, der Schneewittchen heiraten will, nur verkleidet.
Sandra Högl gibt eine wirklich durchgängig fiese neue Königin, der es neben ihrer Schönheit, die von niemandem übertroffen werden darf, vor allem um den Reichtum geht, den sie sich unter den Nagel reißen will. Sie ist so böse gezeichnet, dass sogar der Zauberspiegel – gespielt von Nadine Schimetta – gegen Ende aufgibt und abhaut.
Last but not least ist Amy Parteli zu nennen, die als Schneewittchen namens Mirabel, zwar einerseits auf die wiederholten Mordversuchs-Tricks ihrer „Stiefmutter“ hereinfällt, aber ansonsten schon eigenständiger, selbstbewusster auftritt, ja letztlich dem ein wenig schüchternen Prinzen selber den ersten Heiratsantrag macht. Parteli betätigte sich darüberhinaus – wie oft in diesem Theater – als Regie-Assistentin.
Die 1 ¼ Stunden leben neben dem flotten Spiel nicht zuletzt von der – unterschiedlichen – Musik (Leitung: Gabor Rivo, Arrangements: Christoph Burko), die sich von einem anfänglichen Rap über den aus dem Otto-Film bekannten Ohrwurmartigen „Zwerge gehen gemeinsam aufs Klo“-Song und „Help!“ von den Beatles bis zum Klassiker „Let it Snow“ (mit großen, fetten Schneeflocken aus Lichtern) am Ende spannt.
Märchenmusiktheater nach den Gebrüdern Grimm
Eigenproduktion Theater Forum Schwechat
Buch, Regie, Choreografie: Manuela Seidl
König Dagobert: Benjamin Plautz
Böse Königin Marlen: Sandra Högl
Schneewittchen Mirabel: Amy Parteli
Zauberspiegel: Nadine Schimetta
Jägerin: Simona Milenkova
Hofnarr bzw. Prinz Kristoff von Eisköniginnnenland: Philipp Fichtner
Zwerg Hero und Flink: Lisa Ernstbrunner
Zwerg Klaps und Troll: Isabella Rubel
Zwerg Adonis und Purzel: Benjamin Plautz
Zwerg Tröpfchen: Simona Milenkova
Musikalische Leitung: Gabor Rivo
Musikarrangement: Christoph Burko
Lieder: Rapmusik (Christoph Burko), A Kind Of Magic (Queen), Familie Madrigal (Encanto), The Sparkling Diamond (Moulin Rouge), The Sparling Diamond ( Moulin Rouge), Nur kein Wort über Bruno (Encanto), Part Of Your World (Arielle), 7 Zwerge (Otto Waalkes), Wenn ich groß bin (Die Eiskönigin), Mut (Alexa Feser), Step In Time (Marry Poppins), Die Stärke einer Frau (Rebecca), Help (The Beatles), Liebe öffnet Türen (Die Eiskönigin), Let It Snow! (Sammy Cahn/ Jule Styne)
Bühnenbild: Barbara Strolz, Thomas Fischer-Seidl, Werner Ramschak & Daniel Truttmann
Kostüm: Sigrid Dreger
Technische Leitung: Werner Ramschak
Regieassistenz: Amy Parteli
Bis 24. Dezember 2023
Theater Forum Schwechat: 2320, Ehrenbrunngasse 24
Telefon: 01 707 82 72
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