Inhaltsstarke Eröffnung des siebenten Dramatiker:innen-Festivals in Graz.
Über den mega-starken, mitreißenden Auftritt von Phyllis Omido, der Umweltaktivistin und Alternativ-Nobelpreisträgerin aus Mombasa (Kenia) bei der Eröffnung des aktuellen (siebenten) Dramatiker:innen-Festivals in Graz hat KiJuKU schon berichtet Und angekündigt, einen weiteren Bericht über die inhaltsstarke Veranstaltung folgen zu lassen.
Ferdinand Schmalz, der vielfach preisgekrönte (Theater-)Autor widmete sich kurz und knackig der Frage „Was aber kann die Kunst beitragen?“ Zum Motto und den großen Fragen, ob die Menschheit angesichts der auf die unumkehrbaren (Klima-)Kippunkte zurasenden Entwicklung diese noch „umkehrbar“ wäre. Und er zitierte unter anderem den prägnanten Satz des Fernfahrers aus seinem stationären Roadmovie „Dosenfleisch“, dass wir entweder die Kurve noch kratzen könn(t)en oder abkratzen und brachte eine weitere bildhafte Metapher, wonach die soziale Kälte immer tiefer sinke, je höher die Temperaturen werden.
Theater sei von seiner Form her schon ein Gegenpol zur Vereinzelung vor kleinen, digitalen Monitoren und könne vielleicht wie eine Geisterbahn die Schauenden auch zu Schaudernden machen, neue Verbindungen herstellen und so zu einer Schwarm-Intelligenz beitragen.
Immerhin wäre die Folge einer nicht gestoppten Erd-Erwärmung, dass bis zu einem Drittel der Menschen aus ihren angestammten Lebensräumen flüchten müssen – während gleichzeitig in den anderen Teilen der Welt immer mehr an „Festungen“ gebaut werde, wie gleich in ihren ersten Sätzen die künstlerische Leiterin des Festivals, Edith Draxl das Motto erläuterte.
Und so war es nur folgerichtig, dass einer Vertreterin der Bewegung „Die letzte Generation“ für einige Minuten die Bühne überlassen wurde. Gabriela Hiti, Schauspielerin beim in Graz beheimateten Theater im Bahnhof zitierte unter anderem aus dem Programm der aktuellen Bundesregierung „Aus Verantwortung für Österreich“, in der sich doch tatsächlich der Satz findet: „Wir sind die erste Generation, die die Folgen der Klimakrise spürt, und gleichzeitig die letzte Generation, die noch gegensteuern kann.“ Und wie es KEIN Klimaschutzgesetz und ähnliche Versäumnisse gibt, weswegen Aktionismus nötig ist.
Mehrmals zwischen Reden und am Ende der Eröffnung lieferte Manu Delago vielumjubelte – und für viele sicher auch immer wieder überraschende Musik auf drei Hanghang. Seit 20 Jahren spielt er auf diesen Klanginstrumenten – durchaus auch noch nie zuvor Gesehenes und Gehörtes. Der Konnex dieses ladinischen (Südtirol) zwischen Innsbruck und London pendelnden Schlagzeugers, Percussionisten und eben Hang-Spielers sowie Komponisten zum Festival-Inhalt: Zwei „Recycling“-Touren mit Musiker-Kollegen. 2021 fuhren sechs Musiker:innen und Techniker:innen mit Fahrrädern (ohne eMotor), aber 50-Kilo-fassenden Anhängern rund um fast ganz Österreich – mit abendlichen Konzerten; im Vorjahr gab’s eine weitere Rad-Musik-Tour von Innsbruck nach Amsterdam.
Compliance-Hinweis: Das Dramatiker:innen-Festival in Graz hat Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… zur Berichterstattung eingeladen.