Naturerlebnis plus Wissen um Lebensmittel und Nachhaltigkeit – KiJuKU besuchte einer Wiener Volksschule, wo Kinder Gemüse pflanzen – und später ernten.
Es war einer dieser überraschend kühlen Vormittage nach einigen überwarmen Apriltagen. Kinder der 3b sowie der Mehrstufenklasse der Ganztags-Volksschule Rzehkagasse in Wien-Simmering verlassen ihr – grün gestrichenes – Schulhaus und versammeln sich rund um ein mit bunt angemalten Holzbrettern abgegrenztes Rechteck im Garten. Dieser Garten gehört zwar zur benachbarten Mittelschule, die ein wenig an eine Burg erinnert, aber dieses Feld gehört den Volksschüler:innen.
In dem Rechteckt sind wiederum mit Schnüren abgesteckte kleinere Rechtecke – in zwei Reihen. Am Tag des Lokalaugenscheins von Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… sind drei Fachleute von „Acker“ gekommen. Zunächst halten die beiden Expertinnen Gemüse in die Runde. Karotte, Erdapfel werden auf Anhieb erkannt. Bald danach auch ein Kohlrabi. Bei einem weiteren weiß-grünen Gewächs wird’s schwieriger. Auch der Hinweis, dass die meisten von ihnen als sehr junge Kinder Tee aus diesem Gemüse getrunken haben, hilft nicht viel weiter. Niemand hat zuvor Fenchel als Pflanze gesehen. Kennenlernen von Pflanzen ist aber nur die Einleitung.
Denn – genau, richtig erraten bzw. der Titel, also die Überschrift für diesen Artikel hat es verraten: Alles dreht sich darum, dass die Kinder selber Gemüse anpflanzen. In kleinen Gruppen kümmern sich die Schüler:innen jeweils um eines der kleinen Felder. Dazu beginnen sie die Erde mit Schaufeln, Harken und Rechen zu lockern. Bei den einen werden kleine Löcher gebohrt, um schon in Erdwürfel gebettete Pflanzen in ihre neue Heimat einzusetzen. Zwiebelchen hingegen werden als solche in der Erde vergraben.
Erdäpfel brauchen tiefer liegende Plätze. Bei diesen Beeten heben die Volksschüler:innen in der Mitte des jeweiligen Beetes einen relativ tiefen Graben aus, um die Kartoffelchen mit einigem Abstand voneinander einzusetzen und ein wenig mit Erde zuzudecken. Jene, die später Blattspinat in ihrem Beet ernten wollen, vermengen die entsprechenden Samen, die sie von den Fachleuten bekommen mit Sand und ein bisschen Wasser und leeren das Gemisch vorsichtig in Bodenrillen, die sie zuvor mit kleinen Schaufeln ausgehoben haben.
Sie bzw. Klassenkolleg:innen schauen in den Wochen danach – diesmal ohne Begleitung durch die Fachleute der Initiative „Acker“ – auf die Felder, gießen wenn nötig und einige Wochen später können sie die ersten Gemüsesorten ernten.
Hier in dieser Schule findet die „GemüseAckerdemie“ schon das dritte Schuljahr statt. In ganz Österreich sind es zweieinhalb Dutzend Schulen und Kindergärten (31), die an diesem Projekt, das es auch in Deutschland und der Schweiz gibt, teilnehmen. 1500 Kinder und Jugendliche „ackern“ in Österreich (in den genannten drei Ländern in Summe 50.000 in 1200 Lernorten). Gestartet wurde dieses Biologie-, Natur- und Nachhaltigkeits-Bildungsprogramm vor elf Jahren (2013).
„Natürlich“ geht es nicht nur darum, dass vor allem Stadtkinder einen handfesten, spürbaren Zugang zu einem Teil ihrer Nahrungsmittelproduktion bekommen. Dadurch wird „nebenbei“ das Bewusstsein für Nachhaltigkeit geschärft.