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Bildmontage aus Fotos von vier Projekten: 99 Robotics, De Facto, Saveo, Ecolution und Scubey
Bildmontage aus Fotos von vier Projekten: 99 Robotics, De Facto, Saveo, Ecolution und Scubey
21.03.2024

Noch kein Business, dafür spannende Grundlagen entwickelt

Ungewöhnliche Junior Companies – von Schüler:innen temporär gegründeten Unternehmen: Diese Jugendlichen entwickelten gedanklich, real und/oder digital die Basis für nachhaltige Projekte, die sie bei der internationalen Handelsmesse in Wien vorstellten; Teil 4.

Ein Becher aus dem du sagen wir bei Festivals trinkst, der dir irgendwo ins Gebüsch fällt, und der relativ schnell verrottet und außerdem noch Blumen zum Blühen bringt – an dieser Erfindung tüftelt das Team von Ecolution von der HTL Mödling (Niederösterreich). Noch gibt es diese Trinkbecher nicht und Nicolas Kirchberg, sein Vornamensvetter Henninger sowie Salm-Reifferschait-Raitz halten „nur“ unterschiedliche Bruchstücke solchen Materials in Händen, um sie den Besucher:innen, darunter auch Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… zu zeigen.

Nicolas Kirchberg, Nicolas Henninger sowie Salm-Reifferschait-Raitz
Nicolas Kirchberg, Nicolas Henninger sowie Salm-Reifferschait-Raitz

Die drei Schüler aus dem Zweig Wirtschaftsingenieurwesen hatten gemeinsam mit fünf weiteren in der Klasse die Idee eines 100-prozentig verrottbaren Bechers, vor allem für Großveranstaltungen gut geeignet. „Zuerst haben wir in unserem Chemie-Labor experimentiert und mit Milchstärke begonnen. Diese Becher haben aber zum Beispiel Cola nicht standgehalten. Außerdem ist sie nicht so leicht zu bekommen wie Kartoffelstärke, das wir nun mit natürlichem Weichmacher Glyzerin und destilliertem Wasser mischen und daraus das Material für die Becher machen.“ Neben lebensmittelfarben, die die Becher bunt machen können, versetzen die acht Jugendlichen ihr Material mit Blumensamen – und siehe eingangs 😉

Aus beiden Teilen Zyperns

Green Food Revolution nennen die Jugendlichen der Junior Company „Saveo“ die von ihnen entwickelte App, um Lebensmittel zu retten. Sie kommen aus vier Schulen in unterschiedlichen Teilen Zyperns – sowohl dem griechischen als auch dem türkischen Teil – eine zusätzliche Innovation. „Bei einem Innovation Camp haben wir uns getroffen, einzelne Gruppen haben verschiedene Ideen entwickelt, wir wollten etwas gegen die riesige Lebensmittelverschwendung tun. So viele Tonnen werden weggeworfen, obwohl sie noch genießbar wären. Mit unserer App, die zugegeben noch nicht funktioniert, sie ist erst ein Prototyp, verbinden wir Konsument:innen mit Geschäften und Supermärkten. Wenn eine Ware schon abgelaufen oder knapp davor ist, wird sie billiger abgegeben. Das passiert ja schon, aber in der App taucht es auf und Leute können das sehen, hingehen und Obst, Gemüse, Brot…. Günstiger einkaufen. So bleibt weniger übrig, das vielleicht weggeworfen wird“, schildern der Reihe nach Jack, Clara, Anastasia und Charalampos. Die App ist programmiert, die dazugehörige Website ebenso, Logo und durchgängige CI (Corporate Identity) designt samt informativer Broschüre, die sie an die Jury-Mitglieder verteilen.

Sie bekamen dafür auch den Preis fürs beste Marketing.

Autonome Roboter pflanzen

Den Award für die Top-Innovation nehmen die Vertreter der dänische Junior Company „99Robotics“ mit. „Eigentlich haben wir die Idee in den Ferien in einem Workshop ja mit Schüler:innen aus Sambia (Binnenstaat im südlichen Afrika) entwickelt, relativieren Kacper Graversen und Lucas Hauge, zwei Vertreter aus Dänemark, ihren Erfolg im Gespräch mit Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… „Wir wollten was gegen Austrocknung von Böden und für mehr Pflanzen erfinden. Und so sind wir gemeinsam auf die Idee gekommen, dass kleine Roboter zum Beispiel zwischen hohen Maisstauden fahren könnten, um Samen zu säen, die im Winter aufgehen, wenn der Mais nicht wächst, der Boden aber ausgelaugt wird. So könnte es auf dem selben Boden eine zweite, andere Ernte geben, etwa Futter-Rettich…“

Die kleinen Kettenfahrzeuge könnten auch in „Schwärmen“ zu zwölft autonom fahren und so in kurzer Zeit ganze Felder zusätzlich besamen, schildern die beiden Schüler, aus Dänemark die nur ein Modell eines solchen Roboters vorführen.

Digitaler Würfel gegen Ablenkung

„Das kennen wir doch alle – du willst das und jenes lernen, erledigen und lässt dich dauernd vom Handy ablenken“, eröffnet das Trio aus der HTL Vöcklabruck (Oberösterreich; 3. Klasse) das Gespräch, um ihren digitalen Würfel zu erklären. „Über eine App hast du auf diesem Würfel deine To-Do-Liste, das Handy legst du ganz weit weg, am besten in ein anderes Zimmer. Der Würfel hat auch einen Timer, der dir die ideale Lernzeit – 40 Minuten und dann fünf Minuten Pause – angibt. Außerdem haben wir ein CO2-Messgerät eingebaut, das anzeigt, wann wieder gelüftet werden muss, damit du genug Sauerstoff fürs Lernen hast.“ So preisen Bujinlkham Bolorsaikhan, Alexander Kleemair und Elias Bergschober – stellvertretend für ihre siebenköpfige Junior Company Scubey ihr Produkt an. „Es ist aber vorläufig nur ein Prototyp – das Gehäuse 3D-gedruckt.“ Kosten würde dieser Würfel 79,99 € „und wer so viel ausgibt, wird ihn dann sicher nutzen und das Handy wirklich weglegen“, zeigen sich die Entwickler:innen überzeugt.

Illusion von Weite

Die billigsten Unterkünfte sind – unter anderem auf Flughäfen – Schlafkojen. Noch kleiner als die am Flughafen Wien sind solche, die praktisch nur kriechend belegt werden können, selbst Aufsetzen ist schon schwierig. Kann ganz schön Enge-Gefühle auslösen. Ist ja auch so. Um sich wenigstens ein bisschen Illusion von etwas mehr Weite zu verschaffen, haben Ilja Olshevskij und Nikolai Eggert aus Vilnius (Litauen) gemeinsam mit zwei Kollegen mit ihrer Junior Company „De Facto“ eine App namens Capslock konzipiert, die unterschiedliche Projektionen an die engen Wände „zaubern“.

Follow@kiJuKUheinz

Weitere Berichte über die Schüler:innen-Firmen bei der kürzlich abgehaltenen internationalen Junior-Companies-Handelsmesse – meist thematisch zusammengefasst – erscheinen in den folgenden Tagen.

INFOS: WAS? WER? WANN? WO?

Junior Companies…

… sind von SchülerInnen – für ein Schuljahr – gegründete Unternehmen, die mit realen Produkten oder/und Dienstleistungen handeln. Das unterscheidet sie von den Übungsfirmen (ÜFA) in den Handelsakademien und -schulen, die dort im Lehrplan verankert sind, aber „nur“ virtuell handeln.

Für diese Schüler:innen-Firmen gelten vereinfachte Steuer- und andere Regelungen. Der Grundsatz leitet sich von den Erfindern von vor mehr als 100 Jahren – siehe weiter unten – ab: Wirtschaft lernen durch eigenes Wirtschaften sozusagen.

In Österreich beteiligten sich erstmals im Schuljahr 1995/65 Junior Companys an dem Bewerb. „Heuer nehmen 420 Junior Companies in ganz Österreich teil, zusätzlich noch 11 „Mini Companies“ (2. bis 4. Klasse Volksschule mit Mini-Unternehmen) und 44 Basic Companies (12- bis 15-Jährige für drei Monate) – mit insgesamt 4.800 Schüler:innen – in ganz Österreich teil“, so die Kommunikations- und Social-Media-Verantwortliche des Projekts, Elfi Bajraktaraj zu Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr…

junior.cc

International

Die Idee geht auf drei US-Amerikaner zurück: Horace Moses, Theodore Vail und Winthrop M. Crane gründeten vor 115 Jahren (1919) „Junior Achievement“ (JA). Ziel: Verbesserung der Wirtschaftsbildung in US-amerikanischen Schulen. Der Leitspruch lautete: „Learning business by doing business“.

Vor mehr als 30 Jahren (1990) wurde „Junior Achievement International“ (JAI) als weltweiter Dachverband gegründet. Damals gab es bereits in 15 Ländern Junior Companies. Im Jahr 2002 kam es zur Fusion von Young Enterprise Europe und Junior Achievement International. 2004 wurde der Dachverband in Junior Achievement Worldwide umbenannt.

Heute zählen bereits über 100 Staaten zu den Mitgliedern von JA Worldwide!

jaworldwide.org