Ein kaum bekannter Text von Mira Lobe erscheint nun – aktuell illustriert – als Bilderbuch: Madeleine und der Angler“.
Als würde Madeleine in andere Welten eintauchen, im zart-bunten Farbenspiel (ver-)schwimmen, träumen, aber auch diese verwirklichen wollen. „Madeleine und der Angler“, das jetzt (August 2022) erscheint, ist ein – bisher – wenig bekannter Text der berühmten Kinderbuchautorin Mira Lobe („Das kleine ich bin ich“, „Die Geggis“ und rund 100 andere (Bilder-)Bücher).
Schon in der Kirche, die sie immer wieder mit ihrer Tante Charlotte besucht, wirkt sie wie verzaubert von den glitzernden Farben, die sich durch das Spiel von Sonnenlicht und bunten Glasfenstern ergeben. Dennoch wird das Warten auf die Tante langweilig, es zieht sie raus ans Ufer des Flusses, so sie fast andächtig den Anglern zuschaut. Ach, das würde sie auch gern wenigstens einmal tun. An der Mauer sitzen, die Füße baumeln lassen und eine Angel ins Wasser halten… Sie nimmt ihren Mut zusammen, spricht einen der Fischer an und der borgt ihr eine Angel.
Aus der Beobachtung lernt sie aber, viel Ruhe und Geduld gehört zum Angeln. Während sie und ihr Gedanken in die Ferne schweifen, kommt ein vielleicht gleichaltriger Bub, quatscht sie an, was sie schon nervt. Noch mehr, als er fragt, ob sie ihm den Fisch denn schenke, wenn sie einen fange. Entrüstet weist sie das Ansinnen von sich. Aber, so der Junge, ob sie nicht wenigstens teile, wenn er für sie den Fisch töten würde – denn das wäre nach dem Angeln ja nötig.
Das verdirbt ihr die Freude am Angeln. Ab die Post. Ach, da ist ja die Tante! Und zum Glück geht ihre Strafpredigt dafür, dass Madeleine sich allein aus der Kirche entfernt hatte, im einsetzenden Glockengeläut unter …
Hüte dich vor den Folgen deiner Wünsche? Und ein Bub erklärt dem Mädchen die Konsequenzen des eigenen Tuns? Irgendwie passt das gar nicht so recht zu den meisten Mira-Lobe-Texten.
„Ich war sofort angetan von der sehr stillen und unaufgeregten Art der Geschichte“, so die Schweizer Illustratorin Sabine Rufener, die vom österreichischen Jungbrunnen-Verlag gebeten worden war, diesen (fast) unbekannten Text (einmal in einer Anthologie erschienen) zu bebildern. Im Entstehungsprozess versuchte sie, so schreibt der Verlag, zunächst eine Grundstimmung herauszufinden, in der sich die Figuren bewegen und die den Text gut widerspiegeln.
Im Fall von „Madeleine“ haben sie die Lichtbeschreibungen im Text inspiriert: Die bunten Lichtflecke in der Kirche und die silbrig glänzenden Lichtreflexe auf dem Fluss. Die Protagonistin Madeleine nimmt die farbigen Lichtspiele mit hinaus in eine sommerliche Stimmung am Fluss.
Sabine Rufener experimentiert gerne mit verschiedenen Techniken, in diesem Buch hat sie sich auf Farbstifte und Pastellkreide festgelegt, um Farbe und Schatten zu gestalten. Die Illustrationen sind eine Mischung aus Zeichnung, Collage und digitalem Zusammenfügen in Photoshop. Für die Darstellung von „Madeleine“ stand ihr jüngster Sohn Modell, verriet sie offenbar dem Verlag, der es in die Medien-Information packte.
Text: Mira Lobe
Illustration: Sabine Rufener
Madeleine und der Angler
32 Seiten
Ab 5 Jahren
Verlag Jungbrunnen
17 €
Zu einer Lese- und Schauprobe geht es hier