Mehrsprachige Kinderbuchlesung für Kinder zweier Volksschulen im Amtshaus Wien 15.
„Jeden Morgen um 10“ – hieß es Anfang Oktober im Amtshaus in Wien Rudolfsheim-Fünfhaus. Kinder der Volksschulen Johnstraße und Selzergasse kamen in den Genuss, aus diesem Buch vorgelesen zu bekommen. Die Erzählung erfolgte auf Deutsch, die Charaktere der Geschichte hingegen traten in acht weiteren Sprachen auf. Was Hund Max sagt, wurde auf Farsi vorgelesen, die Wirtin sprach Polnisch und der Pfarrer drückte sich auf Englisch aus. Weiters zu hören waren Albanisch, Arabisch, BKS (bosnisch / kroatisch / Serbisch), Rumänisch und Türkisch
Acht mehrsprachige Lesepat:innen der Stadt Wien waren es, die den Figuren des Kinderbuchs von Christine Nöstlinger ihre Stimmen borgten – und Sprachen benutzten, die auch so manche der Kinder – neben Deutsch – mitbrachten.
Das 2016 erschienene Kinderbuch „Jeden Morgen um 10“ wurde von Christine Nöstlingers Buchstabenfabrik auf Anregung von „Was steht da?“, dem Collective Impact Netzwerk, zur frühen Leseförderung auch mehrsprachig veröffentlicht. Die mehrsprachigen Ausgaben des Buches enthalten neben dem deutschen Text noch zusätzlich zwei weitere Sprachen und wurden für die Lesung zur Verfügung gestellt.
„Das Besondere an dieser mehrsprachigen Lesung war, dass sich allen teilnehmenden Kindern die gesamte Geschichte nur gemeinsam erschlossen hat und alle Kinder ihre unterschiedlichen Sprachkenntnisse einbringen konnten“, erläutert David Beraha von der Abteilung Integration und Diversität der Stadt Wien, die die Lesung als Teil des Projekts „Muttersprachliche Lesepat*innen“ organisiert hat.
„Es ist von großer Bedeutung, die unterschiedlichen Sprachkompetenzen der Kinder so früh wie möglich zu fördern und zu festigen. Das Projekt leistet dazu einen wichtigen Beitrag“, sagte Wiens Vizebürgermeister und Integrationsstadtrat Christoph Wiederkehr zu der Aktion. „Mehrsprachig aufwachsen zu können, ist eine tolle Chance, die einem gegeben wird. Mehrere Sprachen zu können, fördert das Miteinander und das Verständnis. Wien als Sitz der UNO ist eine weltoffene und internationale Stadt, wo Sprachvielfalt gelebt wird“, zeigte sich der Vorsteher des 15. Bezirks, Dietmar Baurecht, erfreut. Und hob damit den Vorzug von Mehrsprachigkeit hervor, die häufig in der öffentlichen, medialen Debatte eher als Defizit bezeichnet wird – außer wenn es um teure bilinguale oder fremdsprachige Privatschulen geht.
Bei dem Projekt lesen Wiener:innen ehrenamtlich Volksschulkindern in ihren Erstsprachen vor. Es wird von der Abteilung Integration und Diversität in Kooperation mit der Bildungsdirektion Wien und den Büchereien Wien durchgeführt. „Neben den Sprachkompetenzen geht es in dem Projekt auch um das Sichtbarmachen der Mehrsprachigkeit. Mehrsprachigkeit ist für uns eine Bereicherung. Kinder und Jugendliche, die mit zwei oder mehr Sprachen aufwachsen, erlernen meistens leichter weitere Sprachen und sind tendenziell toleranter und weltoffener als Gleichaltrige“, erklärt Kathrin Lipowec, Leiterin des Projekts „Muttersprachliche Lesepat*innen“.
Fast 80 Wiener:innen bringen sich in diesem Projekt ehrenamtlich ein. Die Lesepat*innen sind derzeit in 20 Volksschulen im Einsatz. Vorgelesen wird je nach Bedarf in 19 unterschiedlichen Sprachen, von Arabisch über Polnisch bis Vietnamesisch. „Die Wertschätzung und Förderung der Herkunftssprache ist ein großer Vorteil für die Entwicklung eines Kindes. Ein solides Fundament in der Erstsprache fördert das schnelle Erlernen der Bildungssprache Deutsch und erleichtert das Erlernen weiterer Sprachen. Es freut mich, als Lesepatin einen Beitrag dazu leisten zu können”, sagt Natalie Kosch. Die Sprachwissenschafterin ist Lektorin an der Universität Wien und ehrenamtlich als Lesepatin tätig. Bei der besagten Lesung verlieh sie der Wirtin ihre polnische Erzählstimme.
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