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Szenenfoto aus "Kalaschnikow - mon amour"
Szenenfoto aus "Kalaschnikow - mon amour"
26.12.2024

Tanzen verleiht ihm Flügel, aber…

Ein weiteres spannendes Buch über einen tanzenden Buben, der dafür gemobbt wird.

Unser Ballettsaal hatte diesen ganz speziellen Geruch. Vielleicht von dem Putzmittel, mit dem der Boden gewischt wurde, vermischt mit einer kleinen Prise Turnhalle (Schweiß, Deo, muffige Trikots). Die Mädchen beschwerten sich ständig, dass es stank. Aber für mich war es der beste Geruch der Welt. Es roch nach Tanzen.“

Und das letztgenannte ist die Leidenschaft des 12-Jährigen, die ihm sozusagen auch Flügel verleiht, wie auch schon Anne Beckers Buchtitel „Milo tanzt“ aufdrängt. Diese Freizeitbeschäftigung, die er sich auch als seinen Beruf vorstellen kann, hält Milo aber in der Klasse geheim. Er ahnt oder weiß wohl, dass die Mobber vom Dienst namens Lennie und Bo ihn als unmännlich ärgern und einen Gutteil der Mitschüler:innen damit auf ihre Seite bringen würden. Seine jüngere Schwester Dana eifert ihrem großen Bruder nach und sein bester Freund Maxim ist eingeweiht.

Freund bringt Opfer

Als ein neuer Schüler in die Klasse kommt, der offenbar etwas in Tanz-Sachen wittert und Milo offensichtlich nachspioniert, aber Teil der Mobber-Gang wird, wirft sich Maxim voll ins Zeug für seinen Freund. Mit einem Ablenkungsmanöver, bevor Milo zum Training radelt, bringt er Luca auf die falsche Fährte. Auch wenn Maxim sich mit seinem Manöver und damit einem Fehlschluss Lucas, der hier aber nicht verraten sei, selbst zum Gespött macht.

Doppelseite aus
Doppelseite aus „Milo tanzt“

Und obwohl Maxim dieses Opfer bringt, muss Milo ihn enttäuschen. Die gemeinsamen fixen Montagnachmittage überschneiden sich mit einer erweiterten Trainingsmöglichkeit noch dazu bei einem Tanz-Idol. Das und noch ein weiteres Ziel traut sich Milo aber lange nicht seinem Freund zu eröffnen. Was natürlich erst recht zu einem Vertrauensbruch führt…

Ballett-Moves genannt und beschrieben

Viel mehr sei über den Plot nicht gespoilert, soll doch Leser:innen dieses Buches die Spannung nicht gestohlen werden – von denen die nicht ganz 200 Seiten doch etliche bereithält. Schon verraten werden kann, dass etliche Spezialausdrücke aus dem Bereich von Ballett-Tanz samt Beschreibung der Bewegungen und Sprünge im Text eingebaut sind. Und natürlich Vorurteile und das Durchbrechen solcher Teil der Geschichte um Freundschaft, Leidenschaft, Konflikte, Gewalt und Mobbing sind.

Szenenfoto aus
Szene aus „Klaschnikow – mon amour“

Etliche Buben-Tanz-Geschichten

Tanzen und Buben, Burschen, Männer ist trotz vieler toller Tänzer noch immer für viele etwas, das sie dafür nutz(t)en, um sich über die Betreffenden lustig zu machen. Genau deswegen gibt es eine Reihe von Jugendlektüre und (Tanz-)Theaterstücken – oft auf diesen Büchern aufbauend -, die einen tanzenden Jungen ins Zentrum der Geschichte rücken. Am bekanntesten sind vielleicht „Jo im roten Kleid“ von Jens Thiele und David Williams‘ „Kicker im Kleid“ (Stück- und Buchbesprechungen in einem der Links am Ende des Beitrages). Im Theaterhaus für junges Publikum im MuseumsQuartier, dem Dschungel Wien, inszenierte die langjährige künstlerische Leiterin unter anderem Stücke dazu mit teils akrobatischen Tanzkünstlern – „Boy’s don’t cry“ sowie „Kalaschnikow – mon amour“ – links zu Stück-Besprechungen am Ende des Beitrages.

kijuku_heinz

Besprechung von „Boys don’t cry“ <- damals noch im Kinder-KURIER

Titelseite von
Titelseite von „Milo tanzt“
BUCH-INFOS

Text: Anne Becker
Cover-Illustration: Regina Kehn
Milo tanzt
ca. 200 Seiten
Ab 10 Jahren
Thienemann Verlag
15 €
Zu einer Leseprobe (fast 20 Seiten) geht es hier