Autorin arbeitete beruhigende, besänftigende, verändernde Effekte von Waldpädagogik in Kinderbuch ein.
Nach einem Stern in der 3a bekommt die nunmehrige vierte Volksschulklasse einen ganzen Wald. War es Lehrer Gabriel Stern (!) in der dritten Klasse mit der „Giraffensprache“ gelungen, Olli und Max, Patrizia, Leonie, Amelie, Flo, Julian, TomTom zu achtsameren Umgang miteinander zu bewegen, so scheint am Beginn der nunmehrigen 4A so ziemlich alles vergessen zu sein, wie die nach den vorher eingefahrenen Mustern ablaufenden Reibereien zeigen.
Vielleicht helfen mehrere Exkursionen in den nahegelegenen Wald mit Beobachtungen der belebten Natur, dem sich Einlassen auf das Leben auf, unter und zwischen den Bäumen, das Entdecken von Neuem und schließlich gar das Setzen junger Bäumchen – angeleitet von Waldpädagogin Steffi – die schon gewonnenen Erkenntnisse wieder hervorzuholen. Und obendrein den neuen Mitschüler Philip in die Klassengemeinschaft zu integrieren.
Lebensnah schildert die Autorin die Wickel in der Klasse, Machtspielchen jener, die sich als Boss aufspielen und doch meist nur stark sind, wenn sie Unterstützer:innen haben, andere auslachen, fertig machen. Die anderen, die schüchtern, zurückhaltend sind, sehr viel Kraft brauchen, um sich durchzuringen, etwas gegen das Runtermachen zu sagen. Wenngleich die eine oder andere der Figuren vielleicht aus Klischee-Darstellungen ausbrechen könnte …
Und dann entfahren der einen oder dem anderen der Volksschüler:innen mitten im Wald so Sätze wie, dass dies ein magischer Ort sein, dass nicht nur Menschen, sondern auch Vögel und andere Tiere, ja sogar der Wind in den Ästen Musik machen kann.
Elfriede Wimmer ist nicht nur immer wieder auf Lesereise durch Schulen unterwegs, sie hält häufig auch Workshops gegen Mobbing ab. So kam sie vor mehr als zehn Jahren auf die Idee, Erkenntnisse und Erfahrungen in eines ihrer Bücher einzuarbeiten: „Ein Stern für die 3A“. Aus diesem Grund wurde sie eingeladen, in einer Projektgruppe mitzuarbeiten, die sich mit „Spurensuche nach Gewaltprävention im Wald“ beschäftigte.
Und daraus ist dieses vor drei Jahren veröffentlichte Buch entstanden. Ungefähr in der Mitte des Buches über das Waldprojekt der 4A lässt die Autorin – Illustrationen steuerte Herwig Holzmann in Form von fotorealistischen Schwarz-Weiß-Zeichnungen bei – die Kinder bei einem ihrer Waldausflüge sich nach und nach an die Punkte der „Giraffensprache“ – entwickelt vom US-amerikanischen Psychologen Marshall B. Rosenberg; 1934–2015; „Papst“ der gewaltfreien Kommunikation – erinnern.
Langer Hals verschafft diesen edlen Tieren einen großen Überblick. Sie verfügen über das größte Herz aller Landtiere. Die Punkte – verkürzt, aber vielleicht auch ohne Projekt ganz hilfreich:
* „Kamera“: Der/dem anderen „erst einmal sagen, worum es geht, was wir gesehen und was wir gehört haben“.
* „Herz“: Der/dem „andren unsere Gefühle mitteilen.
* „Schatzkiste“: Der/dem „anderen sagen, was wir brauchen, damit es uns wieder gut geht“.
Im Wald beginnen dann sogar Kinder, die einander alles andere als wohlgewogen sind, miteinander in Kleingruppen zu arbeiten, eine total unterbewertete Schülerin schreibt die besten Texte – für einen gemeinsamen Waldsong mit Rap-Passagen. Die Schlusszeilen der Lyrics seien hier zitiert:
Vielleicht ändern wir uns bald:
Wir sind Kids im Wald.
„Wer’s nicht checkt, begreift es bald.
Ob du klein bist oder groß,
hier ist immer etwas los:
Wir sind die Kids im Wald.“
Bericht über ein Volksschulprojekt zum Buch „Ein Sterin für die 3A“ – damals noch im Kinder-KURIER
Text: Elfriede Wimmer
Illustration: Herwig Holzmann
Ein Wald für die 4A
80 Seiten
Ab 9 Jahren
Verlag G & G
12,95 €
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