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Szenenfoto aus "Die Geschichte von Ak und der Menschheit"
Szenenfoto aus "Die Geschichte von Ak und der Menschheit"
26.06.2021

Wenn eine Revolution alte, autoritäre Mechanismen fortsetzt

„Die Geschichte von Ak und der Menschheit“ nach einer Erzählung von Jefim Sosulja als Parabel auf autoritäre Machtsysteme.

Dass die sechs in schwarz gekleideten Darsteller*innen auf den Stufen der Freitreppe „Die Geschichte von Ak und der Menschheit“ spielen, schafft angesichts der Hitze für das Publikum das auf Sesseln in der Wiese sitzt, angenehmes Klima. Hat aber noch einen „Neben“effekt. Auf den Stufen steht ein großer Schriftzug: „Alles was ist, wie groß es auch sei, besteht eine Zeit, erfüllt seinen Zweck und geht vorüber“.

Und damit scheint das Team der Schauspiel-Studierenden des zweiten Jahrgangs – um solche handelt es sich bei Rebecca Hammermüller, Leonie Jacobs, Gemma Vannuzzi, Patrick Ljuboja, Kaspar Simonischek, Nils Thomas – gleich eingangs zu spielen, wenn sie nah ans Publikum heranschwirren und immer wieder fragen: „Haben Sie’s gelesen …?“

Das Stück basiert auf einem Text des – viel zu wenig bekannten – russischen Autors Jefim Sosulja. Ausgangsbasis: Ein neues „Gremium der höchsten Entschlussfreude“ legt fest, welches Leben Wert ist weiter zu existieren. „Menschentrödel“ wird aufgefordert, binnen 24 Stunden das Leben selbst zu verlassen. Worauf alle rennen, flüchten, die Stufen rauf und runter hasten, laufen, turnen …

All die Aussortierung wird in Akten festgehalten – hinter einer hölzernen Wand, wo Ak, Mastermind der gesellschaftlichen Umwälzung die Akten studiert. War/ist richtig, was wir da ins Rollen gebracht haben – durch Unmengen von oben die Stufen hinab rollender goldglänzender unterschiedlich großer Kugeln symbolisiert?

Und so beginnt Ak zu sinnieren: „Aber wenn man die Hingemetzelten studiert, dann weiß man nicht, ob man sie nicht eher lieben und bemitleiden müsste? Eben hier gerät die Menschen-Frage in die Sackgasse, in die unheilvolle Sackgasse der menschlichen Geschichte.“

Folge: Das Aussortierungs- wird durch ein neues „Gremium der höchsten Rücksichtnahme“ ersetzte. Der dunkle wird zu einem rosaroten Schrank, samt rosa Höschen für Ak. Die alten sozusagen Stasi-Akten werden zu Freudenprotokollen.

Aber – wenn auch unter anderen Vorzeichen, bleibt die Struktur eines autoritären Systems aufrecht, und noch immer/schon wieder ist die Rede von „viel überflüssigem Volk“.

Womit der Autor, der seine Erzählung kurz nach der Oktoberrevolution geschrieben hat, offenbar die Überwindung der zaristischen Diktatur durch die sozialistische Revolution literarische als Kritik verstand, dass die neue Herrschaftsform unter anderen Vorzeichen alte Mechanismen fortführt.

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INFOS: WAS? WER? WANN? WO?

Die Geschichte von AK und der Menschheit

nach Jefim Sosulja
Studierende der Anton Bruckner Privatuniversität, Linz & Schäxpir
Ab 15 Jahren; eine Stunde

Mit: Rebecca Hammermüller, Leonie Jacobs, Gemma Vannuzzi, Patrick Ljuboja, Kaspar Simonischek, Nils Thomas

Regie & Bühne: Katrin Lindner
Kostüm: Stella Wiemann

Wann & wo?

Bis 26. Juni 2021
Anton Bruckner Privatuniversität, Linz: 4040, Altenberger Straße 69

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Compliance-Hinweis

Die Berichterstattung kann nur erfolgen, weil KiJuKU vom Theaterfestival Schäxpir – in dessen Rahmen die Stella 21-Gala stattgefunden hat – für fast eine Woche nach Linz eingeladen worden ist.