Nahe der Uni Wien drehen zu ebener Erd (43, 44), aber auch unterirdisch (37, 38, 40, 41, 42) Straßenbahnlinien ihre Umdreh-Runde bevor es einen Stock tiefer noch zur U-Bahnlinie 2 geht. In dieser Passage, dem sogenannten Jonas-Reindl (benannt nach dem späteren Bundespräsidenten und vormaligen Wiener Bürgermeister Franz Jonas) finden die eilenden Passant:innen alle möglichen „Fress-Buden“, kleine Geschäfte mit meist schnellen Imbissen, darunter sicher das eine oder andere Salzgebäck.. Seit 5. – und noch bis 21. Mai 2025 (Details, Info-Box am Ende) – ist ein schmales, zweistöckiges zuletzt leerstehendes Lokal Heimat für eine spezielle Performance – mit der Möglichkeit, mitzumachen.
Die für außergewöhnliche, meist Outdoor stattfindende künstlerische, oft partizipative, Interventionen bekannte Barbara Ungepflegt (Künstlerinnenname!) lädt hier zum Weinen ein, nicht zu einem vermeintlich falschen Plural von Wein, sondern echt zum Tränen-Lassen. Eine aufwendig wirkende Apparatur (Lacrima ex Machina) aus Altmetall mit Trichtern, Röhren, Wannen sammelt Tränen, um diese dann zum Kochen zu bringen. Die Flüssigkeit verdampft und Salzkristalle bleiben als Feststoff übrig.
So der Plan. Die Vorbereiteten Sackerln mit dem Aufdruck des Logos Wiener Weinen – ob die sich füllen werden? Immerhin, so die Künstlerinnen, die das Projekt gemeinsam mit deren Erfinderin betreuen – allesamt in weißer Montur, samt entsprechenden Gummistiefeln „Salinen-Arbeiter:innen“ rauben gleich diese Illusion. Immerhin – so steht’s auch im Flyer mit Gebrauchsanleitung – braucht es für nur ein einziges Gramm Salz 160 Milli-Liter Tränen (ein Milli-Liter ist ein Tausendstel von einem Liter).
Wer Lust und Laune hat und verspürt, mehr oder minder auf Knopfdruck weinen zu können, kann vor Ort Tränen für diese „Saline“ spenden. In zwei Kabinen bieten die Künstler:innen aber auch Hilfsmittel an – Audiokassetten mit zu möglichen Tränen rührenden Geschichten.
Wer das nicht vermag oder zu wenig Zeit dafür hat, darf auch ein verpacktes Set mit Pipette und verschließbarem kleinen Gefäß mitnehmen und an einem der Tage solange die Performance läuft, Geweintes abgeben, um die Apparatur zu „füttern“.
Natürlich versteht sich die Kunstaktion nicht nur als eine technische Angelegenheit – sondern will anregen sich damit zu beschäftigen, was Anlass für Heulen oder Weinen (können ja auch Lach-Tränen sein) gibt und vielleicht auch den Flyer damit auszufüllen, was die Passant:innen zuletzt zu Tränen gerührt hat.
Vor fast zehn Jahren (2007) hatte die damalige vor allem für tänzerische Performances und Stück bekannte Gruppe Konnex ein üppiges „Tränenprojekt“ rund ums Thema Weinen gespielt (zunächst im Dschungel Wien, zwei Jahre später im Theater des Augenblicks) samt einer Installation aus gläsernen Röhren, Trichtern und Schalen, um aus tränengetränkten Stoffen, diese Flüssigkeiten zu destillieren.
Tränensaline
Künstler:innen: Barbara Ungepflegt, Hanna Hollmann, Marie Vermont, Evamaria Müller, Johanna Leitner und Gäste
Bis 21. Mai 2025
Mo – Fr, 10 – 18 Uhr
1010 Wien, Schottentor-Passage (Jonasreindl)
wienerweinen.at
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Facebook. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr InformationenSie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Instagram. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr InformationenSie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von X. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr Informationen