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Szenenfoto aus "Balzen" im Dschungel Wien

Getanzte tierisch-menschliche Verhaltensweisen

Ein Wald aus bunten von der Decke hängenden Stoffbahnen, einer runden Tonne mit Luftlöchern, runden Scheiben… – Plötzlich klingt irgendwo noch aus dem Verborgenen tierähnliche Geräusche. Natürlich sind die von Menschen – schließlich spielt „Balzen“ auf einer Theaterbühne, der großen im Dschungel Wien (MuseumsQuartier). Nach und nach tauchen vier schauspielende Tänzer:innen oder tanzende Schauspieler:innen – wer weiß es zu sagen – auf, in (fantasie-)tierischen Posen und ebensolchen Geräuschen.

Abgeschaut und -gehört von echten Tieren, aber eben doch eigens künstlerisch verarbeitet, ziehen Michael Haller, Sarah Zsivkovits, Kajetan Uranitsch und Emmy Steiner, die erst nach ziemlich langer Zeit aus der schon genannten Tonne auftaucht, das Publikum in „Balzen“ in den Bann.

Gespannt – oft von Schmunzeln, manchmal auch von herzhaftem Lachen unterbrochen – verfolgen die Zuschauer:innen (am Besuchs-Vormittag von KiJuKU viele Kinder und teils Jugendliche mit ihren Klassen) das Verhalten der „Tiere“. Das im Übrigen in vielen Situationen auch nicht so anders ist als das von Menschen. Und das bei Weitem nicht nur in Balz-Phasen wo es um die Werbung zwecks Paarung geht.  

Beachte mich doch (endlich)!

Schau, was ich kann. Oder ich bin so groß und stark, beachte mich doch. Nachahmen von Bewegungen und Stimmen, Geräuschen anderer oder Druck, dass andere das eigene Verhalten kopieren. Bis hin zu Kämpfen um Reviere, den Bau einer heimeligen Wohnstatt mit Einladung an andere. Die dann vielleicht doch eher von außer- oder ungewöhnlichem Agieren eines anderen Wesen fasziniert sind…Vorsichtige, schüchterne Auftritte wechseln sich ab mit selbstbewussteren, die beeindrucken. Oder solchen, die vielleicht starkes Auftreten nur vorspielen…

Das schon genannte Quartett, das nicht ganz eine Stunde auf der Bühne agiert wurde bei der gemeinsamen Entwicklung von „Balzen“ noch von Sarah Gaderer bei der Stückentwicklung unterstützt, die auch für die Dramaturgie der Performance sorgte. Die wunderbar passende Bühne samt den fantasievollen Kostümen schuf Helene Payrhuber und das in dem Fall besonders wichtige Sound-Design und sowie das musikalische Coaching steuerte Elina Lautamäki bei, für die wechselnden Lichtstimmungen ist Christo Novak verantwortlich. (Künstlerische Mitarbeit: Tara Luger; Balz-Coach: Martina Rösler).

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Doppelseite aus dem bebilderten Buch "Kind zu verschenken"

Ihr bemerkt mich gar nimmer, dann geh ich halt…

Der heftige Titel dieses bebilderten knapp mehr als 100-seitigen Buches wird zunächst auf dem Cover durch das strahlend lächelnde Kind in einem Karton erträglicher, weil es schon auf Ironie hindeutet. „Kind zu verkaufen“ von Hiroshi Ito (gezeichnet und geschrieben, ins Deutsch übersetzt von Ursula Gräfe) dreht sich also nicht um Kinderhandel, den es leider noch immer auf der Welt gibt.

Die Geschichte handelt von einem – das ganze Buch über namenlos bleibenden Mädchen – das plötzlich für die Eltern Luft zu sein schein. Grund ein kleines Geschwisterchen. Das hat übrigens sehr wohl einen Namen. „Was ist denn so toll an Daichi! Der ist ein nerviges Äffchen“, klagt die Hauptfigur des Bilderbuch-Romans. Was die Mutter der beiden mit „Aber ein süßes Äffchen“, kommentiert. Übrigens die einzige echte Antwort auf den ersten Seiten.

Doppelseite aus dem bebilderten Buch
Doppelseite aus dem bebilderten Buch „Kind zu verschenken“

Zuvor lässt sie jeweils nur ein „Ja, ja“ aus. Egal ob das Mädchen bittet, ja bettelnd fragt: „Du brauchst mich wohl nicht mehr, Mama, oder?“ Auch auf der nächsten Seite kriegt die Tochter auf den Satz: „Ich haue ab. Ich such mir ein neues Zuhause!“ keine andere Antwort.

Auch wenn’s offenkundig eher als provokative Drohung gemeint war, um doch endlich Aufmerksamkeit zu kriegen – Versuch gescheitert. Und so packt sich das Kind zusammen. Mit einem kleinen Rucksack macht es sich auf den Weg, findet einen Karton beim Mist, leert ihn aus, nimmt ihn mit und schreibt in schönster Schrift: „Kind zu verschenken“ drauf. Dann malt es sich aus, welche netten Menschen es mitnehmen in ein neues Zuhause, wo es geschätzt wird.

Doppelseite aus dem bebilderten Buch
Doppelseite aus dem bebilderten Buch „Kind zu verschenken“

Allerdings… – wie wahrscheinlich zu erwarten, da wird nix draus. Dafür gesellt sich ein verlaufener Hund, ein Kätzchen und eine Schildkröte zu dem Mädchen in der Papp-Schachtel.

Wie’s ausgeht wird hier sicher nicht gespoilert. Das Wichtigste an der Geschichte ist ja wohl das durchaus bitterböse humorvolle Schildern, wie es allzu vielen Kindern geht, wenn ein Baby als Geschwisterchen in die Familie kommt und wie sich das verletzend anfühlen kann…

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Titelseite des bebilderten Buches
Titelseite des bebilderten Buches „Kind zu verschenken“