Mit dem Beginn des Titels ihres Projekts hatten die Jugendlichen aus dem BRG Schloss Wagrain im oberösterreichischen Vöcklabruck schon ihren Spitznamen für viele ihrer Final-Kolleg:innen schon weg: „Seid ihr die Hexen?“, tönte es mehrfach in der Expedithalle der ehemaligen Brotfabrik in Wien-Favoriten.
Mit „Hexen, Heiler und Schamanen – vergessenes Wissen modern interpretiert“ haben sich Carolin Bayer, Isabell Bayer, Tamara Demeter, Jana Haslinger, Lukas Mayr, Kilian Pouget, Marlene Sageder, Julia Schiller, Hannah Strasser, Martin Uhlir, Tobias Wagner und Eva Waldl eben genau damit wissenschaftlich auseinandergesetzt. Hilft das Pech aus dem Baumharz, zu einer Salbe verarbeitet, hat das abgestreifte Sekret von der Haut von Erdkröten wirklich antibiotische Wirkung? Was können Johanniskraut oder Ringelblumen und vieles mehr?
Die Jugendlichen untersuchten die Substanzen mit wissenschaftlicher Akribie und mit Hilfe von Geräten – Agar-Diffusionstest, LD 50, Dünnschicht-Chromatografie… und meinten gegenüber Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… ihre Ergebnisse zusammenfassend: „So stark wie oft behauptet, sind die heilenden Wirkungen nicht, ein bisschen antibiotische Wirkung hat das Erdkrötensekret schon und auch Knoblauch und Zwiebel helfen – aber nicht so besonders viel.“
Weil die Sojabohnen bei uns nicht heimisch sind, müssen sie gegen hier vorkommende Bakterien sozusagen geimpft werden. Das passiert schon – nach einem patentierten Verfahren eines Unternehmens. Was die Firma (Ensemo) nicht wusste / weiß: Was genau ändert sich durch die Seed-injektion auch „Inkulierungsstrategie“ genannt. Das wollten sie von Jugendlichen der HBLFA Francisco Josephinum im niederösterreichischen Wieselburg herausfinden lassen.
Lea Bauer, Karoline Pernkopf, Magdalena Mayer und Linda Ziegelwanger säten für ihr Projekt „Einfluss unterschiedlicher Inokulierungsstrategien auf die Sojabohne“ Samen auf dem schuleigenen Versuchsfeld und entnahmen regelmäßig proben, um sie im Labor zu untersuchen. Wobei die Schülerinnen nicht nur die von der Firme „be-spritzten“ Sojabohnen untersuchten, sondern mit anderen Methoden experimentierten. „Wir haben den Wirkstoff zum Beispiel auf die Samen aufgebracht, statt sie zu impfen. Unsere Arbeit war die genaue Analyse aller möglichen Werte wie Stickstoffgehalt und anderer.“
Die Brustkrebserkrankung der eigenen Uroma war der Antrieb für die Schülerin der Salzburger HTLuVA Viktoria Marie Versnik sich der Forschung in diesem Bereich zu widmen.
Chemotherapien helfen in hohem Ausmaß gegen diesen Krebs, aber ein Stoff, der vom vietnamesischen Käseholzbaum gewonnen wird, könnte auch helfen – mit weniger negativen Nebenwirkungen als Chemo.In einem Praktikum an der privaten Paracelsus Medizin-Uni begann sie ihre wissenschaftliche Arbeit „BreastCancer Care – Entwicklung einer Methode zur Brustkrebstherapie“, die sei mit ihrem Diplomprojekt fortsetzte: Aus dem vietnamesischen Käseholzbaum kann ein Stoff mit dem technischen Namen MF-15 gewonnen werden, der therapeutisch gegen Brustkrebszellen eingesetzt werden kann.
In ihrer Arbeit untersuchte die Schülerin anhand von 7500 Zellen unter Zugabe unterschiedlicher Dosen dieses Käseholzbaum-Extraktes die Wirkung. Und das stimmte sie – und ihre universitären Partner:innen hoffnungsfroh. „Mein Uroma (98½ Jahre) wollte immer wieder auch über den Fortschritt meiner Arbeit informiert werden“ und hat regen Anteil an der Arbeit der Urenkelin genommen.
Bis ein daraus entwickeltes Medikament allerdings zum Einsatz kommen darf, brauche es natürlich klinische Studien, so die Schülerin.
Laserstrahlen mit denen scharf geschnitten werden kann, stammen aus einem sehr schmalen Bereich von Lichtfrequenz, sind sogenanntes monochromatisches oder einfärbiges Licht, das aus dem breiten bunten Spektrum des eingefangenen Lichts herausgefiltert werden muss.
Mehr vom farbigen Licht für solche, einfärbigen, dichten Strahlen zu nutzen, nahmen sich Andreas Walter, Jonas Stadelmann und Alexander Pflegerl aus der HTL Bregenz vor. Das Trio – jeder aus einer anderen Klasse – kannte sich schon von einem Projekt für die First Lego League, bei dem sie Sonnenenergie direkt aus dem Weltraum holten (Spacebased Solar Power).
In einer Versuchsanordnung an der sie tüftelten und die sie auch bauten kamen sie zum Schluss, die Molekülmechanik der Lichtstrahlen zu verändern. Mit „Prism“ so ihr projekt-Titel könnte der bestmögliche Wirkungsgrad der Umwandlung von buntem in einfärbiges scharf und gezielt schneidendes Licht erfolgen. Zur Anordnung der erforderlichen „Lichtwandler“ programmierten die drei Schüler noch eine quantenmechanische Simulation mit selbstlernendem Algorithmus.
Robin Luger und Nils Moosbrunner von der HTL Dornbirn (Vorarlberg) haben ihr Projekt mit dem nicht ganz einfachen Titel „HydroGuard – Transientenbetrieb von Zinnoxid-Gassensoren zur selektiven Wasserstoffdetektion“ an und mit der Montanuni Leoben (Steiermark) durchgeführt. Der „Wasser-Wächter“ ist ein Sensor, den die beiden so modifizierten, dass bei einem Leck in einer Gasleitung, bei dem verschiedene Gase entweichen, durch gezielte Temperaturwechsel jedes einzelne erkannt werden kann.
„Unser Sensor kostet wenige Cent im Vergleich zu kommerziellen Sensoren um einige Hundert Euro“, so die beiden Schüler zu Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr…
Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… portraitiert aber wie immer (und davor im Kinder-KURIER) – unabhängig von den Preisen – alle 35 Projekte – aufgeteilt auf die sieben Kategorien (Design, Engineering I sowie II, Entrepreneurship, ICT & Digital, Science, Sustainability) in eigenen Beiträgen, vier davon sind schon erschienen, die anderen drei folgen – sorry, wird noch etwas dauern, aktuell ist KiJuKU.at beim Kinder- und Jugendtheaterfestival Schäxpir im Einsatz. Die Beiträge sind bzw. werden bei den jeweiligen Kategorien verlinkt.
1. Preis: 2.500 € pro Projekt
2. Preis: 2.000 €
3. Preis: 1.500 €
Anerkennungspreis: 750 €
Außerdem gibt es – wie schon im einleitenden Beitrag erwähnt – die oft noch viel gewichtigeren „Reisepreise“ – Teilnahme an internationalen Bewerben oder Messen – die werden nach allen Kategorie-Preisträger:innen aufgelistet.
Hier nun die Preisträger:innen
1.Preis: Gerät zum mobilen Aufrollen von Feuerwehrschläuchen – HTL Wolfsberg (Kärnten)
„Die Jury ist besonders von der Praxisnähe des Projekts überzeugt. Die durchdachte Rollmechanik und die intensive Beschäftigung mit verschiedenen Lösungsansätzen zeigen sehr gut, wie Design und Technik sinnvoll zusammenspielen können. Besonders positiv fiel auf: Alle Ansätze wurden ausprobiert und in der Praxis auf den Prüfstand gestellt.
Gerade in Zeiten, in denen Feuerwehreinsätze durch Waldbrände oder Überschwemmungen immer häufiger werden, ist jede Entlastung im Einsatz wertvoll. Das Aufrollen der Schläuche gelingt hier mit minimalem Kraftaufwand – und zwar für alle: unabhängig von Alter, Geschlecht oder körperlicher Stärke. Eine wirklich gelungene Lösung mit spürbarem Nutzen!“ (Für die Jury sprach Hauke Unterburg, Produktdesigner und Co-Gründer ante up, sowie Lehrender an der NDU St. Pölten und am FH-Campus Wieselburg)
2. Preis: JourneyPlanner – HTL Rennweg (Wien)
3. Preis: Stretching the Limits: Die Power auxetischer Materialien – BG/BRG Lienz (Tirol)
Anerkennungspreise:
* FINN Kitchentools – Wiedner Gymnasium – Sir Karl Popper Schule (Wien)
* ScrumpliCity – Build Your Scrum Knowledge – HTL Rennweg (Wien)
1.Preis: MagLift – HTL Rennweg (Wien)
„MagLift ist ein innovatives magnetisches Drohnenstartsystem, das ein bestehendes Problem in der Versorgung von abgelegenen Gebieten mit lebensnotwendigen Gütern löst. Das Projekt ist ein herausragendes Beispiel für technische Kreativität und Engineering auf höchstem Niveau. Es basiert auf einer eigenständigen Projektidee und zeichnet sich durch eine umfassende Herangehensweise sowie zahlreiche Experimente aus, die zur Weiterentwicklung beigetragen haben. Das Projekt wurde überzeugend und professionell präsentiert – inklusive einer Flugvorführung – und ist bereits für die praktische Umsetzung und Verwertung.“ (Christian Monyk, Forschungskoordinator am AIT – Austrian Institute of Technology)
2. Preis: PrintReClaim – Andorf Technology School – HTL Andorf (Oberösterreich)
3. Preis: Hallenkranbahn aus Holz: Bemessung, Konzeptentwicklung und Überprüfung der Wirtschaftlichkeit sowie der Ökologie – Holztechnikum Kuchl (Salzburg)
Anerkennungspreise:
* Outdoor-Noise-Cancellation: Reduktion von Straßenlärm durch aktiven Gegenschall – HTBLVA Mödling (Niederösterreich)
* SkyScrubber – HTL Rennweg (Wien)
1.Preis: LiveSaferOverview: AI supported emergency services coordination – HTL Mössingerstraße (Kärnten)
„LiveSaferOverview: AI supported emergency services coordination: Euer Projekt adressiert eine sicherheitskritische Herausforderung mit großem Mehrwert für den Katastrophenschutz und die effiziente Tunnelrettung. Besonders beeindruckt hat eure strukturierte Herangehensweise sowie die enge Zusammenarbeit mit der ASFINAG.
Die Eigeninitiative und das selbstständige Erarbeiten der technischen Grundlagen werden von der Jury besonders gewürdigt. Die KI-gestützte Analyse des Bildmaterials der vorhandenen Tunnelkameras zur Optimierung der Rettungskoordination ist ein innovativer und praxisnaher Ansatz.“ (Maria Cecilia Perroni, Senior Lecturer und Researcher Digital Manufacturing, Automation and Robotics an der FH Technikum Wien)
2. Preis: The Hexaframe – intelligente Sonnenbrille – Wiedner Gymnasium – Sir Karl Popper Schule (Wien)
3. Preis – LifeWatch – Die Innovativste Wanduhr – HTL Rennweg (Wien)
Anerkennungspreise:
* EcoMorph – Eine Modulare Plattform für vielseitige Mobilität – HTBLA Eisenstadt (Burgenland)
* AgrarBot – HTL Rennweg (Wien)
1. Preis: Schoolbash – sichere Partys für Jugendliche – Maygasse Business Academy/ BHAK/BHAS Wien13
„Die Jury lobt den kreativen und originellen Ansatz dieses Projekts, der ein ganzheitlich durchdachtes Sicherheitskonzept für Schulpartys und Jugendevents schafft. Besonders positiv ist die Idee eines Safe Spaces, der die Sicherheit und das Wohlbefinden von Jugendlichen in den Mittelpunkt stellt, hervorzuheben.
Das unternehmerische Potenzial des Projekts und die kommerzielle Verwertbarkeit sind klar aufgrund der bereits realisierten Gewinne erkennbar. Ein spannendes Konzept mit gesellschaftlicher Relevanz.“ (Constanze Stockhammer, Impact & Social Business Consultant – Wirken.org)
2. Preis: IncluNet – HTBLVA Dornbirn (Vorarlberg)
3. Preis: Kayf.app: Datenzentralisierungs- und Automatisierungsplattform – TGM – Die Schule der Technik (Wien)
Anerkennungspreise:
* Polyflex – HTBLVA Mödling (Niederösterreich)
* Curiosity Crates – BHAK/BHAS Bruck a. d. Leitha (Niederösterreich)
1.Preis: OvoView – Entwicklung einer Versuchsanlage zur Analyse von Medikamenten für die Heilung von Sehnen – HTBLuVA Salzburg
„Das Projekt hat hohe gesellschaftliche Relevanz und adressiert zwei wesentliche Themen: Reduktion von Tierversuchen in der medizinischen Forschung und Ermöglichung stabiler Testprozesse für höhere Sicherheit in der Auswertung der Proben und damit eine deutliche Qualitätssteigerung. Durch die Kombination von Hardware- und Softwarelösungen mit einfachster Anwendbarkeit für den Benutzer wurde ein bestechendes Gesamtkonzept entwickelt. Der bestehende Inkubator wurde adaptiert, die Kamera integriert und die notwendige Software zur Bildauswertung für die Anforderungen angepasst. Damit wurde eine fertige vollwertig einsetzbare Lösung geschaffen. Im Zuge des Projekts mussten auch organisatorische Hürden überwunden werden: das Team hat dies beherzt durch personelle Verstärkung und Steigerung der Produktivität gelöst, sodass das Projekt in einem kurzen Zeitfenster erfolgreich umgesetzt werden konnte. Besonders beeindruckt war die Jury auch durch die vorbildliche Teamarbeit und perfekte Rollenverteilung.“ (Elisabeth Stiller-Erdpresser, Client Manager, Atos IT Solutions and Services GmbH)
2. Preis: HELIOS – Indoor Navigation für Feuerwehren – HTL Braunau (Oberösterreich)
3. Preis: SOMES – Plattform für politische Transparenz – HTL Hollabrunn (Niederösterreich)
Anerkennungspreise:
* Fenrir – Zum Schutz von OT-Netzwerken – HTL Rennweg (Wien)
* Quivio – IT-HTL Ybbs/Donau (Niederösterreich)
1.Preis: PRISM – HTBLVA Bregenz (Vorarlberg)
„Bei dem Projekt handelt es sich um die Entwicklung einer neuen Simulationsmethode zum Auffinden von speziellen Molekülen, mit denen man schneller und günstiger Breitbandlaser erzeugen kann. Diese Laser sind wichtig für den Einsatz in der Medizin, Industrie, Forschung bis hin zur Weltraumtechnik.
Besonders beeindruckt hat uns das sehr hohe wissenschaftliche Niveau dieser Arbeit, die Innovation, die interdisziplinäre Zusammenarbeit dreier verschiedener Fachrichtungen der Schule und besonders der Enthusiasmus mit dem die drei Schüler sich nicht nur Unterstützung, sondern auch wissenschaftlichen Feedback bei nationalen und internationalen Einrichtungen geholt haben. Das Potential zu einer wirtschaftlichen Umsetzung zu kommen, und einen gesellschaftlichen Nutzen zu erzielen wurde als sehr hoch eingeschätzt. Insgesamt konnte dieses Projekt bei der Jury in allen Kategorien hoch punkten.“ (Reingard Grabherr, Insitutsleiterin für molekulare Biotechnologie, BoKu Wien)
2. Preis: HydroGuard – HTBLVA Dornbirn (Vorarlberg)
3. Preis: Hexen, Heiler und Schamanen – Vergessenes Wissen modern interpretiert – BRG Schloss Wagrain Vöcklabruck (Oberösterreich)
Anerkennungspreise:
* BreastCancer Care – Entwicklung einer Methode zur Brustkrebstherapie – HTBLuVA Salzburg
* Einfluss unterschiedlicher Inokulierungsstragien auf die Sojabohne – HBLFA Francisco Josephinum Wieselburg (Niederösterreich)
1. Preis: ParFormer – A Calculation Tool for the Energy Transition- LiTec – HTL Paul-Hahn-Straße (Oberösterreich)
„Das Projekt leistet einen wichtigen Beitrag zur optimalen Nutzung des Stromnetzes im Kontext der Energiewende. Die effiziente Parallelschaltung von Leistungstransformatoren für Netzbetreiber ist ein spannender Ansatz, um bestehende Ressourcen besser zu nutzen, eine sichere, nachhaltige Netzbetreibung zu ermöglichen bzw. auf bestehende Engpässe beim Netzausbau zu reagieren.
Aktuelle Ereignisse wie z.B. das Blackout auf der Iberischen Halbinsel im April dieses Jahres zeigen die hohe Relevanz des Themas. Die Idee ist bereits mit einem Netzanbieter in konkreter Umsetzung.
Das Team überzeugt durch interdisziplinäre Herangehensweise, großem Engagement und einem klaren Plan für die Weiterführung.“ (Benjamin Zucali, Payer & Partner – ESG Consulting)
2. Preis: PV-Management mit Prognose – HTBLA Neufelden (Oberösterreich)
3. Preis: sustAInableEducation – TGM – Die Schule der Technik (Wien)
Anerkennungspreise:
* Wasser für Ankarimalaza – HTBLVA Pinkafeld (Burgenland)
* Green Guardian – HTL Mössingerstraße (Kärnten)
36. European Union Contest for Young Scientists 2025, Riga (Lettland)
Luxembourg International Science Expo 2025
MILSET Expo-Sciences International 2025 (ESI), Abu Dhabi (Vereinigte Arabisch Emirate)
Rund eine Woche, bevor die neun Landessieger ihre jeweilige Junior-Company im Bundesfinale des Bewerbs der besten Schüler:innen-Firmen präsentieren, stellten sich im Österreich-Finale von Jugend Innovativ (JI) auch die fünf besten Wirtschaftsprojekte vor – und dem Bewerb vor der der Jury. Auch wenn schon am Donnerstag (5. Juni 2025 die Preise vergeben worden sind , Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… stellt sie – wie auch alle anderen 30 Finalprojekte in der jeweiligen Kategorie in jener Reihenfolge vor, die sich aus der JI-Startliste ergibt.
Wenn Leon Rozboril über die Anfänge von „Curiosity Crates“ (Neugier-Box) zu schildern beginnt, kommt er ins Schwärmen über Erlebnisse aus seiner Volksschulzeit, die Augen beginnen zu leuchten. „Wir hatten chemische Experimente gemacht und ich war begeistert davon. Leider gab es so etwas im Gymnasium nicht mehr.“
Diese, seine eigene Lust und Freude am Experimentieren, am Eintauchen in Chemie, aber auch Physik, Naturwissenschaften, Mathematik – das was als MINT-Fächer (I für Informatik, T für Technik) steht, hat er gemeinsam mit Jan Hager und Manuel Pichl in seiner jetztigen Schule, der BHAK /BHASch Bruck an der Leitha (Niederösterreich) zu einem Projekte der Kategorie Entrepreneurship verpackt.
Eingepackt in eine Kartonbox sind Unterlagen für ein halbes Dutzend einfacher Experimente, die Pädagog:innen mit ihren Schüler:innen durchführen können – gedacht für das letzte Jahr in der Volksschule. Gebrauchsfertige Anleitungen wie Turm- oder Hochhausbauten aus Papier und Klebestreifen, Papierflieger, Untersuchungen mit einer Lupe, Kressesamen usw. Ersteres als Aufgabe für kleine Teams, Zweiteres durchaus auch als Bewerb der einzelnen Kinder.
Neben dem Basteln und Beobachten verbinden die Inhalte der Curiosity Crates, die sie an Schulen verkaufen, vielleicht noch mit Anleitungs-Videos bzw. Links zu solchen bestücken wollen „Informationen zu Berufen mit denen diese Versuche verbunden sind – Architektur, Pilot:in…“
Inklusion ist ein weit verbreitetes Schlagwort. Barrierefrei sollen, eigentlich müss(t)en nicht nur Gebäude usw. sein, sondern auch die digitale Welt. Ist (noch?) lange nicht oder bei Weitem so, fanden Tymofii Nosov, Sedat Sallamaçi und Joshua Matt von der HTBLVA Dornbirn (Vorarlberg). Wer nicht lesen kann, tut sich besonders schwer, ist von vilem ausgeschlossen.
Das Trio arbeitete mit Caritas Werkstätten und der Lebenshilfe im westlichsten Bundesland zusammen und begann eine App zu programmieren, die auf bildlichen Inhalten aufbaut, die aber natürlich für jene, die nichts oder schwer sehen, auch zum Hören sind, aber auch als Text – dann sicher in einfacher Sprache – ausgegeben werden können.
Zunächst ist daran gedacht, sozusagen eine eigene inklusive Social-Media-Plattform aufzubauen, bei der di User:innen (Nutzer:innen) sowohl Fotos posten als auch Bilder zeichnen oder mit Unterstützung von Künstlicher Intelligenz Bilder gestalten, die sie auch per Mikrofon ansagen können. Da es noch mehr unterschiedliche, individuellere Anforderungen gibt, könnten auch eventuell für Menschen mit Epilepsie das Scroll-Tempo begrenzt oder Schwarz-Weiß-Filter aktiviert werden.
Beim Einloggen würden Werkstatt-Mitarbeiter:innen helfen. Noch ist IncluNet in Entwicklung, „Wir wollen es bis Jahresende fertig programmiert haben“, hoffen die drei Schüler. Und vielleicht auch darauf, dass Partner einsteigen und dieses Netz, um diese Plattform dann auch darüber hinaus öffnen zu können.
Wie das Duo von „PrintReclaim“ Abfälle, die beim 3D-Drucken entstehen recycelt – siehe Bericht in der Kategorie Design (ganz unten verlinkt) – so will auch eine (große) Gruppe von Schülern der HTL Mödling Abfall vermeiden. Reißen Saiten in Tennisschlägern, so fallen diese als Kunststoff ist an – und erhöhen Müllberge. Bisher.
David Djordjević, Timo Kantilli, Eric Marouschek, Rajko Petrović, Vojin Rakić, Ravajel Ravajeljan, Jovo Šašić, Ivan Stević, Semih Ünal und Tyrone Weikmann begann solches gerissenen Saiten zu sammeln, reinigte sie und in Zusammenarbeit mit Chemiefirmen wird dieser Kunststoff geschreddert, aus dem Granulat werden verschließbare (Jausen- und andere) Boxen hergestellt.
„Polyflex“, so das Projekt der zehn Schüler – von denen nicht alle beim Foto für Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… dabei sein konnten – vermarktet aber nicht nur den bisherigen Abfall, sondern bietet Workshops an, wo der Gedanke, dass so manches was bisher im Müll landet, Ausgangsmaterial für Recycling sein könnte, vermittelt werden soll.
Riesen-Partys mit bis zu 4000 Leuten stellten Paul Graf und Valentin Krissmanek aus der Handelsakademie in der Wiener Maygasse (Hietzing; 13. Bezirk) mit ihrem Unternehmen „Schoolbash“ schon auf die Beine, organisierten Dutzende Clubbings – und das seit zwei Jahren. Je länger sie das – früher mit einem dritten Kollegen (Felix Hawle) machten, desto mehr wurde ihren Besucher:innen und damit ihnen selbst Sicherheit in mehreren Bereichen ein zentrales Anliegen.
Getränke auf K.O.-Tropfen testen, Verhindern von Diskriminierungen, (sexuellen) Belästigungen, Drogen usw. sind must haves der Veranstaltungen, die sie organisieren – über Teststreifen und Awareness-Teams. Auch wenn „dadurch natürlich Kosten anfallen, wollen wir faire Preise garantieren“, meinen die beiden zu KiJuKU.at „Die Tickets kosten bei uns 8 bis 15 €.“ Organisiert werde vor allem über Schulsprecher:innen und wie bei Schulbällen, vorerst in Wien und Niederösterreich, „wir wollen aber auf die ganze DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) ausweiten“, geben sich die beiden Eventmanager unternehmerisch optimistisch.
War das jetzt in meinen eMails, als Nachricht via WhatsApp, Insta, gar Facebook oder kam das als SMS? Wem passiert es nicht, immer wieder zu suchen, wo sich welche Info findet?
Ankush Ahuja, Alexander Awart, Pavel Bakshi und Gioia Frolik aus dem TGM (Wien-Brigittenau; 20. Bezirk) präsentierten im 38. Jugend-Innovativ-Finale ein Werkzeug, das sie gemeinsam mit Tobias Fischinger ausgedacht, umgesetzt, programmiert und online gestellt haben.
Ihre – englischsprachige Website – von der die Anwendung downgeloadet werden kann (Free-Version ohne sowie kostenpflichtige – 10 €/Monat mit Support), stellt die Angebote für kooperative Dokumenterstellung, Suchfunktionen über alle Kanäle samt KI-basierter Unterstützung im Detail dar – kayf.app
Übrigens, wie einigen andere Projekte auch, setzt diese Gruppe auf open source – also Programmierung, die transparent ist und von anderen weiterentwickelt werden kann.
Ach ja, die Nachfrage beim Team, wofür Kayf denn vielleicht eine Abkürzung wäre, ergab: „Kayf ist ein russisches Wort und bedeutet so etwas ähnliches wie bei uns cool!“
Wird forgesetzt – weitere Kategorien sowie Preisträger:innen
Hinter dem mächtigen eBike, das aufs erste fast wie ein Motorrad wirkt, hat Andras Farkas aus der HTBLA Eisenstadt 3D-gedruckte weitere „Fahrrad-Rahmen“ mit anderen Sportgeräten. Weil er selbst gern radelt, wakeboardet und Ski fährt, hat er sich – unabhängig aber vielleicht vergleichbar wie Emanuel Ullmann für seine Küchengeräte, ein modulares System ausgedacht, entwickelt und eben auch schon ansatzweise gebaut. Für das eBike, das er Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… erklärt, werde die jetzige Verbindung zu den Rädern noch auf Schnellverschlüsse umgebaut. Dann werde der Umbau zu einer Art Jet-Ski auf dem Wasser und einem Bob auf der Schneepiste leichter und natürlich rascher erfolgen können.
Der Rahmen aus Carbonfasern kombiniert große Festigkeit und geringen Materialeinsatz. Verschiedene modulare Schnittstellen machen „EcoMorph“ in weiterer Folge zu einem Hybrid aus eBike, eSchneemobil und eHydrofoil-Wasserfahrzeug. Der Ladestand der Batterie soll in Echtzeit überprüfbar. Beim Wechsel auf das E-Foil etwa muss die Bremsleitung dank eines Schnellverschlussmechanismus nicht komplett entfernt werden.
Passiert in einem Autobahntunnel ein Unfall, werden beide Richtungs-Röhren gesperrt, die Feuerwehr rast an den Ort des Geschehens, Rettung und Polizei in die zweite Röhre – über sogenannte Querschläge kommen sie an den Unfallort. Doch welches ist der nächstgelegene Durchgang zur anderen Röhre?
Bisher können wertvolle, weil mitunter lebensrettende Minuten mit dieser Suche bzw. mit Hin- und Herfunken vergehen. Nicht so, wenn künftig vielleicht das Projekt „LifeSaverOverview: AI-supported emergency services coordination“ der beiden Maturantinnen Johanna Maier und Alina Nessel aus der HTL Mössingerstraße in Klagenfurt (Kärnten) umgesetzt wird. Sie trainierten die Künstliche Intelligenz mit rund 80.000 Fotos von Einsatzfahrzeugen – aus jedwedem Blickwinkel.
Dieses nunmehrige Wissen der KI ermöglicht via Kameras in allen Tunnels das Erkennen, welches Fahrzeug ist eine Feuerwehr, eine Rettung, ein Polizeiauto – und so kommen diese Informationen an die rettenden Kräfte.
Was vom Prinzip her vielleicht einfach klingt, war – und das neben allen schulischen Aufgaben – mordsmäßig viel Arbeit mit den schon genannten vielen Fotos. Aber der Projektbetreuer von der ASFINAG, der alle drei Jugend-Innovativ-Finaltage mit den beiden Schülerinnen an ihrem Stand verbrachte, strahlte angesichts der so gut brauchbaren, einsatzbereiten von den beiden entwickelten Unterstützung bei rettenden Einsätzen.
Ein beachtliches Trum aus Metallgestell, Rädern unten dran, einer Kiste – ebenfalls aus Metall und vielen Drähten zieht bei einem der Ausstellungsständer der 35-Finalprojekte viele Blicke auf sich. „AgrarBot“ nannten bzw. nennen Erik Steger, Benjamin Kerschner, Milan Sebastian und Burhan Özbek, ein Team aus HTL Rennweg diesen Roboter. Der kann Unkraut jäten – und zwar indem er die Wurzeln derselben zerschneidet. Wie ihre Kolleginnen aus Kärnten den Tunnelkameras sozusagen per KI das Erkennen von Einsatzfahrzeugen beigebracht haben, so lehrten die vier Rennweger HTL’er ihrem Roboter mit Hilfe von KI zu checken, was Unkraut ist und welche Pflanzen nicht zerstört werden sollen.
Im Gegensatz zu schweren Maschinen, die das vielleicht auch könnten, schont dieser Leichtroboter die Felder – denn dies war einer der Ausgangspunkte des Projekt: Erik Stegers Bruder hatte Praktika auf einer Biolandwirtschaft in Niederösterreich gemacht und davon berichtet.
Der Roboter kann aber auch neben dem Unkrautzerschneidern auch mit anderen Werkzeugen und Messgeräten bestückt werden, etwa bewässern, säen oder „nur“ Messdaten über den Boden sammeln – und über einen Kleincompter an eine Website senden, mit der Landwirt:innen Bodenqualität überprüfen können.
Dass es in der Expedithalle in der Brotfabrik, in der die Ausstellung der Finalprojekte und schließlich auch die Award-Show mit Würdigung aller Arbeiten samt Auszeichnung der von Jurys nochmals um den Tick herausragender befundenen Arbeiten viel zu heiß war und alles andere als gesunde Luft hatte, das spürten (fast) alle. Die neuartige Wanduhr des Teams von „LifeWatch“ aus der HTL Rennweg zeigte es auch, sobald sie im Einsatz war.
Thomas Rödler, Maximilian Ihl, Christoph Ballensdorfer und Paul Exler hatten erfahren, dass stickige Luft in Klassenzimmern die Konzentration rapide verschlechtert. Dazu gab es übrigen schon vor Jahren ein Jugend-Innovativ-Finalprojekt aus Linz: Ergebnis: In einer durchschnittlich besetzten Schulklasse sollte jede Stunde sechs bis sieben Mal gelüftet werden. Die HAK (Handelsakademie) Pernerstorfergasse in Wien-Favoriten hat seit Jahren neben jeder Tür ein CO2-Messgerät mit Ampelsystem: Bei Rot dringend lüften, bei Gelb wäre es angebracht…
Die genannten Rennweg-Schüler verbauten in ihre Wanduhren Sensoren – und die entsprechende Anzeigen – für Kohlendio- sowie -monoxid und Stickoxiden, aber auch für Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Lautstärke; die Uhrzeit natürlich auch 😉
„The Hexaframe – intelligente Sonnenbrille“ wählte Laurin Röblreiter aus der Sir-Karl-Popper-Schule als Titel für seine – eben Sonnenbrille. Das „intellgente“ daran: in beiden Bügeln sind Platinen sowie – so der Plan – minimalistische Lautsprecher. Diese „Kopfhörer“ transportieren den Schall nicht ins Ohr, sondern über die Schädelknochen an denen die Bügel anliegen. Noch ist es „nur“ eine Idee und die Vorarbeit für einen Prototypen. „Solche kleinen Akkus habe ich noch nicht“, gesteht er dem Reporter. „Und im Gegensatz zu (rausch-unterdrückenden) Kopfhörern bist du dann zum Beispiel beim Musikhören nicht ganz abgeschnitten von deiner Umwelt, kannst damit auch Radfahren und gleichzeitig auf den Verkehr achten.“
Dass Menschen, die Brillen brauchen, um gut sehen zu können, müsse kein Hindernis sein, meint er zu Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… „dieses High-Tech-Brillengestell könnte sicher so konstruiert werden, dass auch optische Gläser eingesetzt werden könnten – vielleicht nicht bei einer Fassung wie Ihrer“, spielte er auf die John-Lennon-mäßige des Journalisten an – laur.in/
Wird forgesetzt – weitere Kategorien sowie Preisträger:innen
So, nun auch die Story zum Foto im Auftakt-Bericht zum diesjährigen Jugend-Innovativ-Bundesfinale: Die kreative Version des vielfach und noch dazu dehnbaren – seit einigen Jahren aktuellen – Logos dieses Bewerbs für erfindungsreiche Schüler:innen stammt von Jugendlichen aus dem B/R/G Lienz (Osttirol). „Stretching The Limits: Die Power auxetischer Materialen“ nannten Teresa Neumayr, Moritz Engl, Paul Unterluggauer, Sophie Gailer, Marie Pichler und Klara Duong ihre Arbeit, mit der sie es aus 42 Projekten in der Kategorie Design eben ins Finale der Top 5 – jeder Kategorie geschafft haben. Klingt höchst – naja, fast wie eine Geheimwissenschaft.
Das Foto sagt da schon einiges mehr. Und worum es geht, erklärten – und vor allem zeigten – die sechs Schüler:innen nicht nur Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… Wenn sich ein Material dehnen lässt, dann üblicherweise in eine Richtung – in die Länge gezogen, wird Gummi oder was auch immer schmäler.
Diese mit dem für die meisten sicher neuen Wort beschriebenen Werkstoffe werden dann nicht nur länger, sondern auch breiter. Zuerst am Computer konstruiert und dann 3D-gedruckt haben die 7.-Klässler‘:innen scheinbar fast eine spielerische Lust entwickelt, immer neues zu kreieren: So manches kann sich nicht nur längs und breit ausdehnen, sondern auch wölben, also in die dritte Dimension erweitern. Die vielen bunten Teile, die sie auf ihrem Präsentationsstand ausbreiteten, luden auch viele Kolleg:innen von anderen Projekten, nicht zuletzt auch den Journalisten dazu ein, großen Gefallen an diesem haptischen, immer wieder verblüffenden „Spiel“ zu gewinnen.
Ob und wenn ja, was sie gewonnen haben – wobei wie immer kein Projekt leer ausgeht – wird erst bei der Award-Gala Donnerstagnachmittag verraten – und darf erst ab Freitag in Medien bekannt gegeben werden.
Die Reihenfolge der Vorstellung der Projekte richtet sich – wie schon im vorigen Beitrag zu Engineering I (das war jene Kategorie, wo KiJuKU schon am ersten Tag alle fünf Teams getroffen hatte) nach einer zur Verfügung gestellten Liste und besagt nichts über die Wertigkeit.
Eines von sieben Teams aus der HTL Rennweg (Wien-Landstraße), die es dieses Jahr ins Finale geschafft haben (Rekord!) hat – ausgehend von einer eigenen Klassenreise in die schwedische Hauptstadt Stockholm – wobei das Ziel nichts zur Sache tut – eine Lücke bei Organisieren entdeckt. Für Einzel- oder auch Familienreisen gäbe es schon genügend digitale Werkzeuge, um bei der Planung zu helfen. „Für Gruppenreisen haben wir nichts Brauchbares gefunden“, nannten die vier Schüler:innen Stefania Manastirska, Severin Rosner, Roman Krebs und Raven Burkard den Ausgangspunkt, selber Entsprechendes zu programmieren und gestalten: Eine eigene schlanke Website mit den Funktionalitäten, dass nicht nur eine Checkerin / ein Checker alles vorgibt, sondern alle Beteiligten reinarbeiten kann: journeyplanner.io
Häuser, Busse, Büsche ausgeschnitten aus Papier und zusammengesteckt – kommt ohne Kleber aus. Diese Teile finden sich neben einem Laptop des Projektteams „ScrumpliCity – Build Your Scrum Knowledge“ (HTL Rennweg, Wien 3). Lisa-Marie Hörmann, Marco Janderka, Sophie Nemecek und Felix Wollmann erklären den Sinn und Zweck – und müssen zunächst eine Bildungslücke des Journalisten schließen: Scrum ist ein digitales Werkzeug für Projektmanagement – und das seit Jahrzehnten!
An berufsbildenden höheren Schulen wo genau diese Kompetenz vermittelt wird und für viele Arbeiten erforderlich ist, kennen praktisch alle dieses Tool. Wenn’s im Unterricht um die Grundlagen geht – oder für andere Menschen, die Projekte organisieren soll(t)en, und Scrum erlernen (wollen), sei dieses spielerische Herangehensweise gedacht, so erklären die vier Jugendlichen. Die Spieler:innen schlüpfen in die verschiedenen Rollen und das in einer Art Brettspiel – für das sie die Objekte erst selber ausschneiden – Vorlagen gibt’s zum Downloaden.
Das Spiel, für das sich die Gerannten auch den passenden Namen einfallen haben lassen, ist natürlich ein kooperatives, geht es doch ums Erlernen von (besserem) Organisieren von Projekten und da ist Teamarbeit ein zentrales Element. scrumplicity.app
Immer wieder tauchen im Jugend-innovativ-Finale Jugendliche mit Feuerwehr-Helm oder -Montur auf. Ein Großteil der Brandbekämpfung und anderer Aufgaben liegt in Österreich bei Freiwilligen. Und aus ihrer praktischen Arbeit stoßen jugendlich Feuerwehrleute immer wieder in ihrer regelmäßigen Tätigkeit auf so manchen Verbesserungsbedarf, die der den Einsatz selber oder die Tätigkeiten darum herum erleichtern oder stark verbessern könnte.
In der Kategorie Design – ein weiteres „brandheißes“ (das musste sein, hat sich aufgedrängt!) Projekt landete in der Kategorie ICT & Digital – kommt natürlich in einem weiteren Beitrag. Nun also zu den beiden FF-Jungmännern Florian Amann und Marco Kainz, die mehr als die Hälfte ihres Lebens schon bei der Freiwilligen Feuerwehr (FF) sind und als Dritten im Bunde Tobias Jacopich von der HTL Wolfsberg (Kärnten), der nun auch FF’ler ist:
Nach dem Löscheinsatz, wenn du ohnehin schon „geschlaucht“ bist, musst du die elendslangen, oft vielen, Schläuche händisch aufrollen, erzählt das Trio dem Reporter. „Es gibt zwar so etwas Ähnliches wie Kabeltrommeln“, die seien aber nicht wirklich ausgereift und brauchbar. „Unser Aufrollgerät ist geländegängig, hat Gummireifen, damit funktionieren die ohne Aufpumpen und es ist mechanisch, nicht elektrisch – also auch nicht fehleranfällig.“ Außerdem haben die Schüler aus der langjährigen praktischen Erfahrung ein „Gerät zum mobilen Aufrollen von Feuerwehrschläuchen“ so – selber aus Holz gebaut, dass er schmal, platzsparend, griffbereit im Feuerwehrauto verstaut werden kann.
„Schon als Kind hab ich meiner Oma beim Kochen geholfen. Da war ich noch so klein, dass ich nicht einmal zur Arbeitsplatte in der Küche hinaufgekommen bin und auf eine kleine Leiter steigen musste“, erinnert sich Emanuel Ullmann aus der sechsten Klasse des Wiedner Gymnasiums / Sir-Karl-Popper-Schule im Gespräch mit Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… an die Anfänge seiner Leidenschaft.
Eine übervolle Lade mit Küchengeräten hat er auf den Präsentationstisch seines Design-Projekts gestellt. Die könnte deutlich entlastet werden, gäbe es für alle – ob Schöpflöffel, Schnitzelklopfer, Tortenheber oder was auch immer nur einen einzigen Griff mit dem die jeweiligen Utensilien – dann nur der Werkzeugteil – verbunden werden könnten.
„Ich hab schon ein Stecksystem gehabt“, erzählt der Jugendliche. Das sei aber nicht optimal gewesen „und daher hab ich jetzt einen neuen Mechanismus gebaut, bei dem Werkzeugteil und Griff haltbarer miteinander verbunden sind.“
Vorläufig alles „nur“ 3D-gedruckte Modelle, „aus Stahl wäre es zu teuer gewesen“. Wobei es dem Schüler, wie er ergänzt, nicht nur um den Mechanismus gegangen ist, „ich hab vor Kurzem eine Idee fürs Design gehabt und mich dafür beim Edelweiß inspirieren lassen, als etwas typisch Österreichischem“.
Das Tüfteln des Reporters, ob der Name „Finn Kitchentools“ möglicherweise für eine Abkürzung – wofür auch immer – steht, zerstreut der Erfinder: „Nein, ich mag nordische Namen, aber wenn Sie eine Idee haben, wofür das stehen könnte, sagen Sie’s mir bitte!“
Wird forgesetzt – weitere Kategorien sowie Preisträger:innen
Die Reihenfolge, in der hier die fünf Finalprojekte aus der Kategorie Engineering I vorgestellt werden, ist keine Wertung, sondern ergibt sich aus der übersichtlichen Liste, die das Jugend-Innovativ-Team Journalist:innen und Fotograf:innen zur Verfügung gestellt hat.
Florian Gaisberger hält Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… einen kleinen blau-weißen Kunststofffisch vor die Kamera. Und dazu einen nicht gerade kleinen Plastiksack mit Abfällen. Der Fisch – nicht einmal handgroß – wurde 3D-gedruckt, die Abfälle aus dieser Produktion machen ein Vielfaches davon aus.
Und so dachte sich der genannte Schüler der HTL aus dem oberösterreichischen Innviertel-Nord in Andorf gemeinsam mit seinem Kollegen Alexander Eggetsberger: Das kann, nein das darf nicht sein. Große Unternehmen recyceln Filament, das beim 3D-Druck abfällt, aber was ist mit all jenen Kunststoffteilen, die dabei in privaten Haushalten, Schulen oder auch in kleinen Firmen an- bzw. abfallen, vor allem bei Farbwechseln.
Das Duo plante gleichsam Klein-Recycling-Anlagen – und baute schon eine solche, die in der schuleigenen Werkstatt „seit voriger Woche fertig ist“. Die Abfälle werden erst auf klitzeklein geschreddert, dann erhitzt, geschmolzen und zu neuem Filament aufgerollt, das wieder bei späteren 3D-Drucken eingesetzt werden kann.
Die Frage, ob sie diese ihre Erfindung zum Patent angemeldet haben, verneinten die beiden: „Wir wollen, dass jede und jeder das auch nachbauen kann, es soll ja möglichst viel Abfall vermieden werden.“ Eines von vielen Beispielen bei Jugend-Innovativ-projekten egal welcher Kategorie wo Schüler:innen Nachhaltigkeit mitdenken oder sogar ins Zentrum stellen.
Eggetsberger und Gaisberger wollen die mit ihrem Projekt „PrintReclaim“ Bauanleitung online stellen, so dass sie für alle zugänglich ist.
Vor einigen Jahren hatten Jugendliche eins Finalprojekts sogar ein Filament, das zur Hälfte aus Sägespänen und Holzabfällen bestand zum 3D-Drucken präsentiert.
Holz steht im Zentrum der (Ausbildung im Salzburger Kuchl, die dortige HTL heißt nicht zufällig Holztechnikum. Alexander Wenger, Paul Wimmer, Manuel Mirocha und Lukas Schöller konzipierten für ein großes Holzunternehmen (Hasslacher Norica Timber) eine Konstruktion für Träger einer Kranbahn. Üblicherweise sind diese aus Stahl.
Kann eine solche Traglasten von mehr als zwölf Tonnen aushalten? Wie müssen diese Träger dimensioniert werden? Wie schaut’s bei einem Brand aus?
An all diesen und noch weiteren Fragen tüftelten die vier Schüler, programmierten auch eine Excel-Liste mit der sogar Nicht-Statiker arbeiten können – UND: Eine solche Hallen-Kranbahn ist um rund zwei Drittel billiger als eine vergleichbare aus Stahl; abgesehen davon, dass sie natürlich aus dem nachwachsenden Rohstoff ökologischer ist.
Max Sauer wohnt nahe der A 21 (Wiener Außenring-Autobahn) womit er bei offenem Fenster oder gar im Garten praktisch nie ohne Verkehrslärm auskommt. Kopfhörer mit Noise Cancellation waren das Vorbild für ihn und seinen Kollegen Felix Malits aus der HTL Mödling für deren Forschungsprojekt.
Nicht aufsetzen, weil sich die beiden oder noch mit anderen vielleicht unterhalten wollen, sondern das Prinzip Lärm durch Gegenschall in gleicher Frequenz zunichte zu machen, müsste doch auch so funktionieren. „Outdoor-Noise-Cancellation: Reduktion von Straßenlärm durch aktiven Gegenschall“ nannten sie ihre Arbeit.
„Was leicht geklungen hat, wurde es dann nicht. Wir haben viel geforscht, aber es ist schwieriger als gedacht. Einen großen brummenden lautstarken LKW kannst du aufnehmen und den entsprechenden Gegenschall erzeugen, aber das Dauerrauschen auf unterschiedlichen Frequenzen ist nicht so leicht zu bekämpfen“, schlussfolgern die beiden gegenüber KiJuKU.at aus ihren umfangreichen Forschungen, um aber gleich nicht ganz resigniert zu enden: „Wir schließen aber nicht aus, dass es doch möglich ist – bei weiterer Forschung.“
Manche der Projektteams haben ziemlich mächtige Konstruktionen in die Ausstellungs- und Veranstaltungshalle in der Brotfabrik (Wien-Favoriten) mitgebracht. Was wie eine Art Abschussrampe am Stand von einem von sieben (!) Projektgruppen aus der HTL am Wiener Rennweg aussieht, ist auch eine solche – für ein drohnenartiges Kleinstflugzeug.
Solche, die in größerer Ausführung Dinge wie unter anderem Medikamente in Gegenden transportieren können, die verkehrsmäßig schlecht bis nicht erschlossen sind, brauchen bisher entweder große, schwere Akkus, um die Energie zum Start zu erreichen oder Startrampen mit Stahlseilzug.
Ben Trumler, Max Zerovnik, Daniel Ezike und Philipp Weissenbach (HTL Rennweg) tüftelten, recherchierten, rechneten, konstruierten am Computer und kamen innerhalb von neun Monaten auf eine neuartige Lösung: Elektro-Magnetismus.
Das Flugzeug wird auf die Rampe gesetzt, auf kurzer Strecke so beschleunigt, dass er abfliegen kann – ob per Fernsteuerung oder schon vorprogrammiert schwebt und fliegt die Maschine in Richtung Ziel.
Das ist aber noch nicht alles, die vier Schüler haben ihre Konstruktion sehr praktikabel gebaut: Die zerlegbaren Schienen der Abschussrampe und alles drum und dran – einschließlich der von ihnen gebauten Steuerung passen in eine Metallkiste, die nur 110 Kilo wiegt. „Wir haben die mit Leichtigkeit hier herein getragen“, erzählen sie im Gespräch mit Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr…
Mehr über „MagLift – Where Innovation Takes Flight“auf der projekteigenen Homepage: maglift.at
Und noch ein Projekt aus der HTL Rennweg (Wien-Landstraße), aus der es rekordmäßige sieben Projekte ins Bundesfinale dieses 38. Durchgangs von Jugend Innovativ geschafft haben, vier sogar aus einer Klasse!
Die Idee zu „SkyScrubber“, einem Roboter für – zugegeben nur große, hohe, gerade -Fensterfronten begann mit Videos über Fensterputzer als einem der gefährlichsten Berufe weltweit, die Stefan Radović im Internet gesehen hatte. Seine drei Kollegen Moritz Dwulit, Alexander Sallans und Enis Feraj griffen mit ihm den Gedanken auf, einen entsprechenden Putz-Roboter zu erfinden – erstaunlich, dass bisher noch nie wer auf diese Idee gekommen ist.
Die vier Jugendlichen stellen nun eine große Metallkiste vor, auf der Vorderfront haben sie eine Rolle aus Mikrofaser eingebaut, über Düsen kommt das Seifen-Wasser-Gemisch auf die Glasfront; in der Kiste ist der Motor, auf dem Deckel Solarpaneele, die für die Versorgung mit dem erforderlichen Strom sorgen.
Die Kiste hat das Quartett so dimensioniert, dass sie genau in die Krankörbe für menschliche Putzkräfte passt.
Wird fortgesetzt um weitere Berichte über die weiteren sechs Kategorien, wenn KiJuKU die jeweils fünf Projekt-Teams getroffen hat.
Seit Dienstag der ersten Juni-Woche 2025 präsentieren Jugendliche aus ganz Österreich ihre – teils patentreifen – Erfindungen, Entwicklungen in Hard- und Software, Maschinenbau, Elektrotechnik, wissenschaftliche Erkenntnisse, Lernspiele – digitale und manche kombiniert mit mehr oder minder viel analogem Material und vieles mehr. Zum 38. Mal steigt das Bundesfinale von Jugend Innovativ – auch wenn das deutsche Pendant „Jugend forscht“ vielen in der Öffentlichkeit bekannter ist.
Erstmals findet es in der Expedithalle des Kultur- und Bildungszentrums „Brotfabrik“ in Wien-Favoriten statt. Mehr als 100 Jahre wurde hier Brot gebacken und von hier in die ganze Stadt ausgeliefert – aus der genannte Halle weg. Nun stellen 35 Teams die besten der besten von 440 Projekten mit 1137 beteiligten Schüler:innen drei Tage lang vor – zunächst den Fachjurys, die über die Vergabe von Preisen entscheiden, sowie interessierten Journalist:innen. Am Donnerstag öffnen sich die Türen für alle interessierten Besucher:innen und anschließend steigt – gleich in dieser Halle – die Gala mit Preisverleihung (Summe der Preisgelder: 53.000 Euro), wobei noch beleibter als die Geld- sind die „Reise“-Preise zu internationalen Bewerben und Messen, die vor allem hervorragende Vernetzungsmöglichkeiten mit forschungs- und erfindungsreichen Jugendlichen aus fast der ganzen Welt sind.
Je fünf Projekte schafften es in den sieben Kategorien ins österreichweite Finale: Design (Gestaltung – 42 Projekte starteten), Engineering I (Maschinenbau – 59 Projekte) und II (Elektrotechnik – 78 Projekte), Entrepreneurship (Unternehmertum – 54), ICT & Digital (109) sowie Science (Wissenschaft -27) und nur dem Alphabet nach zuletzt Sustainability (Nachhaltigkeit – 71).
Wie (fast) jedes Jahr wird Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… (bis vor vier Jahren als Kinder-KURIER) praktisch alle Finalprojekte in Text und Fotos vorstellen – der besseren Übersichtlich- und Lesbarkeit aufgeteilt auf sieben Beiträge in den oben schon genannten Kategorien; dazu gesellt sich dieser einleitende Überblicks-Artikel sowie am Ende auch noch ein weiterer mit allen Beiträgen; die alle nach und nach das Licht der Online-Welt erblicken – und dann jeweils hier verlinkt – werden.
Es ist 2023 und die Zukunft ist jetzt
Noch immer wird Nachhaltigkeit unterschätzt
Mit kritischen Stimmen stellen wir fest
Unsere Forderungen brauchen ein Manifest
Wir junge Rebell:innen haben vieles zu sagen
Es liegt der Kurs der Entwicklungsziele im Argen
Unser Jugendforum fördert zu Tage
Wir befinden uns in einer kritischen Lage
Das sind acht von 156 – gereimten – Zeilen, die rund zwei Dutzend Jugendliche Anfang Oktober am Ende eins zweitägigen intensiven Gedankenaustausches und künstlerischer Workshops in Gruppenarbeiten in ihrem „poetischen Manifest“ formuliert haben. „Rebels of Change“ nennt sich das Jugend-Forum, zu dem die entwicklungspolitische NGO (Nicht-Regierungs-Organisation) „Südwind“ immer wieder Jugendliche selbst einlädt, um deren eigene Standpunkte zu erarbeiten und vorzustellen.
Zwei Dutzend Jugendliche und junge Erwachsene setzten sich ein Wochenende lang intensiv vor allem mit sechs der 17 von der UNO gemeinsam beschlossenen Nachhaltigskeitsziele (Sustainable Development Goals – SDG) auseinander, die sie zu Beginn selbst ausgewählt haben. Diese sechs SDG-Ziele (Link zum Wikipedia-Artikel über alle 17 SDG-Ziele am Ende des Beitrages) waren:
1 – Keine Armut
3 – Gesundheit und Wohlergehen
4 – Hochwertige Bildung
5 – Geschlechter-Gleichheit
12 – nachhaltige/r Konsum und Produktion
13 – Maßnahmen zum Klimaschutz
Für ihr zum Abschluss entstandenes Manifest schreiben sie zunächst zu diesen auf, wie sie den derzeitigen Zustand – in der Welt, aber nicht zuletzt in Österreich sehen, um daraus in der Folge Forderungen abzuleiten und letztlich die Stichworte und Sätze zu reimen.
Davor hatten sie an den beiden Tagen schon ihre Gedanken – aufgeteilt – in drei künstlerischen Workshops erarbeitet und zum Ausdruck gebracht: Schauspiel (mit Joschka Köck vom Theater der Unterdrückten), Comic-Illustration (Esma Bošnjaković – Sturdelworte) und Bildhauerei (Osama Zatar), die in den vergangenen Monaten auch mit Jugendlichen für das Festival „DWG – Demokratie, was geht?“ gearbeitet hatten.
Über den zuletzt genannten Workshop erzählt Nicola im Interview mit Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr…:
Nicola: Ich habe mich dem Bildhauerei Workshop gewidmet. Das war mir am weitesten entfernt und das habe ich als Möglichkeit gesehen, einmal hineinzuschnuppern.
KiJuKU: Wie habt ihr diese Hände im Workshop gemacht?
Nicola: Erstmal haben wir unsere Hand in ein Gefäß gegeben, wo wir eine silikonartige Substanz eingefüllt haben. 10 Minuten dauert es bis sie trocknet und dann ist ein Abdruck von unserer Hand in diesem Silikon entstanden. Diesen haben wir dann mit Gips gefüllt und das getrocknete Silikon aufgeschnitten. Unser Ziel war es, viele dieser Forderungen, die wir an die Politik haben, kreativ darzustellen. Mir war das Recht auf Bildung sehr wichtig. Deswegen habe ich eine Hand gemacht, die einen Stift haltet als Symbol für die Schulbildung.
Was an den Spruch der jüngsten Friedens-Nobelpreisträgerin (mit 17 im Jahr 2014) aller Zeiten Malala Yousafzai erinnert: „Ein Kind, ein Lehrer, ein Stift und ein Buch können die Welt verändern.“
Zum ausführlichen Interview mit Nicola geht es hier unten.
Zu den einzelnen Skulpturen formulierten die neuen Bildhauer:innen ihre Forderungen, zur Bildung etwa: „Wir fordern kreativere Menschen im Bildungswesen. Wir fordern eine Erneuerung des Bildungswesens, sodass es sinnvoll an heutige Bedürfnisse angepasst ist.
Hier nun die anderen Skulpturen – sowie jene Forderungen für die sie stehen:
Eine kämpferisch erhobene Faust, die die Erde hält steht für „Wir fordern, dass Klimaschutz gesetzlich verankert wird!“
Die Hand einer wohlhabenden Person (symbolisiert durch Ringe) hält die meisten Münzen in der Hand, die anderen Hände strecken sich danach aus und haben selbst zu wenig. Das steht für die Forderung nach Vermögensumverteilung.
Eine Männerhand, die einen Frauenmund zuhält und eine Frauenhand, die versucht die Männerhand wegzuziehen ist die dreidimensionale kreative Umsetzung der Forderung nach „mehr Frauenrechten“ sowie nach „Geschlechtsidentität und sexueller Orientierung ohne Vorurteile“.
Schließlich steht eine aufrechte Hand auf einer Eisscholle und hält eine Sanduhr. Damit drücken die Teilnehmer:innen – stellvertretend für alle Forderungen – aus: Die Zeit läuft ab, wir müssen jetzt handeln!
Für Comics-Zeichnen hatte sich unter anderem Aeron entschieden, der dazu folgendes meinte:
KiJuKU: Was nimmst du jetzt von den zwei Tagen mit?
Aeron: Dass man Forderungen auch kreativ verarbeiten kann und dass es da Möglichkeiten gibt, an die ich vorher gar nicht gedacht habe. Ich habe mich für Comics entschieden. Es muss nichts Aufwendiges sein, es reichen so simple Sachen, wie ein Strichmanderl.
Das ausführliche Interview mit Aeron gibt es hier unten
1. Wir fordern mehr Frauenrechte und eine konsequente Umsetzung der Rechte und Sanktionen bei deren Verletzungen!
2. Wir fordern eine Erneuerung des Bildungswesens, sodass es an die heutigen Bedürfnisse sinnvoll angepasst ist!
3. Wir fordern eine Vermögensumverteilung!
4. Wir fordern, dass Klimaschutz gesetzlich verankert wird!
5. Wir fordern kreativere Menschen im Bildungswesen!
6. Wir fordern, dass Geschlechtsidentitäten und sexuellen Orientierungen ohne Vorurteile begegnet wird, sowie einen leichteren Zugang zu medizinischen Möglichkeiten der Geschlechtsänderung und eine Erleichterung von Namensänderungen!
7. Wir fordern zugängliche, nachhaltige Menstruationsprodukte und Verhütungsmittel für alle!
8. Wir fordern eine strengere Bekämpfung von Kinderarbeit und Sklaverei!
9. Wir fordern, dass es keine Massentierhaltung mehr gibt!
10. Wir fordern strengere Tierschutzgesetze!
Auf der Bühne im Ankersaal in der Brotfabrik proben BeatBoxer:innen für ihren Auftritt beim Festival „DWG – Demokratie, was geht?“. Danach zeigen Breakdancer:innen ihre tänzerisch-akrobatischen Moves. Gleichzeitig kommt die Bitte, die Lautsprecher abzudrehen, weil auf der großen freien Fläche des Saals – üblicherweise für Publikum gedacht – eine Fashion-Performance erstmals geprobt werden will.
Ein bissl ist schon angespannte Hektik zu spüren. Immerhin sind es nur mehr wenige Tage bis zu den Live-Auftritten vor Publikum.
Das Festival bei dem insgesamt mehr als 100 Jugendliche ihre unterschiedlichsten künstlerischen Statements mit Gedanken, Wünschen, Forderungen zu (mehr) Demokratie, Teilhabe, Partizipation zeigen und zu Gehör bringen steigt vom 21. bis 23. September im Wiener MuseumsQuartier (Details in der Infobox am Ende des Beitrages).
Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… durfte am Wochenende vor dem Festival im Kulturareal Brotfabrik in Wien-Favoriten ein paar Stunden bei Proben zuschauen und -hören; vier der jugendlichen Künstler:innen gaben auch kurze Interviews. Die Fashion-Performance ist eine ziemlich komplizierte. Leopold hat ein weißes kleidartiges Gewand an, aus dem fast ein Dutzend urlange Stoffrollen laaaangsam abgewickelt werden sollen/müssen. Wer gerade Hände frei hat und nicht anderweitig im Einsatz ist, greift sich eine der Rollen. Langsam und würdevoll schreitet Leopold vom hinteren Ende des Saals in Richtung Bühne.
Auf dem Boden sind die Teile der Ovalhalle des MQ mit weißen Klebestreifen markiert. Die Rollen werden Drehung für Drehung abgewickelt, schwarze Schrift kommt zum Vorschein, verschiedene Alphabete – lateinisch, arabisch, kyrillisch – in vielen Sprachen. Auf Deutsch ist – sobald das Banner einigermaßen abgerollt ist u.a. zu lesen: „Mitreden, wenn ihr über uns redet“. Ähnliches bedeuten die Losungen und Forderungen auf Arabisch, Farsi, Ukrainisch, Türkisch… Viele dieser Jugendlichen dürfen, auch wenn sie schon 16 Jahre sind, nicht wie ihre Alterskolleg:innen wählen. Selbst solche nicht, die schon praktisch das ganze Leben hier verbringen, weil ihnen die österreichische Staatsbürgerschaft fehlt/verwehrt wird.
In einer Ecke im Vorraum malt jemand ein weiteres Plakat, dahinter lehnt eines zum Trockenen auf dem steht: Jede Stimme braucht eine Bühne. Hinter einem Vorhang eines anderen Bereichs des Ankersaal-Vorraums ertönt afghanische Musik. Der Reporter darf Blicke dahinter werfen. Einige Jungs üben einen Tanz ein. Beim Festival werden sie selber einen Workshop anbieten, bei dem Besucher:innen, die Interesse haben, spielerisch die Grundschritte eines ihrer Volkstänze kennenlernen können. Solche Workshops wird es auch für serbische und jemenitische Tänze geben.
Die Jugendlichen, die ihre Kunst(werke) – von gemalten Bildern über Skulpturen bis zu Tänzen, Theaterstücken, Songs, und in anderen Performances (etwa Fashion) – vorstellen und vorführen, haben diese in den vergangenen Monaten in wöchentlichen – elf verschiedenen – Workshops entwickelt und erarbeitet. Kreativ-Mentor:innen und Jugendarbeiter:innen waren/sind die Coaches, die sie dabei unterstützten. Das Festival dient damit aber nicht nur der Präsentation dessen, was diese mehr als 100 Jugendlichen geschafft haben, sondern will auch jenen jungen Leuten, die zu Besuch kommen, sich die Kunst anschauen und -hören oder gar in Workshops mitmachen, in Talks mitdiskutieren, Mut machen, auch selber aktiv zu werden, sich auszudrücken, zu engagieren…
So manche der Jugendlichen sind erst hier in den Workshops draufgekommen, welche Talente in ihnen gesteckt haben. So schildert Kristina, mit 14 einer der Jüngsten, dass er zunächst über TikTok-Videos auf das Projekt aufmerksam geworden „bin und mir das dann bei einer Open Stage angeschaut und ich probiert habe, ein Lied zu covern. Da hab ich mich dabei wohlgefühlt, auf der Bühne gestrahlt.“ Als dann die Workshop-Leiter:innen sich von seinem Auftritt beeindruckt gezeigt haben, „bin ich beim Singen geblieben. Und als ich von meinem Traum erzählt habe, einmal eine Gitarre spielen zu lernen, wurde mir eine geborgt. Jetzt lern ich mit. YouTube- und tikTok-Videos Gitarre spielen!“
Ob er nicht bei seinem genannten allerersten Bühnenauftritt ein wenig Schiss hatte, will KiJuKU wissen: „Ein bisschen schon, aber ich hab’s gepackt und als mich dann alle gefeiert haben, war’s ein tolles Gefühl, das mich motiviert hat, weiterzumachen.“ Überhaupt fühle er sich in diesen Workshops hier sehr wohl, viel besser als in der Schule. „Hier kann man auch über alles reden, über Diskriminierungen oder dass eben alle gleichberechtigt sein sollen und können – egal welches Geschlecht, welche oder keine Religion und so weiter.“
Auch die 23-jährige Ida entdeckte erst in diesen Workshops ihre Talente. „Ich hab vorher nie Theater gespielt und nie gebreackdanced“. Jetzt legte sie nicht nur akrobatische Tanz-Bewegungen aufs Parkett, sondern spielt auch in einem Theaterstück, „da bin ich eine toughe Immobilienmaklerin und kann meine böse Seite ausleben“, verrät sie dem Journalisten. Auf DWG ist sie zufällig gestoßen, „durch ein Insta-Reel vom Theater der Unterdrückten bin ich auf die Schnupperworkshops gestoßen“ – und wie zu sehen dabeigeblieben!
Evray zückt fast gleichzeitig mit dem Beginn des Gesprächs sein Handy, scrollt durch einige Musik-Clips, verbindet das SmartPhone via Bluetooth mit einer kleinen Lautsprecher-Box und beginnt zu singen – in dem Fall Arabisch. Der 22-jährige ist im syrischen Afrin erst mit Kurdisch, dann noch mit Arabisch aufgewachsen. Diese Stadt im autonom unter kurdischer Führung verwalteten Rojava wurde vor mehr als einem halben Jahrzehnt von türkischem Militär überfallen.
„Schon mit acht, neun Jahren hab ich zu schreiben begonnen, wollte dann auch singen. Aber meine Stimme find ich nicht so gut, darum hab ich mit Hip*Hop begonnen. Ich schreib Texte über das, was ich erlebt habe und erlebe – oder zum Beispiel darüber, dass ich meine Familie schon seit fünf Jahren nicht gesehen habe und sehr vermisse.“
Er selbst war schon vor der Besetzung Afrins in die Türkei geflüchtet, wo er in Istanbul jahrelang als Jugendlicher gearbeitet hat, „als Schneider und Kellner“. Seit knapp einem Jahr lebt er in Österreich. Deutsch ist seine zweite Fremdsprache, die er neben Englisch lernt, „Kurdisch, Arabisch und Türkisch kann ich wie Muttersprachen. Ich lern jetzt intensiv im Deutschkurs, dann will ich eine Ausbildung machen und am liebsten später mein eigenes Tonstudio gründen“, erzählt Evray, der mit eigenen Hip*Hop-Nummern beim DWG-Festival auftreten wird.
Kurz kommt auch Leopold – genau der in dem Gewand schreiten wird, dessen Schriftrollen schon oben geschildert wurden – zum Interview-Tisch: „Ich fühl mich sehr wohl dabei, auch wenn ich langsam und vorsichtig gehen muss“, sagt er zu Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… Und er freue sich schon auf den Auftritt im MuseumsQuartier.
„Wir sind immer wieder begeistert von der kreativen Energie junger Leute. Sie kann Berge versetzen und wir brauchen mehr davon, wenn wir uns ein harmonisches und vielfältiges Miteinander wünschen.“ Mit diesem Satz wird Mahir Yıldız, der Leiter und Erfinder des Projekts DWG – Demokratie, was geht?“ in der Presseaussendung zum Festival zitiert. Yıldız hat übrigens davor schon mit Jugendlichen vor allem partizipative Filmprojekte initiiert und geleitet wie „Echte Helden sind anders“ oder gemeinsam mit der Arbeiterkammer „Lockdown-Stories“ – die ihren Niederschlag in Berichterstattung auf KiJuKU.at gefunden haben.
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