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Kinder Jugend Kultur Und mehr...
Großgruppenfoto mit allen (anwesenden) Preisträger:innen, Juror:innen und Organisator:innen...

Schach unter Orangenbäumen und andere textliche Kulturbrücken

„Alles schwarz und weiß. Nur Rosa leuchtet orange. Sie ist eine außergewöhnliche Schachspielerin. Wir sitzen auf ihrem Balkon. Die Partie, die wir gerade spielen, ist schon die zweite an diesem Tag. Das erste Mal musste ich mich schon nach dem dritten Zug von meiner Dame verabschieden und nicht wenig später war es um meinen König geschehen. Bis heute verstehe ich nicht, warum der König die wertvollste Figur in diesem Spiel sein soll, wenn er nur einen Schritt pro Zug machen kann, während die Königin doch so viel mehr Macht besitzt.

So beginnt Jun Kathan den poesievollen Text „Als wir in Anwesenheit des Orangenbaums sprachen“. Damit gewann sie die Jugendkategorie der diesjährigen exil-Literaturpreise.

Es sollte ein Matriarchat und nicht ein Patriachat sein“, sagte ich schon gleich bei unserem ersten Kennenlernen zu Rosa und sie stimmte mir, ohne mit der Wimper zu zucken, zu.
Ein Grund, warum ich mich in sie verliebt habe: Sie hat immer eine klare Meinung zu allem und jedem. Jedenfalls stehe ich zum zweiten Mal an diesem Tag kurz vor dem Abgrund des Schachbrettes.“

Im Interview mit Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… verrät Jun Kathan übrigens, sich den Vornamen selbst ausgesucht zu haben („weil ich mich nicht als Frau identifiziere“, wie sie*er für den Sammelband mit allen Preistexten zu Protokoll gab).
Zu einem Interview mit Jun Kathan geht’s hier unten in einem eigenen Beitrag.

Texte und künstlerische Bilder

Der Schul(-klassen) bzw. Gruppenpreis ging in diesem Jahr an ein Projekt aus dem Musischen Gymnasium Salzburg. In „(W)Orte finden“ kombinierten zwei Dutzend Jugendliche eines fächer- und klassenübergreifenden Projektes aus den Schwerpunktfächern Literatur sowie Bildnerische Erziehung Texte und bildnerische Arbeiten zum Thema Heimat, Flucht und Friedenssuche. (Als Gesamtkunstwerk publizierte die Schule sie in einem eigenen Heft, in die Anthologie des Literaturpreises fanden natürlich „nur“ die Texte der 16 Schreiber:innen Eingang).

Holzschnitt von Azra Marić in dem Text-Bild-Heft
Holzschnitt von Azra Marić in dem Text-Bild-Heft „(W)Orte“ einer Projektgruppe aus dem Musischen Gymnasium Salzburg

Maya Lehofer, Paula Obermann, Lara Krejci und Lilia Stys vertraten ihre Kolleg:innen bei der Preisverleihung im Wiener Literaturhaus. „Wir hatten einen Workshop mit dem aus Syrien geflüchteten, im Sommer dann leider bei einem Bergunfall ums Leben gekommenen Autor Jad Turjman. Jede und jeder hat dann für sich selber den eigenen Text geschrieben“, erzählen die beiden zuletzt genannten Schülerinnen in einem kurzen Gespräch. Auf Nachfrage sagen sie, „aber wir reden immer über alle unsere Texte“. Die Zeichnungen, meist Holzschnitte, seien aber völlig unabhängig von den Texten entstanden – „diese Schülerinnen und Schüler haben einfach auch zum selben Thema gearbeitet“.

All-inclusive

„Na, wie gehts dir denn jetzt am Gymnasium?“
„Sehr gut.“
Yasmin war kurz angebunden. Frau Susi war nämlich ihre Klassenlehrerin gewesen, die ihr und ihrer Mama mit zuckersüßer Stimme nahegelegt hatte, Yasmin solle lieber nicht ins Gymnasium wechseln. Dafür konnte Yasmin generell sehr wenig, sowie Adrijana und Leyla sehr wenig dafürkonnten, denen sie dasselbe gesagt hatte. Hannah und Isti waren fein aus der Sache raus. Das war in Wien oft so. Wenn man nicht Laura, Marie oder Sophie hieß, gab es ein paar Lehrer*innen, die Schüler*innen mit Namen jenseits eines altösterreichischen Telefonbuches und mit dunklerem Hautton nicht jede Schule zutrauten.
„Und wie tust du dich so?“
Frau Susi musterte sie jetzt mit einem ernsteren Blick. Man musste keine Blitzgneißerin sein, um die gespielte Einfühlsamkeit in ihrer Stimme zu erkennen…“

Mit ihrem Text „all-inclusive“ gewann Sabrina Myriam Mohamed den dritten der diesjährigen exil-Literaturpreise. Was es mit dem Titel des Textes, der (nicht nur) eigene Erfahrungen der 27-Jährigen literarisch sozusagen autofiktional verarbeitet, auf sich hat – das wird hier noch in einem weiteren Zitat aus dem preisgekrönten Text gelüftet:

„Man sollte meinen, eine Person, die im Lehrer*innenzimmer damit prahlte, in die Dominikanische Republik auf Urlaub zu fahren und zwar nicht nur all-inclusive, sondern um die Kultur des Landes zu erleben, habe ein bisschen mehr Interesse daran, ihren Horizont zu erweitern.“
Zu einem ausführlichen Interview mit der Preisträgerin geht es hier unten.

Da draußen, hier drinnen …

… betitelte der Gewinner des ersten Preises, Kenan Kokić seinen Text. Und schon die ersten Sätzen verbinden Eindrücke eines Lebens in alles andere als privilegierten Verhältnissen mit einem kräftigen Schuss ironischem Sarkasmus: „Sie waren alle rechteckig. Unnachgiebig, unbekümmert rechteckig. Jedes Zimmer auf seine Weise, auf seine unangenehme, undurchdachte Art und Weise. Wer auch immer sich ihrer Raumaufteilung angenommen hatte, musste das klare Ziel gehabt haben, diese Wohnung so beklemmend und sinnfrei wie möglich zu gestalten.“

Der vielsprachige (Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch und natürlich Deutsch sowie ein bisschen Bosnisch) Grazer HTL-Absolvent, dessen Familie vor dem Krieg im zerfallenden Jugoslawien aus Bosnien in die Südsteiermark flüchtete, verfasste mit dem ausgezeichneten Text genau das, was der Untertitel des Bewerbs markiert „Schreiben zwischen den Kulturen“.

„Wenn sie (Freunde in der Schule) mich fragten, ob ich Bosnisch spräche, und ich ihnen ein paar bosnische Wörter entgegnete, ein paar, die ich kannte, oder alle, die ich kannte. Dann war ich plötzlich etwas Exotisches geworden, ein Magier, der aus fremden Ländern Gold, Weihrauch und Myrrhe mitgebracht hatte. Ich war stolz darauf, obwohl ich für solche Gelegenheiten meinen gesamten Wortschatz ausreizte, denn ich sprach die Sprache nicht, ich mochte sie nicht. In ihr hörte ich nur Dinge, die mir auf die Nerven gingen. „Räum dein Zimmer auf. Putz dir die Zähne. Zieh dich an.“
Zu einem Interview mit Kenan Kokić geht es hier unten.

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Die weiteren Preisträger:innen – bei der Verleihung

Fotos von der Lesung aus allen Preis-Texten

Musik veredelt Preisverleihung

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Weitere Schnappschüsse von der Verleihung der exil-Literarturpreise 2022

Titelseite der
Titelseite der „Preistexte 22“, der exil-Literaturpreise 2022
Preisverleihung an Kenan Kokić - mit Moderatorin Jessica Beer, Julia Danielczyk (Stadt Wien), Jurorin Katja Gasser

Der Preis bestärkt, weiter zu schreiben

Zu Schreiben begann Kenan Kokić „so glaub ich mit elf Jahren“, erinnert sich der Gewinner des ersten Preises der exil-Literaturpreise 2022 im Interview mit Kinder I Jugend I Kultur I und mehr… „Da hab ich die Geschichte einer Zeichentrickserie niedergeschrieben und um eigene Episoden erweitert.“

KiJuKU: Also wie Fan-Fiction?
Kenan Kokić: Ja, aber das war noch in der Zeit davor, und ich hab das nur für mich geschrieben und das ist leider verloren gegangen. Meine nächste Schreibphase war dann als Jugendlicher in so einer Art Emo-Phase. Da schreibt man halt so gerne negativ über die ganze Welt. Unabhängig davon, dass es qualitativ nicht sehr hochwertig war, hat es mir sehr geholfen, weil ich alles schreibend verarbeiten konnte. Vor allem aber auch, weil ich das auf Englisch gemacht hab und dadurch diese Sprache sehr gut gelernt hab. Nach der Matura hab ich halt einen Job begonnen, nicht so viel Zeit und auch nicht das Selbstvertrauen gehabt, für andere zu schreiben.

KiJuKU: Hat der Job nichts mit Schreiben zu tun?
Kenan Kokić: Nein, ich bin Software-Entwickler.

KiJuKU: Das ist ja dann auch Schreiben in einer anderen Sprache 😉
Kenan Kokić: Aber es ist nicht die Art von Kreativität wie beim literarischen Schreiben. Oder bei Musik, was ich auch gerne mache. Vor ein paar Monaten hab ich von der Nava Ebrahimi, der Ingeborg-Bachmann-Preisträgerin, die auch in Graz lebt, den Tipp bekommen, ich könnte doch einen Text bei diesem Bewerb hier einreichen. Das hab ich gemacht und hier bin ich.

Sehr improvisatorisch

KiJuKU: Wie bist du an deinen jetzt ausgezeichneten Text herangegangen, hattest du eine Ausgangsidee oder drauf los geschrieben?
Kenan Kokić: Ich hab sehr improvisatorisch geschrieben.

KiJuKU: Bestärkt dich das jetzt, wieder mehr zu schreiben?
Kenan Kokić: Ja, auf jeden Fall. Einerseits hab ich mich jetzt an der Uni für Angewandte Kunst für „Sprachkunst“ beworben und dann würde ich mich nächstes Jahr für das Staatsstipendium für Literatur bewerben. Das hat mir sehr den Rücken bestärkt.

KiJuKU: Schreibst du jetzt nur mehr auf Deutsch oder doch auch wieder wie als Jugendlicher auf Englisch?
Kenan Kokić: Auf Deutsch, für mich ist sowohl emotional aber auch Ästhetisch mehr die Verbindung zu Deutsch da. Das Englische von damals würd ich eher nicht literarisch nennen, sondern eher so etwas wie Tagebucheinträge. Und Bosnisch hab ich als Kind nie wirklich gut gelernt und auch sehr spät damit begonnen, das war fast wie eine Fremdsprache für mich. Passiv versteh ich sehr viel – durch meine Eltern, die hin und wieder mit mir Bosnisch geredet haben, aber ich hab immer auf Deutsch geantwortet. An unserer Volksschule ist auch nur sehr kurz Bosnisch angeboten worden.

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Preisverleihung an Sabrina Myriam Mohamed - mit Moderatorin Jessica Beer und Stadt-Wien-Vertreterin Julia Danielczyk

Ernste Themen jetzt auch mit Humor und Leichtigkeit

In „all-inclusive“ verpackt die Gewinnerin des dritten der exil-Literaturpreise 2022 eigene Erfahrungen, die vielfach auch exemplarisch sind für Kinder mit Migrationsgeschichte (ihrer Elternteile) – wie zu lesen und sie im Gespräch mit Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… erzählt.

KiJuKU: Wie und wann hast du zu schreiben begonnen?
Sabrina Myriam Mohamed: Ich glaub, ich hab zuerst einmal Tagebuch geschrieben, klassisch, aber in der Schule hat mir das Schreiben von Aufsätzen auch immer Spaß gemacht. Außerdem hatten wir einmal in der Schule eine Schreibwerkstatt, da hab ich mich so richtig damit auseinandergesetzt.

KiJuKU: Noch in der Volksschule?
Sabrina Myriam Mohamed: Nein, schon im Gymnasium. Und bei den Erich-Fried-Tagen vom Literaturhaus hab ich dann in der 8. Klasse den 1. Preis gewonnen. Unser Deutsch-Lehrer hat uns als Klasse angemeldet und am letzten Tag vor den Weihnachtsferien gesagt: Es hat niemand was geschrieben, das ist urpeinlich. Und dann hab ich in den Ferien halt einen Texte geschrieben, obwohl in der achten Klasse – Vorbereitung auf die Matura, das war der Ur-Stress -, hab ich halt was geschrieben, aber danach nicht mehr daran gedacht. Dan ist eines Tages die Direktorin in die Klasse gekommen und hat gesagt, „es wurde die Short-List veröffentlicht, eure Klasse ist drauf, geht’s bitte hin.“

Aber ich hatte für den Führerschein die Nachtfahrt, einen Termin auf den man ewig wartet, also konnte nicht hin. Als ich danach das Handy wieder aufgedreht hab, fand ich die Nachricht von den anderen: Hey, du hast gewonnen!“

Dystopische Zwiebel

KiJuKU: Worum hat sich der Text gedreht?
Sabrina Myriam Mohamed: Das Thema war Utopie – Dystopie und das war voll mein Glück, weil ich zu der Zeit nur Jugendromane mit Dystopien gelesen habe. Der Text hat „Die Zwiebel“ geheißen.

KiJuKU: Was war das Dystopische an der Zwiebel?
Sabrina Myriam Mohamed: Es ging um einen Menschen, der in einem Raum aufwacht, der ein bisschen ausschaut wie ein Raumschiff. Da wo die Protagonistin oder der Protagonist – ich mag es, wenn die Figuren nicht immer so eindeutig geschlechtlich festgelegt sind – aufwacht, ist herum eine weiße kreidespur – wie oft bei Tatorten. Und dieser raumschiffartige Raum schaut aus wie eine Zwiebel. Ich war dann doch urfroh, damit gewonnen zu haben.

KiJuKU: Hat dich das dann bestärkt, weiter literarisch zu schreiben, oder hättest du das ohnehin gemacht?
Sabrina Myriam Mohamed: Es hat mich doch extrem bestärkt. In Deutsch war ich immer so mittelgut – kreativ ziemlich gut, aber mit vielen teilweise schweren Rechtschreib- und Grammatikfehlern, weshalb es fast nie für einen Einser gereicht hat. Ich bin halt auch sehr schlecht im Korrekturlesen, was bei Schularbeiten nicht so förderlich ist. Und für den Preis hat mich dann halt schon auch mein Professor gelobt.

Wusste damals nicht, dass es viele trifft

KiJuKU: Nun zu deinem jetzt ausgezeichneten Text: War das ein eigenes Erlebnis mit der ehemaligen Volksschullehrerin?
Sabrina Myriam Mohamed: Ja, aber ich wusste damals nicht, dass das so eine kollektive Erfahrung ist, dachte damals eher, das ist mein Einzelschicksal. Dass es viele trifft, hab ich erst später erfahren als ich mit mehr Leuten geredet habe, die auch Migrationsgeschichte haben. Bei „SAG’S MULTI“ (mehrsprachiger Redewettbewerb, den es heuer zum 14. Mal gibt, wo sie in der Organisation mitarbeitet) hab ich viele solcher Jugendliche getroffen, einige wollen deswegen auch Lehrpersonen werden, um für Schülerinnen und Schüler da was zu verändern, weil das Schulsystem sehr ungerecht ist.

KiJuKU: Und wie kam’s dann in deinem Text zu dem Bogen mit dem Istvan, der sich Tipps holt, ums ich aufzumascherln für die Vorstellung bei den Eltern seiner Schulfreundinnen?
Sabrina Myriam Mohamed: Das war die erste Stelle von dem Roman, den ich geschrieben hab (und der in der edition exil kommendes Jahr erscheint, Anm. d. Red.) und einer der Charaktere dieses langen Geschichte. Es ist ja eigentlich eine furchtbare Situation, dass er trainiert werden muss, Eltern der anderen kennen zu lernen, das sollte doch gar nicht notwendig sein, natürliches Verhalten müsste ausreichen. Er ist einer von mehreren Charakteren, um die sich die Geschichte des Romans dreht.

Ich hab ja schon vorher zwei Mal Texte bei diesem Bewerb eingereicht. Aber die waren alle sehr traurig. Irgendwann kam mir dann die Idee, das Traurige dahinter checkt man eh, da muss ich nicht noch einmal draufklatschen. Deshalb hab ich dann probiert, auch Humor in die Geschichten zu packen und eine gewisse Leichtigkeit. Ja, und das hat dann eben geklappt.

Teil eines Romans

KiJuKU: Das heißt, dieser Text, mit dem du heuer den 3. Preis gewonnen hast, ist „nur“ Teil des schon (fast) fertigen Romans?
Sabrina Myriam Mohamed: Ja, das hat begonnen mit ein paar Szenen, Kurzgeschichten bis ich gemerkt habe, ich schreib am liebsten über diese Charaktere. Das hat mir Ur-Spaß gemacht und dann bin ich halt bei diesen Typen picken geblieben und hab immer neue Szenen für und über sie geschrieben.

KiJuKU: Haben diese Charaktere reale Vorbilder oder sind sie Puzzles aus leibhaftigen Personen?
Sabrina Myriam Mohamed: Puzzles, es sind sehr viele Menschen, mit denen ich aufgewachsen sind, vor allem Volksschule und Unterstufe. Es sind teilweise reale Situationen, manchmal schon auch verändert. Und dann hab ich auch geschrieben, wie Freund:innen und andere Personen auf diese oder solche Situationen reagiert haben.

KiJuKU: Schreibst du dann immer, wenn du Situationen erlebst oder siehst, die in so eine Geschichte reinpassen könnten, Stichworte auf oder gleich die gesamte Szene?
Sabrina Myriam Mohamed: Stichworte im Handy, weil ich merk mir gar nix. Wenn ich mich dann hinsetz, um weiter zu schreiben, geh ich meine Stichwörter durch…

Nur, wenn’s Freude macht

KiJuKU: Für den Roman – hast du dir da einen Handlungsbogen skizziert oder zuerst einfach die Szenen und dann überlegt, wie könnten die wo zusammenpassen?
Sabrina Myriam Mohamed: Beides; es sind immer mehr Szenen geworden und irgendwann haben die dann auch zusammengepasst. Es gab schon eine Grundidee für die ganze Geschichte. Es sind fünf Freund:innen, die sich nicht so von anderen Personen unterscheiden und ich hab begonnen zu überlegen, warum würden Leute das lesen wollen. Irgendwann sind aber die Szenen so nahtlos ineinander übergegangen, dass es eine runde Sache wurde – mit tragischem Beigeschmack, weil sehr ernste Themen behandelt werden wie zum Beispiel Abschiebungen. Aber die sind eben relevant.

KiJuKU: Ist das jetzt deine Perspektive, literarisches Schreiben zum Beruf zu machen?
Sabrina Myriam Mohamed: Nein, ich hab Publizistik studiert, ich schreib extrem gerne auch literarisch. Aber wenn mein Einkommen davon abhängt, dann nein. Ich find auch, wenn darauf angewiesen ist, dann verliert man oft auch die Freude an einer Sache. Ich wer das – hoffentlich – immer nebenbei machen und nur dann, wenn ich Freude am Schreiben habe.

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Preisverleihung an Jun Kathan - mit Jurior Thomas Perle und Moderatorin Jessica Beer

Es war ein kreativer Schub

Jun Kathan gewann mit dem Text „Als wir in Anwesenheit des Orangenbaums sprachen“ die Jugendkategorie der diesjährigen exil-Literaturpreise. Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… führte mit ihr*ihm ein kurzes Gespräch dazu.

KiJuKU: Spielen Sie selbst Schach?
Jun Kathan: Ja, und ich hab auch „Das Damengambit“ (Netflix-Serie) gesehen und ich liebe Orangenbäume.

KiJuKU: Im Buch steht nach ihrem Text, dass Sie bisher immer nur ganz kurze Texte geschrieben haben, wie kam’s nun zu dieser längeren Geschichte?
Jun Kathan: Dafür war definitiv der Wettbewerb ausschlaggebend. Da war etwas da, worauf ich hinstreben konnte.

KiJuKU: Haben Sie jetzt vor, weiter zu schreiben?
Jun Kathan: Ich will selbst auch im Journalismus arbeiten. Seit ich schreiben gelernt habe, schreibe ich gerne.

Weg weiter verfolgen

KiJuKU: Journalismus und literarisches Schreiben sind aber doch zwei verschiedene Paar Schuhe…
Jun Kathan: … aber ich mag eben beides oder zum Beispiel auch im Deutschunterricht, wenn wir verschiedene Textsorten durchnehmen. Jedenfalls will ich meinen schreiberischen Weg weiter verfolgen, ich mag auch Poesie und Lyrik.

KiJuKU: Zurück zu Ihrem preisgekrönten Text: Hatten Sie zuerst die Grundgeschichte und die dann geschrieben?
Jun Kathan: Ich hatte anfangs nicht einmal eine Idee. Meistens ist es so, dass ich einen Schub von Kreativität habe und dann muss ich mich hinsetzen und das einfach ausleben – das kann schreiberisch sein, aber auch in der Musik oder bildnerisch. Dann such ich mir halt aus, in welche Richtung dieser Künste es gehen soll. Dann war’s halt Schreiben – für den Wettbewerb. Aber bei mir entwickeln sich Geschichten dann erst im Lauf des Entstehens. Ich hatte so im Kopf: Schach, Orangenbaum und eine Liebesgeschichte zwischen zwei Frauen – das war’s dann auch schon wieder.

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