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Besprechung zwischen Kulissenteilen

„Feuersalamander, wackle bitte mit dem Popo!“

„Feuersalamander, kannst du bitte, nach dem Runterrutschen, wenn du zum Teich gehst, ein bisschen mit dem Popo wackeln!“ So lautet eine Bitte der Regisseurin an eine der Figurenspieler:innen. Demnächst, genauer am Samstag, dem 3. Mai 2025, steht im Figurentheater Lilarum die Uraufführung von „Rehkitz Fleckchen“ auf dem Programm – bis fast Ende Mai, Details in der Info-Box.

Puppenspielerin, -bauerin, Regisseurin schrieb ihr erstes Stück

Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr durfte am Tag vor dem 1. Mai bei einer Probe dabei sein. Das meiste sitzt schon, Kleinigkeiten in den Bewegungen der Figuren sowie der Objekte werden noch nachjustiert. Regisseurin Andrea Gergely ist dieses Mal auch die Verfasserin der Geschichte. Und das ist für sie, die seit fast 30 Jahren im Lilarum arbeitet, oft als Puppenspielerin und -bauerin, aber immer wieder auch schon als Regisseurin von Wiederaufnahmen, eine Premiere. Mehr zum Stück und seiner Entstehung in einem eigenen Beitrag – am Ende verlinkt -; hier geht’s darum ein bisschen die proben-Atmosphäre einzufangen und wiederzugeben.

Text und Musik per Tastendruck

Die Regisseurin sitzt vor dem Laptop, von dem aus sie die voraufgenommenen Texte (Anna Böck, Noemi Fischer, Sven Kaschte, Mathia*s Lenz und Alice Schneider) und die Musik (Komposition: Christoph Dienz; Musiker*nnen: Alexandra Dienz, Christof Dienz, Vinzent Dienz, Walter Seebacher) per Tastendruck startet und entsprechend stoppt, wenn nötig. Parallel dazu arbeiten Florian Scholz und Paul Kossatz (künstlerischer Leiter des Lilarum) daran, noch erforderliche Änderungen bei Lichtstimmungen einzuprogrammieren.

Regisseurin vor der Bühne
Regisseurin vor der Bühne

Grazie ausstrahlen!

Beim Proben-Lokalaugenschein geht’s nicht nur um den Popo-Wackler des eitlen Feuersalamanders, auf den das Rehkitz Fleckchen trifft, sondern auch darum, wie nah soll die Hauptfigur an diesen Schwanzlurch heranrücken. Später werden noch Feinheiten ausgebügelt, so soll die Reh-Mutter beim Wiedersehen, wenn ihre Tochter nur so hektisch rumhüpft und drauflos sprudelt, wen aller sie getroffen hat, „eher ein bisschen ruhiger stehen, so dass du deine Grazie ausstrahlen kannst“.

Zwischen Baum„wurzeln“

Bevor’s in eine Probenpause geht, darf KiJuKU.at die Regisseurin hinter die Bühne begleiten. Hier bespricht sie mit den Figurenspieler:innen Paula Belická, Carlos Delgado-Betancourt, Silence Conrad, Julia Reichmayr und Evgenia Stavropoulou-Traska zwischen den Gestellen für die hohen Bäume noch das eine oder andere Detail, versucht selbst auszuprobieren, wie das Schneckenkriechen vom Rand der Bühne her vielleicht besser in Szene gesetzt werden könnte. Kontert schlagfertig Silence Conrads „ich bin der ersten Brokkoli“ mit „es gibt überhaupt nur einen Brokkoli“, was zur Gegenrede führt: „Aber ich meinte das andere Grünzeug“.

Regisseurin, Autorin und Puppenbauerin beim Nach-Filzen
Regisseurin, Autorin und Puppenbauerin beim Nach-Filzen

Nachfilzen

Und währen die Spieler:innen pausieren, erzählt Andrea Gergely, dass ein Rehkitz, das sich am Bein verletzte und von einer alten Frau gepflegt worden ist und dann wieder weiterlaufen kann eine Geschichte ist, „die mir meine Oma in Budapest immer vorgelesen und erzählt hat, als ich ein kleines Kind war. An die hab ich mich erinnert und davon ausgehend hab ich mir dieses Stück ausgedacht und geschrieben.“ Und während sie das dem Journalisten anvertraut, sticht sie mit einer speziellen Nadel immer wieder in Abschnitte eines der gefilzten Bäume. „Es muss immer wieder nachgefilzt werden, weil sich die Wolle mitunter ein wenig löst, wenn die Figuren oder die Spielerinnen und Spieler daran vorbei und ankommen müssen.“

Bühne von externer Künstlerin

Yoko Halbwidl von der Akademie der Bildenden Künste hat einen Entwurf und ein Modell für das Bühnenbild geschaffen, Hanna Masznyik und Márton Vajda haben sie gebaut „und wir alle haben für die Bäume gefilzt“, die Puppen hat die Autorin und Regisseurin geschaffen. Das was Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… schon sehen und hören durfte, verspricht jedenfalls eine spannende, berührende, abwechslungsreiche ¾ Stunde – immer wieder mit witzigen Momenten – zu werden.

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Worum dreht sich’s in dem Stück – hier unten

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Rehkitz und Feuersalamander

Rehlein und „Feuermalasander“ ;)

Das, zu diesem Zeitpunkt noch namenlose Rehkitz stolpert nächtens über die Wurzel eines Baumes und verletzt sich schwer an einem seiner Beine. Die Mutter ist unterwegs um Futter zu besorgen, das junge Rehlein kann nicht mehr weiter, weint bitterlich. Und wird von einer älteren Frau gefunden, in ihr Haus im Wald geschleppt und Wundversorgt.

Namensgebung

In dem urigen Haus mit großem Kamin – übrigens ein um die Längsachse gedrehter Baum – wohnt auch noch Katze Tzili und rundum flattern Hühner und kräht ein Hahn. Weil das Reh einen großen weißen Flecken auf dem Hals hat, nennt Anna, so die Frau, das Kitz „Fleckchen“.

Viele Begegnungen

Wieder gesundet, macht sich das junge Reh nun auf die Suche nach der Mutter – und trifft unterwegs Grashüpfer, Wildschweinkinder und deren Mama, eine Eule mit kleinen handymastartigen Antennen, einen hektischen, geschäftigen Igel – „hab keine Zeit!“ und einen Feuersalamander oder wie Fleckchen der Mutter beim Weidersehen aufgeregt erzählt Feuermalasander…

Somit liefert „Rehkitz Fleckchen“ wie jedes Stück im Figurentheater Lilarum nicht nur eine berührende, spannende, abwechslungsreiche Geschichte, sondern sehr viel zu sehen und staunen – in dem Fall so manche Tiere – und unterschiedliche Arten der Begegnung sowie nicht zuletzt sehr fantasievolle Bäume.

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Reportage vom Probenbesuch von KiJuKU.at bei „Rehkitz Fleckchen“

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Foto aus "Kleiner Pelz", Figurentheaterstück im Lilarum nach dem Buch von Irina Korschunow

Elfe verleiht Flügel, aber Kleiner Pelz vergisst auf seinen Freund

Marienkäfer fliegen an Stäben durch die Luft. Eine Schnecke kriecht über den Waldboden, ein Eichhörnchen turnt einen Baumstamm entlang nach oben und wieder runter. Be- und verzaubernde Tiere in einer märchenhaften Kulisse (Bühne: Andrea Gergely) – wie immer im Figurentheater Lilarum (Wien). „Kleiner Pelz“, die aktuelle Titelfigur, spielt mit seinem Freund Bruno Pelz mit dessen Ball – mit dem Fuß, dem Kopf, dem ganzen Körper. Sie haben sichtlich – und hörbar – Spaß.

Das ist die Ausgangs-Szene in diesem (wieder aufgenommenen) Stück im Figurentheater Lilarum – nach Bilderbüchern von Irina Korschunow (Illustration: Reinhard Michl; dtv junior), deren erstes vor 40 Jahren erschienen ist. In dieser Bühnenversion – mit einigen Liedern – muss Bruno mit seinen Eltern in einen anderen Wald übersiedeln. Das macht seinen zurückgelassenen Freund natürlich ziemlich traurig. Der Weg ist offenbar zu weit, um Bruno besuchen zu können.

Foto aus
Foto aus „Kleiner Pelz“, Figurentheaterstück im Lilarum nach dem Buch von Irina Korschunow

Kleiner Pelz hilft Elfe

Aber Kleiner Pelz trifft eine ebenso traurige Elfe, die hat nur einen Flügel. Der Wassermann habe den zweiten zu sich in den dunklen Teich geholt. Würde Pelz den holen und ihr bringen, könne sie ihm für einen Tag ihr Flügel borgen und er könnte zu Bruno in dessen Wald fliegen. Ohnehin hat Kleiner Pelz schon vom Fliegen geträumt…

Auch wenn der Wassermann fast wie ein furchteinflößendes Monster wirkt, traut sich der Titelheld mit ihm zu reden. Und kommt drauf, der ist gar nicht böse, sondern nur einsam und hätte gern Freund:innen. Natürlich rückt er den Elfen-Flügel raus und so erlebt das Publikum den Kleinen Pelz wie er durch die Szenerie fliegt – im Hintergrund und in kleiner Version. Die Puppen hat die jahrzehntelange Prinzipalin des Theaters, Traude Kossatz gebaut, die auch die Stückfassung geschrieben und Regie geführt hat.

Foto aus
Foto aus „Kleiner Pelz“, Figurentheaterstück im Lilarum nach dem Buch von Irina Korschunow

Gutes Timing

Paula Belická, Carlos Delgado-Betancourt, Silence Conrad, Jo Demian Proksch und Evgenia Stavropoulou-Traska spielen mit den Figuren an langen Metallstäben – und auch mit dem Ball. Die Stimmen kommen – wie immer vorher aufgenommen – sozusagen vom Band, was genaues Timing des Puppenspiels erfordert. Die Musik steuerten Klemens Lendl und David Müller (Die Strottern) bei.

Freund vergessen, Traum aufgeben ;(

Weshalb Kleiner Pelz schon bei seinem Flug nicht zu Bruno reist, später im eigenen Wald mit einem zugezogenen Bewohner, Konnipelz, einen neuen Freund findet und den alten ganz vergisst, ist dann doch recht schade. Ebenso wie die Botschaft, dass Kleiner Pelz seinen Traum vom Fliegen rasch aufgibt, weil das nichts für Seinesgleichen wäre.

kijuku_heinz

Preisträgerinnen Juliana Guger und Laura Franziska Urdl

Sumpf und feste Erde – mit starken, weitblickenden Kindern

Erdig, ländlich, aber alles andere als idyllisch schildert Laura Franziska Urdl, die Gewinnerin der Kategorie Text beim jüngsten Dixi-Kinderliteraturpreis, das Leben zumindest zweier Kinder, des ich-erzählenden, namentlich nie genannten, und von Toto in „Munkelmoor“ – so der Arbeitstitel für die Geschichte. Die beiden Kinder, die in der Nähe eines Sumpfes aus vielen Gerüchten, nicht gerade feinen Geschichten, aber auch von viel Schweigen leben, fühlen sich dementsprechend alles andere als wohl. Ihr Trost und ihre Stärke: Sie haben sich, miteinander kämpfen und wandern sie ums Überleben – auf der Suche nach neuen Eltern. Und wenn es nur in der Fantasie sein mag; Ein kurzer Text-Auszug in einem eigenen Beitrag, unten am Ende des Beitrages, verlinkt.

Philosophisch

Ihre Kollegin aus der Kategorie Illustration, Juliana Guger, siedelte ihre siegreiche Einreichung ebenfalls am Land an. „Da stehe ich drauf“, so der vorläufige Arbeitstitel, entführt die Leser:innen, gleichzeitig vor allem Schauer:innen ein eine doch fast idyllisch wirkende Landschaft, wo Kinder bloßfüßig durch die Gegend laufen, auf Bäume klettern, Löcher und Tunnel graben. Und niemand über schmutzige Füße oder Kleidung schimpft. Gleichzeitig verleihen die knappen Texte für das mögliche Bilderbuch riesige (kinder-)philosophische Weitblicke bei Versuchen, die Welt zu entdecken – Lese- und Schauprobe ebenfalls in einem eigenen, ebenfalls unten am Ende des Beitrages verlinkt.

Wahlfamilie

Zum 24. Mal wurden diese Preise vergeben, dieses Mal wieder – nach einigen Ausflügen – im Figurentheater Lilarum, das zur (wahl-)familienartigen Atmosphäre der heimischen Kinderliteraturszene beiträgt, wie viele der Gäst:innen anmerkten. Der 2001 erstmals vergebene Preis geht jeweils an junge Künstler:innen in den Sparten Text, Illustration, manches Mal auch zusätzlich Lyrik, die bis dahin noch nichts veröffentlicht haben. Und er zeichnet sich dadurch aus, dass er nicht mit Geld, sondern mit Coaching durch Profis aus der Szene verbunden ist, die Tipps und Hilfe geben, die eingereichten Werke vielleicht noch zu verbessern, Kontakte zu Verlagen herstellen oder Besuche bei internationalen Messen (mit-)organisieren.

Fördernd und fordernd

Bei der Preisverleihung vor fünf Jahren wurde eine Statistik präsentiert, dass bis dahin – es war die 19. Ausgabe dieses Preises – die Gewinner:innen der ersten 18 Jahre bereits mehr als 100 Bücher veröffentlicht hatten. Womit sozusagen die Intention, die am Beginn stand, ziemlich (über-)erfüllt wurde. Bei der nächsten (Jubiläums-)Preisverleihung, der dann 25., wird es – so wurde Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… versprochen, einen neuen Erfolgs-Überblick geben.

Wasserschweine

Bei der eben angesprochenen Preisverleihung vor fünf Jahren hatte Matthäus Bär die Kategorie Text gewonnen – mit „Die Wasserschweine und der Geburtstagsbrokkoli“. Heuer ist dieses Kapitel in seinem Buch „Drei Wasserschweine brennen durch“ erschienen – Buchbesprechung unten verlinkt. Übrigens, wegen des Erfolges bereits in vierter Auflage und auf der Website kündigt dtv schon Band 2 „Drei Wasserschweine wollen’s wissen“ an. „Der erscheint im April“, verrät der Autor Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… am Rande der jüngsten Preisverleihung, bei der er aus dem Buch las, aber auch Sachinformationen über die Capybara lieferte; wie sie praktisch in allen nicht-deutschsprachigen Ländern heißen, sind sie doch keine Schweine, sondern Nagetiere, was übrigens auch für Meerschweine gilt.

Unternehmen suchte Projekt

Der Name dieses Preises ergibt sich vom Sponsor, der die bekannten Traubenzucker herstellt. Und – so wurde bei der jüngsten Preisverleihung (wieder einmal) berichtet -, von dem die Initiative ausgegangen ist. Klaus Muik, Geschäftsführer von Instantina (der Herstellerfirma) der auch für Vertrieb und Marketing zuständig ist, hatte eine Initiative gesucht, die sein Unternehmen sponsern wolle. „Es sollte etwas sein, das Qualität für Kinder fördert.“ Und so landete er beim Institut für Jugendliteratur und dessen Geschäftsführerin Karin Haller. Rasch war die Idee für diese Art der Kinderliteratur-Förderung geboren.

Übrigens: Haller, die meistens die Preisverleihungen moderiert hatte, wurde bei der jüngsten dieser Veranstaltungen feierlich verabschiedet, sie ist seit kurzem in Pension – und wird künftig in anderen Feldern Schreibwerkstätten leiten. Wie ihre Nachfolgerin, Stefanie Schlögl, anmerkte, habe die überraschende Ehrung ihrer Vorgängerin diese übrigens zum ersten Mal für einen Moment sprachlos gemacht 😉

Swinging Music

In der fundierten und doch launigen Moderation bzw. der Führung des Interviews mit den Preisträgerinnen stand Klaus Nowak, der im Institut für Jugendliteratur für Literaturvermittlung und die Web-Inhalte zuständig ist, seiner (ehemaligen) Chefin übrigens um nichts nach.

Die Preisverleihungen werden stets musikalisch umrahmt – dieses Mal von der Sängerin Maria Rank und dem Musiker Dieter Stemmer am Keyboard. Gefühlvolle, meist weniger bekannte Jazz-Songs – „Shiny Stockings“, „No Moon al All“, „I Can’t Give You Anything but Love“, „Please Don’t Talk About Me When I’m Gone“. Was in den zum Mitschwingen einladenden Songs nicht zu hören war: „Wir sind hier heute zum ersten Mal zusammen aufgetreten“, verraten sie bei der vernetzenden After-Show-Party in den Räumen des Theaters in Wien-Landstraße.

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Viele weitere Fotos und ein Video von der Preisverleihung

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jugendliteratur.at

Illustrations-Preisträgerin Juliana Guger präsentiert Bilder ihres Schaffens

„Da steh ich drauf“

Scheibbs – Linz – Salzburg – München – Schweden – Großbritannien – Scheibbs – so nennt die Homepage des Instituts für Jugendliteratur, wo der Dixi-Kinderliteraturpreis beheimatet ist, die Lebensstationen der Gewinnerin des 24. Preises, in der Kategorie Illustration. Kunstpädagogik, Philosophie/Psychologie (Lehramt), Lehrgang Kinderbuchillustration bei der renommierten Renate Habinger im Kinderbuchhaus Schneiderhäusl – so die Ausbildungen der Lehrerin für Kunst und Psychologie an einer Montessorischule.

Bei der Preisverleihung stellte sie nicht nur ihr prämiertes Werk „Da steh ich drauf“ vor, sondern zeigte auch Ausschnitte aus einem wortlosen Bilderbuch mit dem spannenden Titel „Tief oben und hoch unten“.

Aus dem ausgezeichneten Werk stellte sie Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… die hier im Folgenden abgebildete Doppelseite zur Verfügung; den dazugehörigen (kinder-)philosophischen Dialog darunter im Bildtext.

Linke Seite: „Ich halte Ausschau nach ihm und ärgere mich, weil ich nicht weit sehen kann. Nicht einmal bis zum Ende der Welt.“ Rechte Seite: „Das Ende der Welt gibt es gar nicht. Du kannst von dieser Erde nicht runterfallen. Sie hat keinen Anfang und kein Ende. Sie ist rund.“ Juliana Guger
Linke Seite: „Ich halte Ausschau nach ihm und ärgere mich, weil ich nicht weit sehen kann. Nicht einmal bis zum Ende der Welt.“
Rechte Seite: „Das Ende der Welt gibt es gar nicht. Du kannst von dieser Erde nicht runterfallen. Sie hat keinen Anfang und kein Ende. Sie ist rund.“

Hier noch einige Fotos von der Präsentation Gugers – und damit weitere Einblicke in ihre Bilder. Fotos von der Preisverleihung, den Bühnen-interviews und Gruppenfotos mit ihrer Kollegin aus der Kategorie Text usw. gibt es in der Überblicks-Story zur Preisverleihung.

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julianaguger

Gewinnerin des Dixi-Kinderliteraturpreises 2024 in der Kategorie Text, Laura Franziska Urdl, bei ihrer Lesung bei der Preisverleihung

„Munkelmoor“

Rapperin, Kunstvermittlerin, Autorin, Zeichnerin – vielseitig künstlerisch aktiv ist die Gewinnerin der Kategorie Text des 24. Dixi-Kinderliteraturpreises, Laura Franziska Urdl.

Geboren 1997 in Gutenberg an der Raabklamm, lebt sie seit vielen Jahren in Graz, wo sie zur Zeit die Meisterklasse für Malerei an der Ortweinschule besucht, wie sie der Homepage des Instituts für Jugendliteratur, Ausrichterin des Preises, bekanntgab. Gemeinsam mit Jennes Menace ist sie das Duo „Stirnbänd“ für die sie auch schräge Illustrationen, teils im Stile von Kinderzeichnungen anfertigt(e) im Stil, Kunstvermittlung macht sie bei <rotor>, einem Zentrum für zeitgenössische Kunst. Und sie liebt es wie sie im Bühnen-Interview erzählte in einer regelmäßigen Schreibwerkstatt gemeinsam mit anderen experimentell zu texten und danach gemeinsam darüber zu reden.

Beim jüngsten Dixi-Kinderliteraturpreis im Wiener Figurentheater Lilarum hat sie einen Text unter dem Arbeitstitel „Munkelmoor“ eingereicht, daraus bei der Preisverleihung vorgelesen und Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… folgenden Auszug zur Veröffentlichung zur Verfügung gestellt:

„Tatos Hand hatte ich die ganze Zeit über nicht losgelassen. Ich tat sehr zielstrebig. Ich tat es für ihn und ich tat es auch für mich. Ich marschierte feinem Regen und Wind entgegen. Ich sagte: „Es ist nicht mehr weit“, obwohl ich gar nicht wusste, was „es“ eigentlich war.
Tato ging hinter mir. Die Hand, die nicht in meiner lag, hatte er zu einer Faust geballt, die der ganzen Welt trotzte.
„Wie tapfer er doch ist“, hatte ich gedacht.“

Laura Franziska Urdl

Hier noch einige Fotos von der Lesung; von der Preisverleihung, den Bühnen-interviews und Gruppenfotos mit ihrer Kollegin aus der Kategorie Illustration usw. gibt es in der Überblicks-Story zur Preisverleihung.

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insta -> stirnbaend

Figuren bzw. Szene aus "Finn Flosse räumt das Meer auf" im Wiener Figurentheater Lilarum

Bauchweh in der märchenhaften Unterwasserwelt

Wasser schillert zu Beginn spiegelnd im Bühnenhintergrund. Die Projektion lässt zugleich Bilder von Öl auf Wasser im Kopf entstehen. Dieser Visual-Effekt ist vielleicht nicht zufällig. Dreht sich doch das aktuelle Stück im Figurentheater Lilarum (Wien) – in Zusammenarbeit mit Studierenden der Uni für Angewandte Kunst – um Verschmutzung der Meere sowie den Kampf dagegen. „Finn Flosse räumt das Meer auf“ baut auf dem gleichnamigen Bilderbuch von Eva Plaputta auf – Buchbesprechung unten am Ende des Beitrages verlinkt.

Figuren bzw. Szene aus
Figuren bzw. Szene aus „Finn Flosse räumt das Meer auf“ im Wiener Figurentheater Lilarum

Die Story

Zunächst kürzest die Story: Finn Flosse ist das Kind der tollkühnen Meerjungfrau Ora und eines Menschen, den sie gerettet hatte. Er, also Finn, der anstatt zwei Beinen zwei Flossen hat, kommt drauf, weshalb ihm beim Verzehr von Schlammgurken schlecht geworden ist und auch viele Fische Bauchweh haben. Es ist das Plastik, das sie mit der Nahrung verschlucken. Das Meer ist ziemlich voll von Abfällen der Zweibeiner. Sie knüpfen ein dichtes Netz aus Algen und bringen den Mist zurück an den Strand der Menschen.

Figuren bzw. Szene aus
Ein Krebs

Zauberhafte Welt

Nun schwebt also dieser Finn zwischen Korallen und Felsen in der Unterwasserwelt, lässt sich beispielsweise auf einer überdimensionalen Seegurke nieder, um die über ihm schwebenden Schlammgurken fast wie märchenhafte gebratene Tauben in den Mund fliegen. Darunter eben offenbar auch ein Stück Plastik. Von diesem befreit ihn eine zauberhafte Qualle mit einer Art knappen, comic-haften Kunstsprache.

Fantasievoll Finns Traum-Szene in der sich von einem großen Plastik-Monster verschluckt sieht. Vorne liegt die Figur am Bühnenrand, im Hintergrund schwebt sie durch den Schlund des Monsters – als Schattenbild, drum herum animierte Mikroplastikteile.

Figuren bzw. Szene aus
Die rettende Qualle kommt zu Finn, um ihm zu helfen

Wal mit Scheibenwischern

Monströs, aber von seinem Blick her schon freundschaftlich lugt der Kopf von Wal Theo, dem größten Helfer Finns, vom Bühnenrand ins Gesehehen. Witziger Effekt, wenn der Wal zu schwimmen beginnt, bewegen sich Scheibenwischer über seine Augen – was allerdings wiederum an einen Autobus erinnert.

Wenn Finn mit dem Wal durchs Meer schwimmt und sich weiter nach hinten in der Bühne begibt, sind beide kleiner, der Wal ganz sichtbar. Weshalb er dann allerdings eher wie ein zusammengekauerter wuchtiger Mensch aussieht – mit angewinkelten Beinen anstelle der Schwanzflosse? Aber das ist auch schon der einzige Kritikpunkt.

Figuren bzw. Szene aus
93-jährige Schildkröte

Figuren, Bühne, Animationen UND Licht

Dem Stück gelingt es neben der Erzählung der Geschichte vor allem immer wieder magische Bilder über die Figuren im Zusammenspiel mit Animationen und vor allem den Lichtstimmungen zu erzeugen, die zu Ausrufen des Staunens bei den vielen Kindern im Saal führen. Glich nach der kurzen Umbaupause – hinter geschlossenem Vorhang – wird’s in der dunklen Tiefsee bei den Anglerfischen sogar ein wenig gruselig.

Figuren bzw. Szene aus
Der Rochen kann schön schweben

Kooperation Theater und Uni

Studierende der Uni für Angewandte Kunst wollten aus diesem Bilderbuch ein Figurentheaterstück – mit Videoanimationen – machen und haben dies gemeinsam mit dem Lilarum entwickelt. Von den Profis lernten sie das Handwerkszeug und manche der Figuren wurden aus Zeitmangel des Uni-Projekts dann doch von den Theaterleuten produziert.

Figuren bzw. Szene aus
Finn und die Schlammgurken, die ihm in den Mund schwimmen

Internationales (Uni-)Projekt

Das Figurentheater Lilarum ist übrigens Teil eines EU geförderten Erasmus-Projekts mit Künstler:innen und Universitäten mehrerer europäischer Länder: „IPMAU (Interdisciplinary Puppetry Modules for Art Univiersities) mit Interplay Hungary /Hungarian University of Fine Arts Budapest, Josip Juraj Strossmayer University of Osijek (Kroatien) sowie der Akademie der bildenden Künste Wien.
In der ersten Projektphase entstehen drei Lehrveranstaltungen für Studierende aus bildnerischen und angewandten Richtungen – geleitet von Uni-Lehrenden und Figurentheaterschaffenden. Die dabei entstehenden Lehrveranstaltungen können von Kunstuniversitäten weltweit in bestehende Lehrpläne eingebaut werden.

Die Projektinhalte werden ebenso wie die beteiligten Studierenden und ihre Arbeiten in öffentlichen, internationalen Präsentationen sowie medial präsentiert. Eine Tagung in Wien, in der die Ergebnisse und Zukunftsperspektiven von IPMAU präsentiert werden, bildet den Abschluss – geplant im ersten Quartal 2026.

Gastspiele aus Mittel- und Südosteuropa

Seit 2019 lädt das Wiener Figurentheater Lilarum immer wieder Gruppen aus mittel- und osteuropäischen Ländern (CEE Central and East-Europe) zu Gastspielen in der jeweiligen dominierenden Landessprache ein. In erster Linie spricht dieses Kindertheater in Wien-Landstraße (3. Bezirk) damit zwei- bzw. mehrsprachigen Familien mit Herkünften oder Verwandten in diesen Ländern an. Die Kinder können so auch – sonst eher selten – Theater in ihrer jeweiligen Erst- oder Familiensprache erleben.

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Szenenfoto aus "Bajka o tihom princu i tužnoj princezi" ("Ein Märchen über einen stillen Prinzen und eine traurige Prinzessin") nach Hans Christian Andersens "Der Schweinehirt"

„Armer“ Prinz und superreiche Prinzessin

Drei längliche Tische stehen auf dem Podest vor der Bühne im Wiener Figurentheater Lilarum – jeweils mit weißen Tüchern bedeckt. Als so ziemlich alle auf ihren Plätzen sitzen, wuchtet eine Hand von hinter den Tischen einen grünen Baum auf den mittleren Tisch, dazu einen alten Wecker, noch einen Baum und noch einen… Dann erscheint unter dem mittleren Tisch ein Gesicht, irgendwie erinnert seine Schminke an die eines Clowns. So, offenbar auf dem Boden unter dem Tisch liegend, beginnt er sich mit den Kindern zu unterhalten. Was sie da machen, worauf sie etwa warten… – auf Serbisch.

Das nach dem serbischen Journalisten und (Kinderbuch-)Autor Duško Radović (1922 – 1984) benannte „Malo pozorište“ (kleines Theater) aus Beograd (Hauptstadt Serbiens) gastierte in Wien-Landstraße und spielte ein Stück nach dem weniger bekannten Märchen „Der Schweinehirt“ von Hans Christian Andersen: „Bajka o tihom princu i tužnoj princezi“ (Ein Märchen über einen stillen Prinzen und eine traurige Prinzessin).

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Bajka o tihom princu i tužnoj princezi“ („Ein Märchen über einen stillen Prinzen und eine traurige Prinzessin“) nach Hans Christian Andersens „Der Schweinehirt“

Charmant gespielt unperfekt

Mladen Vuković schlüpfte hin und wieder in die Rolle des „stillen“ Prinzen eines kleinen Königreiches am Rande – des einen Tisches. Vor allem aber verlieh er dessen Figur ebenso wie den weiteren Figuren in dem Stück seine Stimme – und seine Hände, um sie zu bewegen. Hin und wieder fällt eine Figur um, oder irgendwo runter – obwohl sicher nicht jedes einzelne „Missgeschick“ genau geplant ist, gehört es dennoch – wie KiJuKu nachher anvertraut wurde, dazu. Es passt zum Charakter des Harlekins und macht einen Teil des Charmes dieses Spiels aus und sorgt immer wieder für Lacher. Da der Harlekin die Szenerie rund um den „armen Prinzen“ und die superreiche Prinzessin bald nach Beginn in die Atmosphäre einer Art Zirkusmanege verwandelt, holt er sogar wilde Tiere – als Spielfiguren, die sich auf dem Plattenteller eines alten tragbaren drehen…

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Bajka o tihom princu i tužnoj princezi“ („Ein Märchen über einen stillen Prinzen und eine traurige Prinzessin“) nach Hans Christian Andersens „Der Schweinehirt“

Die Märchenvorlage

Sehnsüchtig schaut der Prinz in Richtung einer mächtigen Schloss-Anlage – aus Karton-Häusern und -Türmen am Ende des dritten Tisches. Dort wohnen der mächtige Kaiser, seine Tochter, Hofdamen und, und, und… Der Prinz ist im Vergleich dazu arm, aber reich an Kreativität und Zuwendung. So pflegt er einen Rosenstrauch, der nur alle fünf Jahre blüht. Und auch da trägt sie nur eine Rose, die jedoch so intensiv und betörend riecht, dass es nicht nur eine Freude ist, sondern sie auch Sorgen vertreiben kann. Diese sowie eine Nachtigall, die alle Melodien der Welt singen konnte, ließ er ins Kaiserschloss liefern, um sich um die Prinzessin zu bewerben.

Doch diese verabscheute Rose und Vogel – weil „zu natürlich“.

Da verfiel der Prinz auf die Idee, sein Gesicht eher schmutzig zu bemalen und sich als Gehilfe beim Kaiser zu bewerben – er wurde Schweinehirt. Und hatten dabei noch genügend Zeit, um einen Zaubertopf zu bauen und später eine magische Ratsche. Als die Prinzessin von ersterem erfuhr, wollte sie den Topf haben, dessen Schellen Melodien spielten, sobald etwas kochte. Außerdem konnte man einen Finger in den Dampf des Topfes halten und dann riechen, wer und wo in der ganzen Stadt was gekocht hatte.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Bajka o tihom princu i tužnoj princezi“ („Ein Märchen über einen stillen Prinzen und eine traurige Prinzessin“) nach Hans Christian Andersens „Der Schweinehirt“

Küsse erzwingen?

Zehn Küsse verlangte der „Schweinhirt“ dafür. Was sie erst nicht „zahlen“ wollte, dann aber siegte doch ihre Besitzgier, die Hofdamen müssten sich halt schützend davor hinstellen, damit niemand sie sieht…

Für die später produzierte Ratsche (im Original) – hier ein kleines Ringelspiel als Spieluhr – verlangte der Erfinder 100 Küsse – selbe Prozedur, doch die dauerte offenbar so lange, dass der Kaiser dies entdeckte, Hirten und Tochter verstieß – der Schau- und Puppenspieler zieht die drei Tische auseinander – einer für den Kaiser, einer für die Prinzessin und der dritte für den „Schweinehirten“, sprich Prinzen. Dazwischen unüberwindbare Gräben…

Nun bedauerte die Prinzessin, nicht den Prinzen mit Nachtigall und Rose genommen zu haben. Der Schweinhirt ergab sich zu erkennen. Sie verbeugte sich vor ihm, wollte zu ihm in sein für ihre Verhältnisse ärmliches Schloss, er aber „machte ihr die Tür vor der Nase zu. Da konnte sie draußen stehen und singen: Ach, Du lieber Augustin, Alles ist hin, hin, hin!“ – wie es in Andersens Märchen heißt.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Bajka o tihom princu i tužnoj princezi“ („Ein Märchen über einen stillen Prinzen und eine traurige Prinzessin“) nach Hans Christian Andersens „Der Schweinehirt“

Anderes Ende

Das hier dann doch ein wenig anders gespielt wird (Regie, Adaption, Musikauswahl und Choreografie: Aleksandar Nikolić; Kostüm-, Bühnen- und Puppendesign: Tanja Žiropadja). Wie sollten oder könnten die beiden doch noch zusammenkommen, fragt der Spiele das Publikum – und munter rufen die Kinder die unterschiedlichsten Varianten in Richtung Bühne. Da besteigt der Prinz den Korb eines fahrenden Ballons und schwebt dorthin, wo die Prinzessin tief gefallen ist…

Und setzt der Geschichte ein so vom Märchendichter nie gewolltes herkömmliches „Happy End“ auf.

„Malo pozorište Duško Radović“ gibt es seit knapp mehr als 70 Jahren. Fast 20 Jahre war es ein wanderndes Puppentheater, Anfang Juni (6.) 1968 konnte es ein eigens errichtetes Kindertheaterhaus im Zentrum der Hauptstadt – damals noch Jugoslawiens – beziehen. Gespielt wird schon lange sowohl für Kinder als auch für Jugendliche und Erwachsene, in erster Linie aber doch für ein junges und jüngstes Publikum, weshalb es sich auch den Namen Malo pozorište (Kleines Theater) gab.

Das Theaterhaus Malo pozorište „Duško Radović“ in Beograd (Serbien)
Das Theaterhaus Malo pozorište „Duško Radović“ in Beograd (Serbien)

Gastspiele aus Mittel- und Südosteuropa

Seit 2019 lädt das Wiener Figurentheater Lilarum immer wieder Gruppen aus mittel- und osteuropäischen Ländern (CEE Central and East-Europe) zu Gastspielen in der jeweiligen dominierenden Landessprache ein. In erster Linie spricht dieses Kindertheater in Wien-Landstraße (3. Bezirk) damit zwei- bzw. mehrsprachigen Familien mit Herkünften oder Verwandten in diesen Ländern an. Die Kinder können so auch – sonst eher selten – Theater in ihrer jeweiligen Erst- oder Familiensprache erleben.

Die jüngste Aufführung war die erste, wo im Anschluss Pädagog:innen mit den Kindern zweisprachig – in dem Fall Serbisch und Deutsch – einerseits das Stück, andererseits anhand von Zeichnungen Wörter besprochen haben.

Gleich am Sonntag, 7. April 2024 geht’s weiter – dieses Mal mit einem Gastspiel aus Bratislava (Slowakei) mit einem Märchenmix aus Aschenputtel, Hässlichem Entlein und weiteren Elementen – ein Puppenspiel über den Blick auf sich selbst und andere, Selbstachtung, Stolz und schiefe Spiegel wie es in der Ankündigung heißt – Details in der Info-Box ganz am Ende des Beitrages.

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Szene aus "Der kleine Monddrache" im Figurentheater Lilarum

Ein Dracherl, der Mond und eine verhinderte Zwangsheirat

Ein kleiner Drache fällt vom Mond, landet in einer Burg, droht von einem bösen Ritter verfolgt zu werden, wird von der Prinzessin, die diesen Ritter heiraten soll, aber nicht will – und von der Köchin – gerettet und landet am Ende wieder – mit der Prinzessin auf dem Mond. Das ist die Kürzest-Inhaltsangabe von „Der kleine Monddrache“, das derzeit – wieder – im Figurentheater Lilarum gezeigt wird. (Erstmals gespielt wurde es im April 1996 damals noch nicht im jetzigen Theater im 3. Bezirk, sondern in einem Kellerlokal im 14. Bezirk.)

Friedl-Hofbauer-Gedenken

Anlass für die Wiederaufnahme nach 28 Jahren: Am 19. Jänner 2024 wäre die (Kinder- und Jugendbuch-)Autorin Friedl Hofbauer 100 Jahre geworden. Leider ist sie schon vor zehn Jahren, bald nach ihrem 90. Geburtstag gestorben. Als eine Pionierin vor allem der Kinder-Lyrik in Österreich hat sie u.a. Texte für das Figurentheater Lilarum verfasst, mit dessen Gründerin und jahrzehntelangen Leiterin Traude Kossatz sie auch eng zusammengearbeitet hat.

Bei der Wiederaufnahme-Premiere (13. Jänner 2024) war noch nicht alles so ganz eingespielt, aber eine Schwäche bleibt, wenn davon abgesehen wird. Das süße Monddracherl schaukelt gar nicht auf der Mondsichel wie es im Ankündigungstext heißt, die Sichel schaukelt allein – und auf einmal ist der kleine, verschreckte grüne Drache schon in der Burg – durch ein Loch in der Seitenwand (?!) Erst durch sein heftiges Heimweh nach dem – nun (Voll-)Mond – wird erst klar, dass er von da oben kommt. Da wehrt er sich erst sogar gegen die Versuche der Prinzessin und der Köchin, ihn in der Küche zu verstecken. Nein, er will nur zurück!

Szene aus
Szene aus „Der kleine Monddrache“ im Figurentheater Lilarum

Was sich natürlich als ziemlich schwierig herausstellt. Dann ist da noch die Bedrohung durch den Ritter Drachenrot, der macht alle Drachen tot… Und er will die Prinzessin als Beute heiraten. Somit ist auch sie in Gefahr. Sie will den ständigen Schwert-Träger gar nicht, sondern lieber einen – ihr unbekannten – Prinzen auf weißem Pferd.

Nie wirklich am Mond

Natürlich braucht ein Figurentheaterstück für Kinder (ab 4 Jahren) ein Happy End. Wie es dazu kommt, sei nicht verraten; nicht einmal, wie Pilze helfen, die sich gegen ihr Abschlachten durch den besagten Ritter zur Wehr setzen…

Dass am Ende der Monddrache, dann aber erst recht auf einer Wolke und gar nicht am Mond schwebt, darf, nein muss schon ein wenig kritisch angemerkt werden.

Die Stimmen bei den Stücken werden immer im vorhinein – in dem Fall also vor fast drei Jahrzehnten – aufgenommen, können also auch nachträglich nicht mehr geändert werden. Wie cool wäre es doch, wenn die Prinzessin ihrem Vater, der sie zur Heirat mit dem Ritter verdonnern will, „weil Gefahr für die Burg besteht nachdem sie schon ein große Loch ind er Mauer hat“, neu einfach frech antworten könnte: „Dann bräucht’s aber eher einen Maurer als einen Ritter!“

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Die Tiere aus "Die Villa Federfell"

Ob Feder oder Fell – wir alle sind das Waldhaus

Schon der Name des Hauses ist Programm: „Die Villa Federfell“, das neuestes Stück im Figurentheater Lilarum (Wien-Landstraße) beheimatet Bär, Fuchs, Katze, Maus, Eule, Eichhörnchen und ein kleines gelbes Vogerl. Egal ob Fell oder Federn: Wir alle sind der Wald, oder wenigstens die Bewohner:innen dieses ungewöhnlichen Baumhauses. Und das obwohl in freier Natur manche davon andere eher sprichwörtlich zum Fressen gern hätten.

Das Vogerl aus dem Figurentheaterstück
Kleines Vögelchen, großes Herz …

Wenig Streitereien

Viel mehr als ein wenig Streitereien zwischen Katze und Maus stört das friedliche Zusammenleben nicht. Und das auch nur, weil erstere meint, das kleine Nagetier aus der Nachbars-Wohnhöhle hätte sich bei ihr in der Vorratskammer bedient. Dabei hält die Maus der Katze vor, dass diese dort ja gar nichts von ihrer Lieblingsspeise – Käse – eingelagert habe.

Die Katze aus dem Figurentheaterstück
Katze lebt sogar mit Maus und Vögeln gut zusammen …

Das Lilarum produziert seit mehr als 40 Jahren künstlerisch anspruchsvolles Figurentheater vor allem für junge und jüngste Kinder. Sowohl vom Puppenspiel – diesmal wie meistens: Paula Belická, Carlos Delgado-Betancourt, Silence Conrad, Jo Demian Proksch, Evgenia Stavropoulou-Traska – als auch von den eigens für jedes Stück produzierten Figuren und Kulissen (Andrea Gergely) – bis hin zur voraufgenommenen und dann eingespielten Musik (Klemens Lendl & David Müller – Die Strottern) sowie den Schauspielstimmen – diesmal: Anna Böck, Theresa Eipeldauer, Annette Holzmann, Sven Kaschte, Karl Ferdinand Kratzl, Laura Laufenberg, Martin Schwab, Christian Strasser legt das Theater Wert auf künstlerische Qualität. Und vermittelt dennoch (pädagogische) Botschaften – siehe oben.

Ein Haus, hinter dem sich einiges versteckt

Für „Die Villa Federfell“ beauftragte das Lilarum den freischaffenden Figurenspieler, Erfinder fantasievoller Geschichten Christoph Bochdansky, ein Stück zu schreiben. Sein Ausgangspunkt – so erzählt er im Gespräch mit Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… – „war das Bild von einem Haus, das von außen wie ein solches ausschaut, sich dahinter aber öffnet zu einer Waldlandschaft, in der eben die unterschiedlichsten auch gegensätzlichen Tiere gut zusammenleben – stellvertretend für die Gesellschaft.“ Bochdansky spielt übrigens demnächst erst im Theater Hamakom, dann im Schubert Theater ein eigenes fantasievolles Waldstück – „Der Wald von dem wir träumen – Ein Traumspiel über wirre und vernünftige Welten“.

Fürchterliche Gewitterwolke

Und weil’s dramaturgisch mehr braucht als den oben beschriebenen Streit zwischen Katze und Maus und ein paar anderen wie der strengen Eule, die drauf schaut, ob das Eichhörnchen schon seine Rechen-Hausübung gemacht hat, braut sich am Himmel eine furchtbar dicke, schwere Gewitterwolke zusammen. Die könnte das Baumhaus – das von vorne eine wahre Hausfassade hat – gefährden. Das kleine gelbe Vogerl wird auserkoren, mit der Wolke zu verhandeln. Dazwischen trifft es – hochgetragen von einer kleinen, sanften Wolke – auf ziemlich grantige Wolken. Die sind auch grausam: Verschwind, du bist nicht von hier schreien sie aufs Vogerl „häusl“-mäßig ein.

Kleines Herz, großer Mut – obwohl’s auch die Gewitterwolke gar fürchterlich zwickt und sie gern das viele Wasser loswerden will, lässt sie sich dazu bewegen, erst über See abzuregnen.

„Wir wollten dieses Mal auch die Höhe der Bühne ausnutzen. Darum spielt sich einiges oben bei der Gewitterwolke ab“, so Paul Kossatz, Lilarum-Leiter, der schon als junger Jugendlicher (ab 12 Jahren) selber als Puppenspieler Figuren bewegt hat. Und er verrät, wie die Puppenspieler:innen da auch hinauf kommen. Hinter der Bühne ist in dem Fall eine Tribüne aufgebaut, auf der sie in der Höhe agieren.

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