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Figuren bzw. Szene aus "Finn Flosse räumt das Meer auf" im Wiener Figurentheater Lilarum
Figuren bzw. Szene aus "Finn Flosse räumt das Meer auf" im Wiener Figurentheater Lilarum
19.04.2024

Bauchweh in der märchenhaften Unterwasserwelt

Figurentheater Lilarum (Wien) hat gemeinsam mit Kunst-Studierenden aus dem Bilderbuch „Finn Flosse räumt das Meer auf“ ein Stück gemacht, das derzeit gespielt wird.

Wasser schillert zu Beginn spiegelnd im Bühnenhintergrund. Die Projektion lässt zugleich Bilder von Öl auf Wasser im Kopf entstehen. Dieser Visual-Effekt ist vielleicht nicht zufällig. Dreht sich doch das aktuelle Stück im Figurentheater Lilarum (Wien) – in Zusammenarbeit mit Studierenden der Uni für Angewandte Kunst – um Verschmutzung der Meere sowie den Kampf dagegen. „Finn Flosse räumt das Meer auf“ baut auf dem gleichnamigen Bilderbuch von Eva Plaputta auf – Buchbesprechung unten am Ende des Beitrages verlinkt.

Figuren bzw. Szene aus
Figuren bzw. Szene aus „Finn Flosse räumt das Meer auf“ im Wiener Figurentheater Lilarum

Die Story

Zunächst kürzest die Story: Finn Flosse ist das Kind der tollkühnen Meerjungfrau Ora und eines Menschen, den sie gerettet hatte. Er, also Finn, der anstatt zwei Beinen zwei Flossen hat, kommt drauf, weshalb ihm beim Verzehr von Schlammgurken schlecht geworden ist und auch viele Fische Bauchweh haben. Es ist das Plastik, das sie mit der Nahrung verschlucken. Das Meer ist ziemlich voll von Abfällen der Zweibeiner. Sie knüpfen ein dichtes Netz aus Algen und bringen den Mist zurück an den Strand der Menschen.

Figuren bzw. Szene aus
Ein Krebs

Zauberhafte Welt

Nun schwebt also dieser Finn zwischen Korallen und Felsen in der Unterwasserwelt, lässt sich beispielsweise auf einer überdimensionalen Seegurke nieder, um die über ihm schwebenden Schlammgurken fast wie märchenhafte gebratene Tauben in den Mund fliegen. Darunter eben offenbar auch ein Stück Plastik. Von diesem befreit ihn eine zauberhafte Qualle mit einer Art knappen, comic-haften Kunstsprache.

Fantasievoll Finns Traum-Szene in der sich von einem großen Plastik-Monster verschluckt sieht. Vorne liegt die Figur am Bühnenrand, im Hintergrund schwebt sie durch den Schlund des Monsters – als Schattenbild, drum herum animierte Mikroplastikteile.

Figuren bzw. Szene aus
Die rettende Qualle kommt zu Finn, um ihm zu helfen

Wal mit Scheibenwischern

Monströs, aber von seinem Blick her schon freundschaftlich lugt der Kopf von Wal Theo, dem größten Helfer Finns, vom Bühnenrand ins Gesehehen. Witziger Effekt, wenn der Wal zu schwimmen beginnt, bewegen sich Scheibenwischer über seine Augen – was allerdings wiederum an einen Autobus erinnert.

Wenn Finn mit dem Wal durchs Meer schwimmt und sich weiter nach hinten in der Bühne begibt, sind beide kleiner, der Wal ganz sichtbar. Weshalb er dann allerdings eher wie ein zusammengekauerter wuchtiger Mensch aussieht – mit angewinkelten Beinen anstelle der Schwanzflosse? Aber das ist auch schon der einzige Kritikpunkt.

Figuren bzw. Szene aus
93-jährige Schildkröte

Figuren, Bühne, Animationen UND Licht

Dem Stück gelingt es neben der Erzählung der Geschichte vor allem immer wieder magische Bilder über die Figuren im Zusammenspiel mit Animationen und vor allem den Lichtstimmungen zu erzeugen, die zu Ausrufen des Staunens bei den vielen Kindern im Saal führen. Glich nach der kurzen Umbaupause – hinter geschlossenem Vorhang – wird’s in der dunklen Tiefsee bei den Anglerfischen sogar ein wenig gruselig.

Figuren bzw. Szene aus
Der Rochen kann schön schweben

Kooperation Theater und Uni

Studierende der Uni für Angewandte Kunst wollten aus diesem Bilderbuch ein Figurentheaterstück – mit Videoanimationen – machen und haben dies gemeinsam mit dem Lilarum entwickelt. Von den Profis lernten sie das Handwerkszeug und manche der Figuren wurden aus Zeitmangel des Uni-Projekts dann doch von den Theaterleuten produziert.

Figuren bzw. Szene aus
Finn und die Schlammgurken, die ihm in den Mund schwimmen

Internationales (Uni-)Projekt

Das Figurentheater Lilarum ist übrigens Teil eines EU geförderten Erasmus-Projekts mit Künstler:innen und Universitäten mehrerer europäischer Länder: „IPMAU (Interdisciplinary Puppetry Modules for Art Univiersities) mit Interplay Hungary /Hungarian University of Fine Arts Budapest, Josip Juraj Strossmayer University of Osijek (Kroatien) sowie der Akademie der bildenden Künste Wien.
In der ersten Projektphase entstehen drei Lehrveranstaltungen für Studierende aus bildnerischen und angewandten Richtungen – geleitet von Uni-Lehrenden und Figurentheaterschaffenden. Die dabei entstehenden Lehrveranstaltungen können von Kunstuniversitäten weltweit in bestehende Lehrpläne eingebaut werden.

Die Projektinhalte werden ebenso wie die beteiligten Studierenden und ihre Arbeiten in öffentlichen, internationalen Präsentationen sowie medial präsentiert. Eine Tagung in Wien, in der die Ergebnisse und Zukunftsperspektiven von IPMAU präsentiert werden, bildet den Abschluss – geplant im ersten Quartal 2026.

Gastspiele aus Mittel- und Südosteuropa

Seit 2019 lädt das Wiener Figurentheater Lilarum immer wieder Gruppen aus mittel- und osteuropäischen Ländern (CEE Central and East-Europe) zu Gastspielen in der jeweiligen dominierenden Landessprache ein. In erster Linie spricht dieses Kindertheater in Wien-Landstraße (3. Bezirk) damit zwei- bzw. mehrsprachigen Familien mit Herkünften oder Verwandten in diesen Ländern an. Die Kinder können so auch – sonst eher selten – Theater in ihrer jeweiligen Erst- oder Familiensprache erleben.

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INFOS: WAS? WER? WANN? WO?

Finn Flosse räumt das Meer auf

Nach dem gleichnamigen Bilderbuch von Eva Plaputta (kunstanstifter verlag); ab 4 Jahren

Bühnenfassung: Stephan Lack
Regie: Andrea Gergely
Puppen, Bühne & Mitarbeit Text: Ilja Czebulla, Mirjam Miller, Joannis Murböck und Anna Reichmayr – Studierenden der Universität für Angewandte Kunst (Wien), Abteilung für Bühnen- und Filmgestaltung (Leitung: Bernhard Kleber; Projektleitung: Thomas Oliver Niehaus)
Figurenspiel: Paula Belická, Silence Conrad, Carlos Delgado-Betancourt, Manuela Hämmerle, Jo Demian Proksch, Evgenia Stavropoulou-Traska
Licht: Rasha Ahmad
Dialogregie: Yvonne Zahn
Stimmen: Anna Böck, Sven Kaschte, Mathias Lenz, Walter Mathes, Thomas Oliver Niehaus , Branko Samarovski, Julia Schranz
Komposition: Stephie Hacker
Musik: Stephie Hacker & Laurenz Hacker

Eine Kooperation mit Studierenden der Universität für Angewandte Kunst (Wien)

Wann & wo?

Bis 28. April 2024
Figurentheater Lilarum: 1030, Göllnergasse 8
Telefon: 01 710 26 66
lilarum -> finnflosse