Christian Dobler spielt Don Carney „wäre nicht abgeneigt gewesen, einen der anderen Soldaten zu spielen, aber auch meine Rolle ist interessant.“
KiJuKU: Was ist das Interessante an deiner Figur?
Christian Dobler: Er ist halt dieser Soldat mit Migrationshintergrund, der sich immer zurückzieht und anfangs jedem Konflikt aus dem Weg geht, weil er schon vorher oft diese Diskriminierungen erlebt hat. Das Interessante an Carney ist, dass er sich mehr wehren könnte als er es tatsächlich tut. Solange bis er dann einmal bloßgestellt wird – durch die Aufzeichnungen von Eugene in seinem Buch – und es dann zu dieser entscheidenden Szene kommt, in der er mehr aus sich rausgeht.
KiJuKU: Wirst du eigentlich (fast) immer für Rollen mit Migrationshintergrund besetzt?
Christian Dobler: Meistens, ich hab auch einmal die Hauptrolle gespielt in „Ziemlich beste Freunde“ – nach dem bekannten Film auf Plattdeutsch in einem Theater. Ich habe halt kubanische Wurzeln und das sieht man.
KiJuKU: Ist das aber nicht mitunter schon recht nervig, es sagt ja auch niemand, Hamlet muss von einem Dänen gespielt werden?
Christian Dobler: Ich versuch schon, dem entgegenzusteuern indem ich mich einfach für interessante Rollen bewerbe, wo der Fokus nicht auf Herkunft liegt, wo die Rollenbeschreibung viele Facetten hat – auf das will ich einfach hinaus. Für mich ist aber am wichtigsten, dass ich keine langweiligen Rollen spielen muss, sondern interessante – unabhängig vom Erscheinungsbild. Im englischsprachigen Raum ist das mittlerweile schon anders in Sachen Type-Casting.
Sie sind so 14/15 Jahre (vierte Klasse Gym), eine eingeschworene Freund:innen-Crew, die schon so manchen Kampf mit ungerechten Lehrer:innen oder überheblichen Macho-Jungs ausgefochten haben. In diesen Sommerferien fahren ihre Familien nicht weg, weshalb Adriana, Hannah, István, Leila und Yasmin ihre freie Zeit vor allem in den Höfen jenes Wiener Gemeindebaus in dem sie alle wohnten, verbrachten.
Soweit das Ausgangs-Szenario des kürzlich im Wiener Literaturhaus vorgestellten Jugendromans „komm runter!“ – das sich vor allem aus dem Spruch ergibt, wenn die eine oder der andere bei der Gegensprechanlage läutet, um die Freund:innen zusammen zu trommeln. Sabrina Myriam Mohamed hat mit einem Kapitel namens „All inclusive“ im Vorjahr einen der exil-Literaturpreise gewonnen. Im Interview mit Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… hatte sie damals verraten, dass dies nur der Beginn eines Romans war. Den hatte sie in groben Zügen fertig. In den folgenden Monaten wanderte der Text mehrfach zwischen ihr und der Lektorin Christa Stippinger hin und her. Stippinger ist auch Gründerin, Herz und Seele dieses Verlages, in dem heutige Größen wie Julya Rabinowich, Dimitré Dinev, Didi Drobna oder Susanne Gregor ihre ersten Bücher veröffentlicht haben.
Die Namen des jugendlichen Quintetts deuten schon die Vielfalt an wie sie unter Wiener Kindern und Jugendlichen üblich ist. Und so lässt die Autorin neben vielen (Alt-)Wiener Ausdrücken wie sich „aufpudeln“, „blöde Funzn“, „haaß“ (für wütend, sauer und in dem Fall nicht für hohe Temperatur), „herumstierln“ und andere organisch in den leicht und immer wieder vergnüglich lesbaren Text ebenso einfließen wie Begriffe auf Arabisch, BKS (Bosnisch/ Kroatisch/ Serbisch), Englisch, Romanes, Ungarisch. Viele erklärt sie gleich mit Fußnoten auf der jeweiligen Seite, einige hat sie in ein eignes Glossar am Ende der rund 180 Seiten gepackt.
Diese Vielfalt, die oft so „nebenbei“ daherkommt und nie aufgesetzt, bemüht oder gar pädagogisch wirkt, kennzeichnet den Roman, der viele Jugendliche ansprechen könnte. Es ist einer der Beweggründe dafür, dass sie ihn geschrieben hat. Ähnlich wie Thomas Brezina sagt, er schreibe die Bücher, die er gern als Kind gelesen hätte, sagt die 27-jährige Autorin im Interview mit KiJuKU-Praktikantin Stefanie Kadlec unter anderem: „Ich habe nie wirklich ein Jugendbuch gefunden, wo ich mich komplett identifizieren konnte, und ich wollte ein Buch schreiben, wo sich mehr Leute wie ich identifizieren können.“ (Link zum gesamten Interview am Ende des Beitrages.)
„Leute wie ich“ sind solche, die selbst oder deren (Groß-) oder gar schon (Urgroß-)Eltern neu nach Österreich oder Wien gekommen sind – und selbst trotz mehrerer Generationen noch immer als „Ausländer“ oder „netter“ formuliert „mit Migrationshintergrund“ abgestempelt werden. Und so kommt eine durchaus ähnlich erlebte Szene vor, in der Yasmin, längst Gymnasiastin, auf ihre ehemalige Volksschullehrerin Susi trifft, die (nicht nur) ihr nahegelegt hatte, Gymnasium wäre nix für sie – dieser Abschnitt ist im Bericht über die vorjährige Preisverleihung zitiert.
Aber nicht nur rassistische Lehrkräfte wie „Frau Susi“, sondern auch Macho-Jungs kriegen ihr literarisches Fett ab. Wenn Burschen laut und goschert mit „wallah, Allah“ auf den Lippen samt sexistischen, abwertenden Schimpfworten Mädchen etwa Ballspielen im „Käfig“ verbieten wollen, dann lässt die Autorin ihre fünf Hauptpersonen auch nicht auf den Mund fallen.
Sabrina Myriam Mohamed baut im ungefähr letzten Drittel des Romans aber noch eine sehr spannende Wendung ein, die dich als Leser:in aus dem lockeren Ferien-Alltag von Adriana, Hannah, István, Leila und Yasmin rausreißen und mitfiebern lassen. Navid, so etwas wie ein Cousin von Leila, ist von der Abschiebung bedroht. Die involvierten Eltern wollen das von den fünf Jugendlichen fernhalten, die kommen irgendwie zufällig drauf, wissen aber nicht mehr, reimen sich einiges zusammen und entwickeln einen Schlachtplan zur Verhinderung – ohne Navid selbst einzubeziehen. Da geht’s einigermaßen turbulent zu – mehr sei nicht gespoilert, die Spannung soll bleiben.
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