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Ausstellung von geschriebenen und gezeichneten Gedanken Jugendlicher zum Thema Grenzen - in Kooperation mit dem Dramatiker:innenfestival in Graz

Grenzenlos über Grenzen nachgedacht

Spinnen die da unten. Die, die sich als die Krone der Schöpfung und sich für die Schlauesten auf dem Planeten Erde halten. Diese Gedanken schossen durch den Kopf als Yara Nußbaumer ihren ersten Text vor der Installation von ihr und ihren Mitschüler:innen aus der fünften Klasse der Modellschule Graz – in der es u.a. die ersten sechs Schuljahre keine Noten gibt – vortrug. Sie lässt die Zuhörer:innen in den Kopf eines Vogels schlüpfen, der bei seinen Höhenflügen keine Grenzen kennt. Und die da unten…? – Ihren ganzen Text dürfen wir veröffentlichen – er ist in einem eigenen Beitrag, der unten am Ende dieses Artikels verlinkt ist.

Als Schüler:innen sind sie viel freier, hier wollen sie den Blick auf ihre Werke freigeben ;)
Als Schüler:innen sind sie viel freier, hier wollen sie den Blick auf ihre Werke freigeben 😉

Die Jugendlichen hatten sich – in Zusammenarbeit mit dem Dramatiker:innen-Festival (Projektleitung: Leitung: Lisa Höllebauer) in der steierischen Landeshauptstadt – Gedanken zum Thema „meine Grenze“ gemacht. Und dazu auch den Text einer Szene aus dem Stück „Am Hafen mit Vogel“ als eine der Inspirationsquellen bekommen. Zeichnungen – unter anderem ein weit geöffnetes Fenster – aber auch eine Malerei, in der die Grenzen ziemlich verschwimmen, sowie Texte – nicht nur der schon genannte und dazu ein ganzer Podcast sind entstanden.

Natürlich fanden die Jugendlichen auch durchaus sinnvolle Grenzen, die es zu wahren gilt, beispielsweise die der eigenen körperlichen Unversehrtheit, wo es gilt, frühzeitig Nein und Stopp sagen zu lernen…

Die Arbeiten sind/waren als Installation an einer Baustellengitter-Wand zu sehen (zum Podcast führte ein QR-Code); in der Vorklinik – einem ehemaligen Unigebäude, das zwischenzeitlich vom Festival genutzt werden kann, bevor es abgerissen wird. Besucher:innen wurden gebeten mit Klebezettel eigene Gedanken und vielleicht auch eigene Wörter zum Thema zu erfinden.

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Compliance-Hinweis: Das Dramatiker:innen-Festival in Graz hat Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… für drei Tage zur Berichterstattung eingeladen.

Yara Nußbaumer las ihre und andere Text vor

Die Freiheit des Vogels

Was denke ich, fragen sie mich, wenn ich da oben kreise. Was mache ich, wenn Schranken und Pässe sie stoppen, wenn Linien auf Papier und Namen auf Karten ihr Leben verändern?
Ich denke, Papier ist wertlos, genau wie zwei Hände, wenn ich doch Flügel habe. Ich denke, Namen sind ein Kompass, keine Wände, Mauern, Zäune. Ich denke, die eine Seite des Schranken sieht gleich aus wie die andere. Ich denke, ich kann solange weiterfliegen bis meine Flügel schmerzen und mein Bauch vor Hunger schreit.
Ich sehe, und sehe nur die Grenze wie ein Baum, ein Stein, ein Meer. Ein Ding wie alle Anderen. Hier und da, bedeutungslos.
Aber sie sehen nicht wie wir in der Luft es tun.
Wenn die Möwe an der Küste streift, die Krähen auf den Bäumen krächzen, der Bussard über Felder kreist, dann fliegen, krächzen, kreisen sie und leben wie sie leben, hier und dort, bis sie es nicht mehr tun. Und der Vogel sieht einen anderen und erkennt ihn als Gleiches, als Lebewesen, wie sie alle sind und er sucht nicht nach Namen auf Karten, nach Linien auf Papier um zu urteilen. Warum sie das dort unten tun?
Ich fliege und fliege und als ich an ihnen vorbeiziehe, fängt sich der Wind in meinen Federn und die Sonne ist meine Kompassnadel, die einzige Karte die ich brauche und ich habe kein Papier, kein Geld, keinen Namen.
Ich bin hier und dann dort. Über ihre Linien, Namen, Leben. Und ich spüre keine Mauer, keinen Zaun, kein Netz das mich fängt, kein gar Nichts, nur den Wind in meinen Federn.
Wie sie dort unten stolpernd, gehen, wandern, flügellos und sie haben nicht mal die halbe Welt als ihre Heimat und dann die Linien, Linien, Linien, keiner raus, keiner rein. Und mir gehört der Himmel und die Erde und Papier ist wertlos.

Yara Nußbaumer