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Doppelseite aus "In mir spielt Musik"

So macht Aufwachen Spaß

„Ein Aufwachbuch“ heißt diese quadratische auf Kartonseiten gedruckte kunterbunte Geschichte im Untertitel. Ein – an Pumuckl – erinnerndes Kind wird munter. „Es ist in der Früh, rund um mich ganz still. Doch drin in mir spielt Musik, wenn ich will.“

In (nicht nur) diesem – von Melanie Laibl beschriebenen und von Cansu Yakin (der Vorname verknüpft die türkischen Wörter für Seele und Wasser) gezeichneten – Kind gibt es aber nicht nur Musik, sondern auch alle möglichen Geräusche. „Wie wär’s mit Knurren? frag ich meinen Bauch…“

Doppelseite aus
Doppelseite aus „In mir spielt Musik“

Aber auch Geräusche von außen, etwa das Rauschen des Windes oder das Klopfen, Prasseln usw. von Regen verwandeln Bilder und Text in feine Rhythmen, Klänge, eben einfach Musik.

Im letzten Drittel des Papp-Bilderbuchs erweitert sich auch die Perspektive der Hauptfigur, des Kinders mit rotem Wuschelkopf – beim Musizieren machen nun so manche vor allem Tiere mit.

Doppelseite aus
Doppelseite aus „In mir spielt Musik“

Ein Tag mit viel guter Laune geht zu Ende – und das Verfolgen des Geschehens mit seinen locker wirkenden gereimten Zeilen sowie den Bildern, die zu sehr vielen Entdeckungen einladen stecken sicher viele (Vor-)Leser:innen und Schauer:innen mit der positiven musikalischen Stimmung an.

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Titelseite von
Titelseite von „In mir spielt Musik“
Yoko Yagihara in "Hörst du das Wasser glitzern", das sie auch selber konzipiert hat

Wie schauen Klänge und Geräusche aus?

Schon der Titel eröffnet (Bilder- und Hör-)Welten im Kopf: „Hörst Du das Wasser glitzern?“ ist das jüngste Stück – für die Jüngsten – im Salzburger Toihaus Theater. Konzipiert als Gegenstück zu „Leak“, der Performance rund um und mit Wasser für erwachsenes Publikum, richtet es sich an Kinder ab 2 Jahren; eröffnet aber genauso für Erwachsene, die sich darauf einlassen einen wunderbaren – sichtbaren – Klangkosmos.

So, jetzt aber auf die Bühne – bzw. davor und die Beschreibung dessen, was und wie Yoko Yagihara, die im Toihaus Theater schon so manches Stück entwickelt sowie in anderen als Musikerin mitgewirkt hat. Mit einem kleinen mit Wasser gefülltem Glaskrug in der Hand und einem Kanister auf dem Rücken begrüßt sie das Publikum im Foyer, geleitete es in den Raum ihrer sichtbaren Geräusch- und Klangspiele (Bühne und Ausstattung: Gerold Tusch). Im Hintergrund drei überdimensionale – unterschiedlich hoch mit Wasser gefüllte – Vasen neben ihrem metallenen Vibraphon.

Davor unter anderem ein Tisch mit mehreren kleinen, drehbaren Ebenen auf denen Trichter in verschiedenen Farben verteilt sind. In einen davon füllt sie einige Eiskügelchen, sie aus ihrem Rucksack-Kanister holt.

Yoko Yagihara in
Yoko Yagihara in „Hörst du das Wasser glitzern“, das sie auch selber konzipiert hat

Erst Tropfen, dann immer mehr…

Und dann überlässt Yoko Yagihara den einen oder anderen Wassertropfen der Schwerkraft. Leise fast unhörbar platschen die ersten auf den Boden. Andere Materialien dazwischen geschoben, klingt das Aufkommen schon deutlicher – und ganz schönvielfältig. Ebenso wenn sie die unterschiedlichsten gläsernen Karaffen – beispielsweise bauchig rund oder mit langem, dünnen Hals – in andere Wassergefäße füllt.

In einer Ecke hat die Musikerin sogar ein Experiment aufgebaut: Wenn sie den Hahn des Wasserbehälters öffnet, erzeugen die fallenden Tropfen nicht nur Geräusche, sie bringen eine durchbohrte, unten aufgeschnittene Kunststoffflasche zum Kippen. Pendelt die wieder zurück, schlägt sie mit der Verschlusskappe auf ein Metallteil!

Von dieser Versuchsanordnung ausgehend könnte der Titel entstanden sein. Das Wasserspiel hier wirft helle, sich stets verändernde Schatten an die Wand (Licht und Technik: Florian Kirchmayr, Robert Schmidjell).

Hören sehen und sehen hören

Irgendwie könnten die verschiedensten – wohlüberlegten, ausgetüftelten – Wasserspiele fast ohne Ende verfolgt werden und alles sei hier sicher nicht preisgegeben, Überraschungsmomente sollen noch bleiben; auch wenn das Schau- und Hörspiel selbst bei genauer Vorab-Kenntnis beeindruckend ist – mit einer fast meditativen Komponente.

Verraten sei aber schon, dass Yoko Yagihara natürlich zwischendurch auch auf dem – schon genannten – Vibraphon spielt – mit Erweiterung des Klangspektrums auf den unmittelbar daneben platzierten hohen Glasröhren. Und dass die hier veröffentlichten Fotos aus der rund halbstündigen Performance mit Wasserballons zu tun haben…

„Ich als Musikerin nehme die Dinge immer zuerst durch das Hören wahr. Bei anderen und auch Kindern ist die visuelle Wahrnehmung oft stärker. Deswegen wollte ich mit dem neuen Klangspiel eine Verbindung schaffen. Es geht darum, das Hören zu sehen und das Sehen zu hören!“ So wird die Künstlerin in der Medieninformation zum Stück zitiert.
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Compliance-Hinweis: Das Toihaus Theater übernahm die Fahrtkosten von Wien nach Salzburg und zurück.

Yoko Yagihara in
Yoko Yagihara in „Hörst du das Wasser glitzern“, das sie auch selber konzipiert hat
Doppelseite aus dem Bilderbuch "Klang"

Dieses Bilderbuch lebt von deinen Tönen, Klängen und Geräuschen

Dieses Bilderbuch lebt von Klängen. Nein, es ist kein bebildertes Hörbuch. Du findest auch keinen QR-Code auf den Seiten, über den du zu online aus dem SmartPhone oder Computer zu Bildern oder Texten runterladen kannst. Für die Töne und Geräusche bist du selbst zuständig. Du kannst sie dir „nur“ vorstellen – oder auch selbst erzeugen.

Das vielleicht einfachste Beispiel siehst du über diesem Beitrag abgebildet – es ist eine und nicht einmal die allererste Doppelseite aus „Klang“. Dieses Buch hat sich die Musikpädagogin und Psychologin Cristina Cubells ausgedacht und geschrieben (aus dem Spanischen hat es Lea Bosshart ins Deutsche übersetzt). Es lebt aber mindestens genau so von den gezeichneten (Wimmel-)Bildern. Die wollen die dazu animieren, dir Geräusche und Töne nicht nur vorzustellen, sondern auch beim Lesen oder Anschauen selber zu erzeugen.

Das angesprochene – oben abgebildete Beispiel: Du musst den Luftballon gar nicht aufblasen, aber du kennst sicher die Geräusche, die dabei entstehen. Und auch jene, wenn du den gut aufgeblasenen Ballon auslässt und er wegzischt.

Dieses Bilderbuch zeigt und erklärt auch das, was in neuerer Musik im vorigen Jahrhundert von Komponisit:innen erfunden wurde- die grafische Notation oder Partitur. Neben oder oft auch statt der Musiknoten, die du vielleicht kennst – leere oder volle Kreise mit oder ohne Strich und bei letzteren mitunter kleine „Fähnchen“, die Tonhöhe und -länge angeben – gibt es da die unterschiedlichsten Symbole, Zeichen und Zeichnungen. Die sind oft – wie das Bilderbuch zeigt – (fast) selbst erklärend.

Immer wimmeliger 😉

Nach der Ballon-Doppelseite findest du auf den folgenden Seiten Situationen mit lautmalerischen „Wörtern“ wie „tropf“, „klatsch“ „pfffffh“… und Symbolen, die dir anzeigen, ob die Töne laut, leise, hoch, tief, lang oder kurz anzustimmen sind.

Doppelseite aus dem Bilderbuch
Doppelseite aus dem Bilderbuch „Klang“

Ungefähr ab der Mitte sind dann diese Wörter oder Buchstabenkombinationen weggelassen und „nur“ mehr Hinweise, was da jetzt passiert – zum Beispiel in der Küche „Eier schlagen“, „Salat salzen“ und vieles mehr. Nun liegt’s an dir, auszuprobieren, wie du die dazu passenden Geräusche – ohne sie echt auszuführen – machen kannst.

Bei späteren Doppelseiten fehlen sogar solche „Anleitungen“ und du findest ausschließlich grafische Zeichen und Symbole, die Anregungen sein können, dazu eine Geräuschkulisse und Töne zu erzeugen. Und ganz zum Schluss – der sei ausnahmsweise schon einmal verraten – stehen dir zwei bunte, leere Doppelseiten zur Verfügung mit dem Angebot, deine eigene grafische Notation zu erfinden, dir vorzustellen, zu zeichnen und sie vielleicht auch andere ausprobieren zu lassen.

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Titelseite des Bilderbuchs
Titelseite des Bilderbuchs „Klang“