Zum 17. Mal in diesem Jahrhundert kamen junge und jüngste Abgeordnete aus Kinder-Gemeinderäten und -Parlamenten zusammen (im vorigen gab es Anfang der 90er Jahre bereits einige – österreichweite – Kindergipfel in der Steiermark in Mürzsteg). 140 Vertreter:innen der jungen Generation aus 16 Gemeinden und Städten (Bruck an der Mur, Eibiswald, Eisenerz, Feldkirchen bei Graz, Fernitz-Mellach, Gössendorf, Graz, Hart bei Graz, Kapfenberg, Lebring, Raaba-Grambach, Riegersburg, St. Stefan im Rosental, Tillmitsch, Trofaiach, Wildon) diskutierten und arbeiteten – dieses Mal in Wildon – in Workshops und danach im Plenum zum diesjährigen Motto „Aufgepasst! Wir haben’s im Blick! Unsere Sicherheit geht vor“.
Praxisnah rückten Kindergemeinderät:innen und -parlamentarier:innen eines Workshops aus und führten mit Unterstützung der Polizei Radarkontrollen durch. Statt Strafen gab es Zitronen für Raser:innen. Im Gegensatz zur üblichen Praxis in der Realität gab es dafür auch Lob für rücksichtsvolle Autolenker:innen – ihnen überreichten die Kinder Äpfel als lohnenden Dank. Die Polizei sorgte auch für einen sicheren Weg vom Bahnhof zum Veranstaltungsort und stellte sich in einem Radio-Workshop den Fragen der Kinder.
In anderen Workshops ging es ums Wohlbefinden: In Spielen, kreativen Arbeiten mit Ton oder mit Rätseln oder einer Schnitzeljagd wurden viele Bereiche des großen genannten Themas bearbeitet, die Umgebung erkundet, ein Insektenhotel gebaut und in einem Theater-Workshop bot eine Bühne Platz für Szenen zu Zivilcourage.
Kindergipfel, ebenso wie die Gemeinderäte oder Parlamente in den Städten und Orten sind ein konkretes, wichtiges Mittel, um eines der zentralen Kinderrechte (Konvention von der UNO 1989 beschlossen), das nach Mitsprache und Mitbestimmung umzusetzen. Jedes Jahr steht bei den Gipfel-Treffen ein anderes Thema im Zentrum, das sich ebenfalls aus der Kinderrechtskonvention ableitet.
Sicherheit und Schutz – im Straßenverkehr, in der Umwelt und im täglichen Miteinander – waren eben dieses Mal das Thema. Die Kinder setzten sich intensiv mit den Verkehrssicherheit, psychischer Gesundheit und Wohlbefinden sowie einer sicheren und sauberen Umwelt auseinander. Die Kinderrechte auf Gesundheit, Spiel und Freizeit, Schutz vor Gewalt und Beteiligung sowie der im Artikel 3 der Konvention festgehaltene Grundsatz, dass bei allen Entscheidungen, die Kinder betreffen, stets das Kindeswohl an erster Stelle stehen muss, wurden von den Kindern letztlich in neun konkrete Botschaften „übersetzt“.
Diese schrieben die Kinder auf Wolken, die gemeinsam mit bunten Regenschirmen in der Volksschule Wildon angebracht werden. Dies sind die neun Botschaften von denen eine titel dieses Beitrages wurde:
Begleitet und organisiert wurde das steirische Gipfeltreffen von beteiligung.st, der Fachstelle für Kinder-, Jugend- und Bürger:innenbeteiligung in Zusammenarbeit mit der Marktgemeinde Wildon sowie dem Kindergemeinderat Wildon.
Zwei der mehr als 140 Kinder, die am letzten Mai-Wochenende ihre Gedanken, Ideen, Wünsche, Forderungen und Vorschläge beim 17. Steirischen Kindergipfel einbrachten (Bericht dazu in einem eigenen Beitrag, unten verlinkt), gaben in einer Pause Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… ein Interview – am Telefon, weil KiJuKU.at bei anderen Veranstaltungen in Wien unterwegs war.
Sowohl Isabel (12) als auch Lina (13) reisten aus Bruck an der Mur nach Wildon, dem diesmaligen Gipfel-Ort. Sie hatten in ihrer Stadt auch schon einen Kindergipfel. Beide nahmen dieses Jahr bereits zum dritten Mal an der Zusammenkunft von Kindern teil, die sich in ihren jeweiligen Orten, Gemeinden, Städten als Kinder-Gemeinderät:innen oder -Parlamentarier:innen engagieren.
KiJuKU: Wie bist du dazugekommen, Kindergemeinderätin und Teilnehmerin an Kindergipfeln zu werden?
Isabel: Ich hab vor drei Jahren davon gehört und mich dafür interessiert, weil ich ein bisschen was verändern und dabei mithelfen wollte, um die Stadt kinderfreundlicher zu machen.
KiJuKU: Was waren oder sind dabei deine wichtigsten Anliegen, wodurch könnte Bruck an der Mur sich in diese Richtung verändern?
Isabel: Wir haben drei Spielplätz, zwei sind wirklich schön, aber einer ist etwas grau und langweilig.
KiJuKU: Und, konntet ihr da etwas verändern?
Isabel: Wir Kinder haben darauf geschaut, dass Bäume in Töpfen auf diesen Spielplatz kommen.
KiJuKU: Waren nur Spielplätze ein Thema oder auch anderes, um die Stadt kinderfreundlicher zu machen?
Isabel: Wir haben im Kindergemeinderat auch andere Dinge besprochen, ein paar Mal sind auch Politikerinnen und Politiker aus der Stadt zu uns gekommen, um mit uns über unsere Vorschläge zu reden.
KiJuKU: Was waren oder sind andere Themen, die euch wichtig sind?
Isabel: Sehr wichtig ist uns Müll. Es stört uns Kinder, dass viel Mist fast überall herumliegt.
KiJuKU: Gibt es zu wenige Mistkübel?
Isabel: Nein, es gibt fast an jeder Ecke einen Mistkübel, aber vielen Leuten ist das offenbar egal, sie lassen Müll fallen und liegen.
KiJuKU: Was kann dagegen – oder vielmehr für das Gegenteil getan werden?
Isabel: Wir Kinder haben Schriftplakate gemalt, mit denen wir Menschen bitten, ihren Mist in die Kübel zu werfen. Bei manchen hat es auch schon etwas bewirkt.
KiJuKU: Wie viele Kinder machen im Kindergemeinderat mit und wie oft trefft ihr euch?
Isabel: So ungefähr zehn bis 15 Kinder kommen einmal im Monat zusammen.
KiJuKU: Was war / ist dir beim Kindergipfel wichtig?
Isabel: Mir war’s immer wichtig, neue Leute aus den anderen Kindergemeinderäten und -Parlamenten kennen zu lernen und von ihnen über ihre Arbeit zu erfahren.
Im Vorjahr war der Kindergipfel in unserer Stadt und da durften wir ein bissl mitorganisieren.
KiJuKU: Was war bzw. ist dir das wichtigste Anliegen als Kindergemeinderätin?
Lina: In Bruck ist mir besonders wichtig, dass die Stadt ein bisschen grüner wird. Es gibt so viele Straßen und Beton und nicht wirklich viele Pflanzen. Kleine Kinder haben so in ihrer Wohn-Umgebung nicht viel Natur.
KiJuKU: Was schätzt du an den Kindergipfeln?
Lina: Dass ich hier immer die Kinder von den anderen Parlamenten und deren Beweggründe für ihre Aktivitäten oder neue Themen kennenlernen kann.
KiJuKU: Was waren neue Themen für dich?
Lina: Beim ersten Gipfel wo ich dabei war, ging’s vor allem um Umweltverschmutzung und was alle dagegen tun können, um die Natur sauber zu halten.
Beim zweiten ist es vor allem um Verhalten gegenüber Menschen gegangen, auch wenn sie andere Religionen haben oder aus anderen Ländern kommen.
KiJuKU: Aber war das neu, wird das nicht auch in der Schule besprochen?
Lina: Schon, ab und zu reden wir auch in der Schule darüber, aber beim Kindergipfel war viel Neues dabei.
Und heuer reden wir viel über Polizei, Sicherheit, psychische Gesundheit, saubere und sichere Umwelt und Verkehr; unser Motto ist „Aufgepasst, wir haben’s im Blick!“
KiJuKU: Apropos Verkehr, wie schaut’s da in Bruck aus?
Lina: Wir haben keine Zebrastreifen und Ampeln außer bei den Hauptstraßen, aber es ist bei uns relativ sicher, die Autofahrerinnen und Autofahrer passen schon auf Fußgänger auf.
KiJuKU: In welchem Workshop hast du mitgearbeitet?
Lina: Bis jetzt, so wie die Isabel, in der Wohlfühlwerkstatt. Wir haben Zettel geschrieben mit Komplimenten an uns selber. Und die geben wir in Gläser. In diese Wohlfühlgläser können wir irgendwann reingreifen, wenn’s uns nicht so gut geht und einen solchen Zettel rausnehmen und lesen!
Und wir haben an Botschaften gearbeitet – siehe den unten verlinkten Beitrag dazu.
Isabel: Im Vorjahr haben wir unsere Botschaften auf Holzmanschgerln (große hölzerne Figuren, siehe Foto oben) geschrieben, heuer auf Papier-Wolken.
Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… konnte gegen Ende des „rebellischen“-Jugend-Workshops sich ein bisschen umschauen und -hören und durfte mit zwei jungen Teilnehmer:innen Interviews führen.
KiJuKU: Wie alt bist du und warum bist du hier?
Nicola: Ich bin 19 Jahre alt und bin auf das „Rebels of Change“ Jugendforum von Südwind aufmerksam geworden, weil ich mich nach der Matura aktivistisch engagieren wollte. Zunächst bin ich auf den Verein Südwind gestoßen, wo ich im AktivistInnenteam und in der Jugendredaktion tätig bin. Durch diese Zusammenarbeit bin ich gefragt worden, ob ich zum Jugendforum kommen möchte. Es war für mich klar, dass ich bei so einer Initiative dabei sein mag. Wenn Jugendliche schon Partizipationsmöglichkeiten haben, dann will ich diese auch nutzen und habe sofort zugesagt.
KiJuKU: Du hast gesagt, dass du dich nach der Matura aktivistisch engagieren wolltest, hat dich das immer schon interessiert?
Nicola: Aktivismus generell hat mich schon immer fasziniert, allerdings war ich während der Schulzeit nicht aktiv. Ich habe das Gefühl gehabt, dass die Schule da nicht wirklich dahintersteht. Dadurch habe ich den Eindruck bekommen, dass es nicht wichtig ist. Es wird nicht gefördert, also zählt es nicht so viel. Dass es gar nicht so ist, habe ich erst nach meiner Schulzeit bemerkt, und dass es eigentlich extrem wichtig ist und wenn wir irgendwie Möglichkeiten bekommen, sollten wir diese auch wirklich nutzen können und dürfen.
KiJuKU: Du hättest aber in der Schule schon den Wunsch gehabt?
Nicola: Ja genau, ich habe schon immer wieder Möglichkeiten gefunden. Zum Beispiel war ich in meiner Schule dabei, als der Klimaclub gegründet wurde. Ich war eines der ersten Mitglieder. Da habe ich gesehen, dass sich etwas tut und ich auch etwas Tolles und Positives bewirken möchte. Die Fridays For Future Bewegung fand ich auch extrem cool, allerdings habe ich mich nicht so getraut zu streiken. Im Nachhinein würde ich es anders machen.
KiJuKU: Wieso gerade Südwind, hätte es da nicht auch andere Möglichkeiten gegeben?
Nicola: Ja, es gibt ja ganz viele Organisationen und Vereine, die etwas Supertolles bewirken und die man unterstützen möchte. Ich glaube, man bräuchte hundert Leben, um in allen aktiv zu sein. Zu Südwind bin ich gekommen, weil wir im Englischunterricht einmal einen Redewettbewerb zum Thema „Nachhaltigkeit und Menschenrechte“ hatten. Der wurde von Südwind mitveranstaltet. Das habe ich mir damals gemerkt und nach der Schulzeit habe ich nach einem Verein gesucht, wo ich mitmachen kann. Dann konnte ich mich erinnern und hab die erste eMailadresse, die ich auf der Südwind-Homepage gefunden habe, einfach angeschrieben. Die haben mir das mit der Jugendredaktion und dem AktivistInnenteam erzählt, so bin ich immer mehr hineingerutscht.
KiJuKU: Was macht ihr in der Jugendredaktion?
Nicola: Wir machen ganz verschiedene Dinge. Einerseits betreuen wir den Instagram-Account mit, wo wir immer wieder die Möglichkeit haben, Content zu erstellen. Wir haben auch Berichte auf der Südwind Homepage. Eine Zeit lang haben wir auch Podcasts gemacht und ein Beitrag ist von uns auch mal im Südwind Magazin erschienen. Wir können immer frei auswählen, was mir machen wollen, worauf wir Lust haben und was uns gerade auf dem Herzen liegt. Für die Themen, die wir genauer beleuchten möchten, bekommen wir Raum, um uns dazu zu äußern.
KiJuKU: Wo stehst du gerade im Leben?
Nicola: Nach der Matura wollte ich nicht direkt, in irgendeinen Berufszweig oder in ein Studium einsteigen. Ich habe mir ein Jahr Zeit genommen, um verschiedene Berufsfelder und Praktika auszuprobieren. Zum Beispiel habe ich in einer Caritas Einrichtung in Wien und Salzburg gearbeitet. Im Winter war ich Skilehrerin. Mit Südwind hatte ich die Möglichkeit, nach Brüssel mitzukommen. Ich habe angefangen, mich mit verschiedene Studienrichtungen zu beschäftigen und in dem Jahr habe ich gemerkt, dass ich mich für Umweltpädagogik interessiere. Das Jahr hat mich schon ziemlich in meiner Entscheidungsfindung geprägt. Ich werde Umweltpädagogik an der FH (FachHochschule) für Agrar und Umweltpädagogik studieren. Ich bin froh, dass sich das mit Südwind ergeben hat, denn da bin ich zu immer mehr Events und Aktionen mitgekommen und auch auf eine Reise. So habe ich das gefunden, was ich wirklich machen möchte.
Stefanie Kadlec, 17 und
Follow@kiJuKUheinz
Zum Interview mit Aeron geht es hier unten
Und zu einem Überblicks-Bitrag über dieses „Rebels-of-Change“-Wochenende samt vielen Fotos, den Forderungen und dem dabei erarbeiteten Manifest geht es hier unten.
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