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Montage aus Fotos der Briefe von Felix (9) an den Bundespräsidenten, der Antwort sowie von ihm und dem Präsidenten mit einem Plakat der Kinderrechte
Montage aus Fotos der Briefe von Felix (9) an den Bundespräsidenten, der Antwort sowie von ihm und dem Präsidenten mit einem Plakat der Kinderrechte
27.07.2022

Die Kinderrechte sollen in allen Klassenzimmern hängen!

9-Jähriger Tiroler Volksschüler schrieb an den Bundespräsidenten, der besuchte am letzten Schultag ihn und seine Kolleg:innen in der VS Hötting (Innsbruck). Telefon-Interview mit dem initiativen Briefschreiber nun in den Ferien.

„Lieber Bundespräsident/ In meiner Schule ist Ihr Bild zu sehen. Und ich will, dass darunter in jeder Schule die Kinderrechte stehn!“

In Handschrift, versehen mit drei bunten Blumen, einem lächelnden Smilie und einem großen Stern, brachte der 9-jährige Felix Mayr aus Innsbruck diesen Brief zum Bürgermeister seiner Heimatstadt. Der hatte ihm bei einem Treffen versprochen, diesen Brief persönlich an Alexander Van der Bellen weiter zu leiten. Zum Treffen mit Bürgermeister Georg Willi war’s gekommen, weil Felix dem schon vorher einen Brief geschrieben hatte mit dem Wunsch, dass der Kindertag „besser gefeiert und akzeptiert wird“ sowie dem Angebot „Sie können auch mit mir reden.“

Foto von Felix' Brief an den Innsbrucker Bürgermeister
Felix‘ erstr Brief – an den innsbrucker Bürgermeister

Kindertag feiern!

Auf die Idee seines ersten Briefes – jenen an den Bürgermeister – sei er gekommen, „weil ich gesehen habe, dass in Deutschland am Kindertag * groß gefeiert wird, Kinder auf der Straße malen dürfen“. Im Gespräch mit dem gewählten Innsbrucker Stadtoberhaupt erzählte der Volksschüler dann von seinem Vorschlag, unter den Fotos von Bundespräsident, Landeshauptmann und Bürgermeister (offenbar eine Tiroler Spezialität) auch die Kinderrechte sichtbar zu machen. Was Willi gefiel und er versprach, einen entsprechenden Brief direkt an Van der Bellen zu leiten.

Und so setzte sich Felix Mayr bald danach hin und schrieb seinen Brief. Die Präsidentschaftskanzlei schrieb ausführlich zurück mit gleich eingangs „Danke für Dein Schreiben und Dein Interesse an Kinderrechten“ und kündigte den Besuch Van der Bellens am Zeugnistag in der Volksschule Hötting an. Mit im Gepäck hatte der Präsident Plakate von Unicef-Österreich mit – grafisch aufbereiteten und kürzest gefassten – Kinderrechten. Außerdem übergaben der Präsident und seine Mitarbeiter:innen Kinderrechtematerial, wie Kinderrechte-Poster und -Schulboxen für die gesamte Schule.

Antwort der Bundespräsidentschaftskanzlei anFelix
Und die Präsidentschaftskanzlei antwortete dem Volksschüler

Schutz und Mitsprache

Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr … nahm die Medien-Aussendung des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen mit Fotos vom Besuch des Bundespräsidenten in dieser Schule und der Übergabe der Plakate zum Anlass und wollte mit dem Initiator der Aktion sprechen – was nun in den Ferien gelungen ist. Felix Mayr schilderte im Telefonat, dass er die Kinderrechte schon „a bissl länger kenne. Besonders wichtig“ finde er, „dass Kinder keine gefährlichen Arbeiten machen dürfen, im Krieg und auf der Flucht besonders geschützt werden müssen, sich Eltern um Kinder sorgen müssen und wir Kinder mitreden und mitbestimmen dürfen“.

Das gelte auch bei ihnen in der Schule, wo sie übers Ausmalen, Ausflüge und darüber bestimmen dürfen, welche Referate sie halten. Er selbst habe eines über Dinosaurier und ein anderes – gemeinsam mit zwei Freunden – über Rom gehalten. Letzteres inspiriert von den Asterix- und Obelix-Comics.

Ziemlich aufgeregt

Zurück zum Brief: „Den hab ich in einem Zug durch geschrieben“, vertraut der Absolvent der 3. Volksschulklasse dem Journalisten an. „Dann hab ich ihn der Oma gezeigt, die hat Fehler gefunden, dann aber gesagt, das ist wurscht.“ Am Zeugnistag für den der Bundespräsident seinen Besuch angekündigt hatte, „war ich schon ziemlich nervös und noch mehr als er neben mir gestanden ist, er ist ja doch so eine hohe Persönlichkeit“.

Der junge Briefschreiber nennt im Telefon-Interview an Vorlieben „in der Schule turn ich gern, basteln mag ich auch und Deutsch. Ich lese noch lieber als ich schreibe. Jetzt les ich gerade ein Buch mit 217 Seiten – „Gregs Tagebuch – So ein Mist, ich hab auch schon zwei andere von Gregs Tagebüchern gelesen. Außerhalb der Schule spiele ich gern Tennis – immer am Mittwoch auf der Hungerburg, spiele gern draußen mit einem Freund und in den Schulpausen Räuber und Gendarm.“ Außerdem mag er – wie die Fotos, die er über seine Freizeit Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr via Oma übermitteln lässt – Bergwandern und Geschichten schreiben.

Felix beim Geschichten-Schreiben
Felix schreibt auch gern Geschichten …

Für alle Schulen!

Ein paar Minuten nach dem Interview ruft Felix Mayr den Journalisten an: „Ich wollte noch sagen, dass die Kinderrechte in allen Schulen in jedem Klassenzimmer aufgehängt werden sollen!“

Die Unicef-Medien-Aussendung zitiert übrigens Bundespräsident Alexander Van der Bellen: „Es hat mich beeindruckt, dass Felix mir mit seinem Anliegen geschrieben hat. Kinder und Jugendliche wissen oft sehr genau, was sie wollen. Und Kinderrechte sind etwas wirklich Wichtiges und es ist gut, wenn nicht nur Erwachsene sie kennen. Sie wurden 1989 von der UNO beschlossen und gelten mittlerweile in allen Staaten der Welt. Das bedeutet aber leider nicht, dass es allen Kindern auf der Welt gut geht. Der Besuch bei Felix und seinen Klassenkameraden hat mir wieder gezeigt: Es zahlt sich jedenfalls aus, den Kindern und Jugendlichen Gehör zu schenken und ihre Meinung ernst zu nehmen, wenn sie uns sagen, was wir besser machen können. Für sie müssen wir das Gute bewahren.“

Felix bei einer Rast beim Bergwandern
Der 9-Jährige wandert gern – und wählte auch dieses Foto zur Veröffentlichung in diesem Beitrag aus – er beweist nicht nur hier Weitblick 😉

Den Kontakt zu Felix Mayr stellte die Volksschuldirektorin Dagmar Klingler-Newesely her, die natürlich keine Daten weitergab, sondern seine Familie informierte, die sich Anfang dieser Woche bei Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr rührte und so das Interview ermöglichte. Sie sei stolz auf die Initiative ihres Schülers, Kinderrechte seien gelebter Alltag in der Schule, „einmal wöchentlich finden Treffen der Klassenräte in jeder Klasse statt“, so die Leiterin der Volksschule mit 150 Kindern.

Follow@kiJuKUheinz

* Es gibt mehrere Kindertage – den 1. Juni, den 20. September, der im Bundesland Thüringen sogar mittlerweile gesetzlicher Feiertag ist, sowie den 20. November, den Jahrestag des UNO-Beschlusses über die Kinderrechtskonvention 1989.