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Catharina Kleber und Neel Madhav Sharma im Ashram
Catharina Kleber und Neel Madhav Sharma im Ashram
26.03.2023

„Ich habe sehr viel sehr gut gegessen“

Interview mit der Erfinderin, Co-Regisseurin und Präsentatorin der fünf Folgen über Essen und Religion.

KiJuKU: Wie bist du auf die Idee zu dieser Serie gekommen?
Catharina Kleber: Vor vielen Jahren hab ich eine Ausgabe des Magazins fool.se (seit 2011) des schwedischen Paares Lotta Jorgensen und Per-Anders Jörgensen gelesen, das sich immer einem Thema rund um Essen und Ernährung widmet. Eine Ausgabe hat sich mit Religion beschäftigt. Aber meine, unsere Serie ist ganz anders. Das erste Konzept von mir war aus 2018, begonnen haben wir dann gegen Ende 2019.

KiJuKU: Da kam doch ein paar Monate später Corona und die weltweiten Lockdowns?
Catharina Kleber: Das hat einiges durcheinandergebracht. Wir mussten Reisebeschränkungen und Quarantäne-Vorschriften stets im Auge haben, um Drehs zu verschieben. März 2020 wollten wir in Spanien beginnen, Mai 2020 war geplant, in Iran zu drehen, weil wir den Ramadan drinnen haben wollten. Das mussten wir verschieben, haben aber dann dennoch darauf geachtet, dass wir religiöse Feiertage drinnen haben.

KiJuKU: Die einzelnen Folgen sind zwar knapp, aber so dicht und vielfältig, das hat sicher einiges an Vorarbeiten, Vorbereitungen gebraucht, warst du oder das Team jeweils zwei Mal vor Ort, einmal fürs Organisieren und einmal für die Drehs?
Catharina Kleber: Wir haben das meiste aus der Ferne vorbereitet, hatten aber auch lokale Unterstützung zum Beispiel in Spanien, Japan und Indien. Im Iran hat die Produzentin und Co-Regisseurin Niloufar Taghizadeh über ihre Connection die Vorarbeit geleistet; in New York war ich schon eine Woche vorher da, um Leute zu treffen und Locations ausfindig zu machen, in Deutschland hab ich’s auch selber vorbereitet.

Caharina Kleber und Paqual Fuentes machen Bagels
Caharina Kleber und Paqual Fuentes machen Bagels

KiJuKU: A propos New York, warum habt ihr über das Judentum dort und nicht in Israel gedreht so wie Islam im Iran?
Catharina Kleber: Das war eine extrem schwierige Entscheidung, eine auch sehr persönliche, die Idee, in New York über das jüdische Leben eine Sendung zu machen, trage ich schon seit Jahren mit mir herum. Für mich ist New York einfach jüdisch, das hab ich gespürt, als ich das erste Mal in dieser Stadt war. Und das war ich viel öfter, in Israel war ich erst mit 18 Jahren das erste Mal. New York ist für mich auch ein bisschen wie Heimat, ich bin die ersten 16 Jahre meines Lebens in Washington D.C. aufgewachsen. Und New York ist nicht nur ein genereller Melting Pot, wo praktisch alle Kulturen zusammenkommen, sondern hat auch in Bezug auf jüdisches Leben eine große Vielfalt – von streng-orthodox Gläubigen bis zu solchen, die koschere Regeln oder die strenge Trennung von Milch- und Fleischprodukten nicht so genau nehmen.

So erleben wir die Drehbuchautorin, Co-Regisseurin und persönlich durch die Folgen führende Kleber in der Backstube von Peter Shelsky, „der die Multikulturalität der Stadt in seine jüdische Küche einfließen lässt. Seine Bagels, die ursprünglich von osteuropäischen Einwanderern mitgebracht wurden, gelten als Klassiker in New York. Heute haben die Einflüsse verschiedener Kulturen im Schmelztiegel New York die kulinarischen Grenzen verschwimmen lassen.“

Catharina Kleber und Mönch Kensuke Sazaki vor dem Tempelmauern
Catharina Kleber und Mönch Kensuke Sazaki vor dem Tempelmauern

KiJuKU: Was waren die überraschendsten und was die herausfordernsten Begegenungen mit Menschen, Speisen und Religionen?
Catharina Kleber: Das Herausfordernste war sicher Funa Sushi in Japan, ein fermentierter Fisch. Du kannst ihn lieben oder hassen, da scheiden sich die Geister. Ich fand ihn – naja, die Schwierigkeit ist, wie sagst du das vor den Leuten und in die Kamera halbwegs diplomatisch. Ich fand ja, er schmeckt nach saurem Käse. Und dieser Dreh war noch dazu an meinem Geburtstag.

KiJuKU: Das war das einzig herausfordernde Essen?
Catharina Kleber: Ja, ansonsten habe ich sehr viele sehr gute Dinge gegessen.

KiJuKU: Und das Überraschendste?
Catharina Kleber: Es hat mich Vieles überrascht, aber das Erstaunlichste war für mich, wie gut und viel die Menschen im Iran über ihre Geschichte und Kultur Bescheid wissen – bis zum kleinen Marktstandler. Das hab ich so in den anderen Ländern nicht erlebt. In Japan hat ja sogar ein Mönch nach seiner Hingabe zu Buddha befragt nur gemeint: Ich bete halt.

KiJuKU: Du hast erwähnt, dass du bis 16 in Washington aufgewachsen bist…
Catharina Kleber: Ja, dann wurde mein Vater nach Europa versetzt, ein Jahr war ich dann in London und danach in Deutschland.

KiJuKU: Du bist bilingual aufgewachsen?
Catharina Kleber: Ich hab in den USA eine deutsche Schule besucht, aber unsere Freizeitsprache war Germish, Deutsch mit englischen Grammatikrgeln. Deutsch war eher nur die Pflichtsprache in der Schule, aber so gut, dass ich in Deutschland dann leicht das Abi gemacht habe. Zum Studium bin ich mit meiner besten Freundin, deren Mutter aus Linz war, nach Österreich gekommen: Theater-, Film- und Medienwissenschaften und Kompartistik – vergleichende Literaturwissenschaft;, ach ja und ich hab acht verschiedene Nebenfächer angefangen.

KiJuKU: Wie kam’s dann zum Fernseh-machen?
Catharina Kleber: Das war nie mein Plan, kam aber durch eine zufällige Begegnung. Hannes Rossacher suchte Assistenz für die Aufzeichnung von Theaterstücken. Ich habe ja Theaterwissenschaften studiert, selbe auch gespielt und ja so hat’s begonnen und dann kamen nach den Stück-Aufzeichnungen noch solche von Konzerten und Dokus und …

KiJuKU: Was sind die nächsten Projekte?
Catharina Kleber: Ich fahr nach Basel für eine Theatergeschichte und am meisten interessieren mich Porträts über interessante Menschen.

Follow@kiJuKUheinz