Bilderbuchklassiker, der Tod schon für Allerjüngste thematisiert und in vielen Theater gespielt wurde, in einer kleinen, und doch berührenden Produktion im Wiener Niedermair.
Verspielt, immer wieder recht witzig aber auch mit leisen, berührenden Momenten spielen Aline-Sarah Kunisch und Florian Stohr die Theaterversion des mittlerweile Kinderbuchklassikers „Ente, Tod und Tulpe“ (Bilderbuch: Wolf Erlbruch 2007; Theaterfassung: Nora Dirisamer, die es auch erstmals 2017 am Linzer u/hof:Theater inszenierte) hin und wieder aktuell (Regie: Alexander Mitterer) im Kabarett Niedermair (Wien) – das nächste Mal im Jänner 2023 (siehe Info-Block).
Der Titel legt nahe, es geht um eine Ente, den Tod und eben auch eine Tulpe. Im Niedermair ist zunächst die Bühne aber menschenleer. Nur ein durchsichtiges, aufblasbares Planschbecken, ein Bäumchen, Gräser und Blumen sowie ein Schild mit einer aufgemalten Sonne und dem Wort „Tag“ stehen dort herum.
Bis sich im Publikum eine Frau und ein Mann lautstark zu unterhalten beginnen, wann das Stück denn endlich anfange. Und wieso keine Schauspieler:innen auf der Bühne sind, wo doch die Beginnzeit – und dass sie dann jetzt mal selber die Bühne erobern würden…
Ein Gag, der ein wenig zu lang und zu plump gespielt wird, weil schon nach den ersten Worten klar ist, das sind die beiden Schauspieler:innen. Dass die beiden obendrein noch die Kinder für eher blöd halten, die Uhr nicht lesen zu können usw. – auf diesen Einstieg könnte gut und gern verzichtet werden.
Aber mit den nachfolgenden knapp mehr als 50 Minuten machen sie den holprigen Start wieder mehr als wett. Die erste erschreckte Begegnung von Ente nah ihrem morgendlich-fröhlichen Aufwachen und sich frisch für den Tag machen und dem Tod wird bald zu der aus Bilderbuch und Stückfassung angelegten schrittweisen Annäherung, ja so etwas wie Freundschaft wird. Gemeinsame lustige Erlebnisse ebenso wie miteinander Weinen, auch wenn der Tod behauptet, ein „Nicht-Weiner“ zu sein spielen die beiden einfühlsam. Und schwindeln sich auch nicht über den Tod der Ente am Ende hinweg – auch wenn der sogar den Tod traurig macht. Aber schon beim ersten Aufeinandertreffen hat er der Ente gestanden: „Ich bin schon in deiner Nähe, so lange du lebst – nur für den Fall.“
„Für den Fall?“, fragte die Ente.
„Na, falls dir etwas zustößt. Ein schlimmer Schnupfen, ein Unfall, man weiß nie.“
„Und dafür sorgst du jetzt?“
„Für den Unfall sorgt schon das Leben, wie auch für den Schnupfen und all die anderen Dinge, die euch Enten so zustoßen…“
nach dem Bilderbuch von Wolf Erlbruch, Stück von Nora Dirisamer
Ab 5 Jahren; ca. eine Stunde
Regie: Alexander Mitterer
Schauspiel
Ente: Aline-Sarah Kunisch
Tod: Florian Stohr
26. Jänner 2023
Niedermair: 1080, Lenaugasse 1a
01 408 44 92
niedermair -> Ente, Tod und Tulpe
Text und Illustration: Wolf Erlbruch
32 Seiten
Ab 4 Jahren
Verlang Antje Kunstmann
19 €
Zu einer ausführlichen Lese- und Schauprobe geht es hier