„De Stilte“ aus den Niederlanden ließen die Kinder in „Wacht ’s even“ („Wait a Minute“, Moment mal) beim BimBam-Festival für Klein(st)Kinder gar nicht warten 😉 Jetzt auch mit zwei Fotos jener Tänzerinnen, die beim BimBam-Festival auftreten.
Nach Grau am letzten Februartag, dominierte Weiß am 1. März – im Salzburger Toihaus Theater, dem Zentrum des BimBam-Festivals für junges und jüngstes Publikum. (Link zur Besprechung von „Hvad er det?“ /Was ist das? aus Dänemark siehe Link am Ende dieses Beitrages.)
Weiß, (fast) nichts als Weiß: Boden, darauf liegende faltbare Teile und eine große Tür im Hintergrund. Auch ein Großteil der Sitzflächen – weiße, weiche Schaffelle. Nur Catarina Paiva tanzte aus diesem Rahmen – in einem bunten, vielfarbigen Jump-Suit, einem großen „Strampler“. Groß auch ihre Augen. Sie nimmt die auf dem Boden liegenden Teile in Augenschein – auch mit ihren Händen. Faltet ein großes Ding fast auseinander, die aufgemalten Tasten eines Klaviers werden sichtbar. Doch nein. Sie stellt es nicht auf – die Musik (Jeroen van Vliet) kommt ohnehin aus den Lautsprechern, abgespielt über einen Laptop. Der Faltflügel wird wieder zugeklappt.
Die meiste Zeit versucht die Tänzerin den Boden nicht direkt zu berühren, sondern nur auf die herumliegenden Teile (Bühnenbild: Bert Vogels) zu steigen. Das erinnert an Pippi Langstrumpf, die Tommy und Annika in der Villa Kunterbunt zu diesem Bewegungsspiel einlud, nur auf Kästen, Tische, Betten oder was auch immer zu steigen oder zu springen und sich durch den Raum zu bewegen, ohne den Boden zu berühren.
Paiva streckt sich dazu immer wieder, um mit den Händen so ein Teil zu greifen, näher zu schieben, um darauf ihre Füße abzustellen. Aber immer nur kurzfristig. Denn weiter geht’s, springt’s, tanzt’s. Immer wieder klappt sie dazwischen das eine oder andere dieser Teile auseinander. Das eine könnte ein Zimmer sein, das andere ein ganzes Häuschen, die kreisrunde Scheibe vielleicht eine Tischplatte. Dann wieder scheint es eine Sonne sein zu wollen. Oder was auch immer. „Wacht ’s even“ („Wait a Minute“, Moment mal) ist ein rund halbstündiges Tanztheaterstück für das allerjüngste Publikum – erschaffen von der niederländischen Gruppe „De Stilte“ (Die Stille) aus Breda, choreografiert von Femke Somerwil und Gertien Bergstra. Funktioniert alles auch ganz wunderbar ganz ohne Worte. Klassische Musik begleitet die Tänzerin.
Die beschriebene Tänzerin bekommt ungefähr in Halbzeit eine Kollegin- zunächst versteckt unter einem großen weißen Fell (Kostüme: Czakon). Ist’s ein Schaf? Oder ein großer Hund? Oder ein Fatansiewesen? Jedenfalls wird Eduarda Santos zu einer Spielgefährtin. Einer, die sich anfangs nur ganz selten zeigt – und da mit ähnlich großen Augen wie die Kollegin vor allem mit den nahe sitzenden Kindern Blickkontakt aufnimmt. Und ihre Bühnenkollegin immer wieder neckt. Kaum meint die Tänzerin im bunten Overall das tierische Wesen zu fassen zu kriegen, ist die auch schon wieder weg, hinter ihr oder am anderen Ende des Raums. Und wieder nimmt die Kollegin ein Teil nach dem anderen, um einen Weg zur „Vierbeinerin“ zu bauen.
Natürlich erreichen die beiden einander, das Fellkostüm mit seiner wiesengrünen Innenseite fällt und die beiden tanzen nun miteinander, bauen die Teile auf, zu einer Inneneinrichtung einer Wohnung – oder was auch immer, bauen wieder ab und um. Obwohl die beiden nur rund ein halbes Dutzend Teile zur Verfügung haben, könnten (Erwachsene) vielleicht deren Spiel noch viel länger zuschauen.
Viele Erwachsene sagen „gleich“, „sofort“, „in ein paar Sekunden/Minuten“, um dann Kinder „ewig“ auf das Versprochene warten zu lassen. Ein wenig ließe dieser Stücktitel solches befürchten. Ist aber mitnichten so. Kein Vertrösten. Ständig spielt sich was auf der Bühne ab – wenngleich nicht rasant und actionmäßig, sondern mit sehr viele Ruhe und Geduld – aber immer wieder so, dass die so jungen Besucher:innen praktisch ständig dranbleiben.
Nach knapp mehr als einer halben Stunde verschwinden die Tänzerinnen abwechselnd kurz hinter der oben genannten großen Türe und kommen mit großen – weißen – Taschen zurück aus denen sie große und kleinere Steck-Teile an den Rand der Bühne legen, um – ganz ohne Worte – die Kinder rundherum einzuladen, mit ihnen oder noch viel lieber miteinander diverse Gebilde zu bauen.
Boten die beiden Tänzer:innen aus Dänemark den jüngsten Theaterbesucher:innen – und natürlich ihren schon älteren Begleitpersonen 😉 – am letzten Februartag beim BimBam-Festival (nicht nur) in Salzburg eine graue Teppichlandschaft – Link zur Besprechung von „Hvad er det?“ (Was ist das?)
Follow@kiJuKUheinz
Compliance-Hinweis: Das Toihaus Theater übernahm die Fahrtkosten von Wien nach Salzburg und zurück sowie den eineinhalb-tägigen Aufenthalt.
Fortsetzung folgt
Wait a Minute
Moment mal
De Stilte / Niederlande (NL)
Tanzstück
6 Monate – 5 Jahre
Choreografie: Gertien Bergstra, Femke Somerwil
Tanz: Catarina Paiva, Eduarda Santos
Musik: Jeroen van Vliet
Bühnenbild: Bert Vogels
Kostüm: Czakon
Lichtdesign: Twan Mensen, Rob Touwslager
Diese Produktion ist Teil des Netzwerks „Mapping – a Map on the aesthetics of performing arts for early years”, kofinanziert durch das Programm „Kreatives Europa der Europäischen Union“
2. März, 10 Uhr
Toihaus Theater: 5020, Franz-Joseph-Straße 4
3. März, 10 Uhr
4. März, 14.30 Uhr
k1 Kultur- und Veranstaltungszentrum Traunreut
8330, Munastraße 1
9. internationales Theaterfestival für Klein(st)kinder
13 Stücke in Stadt und Land Salzburg, Oberösterreich, Oberbayern
Bis 19. März 2023
Toihaus -> BimBam 2023