Großer Rummel in der „Leseschule“ in Wien-Simmering am achten österreichischen Vorlesetag.
„Wie viele kommen denn da noch?“, tönt es aus einigen Mündern, der in einem großen Kreis sitzenden Volksschulkinder in einem Klassenzimmer in der Simmeringer Brehmgasse. Großer Auftrieb am 8. Vorlesetag (dieses Mal war’s in Österreich der 28. März, in Deutschland fand der bundesweite Vorlesetag im November statt). Aus den Dutzenden Schulen, die sich dafür angemeldet haben, hatten sich der neue Bildungsminister, die ebenfalls neue Wiener Vizebürgermeisterin und Stadträtin u.a. für Bildung sowie die auch noch nicht lange in ihrem Amt befindliche Wiener Bildungsdirektorin diese Schule ausgesucht, um Kindern aus einem gedruckten Buch vorzulesen. Dementsprechend stellten sich auch Medien ein, nicht zuletzt Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr…
So, der Auftrieb füllte den Rest des Raumes hinter und rund um einige der Kinder der 2a und 2b. Die genannten Personen sprachen auch über die Wichtigkeit von Lesen im Allgemeinen und von Vorlesen im Besonderen. Das aber wussten die Kinder längst, wurde diese Schule doch ausgesucht, weil sie sich seit vielen Jahren „Leseschule“ nennt.
Und so ging’s rein in das Bilderbuch „Rosi in der Geisterbahn“ von Philip Waechter (2008, Beltz Verlag). Rosi ist eine Häsin, die in der Nacht von einem Monster geträumt hatte, zitternd und klatschnass davon munter wurde. Und weil sie öfter ähnlich träumte, begann sie sich zu überlegen, wie sie gegen Monster vorgehen könnte. Den Schluss des Bilderbuches nach Christoph (Wiederkehr, Minister), Bettina (Emmerling, Vizebürgermeisterin) und Elisabeth (Fuchs, Bildungsdirektorin) las Stefan (ein Schüler).
Übrigens: Heinz Janisch und Helga Bansch, zwei vielfach ausgezeichnete österreichische Kinderbuch-Autor:innen, sie häufiger noch -illustratorin, haben Hasen, die oft mit Angst in Zusammenhang gebracht werden das Bilderbuch „Angsthase“ gewidmet. Hasen und Häsinnen aus allen Ecken und Enden kommen zusammen und veröffentlichen eine internationale Erklärung: „Der ganzen Welt muss ein für alle Mal gezeigt werden, wie unerschrocken, mutig, schnell, klug, geschickt wir Hasen sind.“ Am Ende ihrer Weltversammlung beschließen sie, „dass ab sofort alle Kinder, die so hasenschnell und erfindungsreich wie wir sind, den Ehrentitel „Muthase“ bekommen“.
Angst hatte übrigens keines der Kinder bei der Geisterbahn-Geschichte, auch die Spannung war schon davor weg. „Wir haben die Geschichte schon vorher gelesen und gekannt“, verrieten einige der Kinder nach dem großen Rummel dem KiJuKU-Reporter. Von dem sie sich die Kamera ausborgten und selber viele Fotos machten – die hier weiter unten veröffentlicht werden.
Stefan vertraut dem Journalisten noch an: „ich wurde ausgewählt“. Offenbar, weil den Lehrpersonen klar war, dass er das gut auf die Reihe kriegt. „Ich lese gerne spannende Bücher, am liebsten, wenn es um Fußball geht“, beantwortete er die entsprechende KiJuKU-Frage. Im letzten das er gelesen hat, dreht sich vieles um einen Lukas, der in der Verteidigung seines Teams spielt. „Wir dürfen uns aus der Lese-Ecke immer Bücher für zu Hause mitnehmen und bringen das Buch zurück, wenn wir fertig sind.“
Leseschule sei die Brehmgassen-Volksschule schon vor ihrer Zeit als Direktorin gewesen, so Elisabeth Dirr im Gespräch mi Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… „Bei uns wird in jedem Fach immer auch Wert auf Lesen gelegt. Außerdem haben wir acht Lesepatinnen und -paten. Auch die Erstsprachen-Lehrer:innen für Türkisch und BKS sowie ein engagierte Mutter mit Arabisch kommen zum Vorlesen.“
Schon bisher arbeitet diese Volksschule, so die Direktorin, mit einem Kindergarten zusammen, eine Kooperation mit einem Senior:innenheim ist in Vorbereitung.
Zwei bis vier Stunden pro Woche verbringen die Lesepat:innen in den Klassen, um aus gedruckten Kinderbüchern vorzulesen. Stellvertretend für diese nahm Ursula Handl an dem medialen Rummel am Freitag um die Mittagszeit in der Brehmgasse teil. Von Beruf einst Sekretärin, „wollte ich in der Pension einfach etwas Sinnvolles tun. Und diese zwei Stunden, die ich hier in der 2a und 2b einmal in der Woche von 9 bis 11 Uhr bin, machen mir sehr viel Freude, wenn ich spüre, wie die Kinder Freude daran haben, dass ich ihnen vorlese.“
Ein weiterer Baustein der Leseförderung ist das bundesweite Lesegütesiegel, das ab diesem Schuljahr an engagierte Volksschulen verliehen wird, die Lesekompetenz gezielt fördern und Lesekultur im Schulalltag verankern. Die Leseschule im 11. Bezirk strebt klarerweise so eines an. Ergänzend dazu läuft die Pilotphase des Leo-Lesetests an 20 Wiener Schulen. Ziel ist es, die Lesefähigkeiten der Schüler:innen frühzeitig zu erfassen und gezielt zu stärken – die Evaluation folgt im Mai 2025.
Eine Studie der Ohio State University besagt, dass Kinder, denen regelmäßig vorgelesen wird, bis zu 1,4 Millionen Wörter mehr hören, bevor sie in die Schule kommen. Das stärkt nicht nur die Sprachentwicklung, sondern auch die Lernfreude. Gerade in Wien, wo fast die Hälfte der Erstklässler eine andere Erstsprache als Deutsch spricht, ist Sprachförderung essenziell – wäre sie allerdings auch in allen anderen Sprachen!
Lesepat:innen besuchen einmal pro Woche für zwei Stunden auch Kindergärten. Ziel ist es, Kinder bereits im Kindergartenalter spielerisch an Bücher und Sprache heranzuführen. Das Projekt wird seitens der Stadt Wien-Kindergärten in Zusammenarbeit mit dem Wiener Roten Kreuz umgesetzt.
Zurück zum Vorlesetag: Mehr oder weniger prominente Persönlichkeiten lasen im Vorfeld eine halbe oder eine ganze Stunde aus Klassikern und / oder neuen Kinderbüchern vor. Als „Lesemarathon“ sind diese auf der Website des Vorlesetags auch danach noch anzuhören und als Videos anzuschauen – Link weiter unten.
Text und Illustration: Philip Waechter
Rosi in der Geisterbahn
32 Seiten
Ab 3 Jahren
Verlag Beltz
6,70 €
Zu einer kleinen Schau- und Leseprobe geht es hier
Bilderbuchkarten – 12 Karten für das Bilderbuch„theater“ Kamishibai
Michael Fink
ebenfalls Beltz-Verlag
17,50 €
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