Unicef-Bericht: Selbst in wohlhabenderen Ländern (EU bzw. OECD) litten und leiden Kinder und Jugendlichen an den Folgen der Pandemie-Maßnahmen.
Kinder, selbst in den wohlhabenderen Ländern der Erde, litten und leiden an den Folgen der Covid19-Pandemie. Dies ergab eine Analyse einer Abteilung des Kiknderhilfswerks der Vereinten Nationen, Unicef: Deutliche Rückschritte in ihrer schulischen Leistung, ihrem psychischen Wohlbefinden und ihrer körperlichen Gesundheit, veröffentlichte Unicef Innocenti – Global Office of Research and Foresight am Dienstag (13. Mai 2025).
„Report Card 19: Child Wellbeing in an Unpredictable World“ (Report Card 19: Wohlergehen von Kindern in einer unberechenbaren Welt) verglich Daten aus den Jahren 2018 und 2022 und zeigt durch diese auf, wie sich die Pandemie und die globalen Lockdowns auf Kinder in 43 OECD- und EU -Staaten ausgewirkt haben. Seit der letzten vergleichbaren Report Card vor fünf Jahren haben die Niederlande und Dänemark ihre Spitzenplätze als beste Länder für Kinder – gemessen an psychischem Wohlbefinden, körperlicher Gesundheit und Kompetenzen – behauptet. Auf Platz drei folgt Frankreich.
Schulschließungen zwischen drei und zwölf Monaten zwangen viele Kinder zum Fernunterricht, was zu Lernverlusten führte. Der Bericht schätzt, dass Kinder im Durchschnitt sieben Monate bis ein Jahr hinter dem Lernstand zurückliegen, den sie eigentlich erreicht haben sollten. Besonders stark betroffen sind Kinder aus benachteiligten Familien. Der Bericht warnt, dass viele Länder erhebliche Rückgänge bei den schulischen Kompetenzen von Kindern verzeichneten – insbesondere bei grundlegenden Fähigkeiten wie Lesen und Mathematik.
„Bereits vor der Pandemie hatten Kinder in vielen Bereichen Schwierigkeiten und keinen ausreichenden Zugang zu Unterstützungsangeboten – selbst in wohlhabenden Ländern“, sagte Bo Viktor Nylund, Direktor von Unicef Innocenti. „Angesichts zunehmender wirtschaftlicher Unsicherheit müssen Länder die Bildung, Gesundheit und das Wohlergehen von Kindern priorisieren – zum Schutz ihrer Zukunftschancen und Lebenszufriedenheit, aber auch zur Sicherung der wirtschaftlichen Stabilität unserer Gesellschaften.“
In den 43 untersuchten Ländern wurden rund acht Millionen 15-Jährige – etwa die Hälfte dieser Altersgruppe – als funktional nicht lese- und rechenschwach eingestuft, das heißt, sie konnten keinen einfachen Text verstehen. Das ist ein Anstieg um vier Prozent seit 2018. Dies wirft Fragen zu ihren langfristigen Perspektiven auf. Die höchsten Anteile fanden sich in Bulgarien, Kolumbien, Costa Rica, Zypern und Mexiko, wo mehr als zwei Drittel der 15-Jährigen in diese Kategorie fielen.
Der Bericht äußert zudem Bedenken hinsichtlich der psychischen Gesundheit. Die Lebenszufriedenheit von Kindern hat sich in diesem Zeitraum deutlich verschlechtert – in 14 von 32 Ländern mit verfügbaren Daten nahm sie erheblich ab. Japan war das einzige Land mit einer deutlichen Verbesserung in diesem Bereich.
In Bezug auf die körperliche Gesundheit zeigt der Bericht, dass der Anteil übergewichtiger Kinder in 14 der 43 Länder mit verfügbaren Daten erheblich zugenommen hat – ein Trend, der sich bereits seit Langem abzeichnet.
Österreich belegt Platz 12 von 39 untersuchten Ländern in Bezug auf das Wohlergehen von Kindern. Relativ gut schneidet das Land bei den Kompetenzen der Kinder ab (Platz 7), während im Bereich der mentalen (Platz 16) und körperlichen Gesundheit (Platz 20) Aufholbedarf besteht.
Die Lebenszufriedenheit von Jugendlichen ist seit 2018 deutlich gesunken – nur noch 71% geben an, mit ihrem Leben zufrieden zu sein. Gleichzeitig berichten mehr als 21% der 15-Jährigen über häufiges Mobbing in der Schule. Ein weiteres Alarmsignal: Nur 71% der Jugendlichen sagen, dass ihre Eltern regelmäßig mit ihnen sprechen – ein vergleichsweise niedriger Wert im internationalen Vergleich. Positiv ist der Rückgang der jugendlichen Suizidrate auf 5,03 pro 100.000 (von 6,12), doch auch hier konnten andere Länder deutlich bessere Erfolge erzielen.
Im Bereich der körperlichen Gesundheit bleibt die hohe Übergewichtsrate von 28,5% bei Kindern ein ungelöstes Problem. Zwar ist die Kindersterblichkeit leicht gesunken (0,76 pro 1.000) und damit im Vergleich zu vielen anderen Ländern gering (der Medianwert der Report Card liegt bei 0,79), doch auch hier besteht weiteres Verbesserungspotenzial.
Besonders kritisch ist die wachsende Chancenungleichheit im Bildungssystem: Der Leistungsabstand zwischen sozioökonomisch benachteiligten und privilegierten Kindern in Mathematik hat sich seit 2018 um 13 Punkte vergrößert. Zudem fühlen sich nur 68,5% der Kinder sicher genug, um zu beurteilen, ob eine Website vertrauenswürdig ist – ein Hinweis auf mangelnde digitale Kompetenzen. Immerhin: 80,2 % der Jugendlichen sagen, sie knüpfen leicht Freundschaften – ein positiver sozialer Faktor.
„Der Report zeigt deutlichen Handlungsbedarf in Österreich – es braucht etwa dringend die Stärkung digitaler Skills, die Erhöhung der Chancengerechtigkeit im Bildungssystem und Maßnahmen zur Stärkung der mentalen Gesundheit sowie gegen Mobbing. Positive diesbezügliche Ansätze im Regierungsprogramm gilt es nun umzusetzen und dabei Kinder und Jugendliche einzubeziehen. Es geht um nichts Geringeres als Gesundheit, Wohlbefinden und grundlegende Kompetenzen unserer Jugend“, so Christoph Jünger, Geschäftsführer von Unicef Österreich.
Insgesamt zeigt der Bericht, dass selbst Länder mit hohem Einkommen zunehmend Schwierigkeiten haben, Kindern die Bedingungen für eine gute Kindheit und eine positive Zukunft zu bieten. Mit Blick auf die Auswirkungen der Pandemie auf Kinder warnt der Bericht, dass hart erkämpfte Fortschritte beim Kindeswohl in wohlhabenden Ländern immer anfälliger für globale Ereignisse und Krisen – wie etwa den Klimawandel – werden.
Der Bericht fordert Regierungen und Akteure zum Handeln in mehreren Politikbereichen auf, um dem Rückgang des Kindeswohls entgegenzuwirken, unter anderem durch:
„Nach der Pandemie setzen die vorliegenden Daten einen beunruhigenden Maßstab für das Kindeswohl – insbesondere bei benachteiligten Kindern“, sagte Bo Viktor Nylund. „Das Ausmaß der Herausforderungen, denen Kinder gegenüberstehen, erfordert einen zusammenhängenden, ganzheitlichen und kindzentrierten Ansatz, der ihre Bedürfnisse in jeder Lebensphase berücksichtigt.“
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